Heute mal eine kleine Erläuterung zu mir und meiner Arbeit.
Genaueres über:
Den Freiwilligendienst
Hallo,
ich bin ein Freiwilliger des >>kulturweit<<-Freiwilligenprogrammes vom
Auswärtigen Amt. Die Aufgabe dieses Programmes ist die Unterstützung der Deutschen Kulturinstitutionen im Ausland durch junge Freiwillige aus Deutschland. Es soll den Austausch zwischen den Kulturen und das Lernen der deutschen Sprache im Ausland verbessern. Die Freiwilligen sollen ein modernes und positives Deutschlandbild vermitteln.
Nach meinem Abitur leiste ich den >>kulturweit<<-Dienst als Ersatz für meinen Zivildienst. Ich arbeite für das Goetheinstitut in Shanghai und meine Einsatzstelle ist das Taicang Vocational Education Center, eine Berufsschule, die auch zum „Abitur“ führt. Meine Aufgabe ist es, im Deutschunterricht zu helfen und Deutschlernen interessant zu machen.
China
Ich bin nach meinem 10-monatigen Schüleraustausch mit AFS bin ich zum zweiten mal in diesem grossen Land. Das erste Mal verbrachte ich in Tianjin, einer Großstadt in der Nähe Beijings im Norden. Im Vergleich dazu liegt mein jetziger Einsatzort südlich. Nach meinenErfahrungen ist es sehr schwer, ein allumfassendes Chinabild zu haben, weil China sehr groß ist und über eine sehr lange, eng verknüpfte Geschichte verfügt. Dazu hilft es sich vorzustellen, man müsste Großeuropa mit dem nahen Osten und Russland beschreiben, wenn es über die letzten 3000 Jahre lange Jahrhunderte gelegentlich zentral regiert worden wäre. Wie bei dieser Vorstellung ist China für Landesfremde ein unüberschaubares Bündel an Geschichte, Kultur, Politik und nicht zu letzt Menschen in großer Zahl. In einem Satz:Nichts trifft auf ganz China zu, aber das meiste ist irgendwo und irgendwann in China zutreffend.
Taicang
Wer das allwissende Internet benutzt, wie eben jetzt, um mehr über Taicang zu erfahren, der oder die wird folgendes bemerken: Taicang ist eine Stadt im wirtschaftlichen Aufbruch. Zahlreiche Statistiken und Auszeichnungen preisen seine Eignung für Investitionen. Wer sich dafür interessiert findet reichlich:
(Für den Inhalt und die Authentizität folgender Seiten bin ich nichtverantwortlich:)
http://www.jiangsu.net/city/city.php?name=taicang (Germany Industrial Park!)http://en.wikipedia.org/wiki/Taicang (National Longevity City !!)http://www.taicang-roundtable.cn/index.php?option=com_content&view=category&id=29&Itemid=60 (Ortsansässige deutschsprachige Auslandsfirmen)
http://chinatravelguide.com/ctgwiki/Taicang (mit einem sehr berührenden „Informationsvideo“ über das „Goldene Taicang“)
Im Interesse der Leserinnen und Leser werde ich die relevanten Informationen kurz zusammenfassen: Taicang ist eine rasch expandierende Kleinstadt, die von vielen Ortschaften und Doerfern umgeben ist, die keine klaren Grenzen zum Stadtgebiet haben, bzw. dazugehoeren. Dadurch scheint es riesig! Es liegt in der Provinz Jiangsu im nördlichen Einzugsbereich von Shanghai und hat mittlerweile knapp 0.5 Mio. Einwohner. Es liegt in der südlichen Jiangsu-Ebene am Südufer des Yangzi-Fluss. Traditionell eine agrarwirtschaftliche Gegend, profitiert der aufsteigende Wirtschaftsraum Taicang jetzt von seiner günstigen Hafenlage und der Nähe zu Shanghai. Die Hauptressource ist neben der Arbeitskraft das reichlich vorhandene Süßwasser. Das Klima ist mild und feucht und vom ostasiatischen Monsun beeinflusst bei einer Durchschnittstemperatur von 15. Es gibt eine kurze Regenzeit mit hoher Luftfeuchtigkeit im Juni.
Seinen Ursprung hat der „Große Speicher“ (wörtl. übers.) als zentraler Reis- und Getreidelagerplatz zur Zeit der Streitenden Reiche (220-280 v.u.Z.). In der Yuan Dynastie (1271–1368) galt Taicang als der beste Hafen der Welt und war Ausgangsbasis der größten chinesischen Entdeckungsreise unter Zheng He von 1405 bis 1433. Neben seinem Status als vorbildliche, fortschrittliche Industriestadt ist Taicang bekannt für seinen Reichtum moderner Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler.
Was sagt einem das jetzt über das heutige Taicang? Abgesehen von den wirtschaftlichen Informationen recht wenig. Deshalb sehe ich es als meine Aufgabe etwas über das gegenwärtige Taicang zu berichten. Dabei denke ich an die Menschen, die Häuser, die Straßen und die Landschaft Taicangs, die ich vielleicht mit meinem Fahrrad erkunden kann.
Zusatz: Nach einer ersten Fahrradtour in die Ortschaft Pailou kann ich ein paar Aufnahmen aus der Umgebung beisteuern!
http://citizen.fotopic.net/c1917048.html geheimes wort: reishalm
Die Schule – Jiangsu Taicang Vocational Education Center
Das TCVEC ist eine moderne Berufsschule in der Nähe des überschaubaren Zentrumsvon Taicang. Es verfügt über 4 Zweige, die verschiedene Berufsgruppen als Ziel haben, zur Zeit sind mir davon nur einige bekannt. Angeboten wird auf jeden Fall eine Ausbildung zum Maschinenkontrolleur, zur Kleidungsmanufakteurin, zum Buchhalter (zur Buchhalterin), zur Touristikspezialistin. Ihr seht,
dass ich geschlechtsspezifisch formuliert habe, das soll die Verteilung in den Kursen veranschaulichen. Das Gelände verfügt über Laboratorien, Maschinensäle, Unterrichtsgebäude, ein Verwaltungsgebäude, eine Bücherei, ein eigenes Sportzentrum, Sportplätze sowie Wohnheime für Schüler und Lehrer. Die Schüler tragen eine Schuluniform und es gibt die landesweit übliche Flaggenzeremonie am Montag, tägliche Augenmeditation und Morgenübungen. Jeden Tag finden 5-6 Stunden a 45 Minuten Unterricht statt. Dazu kommen Praktika während der Schulzeit, beim Dualen System jeweils ein halbes Semester. Die Praktika finden bei deutschen Firmen, hauptsächlich dem Schulpartner Schaeffler Stadt. „Mit dem Blick auf die Welt, auf die Schüler und auf die lokale Wirtschaft“ (Bannerspruch)
Meine Aufgabe
Mein Ziel, guten Deutschunterricht zu machen, verfolge ich zusammen mit einer anderen Lehrerin. Weil eine andere Lehrerin gegangen ist, müssen wir ihre Klasse für 3 Wochen übernehmen, bis sie ins Praktikum gehen. Das erfordert, dass ich eine Stunde die Woche alleine unterrichte!
Ansonsten unterrichte ich mit Wu Dan 13 Stunden die Woche. Das klingt nach nicht viel, es erfordert aber eine gute Unterrichtsvorbereitung, die unter Umständen sehr lange (und spät) werden kann. Dazu kommt an zwei Morgen in der Woche 20 Minuten „Frühlesen“ zum Wörter- und Aussprachetraining. Ich versuche mich zusätzlich auch noch in chinesischer Sprache, Geschichte und Kultur (klassische Musik) weiterzubilden.
Im Unterricht bin ich angehalten den kreativen konstruktivistischen Ansatz zu verfolgen. Das bedeutet, die Schüler sollen möglichst individuell und selbstständig lernen. Sie sollen verschiedene Medien nutzen und in verschiedenen Sozialformen (Plenum, Gruppe, Partner, Individuum) arbeiten. Sie sollen viel Reden und Regeln selbst erarbeiten. Leider bin ich kein ausgebildeter Lehrer und die Klassensituation ist nicht perfekt dafür geeignet. Es gibt zwischen 40 und 48 Schüler pro Klasse. Ich versuche dennoch mein bestes und finde gute Unterstützung bei Wu Dan. Zusammen können wir die modernen deutschen Lehrmaterialien nutzen. Mit der Zeit werde ich mich eingearbeitet haben und besseren Unterricht machen können.
Meinen Blog
Ich möchte viele interessante Artikel zu verschiedenen Themen und mit Bildern veröffentlichen. Dabei verzichte ich weitestgehend auf Alltagsdarstellungen, weil es davon schon sehr viele auf kulturweit-blog gibt. Ich hoffe ihr habt Spaß beim Lesen! Bei Anmerkungen, Kritik und Wünschen freue ich mich auf eure Kommentare und E-Mails.
Wir sehen uns!
Einen schönen Tag wünscht euch,
Zhuyixuan
Zhuyixuan:
Ich habe interessiert die Beiträge deines Blogs gelesen. Ich studiere Sinologie und werde daher ebenfalls bald Shanghai besuchen. Auf die Jiaozi freu ich mich am meisten :). Ich hab unter anderem aber auch gelesen, dass du Erhu spielst. Falls du bereits wieder in Deutschland bist, könntest du mich in diesem wundervollen Instrument unterrichten?
Grüße, Katrin