Heute ist…

Heute ist….

Heute scheint die Sonne. Der Himmel zeigt ein blasses Blau, die Wärme der Sonne reicht aus, um die gelben Shizi-Früchte saftig werden zu lassen. Gestern abend bin ich sehr müde gewesen und  früh schlafen gegangen. Deshalb habe ich den Wecker schon auf 6:30 Uhr gestellt. Die freie Zeit vor dem Unterricht füllte ich mit etwas Erhu-Übungen. Es klingt schon nicht mehr ganz so fürchterlich. Früh aufstehen ist im Winter nie leicht, aber hier wird es schon um sechs hell, deshalb fällt es leichter als im dunklen Winter daheim. Nach dem Üben gehe ich ins Büro. Das Frühstück aus Haferflocken und grünen Rosinen hält gut vor bis zum Mittagessen um 11:30 Uhr.

Ich habe viel zu tun: Texte wollen korrigiert werden, ich lerne jeden Tag ein Sprichwort auf Chinesisch, schreibe ein chinesisches Tagebuch für meine Lehrerin, schreibe E-Mails nach Hause, lerne Erhu und schaue mir Bücher für mein Studium in Geoökologie an. Jetzt kann ich nichts davon tun. Ich muss den Unterricht vorbereiten. Die Kollegin mit der ich zusammen unterrichte ist heute nicht da. Sie begleitet ihre Klasse zum Militärlager. Dort lernen die Schüler Disziplin, Sportübungen, Marschieren und allgemeines Über die Volksarmee. Danach besprechen sie ihre Erfahrungen mit ihren Klassenlehrern.

Für mich bedeutet das, dass ich heute alleine unterrichten muss. Das ist nicht schwer, denn diese Klasse besteht Übuerwiegend aus fleißigen Schülerinnen. Sie lernen hier Kaufmannische Angestellte zu werden. Ich plane etwas lockeres. Gerade hat die Klasse eine Klausur geschrieben und die Lehrerin, Wu Dan, sagte zu mir, dass sie gut ausgefallen ist. Also suche ich nach Liedern oder Spielen, aber es fällt mir schwer mich für etwas zu entscheiden. Vieles was schön ist, ist schwer. Vieles was einfach ist, ist langweilig. Ich bin froh, als ich meine alte Präsentation über Berlin wiederfinde. Dazu habe ich noch welche über Celle und Heidelberg von meinen >>kulturweit<<-Kollegen aus Deutschland. Bei denen ergänze ich noch das Chinesische und dann muss ich auch schon los.

Die Schülerinnen und Schüler (es gibt zwei Jungen bei 38 Mädchen) machen gewissenhaft ihre Augenübungen. Drei- oder zweimal am Tag erschallt eine beruhigende Musik begleitet von einer weiblichen Ansagerin aus den Lautsprechern. Im Takt sollen die Schülerinnen und Schüler Akupressurpunkte im Gesicht massieren. Das beruhigt, hilft den Augen sich zu entspannen und stimmt ein auf aufmerksames Zuhören im Unterricht. Je älter die Schüler sind, besonders die Jungen, desto weniger gelingt ihnen diese Übung und sie quatschen oder spielen Ball. In dieser Klasse achtet die größte Schülerin auf die Disziplin. Als ich eintrete, setzt sie sich, da ich anscheinend auch diese Aufgabe erfüllen soll.

Es ist nicht ganz so ruhig wie bei Frau Wu. Ich bin nicht sehr streng, kann die Schüler nicht so gut auf Chinesisch maßregeln. Will es auch eigentlich weniger. Nach einer kurzen Ansprache beginnen wir die Monate zu wiederholen. Die Schüler sind sehr aufmerksam und gewissenhaft, selbst als ich mit Mühe versuche einige zusätzliche Informationen und Wörter zu erklären, z.B. „Ich bin geboren im…“. Nach einer Viertelstunde möchte ich mit den Präsentationen beginnen und arrangiere etwas ungelenk die Verbindung zwischen dem Klassenbeamer und meinem Laptop. Doch schliesslich klappt es und ich erläutere, warum der Berliner nur in Berlin Pfannkuchen heißt.

Dreimal muss ich im Unterricht auflegen, weil die Fachschaftsleiterin Informatik mich anruft. Nach Stundenende nehme ich ab und werde zum Mittagessen bestellt. Es ist ratsam dem Folge zu leisten, auch wenn man andere Pläne hat. Immerhin wird meine Kollegin Qilin, mit der ich gewöhnlich essen gehe, mit eingeladen. In dem größten Restaurant der Straße speisen wir Erlesenes zusammen mit einem alten Lehrerausbilder, Herr Shi. Er drängt jüngere Kollegen zum trinken, ich komme mit einer Flasche „Harbin Beer“ davon. Zusammen mit Kokusnusssaft kann man es auch trinken. Der Umfang der Mahlzeit überragt jedermanns/-fraus Fassungsvermögen. Viel Rind, Fisch, Nudeln und Gemüse bleiben unverzehrt. Wir bekommen sie zum Abendessen eingepackt.

Die Sonne hat die Luft erwärmt, erfüllt von dem guten Essen bewegen wir uns in Richtung Schule. Ich bringe das verpackte Essen zum Wohnheim und fahre mit dem Fahrrad zurück zum Torwächterbüro, um meine anderen Sachen abzuholen. Ich fahre im Zickzack, damit ich nicht so schnell ankomme. Ich habe den Nachmittag frei. Am Abend werde ich mit meiner Verlobten in Berlin telefonieren. Es ist Freitag. Es ist ein schöner Tag.

Sonnenschein

Sonnenschein

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Ausflug, Bildung, Bildungsarbeit, Bücher, Erlebnis, Fotos, Freiwillige, Freiwilligenarbeit, Gastland, Gesellschaft, kulturweit, Lebensgeschichten, Menschen, Mentalität, Privat, Zuhause veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.