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Tag 180 – Seesterne

Daruvar – eine Stadt der Überraschungen. Als ich heute Morgen aufwache, ist Helen in ihre Yoga-Übungen vertieft und Arne döst auf der Couch. Auch die anderen werden langsam wach und wir machen uns ans opulente Frühstück: Der Rest des Mousse au Chocolate möchte vernichtet werden.

Als wieder alles im Auto ist, läd uns Daruvar zu einem Spaziergang ein. Einen Park später haben wir die Hälfte der Gruppe veloren, finden sie jedoch bald wieder. Der Ort ist nicht groß, aber der Kurpark mit seinen historischen Gebäuden ist wirklich sehr hübsch.

Auf dem Weg zurück zum Auto bin ich so gut gelaunt, dass ich dem nächstbesten Fremden, der mir entgegen kommt, ein fröhliches „Bok“ entgegenschleudere. Arne schaut mich überrascht an und fragt, warum ich denn ausgerechnet den Mann vom Ordnungsamt grüße. Eine Situation die noch komischer wird, als sich herausstellt, dass Christian, der Unglückshase, unseren Parkschein weggepackt hat und wir just von diesem Herren einen Strafzettel kassiert haben. Ironie des Schicksals, würde ich sagen.

Entsprechend belustigt fahren wir los nach Bjelovar, der freilich schönsten Stadt Kroatiens. Dort begutachten die anderen erst Arnes Wohnung, dann seine kroatische Heimatstadt, während Arne selbst und ich ein bisschen etwas zu Arbeiten haben: Wir drehen ein Video und verfluchen dabei im Stillen die Kinder, die lautstark und vergnügt im Hintergrund Fange spielen.

Als Belohnung gönnen wir uns eine Schokolade bzw. einen Kaffee, dann geht es weiter nach Koprivnica, wo meine Mitbewohnerin Vjera schon auf uns wartet.

Auf der Strecke dorthin kommen wir an einem Auto vorbei, das im Graben liegt. Der Fahrer, der wohl etwas zu schnell um die Kurve wollte, steht Gott sei Dank unverletzt daneben und antwortet auf unsere Frage, ob er Hilfe braucht mit „Sve u redu“ – alles in Ordnung. Im Gegensatz zu ihm erreichen wir unser Ziel ohne Probleme und werden von Vjera und ihrer Golden Retriever-Hündin Bella begrüßt. Zusammen machen wir uns auf, die Stadt zu erkunden. „Zwei Stunden“, so Vjera, „sind der perfekte Zeitraum, um Koprivnica zu besuchen, denn besonders viel gibt es hier nicht zu sehen.“ Doch an der Seite unserer kundigen Führerin wird uns nicht langweilig: Wir streifen durch den kleinen Park im Stadtzentrum, machen einen Abstecher zu den alten Festungswällen und stillen schließlich unseren Hunger im besten Restaurant der Stadt: Eine würzige Käseplatte als Vorspeise, einen Gulasch mit Kroketten zum Hauptgang und einen sagenhaften Strudel mit Rosinen, Äpfeln und Mohn zum Nachtisch – da können einem selbst die stürmischten Windböhen nichts mehr anhaben.

Nach dem Essen müssen wir allerdings zügig weiter, denn auch an unserem letzten Stopp für den Tag haben wir eine Verabredung. Und zwar mit Annemarie, Dosis Tochter. Zusammen trinken wir einen Kaffee im goldenen Licht der letzten Sonnenstrahlen, dann drehen wir auch hier noch eine Runde durch die Stadt. Dabei kann sogar ich noch etwas Neues entdecken, denn als Studentin kennt Annemarie das ein oder andere „Easter Egg“. Außerdem hatten die Cafes bei meinem letzten Besuch noch geschlossen, jetzt hingegen sind alle Plätze von Tischen und Stühlen nur so übersäht.*

Für einen weiteren Kaffee ist es allerdings ein wenig zu spät. Stattdessen verschieden wir uns auch von Annemarie und Varazdin wieder und steuern unser Domizil für unsere letzte Nacht an: Ein Blockhaus mitten in der Pampa. Und zwar so sehr in der Pampa, dass wir es zunächst nicht finden. Die Straße endet, doch weit und breit kein Blockhaus. Glücklicherweise hat uns die nette Vermieterin erspäht und weist uns den Weg. Beim Haus angekommen werden wir schließlich nicht nur von ihr und ihrem Mann begrüßt, sondern auch von einem extra geschürten Lagerfeuer. Dort sowie später in der gemütlichen Stube kuscheln wir uns zusammen und bilden ein unzertrennbares Knäul aus Armen, Beinen und vor lauter Kichern bebender Körper. Kurz: Ein langer Tag, aber ein guter Tag.

 

*Wie lange das allerdings noch so bleibt, ist fraglich. Denn von Annemarie erfahren wir, dass ab Montag in Rijeka und Umgebung wieder alle Cafes und nicht-systemrelevanten Läden schließen müssen. Rijeka ist seit Wochen traurige Spitze der Corona-Infektionszahlen (gefolgt von Zagreb), daher kommt der Schritt nicht gerade überraschend. Trotzdem, nicht nur in meinem Heimathafen, sondern in ganz Kroatien könnte es bald wieder ein wenig ungemütlicher werden.