Von allem ein Kilo (Tag 70-76)

Weihnachtsvorbereitungen, WG-leben und Sightseeing. Das fasst diese Woche ganz gut zusammen. Nach sechsstündiger Fahrt einmal quer durch das Land nach Sofia mit zwei vollbepackten Rucksäcken, wurde ich herzlich von Josi und Nele in Josis Wohnung empfangen. Wir habe sehr lange darüber gesprochen, wie seltsam es ist, dass wir uns erst das zweite Mal sehen und es sich so anfühlt, als ob wir uns schon viel länger kennen. Zum Abendessen sind dann auch noch Pius und Elias dazugestoßen, also waren wir schon ne relativ große Runde. Am nächsten Morgen sind Elias und ich losgezogen um Zutaten für einen Karottenkuchen zu kaufen. Ohne Reibe und Rührgerät wurde der leider nicht so kuchenmäßig, wurde letzten Endes dann aber noch von einem Frosting gerettet.

Hat besser geschmeckt als es aussieht…

Eigentlich wollten wir auch noch ne Graffiti tour durch Sofia machen, wegen technischen Komplikationen haben wir dann einfach so den Tag draußen verbracht mit Tee, Weihnachtsmarktbesuch und Schaufensterbummel. Für den Abend hat sich dann spontan Paula angemeldet, von der wir dachten, dass sie erst in den Tagen darauf ankommen würde. Natürlich haben wir uns trotz der Überraschung auf sie gefreut. Vor allem, da ich immer sehr gute Träume habe wenn ich neben Paula schlafe.

Am 23.12. wurde es dann langsam ernst und mit einem riesigen Einkaufszettel und zwei großen Rucksäcken sind Pius, Josi und ich auf den Frauenmarkt losgezogen um für Weihnachten einzukaufen.

Pergamentrolleneinkauf

Während Pius sich auf eine Bank gesetzt hat um auf uns zu warten, sind Josi und ich an den zahlreichen Ständen entlang gegangen und haben von allem ein Kilo gekauft, weil wir leider immer noch nicht wissen, was die Hälfte heißt, oder eben 500. Dadurch wurde unser Einkauf schnell schwer. Erstaunlich trotzdem, wie schnell so ein Kilo Mandarinen, Äpfel, Orangen, Trauben und Birnen von 8 Personen gegessen wird. Und auch, wie billig dieser Einkauf auf dem Markt war. 13 € für die Menge, unvorstellbar in Deutschland. Wir haben Stühle zusammengesucht und Schaumstoffhocker aus den Klassenzimmern geholt, auf denen wir es uns an Weihnachten gemütlich machen wollten. Daraus haben wir, oder besser gesagt ich, später noch ein Lager gebaut und zusammen mit Paula und Josi darin gelesen. Abends wurde dann unsere Weihnachtsrunde mit dem Eintreffen von Tom und Connor vervollständigt, Nach 0 Uhr wurden die ersten Weihnachtslieder gesungen bei brennenden Kerzen des Adventskranzes.

In den Weihnachtsmorgen bin ich mit einer Runde abspülen gestartet. Danach gab es einen mehr oder weniger chaotischen Weihnachtsbrunch, Natürlich mit Sekt. Der Weihnachtsbaumschmuck wurde fertig gebastelt, die Wohnung aufgeräumt und alles vorbereitet. Alle haben sich schick gemacht, es gab die ersten weihnachtlichen Cocktails, Fotos und dann war es an der Zeit für den Weihnachtsspaziergang.

Durch den dunklen Park, mit Weihnachtsliedern und guten Gesprächen auf den Lippen, ging es zur nächsten Kirche, vor der wir unsere Kerze anzündeten und gemeinsam sangen. Etwas vorsichtiger ging es dann zurück, das Licht geschützt, bis es dann doch in meiner Obhut ausging und erneut entzündet werden musste. Zurück in der Wohnung gab es dann weihnachtliche Nudeln mit Tomatensoße und ich hatte als Chirstkind einen ganz schön stressigen Job alle Geschenke unter den Weihnachtsbaum zu legen. Wirklich viele Geschenke!

Die wurden dann schön nacheinander ausgepackt und ich glaube, alle waren sehr zufrieden mit den Geschenken, die sie bekommen und auch selbst gemacht haben. Mein Highlight: die unglaublich hässlichste Plastiktüte, die ich je gesehen habe. Danke Josi! Nach der Bescherung gab es Paulas und Elias leckeres Beeren-Tiramisu auf dem Sofa. Sehr gemütlich. So haben wir den Abend schön besinnlich ausklingen lassen.

Der nächste Morgen begann mit einer Städteerkundungstour. Karla und Tom aka Tam fahren Tram. Zuerst gab es noch Pizza zum Frühstück und dann sind wir in die nächste Tram gestiegen und erst zur einen und dann zur anderen Endstation gefahren. Durch Tunnelwände voller Graffiti bis irgendwo im nirgendwo die Fahrt am Rande von einem Industriegebiet endete. Dort haben wir uns dann die verlassenen Gebäude angeschaut, sind mehr Hunden als Menschen begegnet und haben Hühner gefüttert.

Wir haben eingekauft und uns mit den anderen in der Innenstadt für die Graffiti tour getroffen. Am Abend haben wir dann Rotkohl mit Salzkartoffeln, Pilzrahmsoße und die ersten Brezenknödel meines Lebens gegessen. So viel Geschirr zu spülen! Aber es war lecker.

Auf dem Vitosha, den Hausberg von Sofia sind wir auch noch gewandert.

Das Beste am Wandern? Vesper!

Zuerst gab es am Morgen aber kurz eine Krise, da alle furchtbaren Hunger hatten, aber das Zeitfenster für die Ü65 Leute noch nicht vorüber war. So sind wir hungrig durch die Stadt gefahren und haben dann mal wieder vor Billa gefrühstückt. War auch dringend nötig, der Weg auf den Berg war anstrengend, aber auch sehr cool. Ich habe meinen ersten bulgarischen Wasserfall gesehen und oben auf dem Berg lag sogar ein bisschen Schnee. Der Abstieg war sehr entspannt, doch waren wir alle so müde, dass wir erst einmal einen Mittagsschlaf gemacht haben. Danach haben wir sehr viele Honigbrote gegessen und uns über deren Geschmack unterhalten. Irgendwie sind wir dauernd am Essen. Als Dessert gab es Schokofondue ohne Früchte, dafür mit Milch. Also quasi Kaba. Josi hat uns Lieder auf der Gitarre vorgespielt und Paula und ich haben den Moment genossen.

Auch das Highlight des nächsten Tages bestand aus Essen. Um 11 Uhr haben wir uns zum Pfannkuchen machen verabredet, mit Pius neuer Pfanne. Um 14:30 Uhr gab es die dann auch. Der ganze Prozess wurde eben sehr zelebriert. Wir haben aufgeräumt und geputzt, denn am Abend haben wir Josis Schwester vom Flughafen abgeholt. Es war so schön die Freude der Beiden zu sehen. In der Dunkelheit wurde dann die erste kurze Tour durch Sofia gemacht. Dann gab es NATÜRLICH wieder Essen.

Heute Abend kommt dann Paulas Schwester an, und die WG erweitert sich wieder um eine Person. Allerdings nur für kurze Zeit, denn morgen geht es auch schon los nach Bansko, dem beliebtesten Skiort Bulgariens, um dort Silvester zu feiern. Es passiert also immer noch sehr viel in sehr kurzer Zeit, sodass man kaum Zeit hat, alles zu verarbeiten. Darum war es vielleicht auch so schön den heutigen Tag alleine zu verbringen. Mit einem langen Spaziergang bei gutem Wetter durch Sofia, wirklich ein Stück Erholung. Nun ist es wieder an der Zeit meine 7(0) Sachen zu packen damit wir morgen weiterziehen können.

Dowisch dane!