Von allem ein Kilo (Tag 70-76)

Weihnachtsvorbereitungen, WG-leben und Sightseeing. Das fasst diese Woche ganz gut zusammen. Nach sechsstündiger Fahrt einmal quer durch das Land nach Sofia mit zwei vollbepackten Rucksäcken, wurde ich herzlich von Josi und Nele in Josis Wohnung empfangen. Wir habe sehr lange darüber gesprochen, wie seltsam es ist, dass wir uns erst das zweite Mal sehen und es sich so anfühlt, als ob wir uns schon viel länger kennen. Zum Abendessen sind dann auch noch Pius und Elias dazugestoßen, also waren wir schon ne relativ große Runde. Am nächsten Morgen sind Elias und ich losgezogen um Zutaten für einen Karottenkuchen zu kaufen. Ohne Reibe und Rührgerät wurde der leider nicht so kuchenmäßig, wurde letzten Endes dann aber noch von einem Frosting gerettet.

Hat besser geschmeckt als es aussieht…

Eigentlich wollten wir auch noch ne Graffiti tour durch Sofia machen, wegen technischen Komplikationen haben wir dann einfach so den Tag draußen verbracht mit Tee, Weihnachtsmarktbesuch und Schaufensterbummel. Für den Abend hat sich dann spontan Paula angemeldet, von der wir dachten, dass sie erst in den Tagen darauf ankommen würde. Natürlich haben wir uns trotz der Überraschung auf sie gefreut. Vor allem, da ich immer sehr gute Träume habe wenn ich neben Paula schlafe.

Am 23.12. wurde es dann langsam ernst und mit einem riesigen Einkaufszettel und zwei großen Rucksäcken sind Pius, Josi und ich auf den Frauenmarkt losgezogen um für Weihnachten einzukaufen.

Pergamentrolleneinkauf

Während Pius sich auf eine Bank gesetzt hat um auf uns zu warten, sind Josi und ich an den zahlreichen Ständen entlang gegangen und haben von allem ein Kilo gekauft, weil wir leider immer noch nicht wissen, was die Hälfte heißt, oder eben 500. Dadurch wurde unser Einkauf schnell schwer. Erstaunlich trotzdem, wie schnell so ein Kilo Mandarinen, Äpfel, Orangen, Trauben und Birnen von 8 Personen gegessen wird. Und auch, wie billig dieser Einkauf auf dem Markt war. 13 € für die Menge, unvorstellbar in Deutschland. Wir haben Stühle zusammengesucht und Schaumstoffhocker aus den Klassenzimmern geholt, auf denen wir es uns an Weihnachten gemütlich machen wollten. Daraus haben wir, oder besser gesagt ich, später noch ein Lager gebaut und zusammen mit Paula und Josi darin gelesen. Abends wurde dann unsere Weihnachtsrunde mit dem Eintreffen von Tom und Connor vervollständigt, Nach 0 Uhr wurden die ersten Weihnachtslieder gesungen bei brennenden Kerzen des Adventskranzes.

In den Weihnachtsmorgen bin ich mit einer Runde abspülen gestartet. Danach gab es einen mehr oder weniger chaotischen Weihnachtsbrunch, Natürlich mit Sekt. Der Weihnachtsbaumschmuck wurde fertig gebastelt, die Wohnung aufgeräumt und alles vorbereitet. Alle haben sich schick gemacht, es gab die ersten weihnachtlichen Cocktails, Fotos und dann war es an der Zeit für den Weihnachtsspaziergang.

Durch den dunklen Park, mit Weihnachtsliedern und guten Gesprächen auf den Lippen, ging es zur nächsten Kirche, vor der wir unsere Kerze anzündeten und gemeinsam sangen. Etwas vorsichtiger ging es dann zurück, das Licht geschützt, bis es dann doch in meiner Obhut ausging und erneut entzündet werden musste. Zurück in der Wohnung gab es dann weihnachtliche Nudeln mit Tomatensoße und ich hatte als Chirstkind einen ganz schön stressigen Job alle Geschenke unter den Weihnachtsbaum zu legen. Wirklich viele Geschenke!

Die wurden dann schön nacheinander ausgepackt und ich glaube, alle waren sehr zufrieden mit den Geschenken, die sie bekommen und auch selbst gemacht haben. Mein Highlight: die unglaublich hässlichste Plastiktüte, die ich je gesehen habe. Danke Josi! Nach der Bescherung gab es Paulas und Elias leckeres Beeren-Tiramisu auf dem Sofa. Sehr gemütlich. So haben wir den Abend schön besinnlich ausklingen lassen.

Der nächste Morgen begann mit einer Städteerkundungstour. Karla und Tom aka Tam fahren Tram. Zuerst gab es noch Pizza zum Frühstück und dann sind wir in die nächste Tram gestiegen und erst zur einen und dann zur anderen Endstation gefahren. Durch Tunnelwände voller Graffiti bis irgendwo im nirgendwo die Fahrt am Rande von einem Industriegebiet endete. Dort haben wir uns dann die verlassenen Gebäude angeschaut, sind mehr Hunden als Menschen begegnet und haben Hühner gefüttert.

Wir haben eingekauft und uns mit den anderen in der Innenstadt für die Graffiti tour getroffen. Am Abend haben wir dann Rotkohl mit Salzkartoffeln, Pilzrahmsoße und die ersten Brezenknödel meines Lebens gegessen. So viel Geschirr zu spülen! Aber es war lecker.

Auf dem Vitosha, den Hausberg von Sofia sind wir auch noch gewandert.

Das Beste am Wandern? Vesper!

Zuerst gab es am Morgen aber kurz eine Krise, da alle furchtbaren Hunger hatten, aber das Zeitfenster für die Ü65 Leute noch nicht vorüber war. So sind wir hungrig durch die Stadt gefahren und haben dann mal wieder vor Billa gefrühstückt. War auch dringend nötig, der Weg auf den Berg war anstrengend, aber auch sehr cool. Ich habe meinen ersten bulgarischen Wasserfall gesehen und oben auf dem Berg lag sogar ein bisschen Schnee. Der Abstieg war sehr entspannt, doch waren wir alle so müde, dass wir erst einmal einen Mittagsschlaf gemacht haben. Danach haben wir sehr viele Honigbrote gegessen und uns über deren Geschmack unterhalten. Irgendwie sind wir dauernd am Essen. Als Dessert gab es Schokofondue ohne Früchte, dafür mit Milch. Also quasi Kaba. Josi hat uns Lieder auf der Gitarre vorgespielt und Paula und ich haben den Moment genossen.

Auch das Highlight des nächsten Tages bestand aus Essen. Um 11 Uhr haben wir uns zum Pfannkuchen machen verabredet, mit Pius neuer Pfanne. Um 14:30 Uhr gab es die dann auch. Der ganze Prozess wurde eben sehr zelebriert. Wir haben aufgeräumt und geputzt, denn am Abend haben wir Josis Schwester vom Flughafen abgeholt. Es war so schön die Freude der Beiden zu sehen. In der Dunkelheit wurde dann die erste kurze Tour durch Sofia gemacht. Dann gab es NATÜRLICH wieder Essen.

Heute Abend kommt dann Paulas Schwester an, und die WG erweitert sich wieder um eine Person. Allerdings nur für kurze Zeit, denn morgen geht es auch schon los nach Bansko, dem beliebtesten Skiort Bulgariens, um dort Silvester zu feiern. Es passiert also immer noch sehr viel in sehr kurzer Zeit, sodass man kaum Zeit hat, alles zu verarbeiten. Darum war es vielleicht auch so schön den heutigen Tag alleine zu verbringen. Mit einem langen Spaziergang bei gutem Wetter durch Sofia, wirklich ein Stück Erholung. Nun ist es wieder an der Zeit meine 7(0) Sachen zu packen damit wir morgen weiterziehen können.

Dowisch dane!

 

Shumenska mit Zuckerschock (Tag 64-69)

Zdraveyte!

Diese Woche hatte ich mal wieder ein Päckchen-Problem. Dieses mal habe ich allerdings kein Paket erhalten, sondern wollte eins verschicken. Nachdem Soner, der auch ein Paket verschicken wollte, und ich auf dem Weg zu Speedy ganz schön unsere Armmuskeln trainiert haben, wurde mir leider gesagt, dass ich den Honig, den ich eingepackt hatte, nicht verschicken darf. Alles andere haben wir dann nochmal doppelt und dreifach verpackt und gesichert. So viel Verpackung!

Diese Woche habe ich seeeehr viel über Weihnachten in Deutschland geredet mit den Schülern. Meine Lieblingsstunde hatte ich am Dienstag Nachmittag. Da die Schüler hier zur Hälfte vormittags und zur Hälte nachmittags Unterricht haben, saß ich also um 17:30 Uhr vor meinem Laptop und habe mit der 12. Klasse über Weihnachten geredet. Die Atmosphäre war fast besinnlich, da ich im Dunkeln, nur bei Kerzenlicht saß und die Schüler wohl auch schon müde waren, weshalb die Unterrichtsbeteiligung nicht bombastisch war, aber es wurde eben ein sehr entspanntes Gespräch.

Abends habe ich dann noch ohne Waage Plätzchenteig gemacht. Bin schon ein bisschen stolz. Der Teig war zwar nicht ganz perfekt, aber nachdem Soner ihn am nächsten Morgen nocheinmal bearbeitet hat konnte man wunderbar Plätzchen ausstechen.

Meine kleine Küche wurde nämlich am Mittwochmorgen von Soner, Jasmin Deborah und mir belagert. Bevor es mit dem Backen losging wurde noch kurz Biounterricht gemacht und dann ging es ab in der Weihnachtsbäckerei!

Mein kleiner Ofen war ununterbrochen viele Stunden im Einsatz. Auch auf ihn bin ich stolz. (Stolze Woche). Als jede Fläche in der Küche belagert wurde von Menschen oder Plätzchen, mussten wir unseren Arbeitsplatz erweitern. Also wurden die Plätzchen in meinem Zimmer auf dem Sofatisch verziert. Mit Schokolade, Puderzucker, Zimt und von Soners Mutter selbstgemachter Quittenmarmelade. Dabei hatten wir eine Menge Spaß. Ob es um die Aussprache des Wortes „Croissant“, die kreativsten Wege Plätzchen auszustechen (mit Fingernägeln, meinem Minischneebesen oder Deckeln von Schraubgläsern), oder Deborahs Haare voller Honig ging. Alles war witzig. Vielleicht lag es auch an dem benebelnden Plätzchenduft.

Stolze Bäckerinnen
Natürlich wurden auch die Plätzchen ausführlich fotografiert

Ja, manche sind nicht ganz gelungen und ein bisschen krum geworden, aber sie sind superlecker. So höflich wie die beiden sind, haben Jasmin und Soner mir beim Aufräumen geholfen. Deborah musste schon früher gehen, weil sie ihren Opa nicht so lange warten lassen wollte. Gute Entschuldigung. Zuerst sah es so aus, als ob ich genug Plätzchen für die ganze Stadt in meiner Wohnung hätte. Die drei haben wirklich viel zu wenig mitgenommen. Aber nachdem ich diese Woche ein paar Geschenkspaziergänge zu Elena, Viki und Rumy gemacht habe und selbst auch ein paar viele Plätzchen gegessen habe, muss ich jetzt keine Angst mehr haben, dass die Plätzchen schlecht werden.

Diese Woche gab es auch immer wieder technische Probleme. Die Schattenseite des Online-Unterrichts. Manchmal lag es an Google, dann wieder hatte ein Lehrer Probleme, oder eben die klassischen Internetprobleme. Also wurde der Unterricht flexibel vorverlegt oder auf später verschoben.

Mit Soner und Jasmin habe ich diese Woche sehr viel Zeit verbracht. Am Donnerstagabend haben wir einen abendlichen Spaziergang gemacht und Lose gezogen für den nächsten Tag. Wir haben ein drei-Gänge-Menü veranstaltet und ich habe zum Glück die Nachspeise und nicht das Hauptgericht gezogen. Auf dem Spaziergang war Jasmin so begeistert von meinem Wärmekissen, das in meinem Adventskalender war. Also habe ich es ihr kurzerhand geschenkt. Wie sie meint, das beste Weihnachtsgeschenk überhaupt. Na dann. Auch bei der beleuchteten Weihnachtsdekoration auf dem Miniweihnachtsmarkt haben wir Halt gemacht. Dort, wo die Eltern von ihren Kindern Fotos schießen, waren Jasmin und ich natürlich auch gleich am Posieren dabei und Soner hat sich gefühlt wie unser Vater.

Der chinesische Weihnachtsbaum

Ganz vertieft in mein Buch, hätte ich am Freitag fast vergessen für das Dessert einkaufen zu gehen. Aber nur fast! Pünktlich habe ich mich also auf den Weg zu Soner gemacht und noch Jasmin geschrieben, ob sie es wohl dieses mal vor mir, oder zumindest pünktlich schafft. Unser running gag, da sie immer zu spät kommt. Und auch dieses Mal sah es so aus, als ob sie ihr Ziel, einmal vor mir da zu sein wieder nicht geschafft hat. Ich laufe also bei Soner ins Wohnzimmer und werde von einer Jasmin, die sich neben der Tür versteckt hat erschreckt. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Bei Soner habe ich auch zum ersten Mal einen türkischen Backofen gesehen. SIeht ein bisschen so aus wie eine Waschmaschinentrommel. Der Auflauf daraus war sehr lecker. Später habe ich dann noch bei Soner meine letzte Unterrichtsstunde für dieses Jahr gehalten und die beiden haben mir die bulgarische Grammatik ein bisschen verständlicher gemacht.

Das Bild wurde nur wegen dem Wärmekissen gemacht…

In den nächsten Tag bin ich schon wieder stolz gestartet, weil ich den Weg zu Elenas Wohnung gefunden habe, ohne mich zu verlaufen. Dort habe ich mein Weihnachtsgeschenk abgeladen und bin einen neuen Weg zurück gegangen. Shumen bei Nebel ist wirklich wunderschön. Mittlerweile fühlt es sich auch völlig normal an von Leuten umgeben zu sein, deren Sprache man nicht wirklich beherrscht. Das Meiste ist trotzdem verständlich. Ich bin eben schon ne richtige Shumenska.

Da ich noch ein bisschen Zeit hatte, bevor es zu Viki zum Glühwein machen ging, habe ich mich auf eine der coolen Schaukeln hier gesessen und dabei entdeckt, dass es auch hier öffentliche Bücherregale gibt. Dabei dachte ich noch Tage zuvor, dass man soetwas hier machen könnte.

Die schönste Bibliothek, die ich je gesehen habe
War sogar etwas drin, was ich lesen konnte. Wie das wohl hier gelandet ist…?

Ich habe mich jedoch lieber für eine bulgarische Reisezeitschrift entschieden. Die Bilder haben mich mehr angesprochen…

Bei Viki zuhause habe ich ersteinmal ausgiebig die Weihnachtsdekoration betrachtet und wurde selbst mit den Worten beschenkt:,, Damit du dich für immer an die bulgarischen Wälder erinnern kannst“. Aus Tannenzapfen selbstgemachter Weihnachtsbaumschmuck. Viki ist wirklich eine Künstlerin.

Ihre Mutter auch

Der Tag lief sowieso super für mich. Viki hat mir erzählt, dass Ignajden (Игнажден), ist. Ein Feiertag, an dem der erste Gast, der an diesem Tag das Haus betritt, das nächste Jahr bestimmen darf was Sache ist. Ich bin Bestimmer! Und außerdem gibt es einen Brauch, dass junge Frauen ohne Kinder ab diesem Tag bis Weihnachten nicht mehr arbeiten müssen. Gefällt mir sehr gut. Und ich habe auch vor diesen Brauch zu respektieren und zu befolgen.

Viki hat mir verschiedene Makrame-Techniken gezeigt und wir haben mit unserem selbstgemachten Glühwein, aus vor dem ungarischen Sperrmüll geretteten Tassen, zusammen die erste Folge der Netflix Serie the Queens Gambit geschaut. In der Serie geht es um Schach, weshalb Viki im Anschluss ihr Schachbrett herausgekramt hat und ich die erste Partie Schach meines Lebens gespielt habe.

Ich fühle mich so schlau! Wir haben überlegt, ob es schwieriger ist Bulgarisch oder Schach zu lernen. Vielleicht lerne ich ja Schach auf Bulgarisch. Schach matt auf Bulgarisch heißt übrigens Schach matt. Wieder ein bisschen mehr Bulgarisch gelernt.

Den heutigen Tag habe ich ganz für mich alleine. Sehr schön. Ein letzter Geschenkspaziergang zu Rumy, durch das wie leergefegte Shumen, ein bisschen lesen und Reste-kochen. Jetzt muss nur noch mein Rucksack gepackt werden und dann kann es auch schon losgehen.

Weihnachten in Sofia, ich komme!

Весела Коледа!

(Frohe Weihnachten!)

 

 

Human of Shumen:

Ich heiße Gültschin und bin 17 Jahre alt. Ich bin Schülerin an dem Fremdsprachengymnasium in Shumen. Ich lerne die Sprache mit großem Verlangen und bin in der Leistungsgruppe. Mein Interesse an der deutschen Sprache begann, weil alle meine Verwandten, einschließlich meines Vaters, der dort arbeitet, in Deutschland leben. Im Sommer besuche ich sie in der Stadt Köln. Ich mag diese Stadt ebenso wie die Menschen dort. Ich habe vor, an einer der Universitäten in Köln zu studieren, deshalb habe ich mir viel Mühe gegeben und möchte erfolgreich sein. In meiner Freizeit male ich gerne, das ist mein Hobby seit dem Kindergarten. Ich habe viele Zeichnungen. Mama sagt, ich wurde als Künstlerin geboren, aber ich habe mich für einen Fremdsprachenkurs entschieden, weil mein Ziel darin besteht, in Deutschland zu studieren. Und ich mache weiter und male gerne als Hobby.

                       

Ich bin glücklich, ich wurde in Bulgarien geboren und ich liebe mein Land. Seine Schönheit besticht in allen vier Jahreszeiten durch die majestätischen Berge, Täler, Flüsse und Städte. Jede Jahreszeit hat ihre Schönheiten. Am beeindruckendsten für jeden Touristen sind wahrscheinlich die sieben Rila-Seen, eine der schönsten Aussichten.

Nicht nur diese faszinierenden Seen, sondern auch das Rosental hinterlassen bei jedem Touristen bleibende Spuren.

Unsere Kurorte sind auch sehr berühmt und werden von vielen Menschen besucht. Besonders im Sommer kommen viele Ausländer an unsere Schwarzmeerküste. Die Menschen in Bulgarien sind sehr fleißig und gastfreundlich, was Ausländer bewundern. Trotz der Arbeitslosigkeit, die viele junge Menschen zwingt, ihr Land zu verlassen, verlässt keiner von ihnen sein Heimatland und kehrt so schnell wie möglich zurück. So sehr andere Länder die Entwicklung in Bulgarien zulassen, ist es ruhiger, sagen meine Verwandten. Und ich liebe mein Land mit all seinen Schönheiten.

 

Kürbis, Kohl und Karla (Tag 58-63)

Heute gibt es mal einen ganz bedachten Blogeintrag, voller Eindrücke aus dem schönen Shumen, gestresste, regnerische Shoppingerlebnisse und eine neue Paketjagd.

Thema der Woche war REGEN! Sehr schwer sich da zu motivieren raus zu gehen und ein bisschen frische Luft zu schnappen. Doch irgendwie habe ich es dann doch jeden Tag geschafft einen kleinen Spaziergang zu machen. Sei es auch nur um den Müll rauszubringen.

Außerdem war das Wetter perfekt, um zu lesen und um Unterricht vorzubereiten. Besonders der Unterricht mit der 8. Klasse hat mich auch immer wieder zum Lachen gebracht. Ein bulgarischer Achtklässler, der griechischer Wein hört? Na klar! So langsam verstehe ich auch, mehr durch Logik als Sprachkenntnisse, einige Sätze, die die Schüler auf Bulgarisch sagen und fragen. Es macht wirklich Spaß, sich mit den Schülern über Weihnachten, Silvester und schöne Orte in Bulgarien zu unterhalten. Trotz der Tatsache, dass die Schüler A1 Deutschkenntnisse und ich nicht mal A1 Bulgarischkenntnisse habe. Zur Not kann man ja immernoch auf Englisch ausweichen. Ich bekomme wirklich immer sehr gute Liedtipps und freue mich jeden Tag darauf zu sehen, was die Schüler aus meinem vorbereiteten Material machen.

Apropos Bulgarisch, Soner hat mir ein paar Lektionen geschickt und ich bin fleißig am Vokabeln lernen und dabei die Grammatik zu verstehen. Fühlt sich fast ein bisschen an wie Schule. Bisher macht es aber noch großen Spaß.

Wenn ich mich also aufgerafft habe, trotz Regen meine Wohnung zu verlassen, dann meistens, um meine Geschenkeinkäufe für Weihnachten zu tätigen. Leider läuft das so wie alles, was schnell in meinem Kopf entstanden ist, recht chaotisch ab. So konnte man in der letzten Woche eine Karla sehen, die kreuz und quer durch Shumen gelaufen ist, in den verschiedensten Läden eingekauft hat und vollbepackt nachhause gelaufen ist. In meiner Wohnung musste ich mir dann wirklich erst einmal einen Plan machen und herausfinden wem ich was schenken möchte und was ich noch alles kaufen muss. Stand jetzt ist das meiste verpackt, aber ich habe immer noch neue Ideen. Ich freue mich darauf die ganzen Geschenke loszuwerden, damit ich wieder mehr Platz hier habe. Mit Wäscheständer, ausgerollter Yogamatte und einem Haufen Geschenke macht nicht mal mehr das Spiel „the floor is lava“ Sinn, da es eigentlich unmöglich ist, den Boden zu berühren.

Yoga ist übrigens auch ganz cool bei Kerzenlicht. Sehr besinnlich. Meine Art von Weihnachtsstimmung. Zusammen mit meinem Adventsporridge –> Porridge mit Mandarinen, ich weiß sehr außergewöhnlich.

Aber nochmal zurück zum Regenwetter. Über Shumen hing die letzten Tage eine richtige Nebeldecke. Das Monument sah sehr mystisch aus und die Stadt war menschenleer. Eine besondere Atmosphäre. Ein paar mal habe ich versucht auf dem Weihnachtsmarkt ein paar Geschenke zu kaufen, aber da das Wetter immer so schlecht war, musste man echt Glück haben einmal vorbeizulaufen, wenn ein Stand auf war. Dieses Glück hatte ich am Freitag. Morgens bin ich mit Soner zu einer Post, von der ich bisher noch nichts wusste, (bald kann ich ein Buch über verschiedene Postämter schreiben), gegangen und hatte dort zuerst keinen Erfolg bei der Päckchenabholung, Päckchen verschollen…Wir haben uns also enttäuscht auf den Rückweg gemacht und sind keine 100 Meter weit gekommen, da wurde Soner von der Frau am Schalter angerufen sie habe das Päckchen doch gefunden. Was ein Glück! Doch nicht umsonst so früh aufgestanden! Und dann eben besagtes anderes Glück: ein Stand auf dem Weihnachtsmarkt hatte doch offen! Ich werde nicht schreiben was ich gekauft habe. Soll ja ne Überraschung sein.

In dem Päckchen, dass ich bekommen habe waren selbstgemachte Marmelade, Plätzchen und Schokolade von denen alles, ein paar und nichts mehr übrig ist. Meine kostbare, wunderschöne Marmelade hüte ich noch eine Weile. Spätestens beim Plätzchen backen übermorgen wird sie dann aber wohl benutzt werden. Die Plätzchen waren sehr lecker. Danke Papa!

Auf meinen Schatzsuchen habe ich versucht auch immer neue Wege zu gehen. Langsam wird das ganz schön schwer. Zumindest im Zentrum bin ich schon sehr viele Wege gelaufen. Jedoch habe ich tatsächlich, nachdem mir Lina die Freiwillige, die vor mir hier war, einen Tag zuvor geschrieben hatte, dass es einen Unverpackt Laden gibt, den Laden zufällig entdeckt! Von außen sah er schonmal vielversprechend aus. Von innen muss ich ihn auch noch auschecken.

Etwas, dass noch sehr schön und positiv am grauen, tristen Wetter ist: die Farben der Häuser, Garagen und Kleider der Menschen leuchten viel stärker und farbenfroher. Ich habe wirklich viel Spaß dabei Menschen zu beobachten.

Am Samstag war ich mit Nilyay verabredet zum Kochen. Ein Grund mal wieder meine Wohnung aufzuräumen. Wir waren gemeinsam auf dem Markt einkaufen. Sehr praktisch, denn vor Lidl und Billa sind jetzt manchmal Schlangen, weil nicht so viele Menschen in den Laden dürfen. Bis 10:30 Uhr dürfen auch nur Leute über 65 einkaufen. Das habe ich herausgefunden, als ich ganz selbstverständlich in den Billa hereinspaziert bin und den Altersdurchschnitt daurch rapide herabgesetzt habe. Leider wurde ich ganz schnell wieder rausgeschmissen, dabie hatte ich doch so hunger! Es musste also meine letzte Mandarine herhalten.

Zurück zu meiner Kochsession mit Nilyay. Da sie es genauso sehr mag Leute zu stalken wie ich, hat sie sich ausführlich in meiner Wohnung umgeschaut, während ich den Gemüsereis versalzen habe. Gutes Teamwork. Da sie darauf bestanden hat nicht mit leeren Händen bei mir aufzukreuzen und mir Apfelsaft und Orangen mitgebracht hat, konnten wir das versalzene Essen gut mit Saft herunterspülen. Obwohl wir die ganze Zeit auf Englisch gesprochen haben, habe ich ausversehen irgendwann angefangen auf Deutsch zu sprechen. Ich glaube wir waren beide verwirrt von dem Sprachgewisch. Wir haben uns nämlich abwechselnd deutsche, bulgarische, aber auch rumänische und englische Musik gezeigt. Wirklich interessant so das andere Land kennenzulernen. Ich habe viel gelacht, da sie mir keine qualitativ hochwertige Musik zeigen konnte und die Musikvideos manchmal wirklich verstörend waren, aber wir haben versucht uns das meiste zu übersetzen. Für Nilyay hört sich „weißt du?“ auf Deutsch schön an. Das haben wir herausgefunden nachdem sie mir ein deutsch-bulgarisches Lied gezeigt hat. Um die Verwirrung noch perfekt zu machen haben wir ein Video von einem Bulgaren, der seinem nicht bulgarischen Freund bulgarische Musik gezeigt hat angeschaut. Da saß also eine Bulgarin, die einer Deutschen, ein Video von einem Bulgaren, der einem Vietnamesen bulgarische Musik zeigt, gezeigt hat. Eine absurde Situation. Die Zeit verging so schnell. Zum Abschied habe ich ihr noch ein Geburtstagsgeschenk überreicht, dass sie aber erst an ihrem Geburtstag öffnen soll. Da bin ich nicht in Shumen, deshalb hat sie es jetzt schon bekommen. Sie war zu Tränen gerührt. Sehr süß.

Leider habe ich diese Woche gar keine Bilder gemacht. Ihr müsst euch also Shumen bei Nebel und Regen selbst vorstellen.

Gestern Abend hatte ich dann noch das längste Telefonat meines Lebens. 5 Stunden!!! Es hat sich aber nicht so angefühlt, sondern wie ein wirklich schöner gemeinsam verbrachter Abend. Auch wenn Sophia in Deutschland ist und wir schon gescherzt haben, dass ich in der Zeit nach Deutschland und wieder zurück nach Bulgarien hätte fliegen können. Bei unserem Gespräch sind wir auch auf die wunderschöne Alliteration im Titel dieses Blogs gekommen. Die drei Dinge, die man jeden Tag bei Billa finden kann. Aus dem Grund, dass ich einkaufen gehe um Bananen zu kaufen und dann ohne Bananen wieder komme. Ich bin also jeden Tag bei Billa, meinem zweiten Zuhause.

Ich muss sagen, diese Woche allein hat wirklich sehr gut getan. Wieder ein bisschen Routine zu haben, in Gedanken zu schwelgen, mit alltäglichem beschäftigt zu sein und mich auf die Schüler, das korrigieren von Hausaugaben und das Einpacken von Geschenken zu konzentrieren.

Jetzt freue ich mich aber auch schon sehr auf die Gesellschaft von Jasmin und Soner. Das Backen wird ein Abenteuer mit meinem Ofen! Natürlich werde ich ausführlich berichten und vielleicht schaffe ich es sogar Bilder zu machen…

Dowisch dane!

 

Human of Shumen

Ich heiße Alexander und bin 17 Jahre alt. Ich lerne am Fremdsprachengymnasium in Schumen. In der Schule kann ich viele Erfogle aufweisen, auf die ich echt stolz bin. Hier lerne ich Deutsch seit der achten Klasse. Mein Interesse an dieser Sprache ist aufgrund meines Aufenhalts in Deutschland geweckt, wo ich meine in Deutschland geborene Cousine kennengelernt habe. Da hatte ich auch die Gelegenheit, noch verschiedene Leute kennenzulernen und interessante Orte zu besichtigen.

Mein Traum ist es, die größten Stadien Europas zu besichtigen. Vor 2 Jahren habe ich sogar das drittgrößte und zwar ,, Signal Iduna Park“ in Dortmund gesehen.

Ich empfinde Liebe zu dem Sport und vor allem zu Fußball. Ich habe Fußball eine gewisse Zeit in meinem Heimatort Schumen gespielt, als noch nicht festgestellt wurde, dass ich an Asthma leide.

Jetzt steht mir bevor, einen Führerschein zu machen und mein Interesse an den deutschen Autos hat sich verstärkt. Während meines Aufenthalts in Deutschland habe ich das Werk von Volkswagen besichtigt-VW Autostadt. Es ist wirklich eine Stadt. Ich war begeistert von den Maßstäben dieser Fabrik.

Mein Vorliebe für ein PKW ist BMW.

Mein Traumberuf ist Rechtsanwalt und dafür ist Deutsch auch sehr erforderlich.

Meine Heimat-Bulgarien hat eine lange Geschichte und vielfältige Natur. Falls man Bulgarien kennelernt, ist es unmöglich, sich nicht in Bulgarien zu verlieben.

Einer Sage nach, als Gott die Erde verteilt hat, hat sich jedes Volk einen Teil erworben. Dennoch hat sich der Bulgare verspätet, weil er bei der Arbeit war.

Später hat der Bulgare Gott um ein Stück der Erde gebeten. Gott war damit einverstanden, obwohl schon alles verteilt wurde. Dann hat Gott sich erinnert, dass seine eigene Erde noch zur Verfügung steht und diese haben die Bulgaren bekommen.

Aus diesem Grund behaupten manche Bulgaren, dass die bulgarische Erde heilig ist.

 

Ich spanne ein Netz von Shumen nach Gabrovo nach Sliven nach Haskovo (Tag 50-57)

Wem gehört das Netz? Wer es weiß, kann mir gerne schreiben, ich bin noch nicht dahinter gekommen…

Nachdem ich am Dienstag nach einem Friseurbesuch und dem Unterricht erfolgreich meinen ersten abendlichen Spaziergang im weihnachtlich beleuchteten Shumen unternommen und ein nicht so weihnachtliches Feuerwerk beobachtet habe, ging es zurück in meine Wohnung zum „Aufwärmen“.

Am Mittwoch habe ich am Seminar für Online-Unterricht während Corona teilgenommen und mich mit den anderen Freiwilligen ausgetauscht und neue Inspirationen bekommen. Donnerstags wurden noch ein paar Besorgungen gemacht und abends ging es dann wieder ans Rucksack packen. Ganz schön hart so ein Leben als Globetrotter.

Freitag morgens um 9:12 Uhr mache ich mich also auf den Weg durch das nebelige Shumen, begleitet von dem Geschrei der Möwen. Ein wahnsinns Kontrast zur winterlichen Atmosphäre.

Die Zugfahrt wurde genutzt um ein paar wenige bulgarische Vokabeln zu lernen und mit Sophia, aus Brasov, zu telefonieren. Nach dem Telefonat, wollte ich unbedingt meinen Eindruck übers Zugfahren durch die Jahreszeiten: wenig Schnee in Shumen, sehr viel Schnee, gar kein Schnee, wieder viel Schnee und immer so weiter, aufschreiben. Die winterliche Landschaft ist wirklich beeindruckend. G(k)ras(s)grüne Wiesen, Puderzucker-Schneedecken und braune tote Blätter an den Bäumen. Wirklich als ob man durch verschiedene Länder fährt, dabei ändert sich die Landschaft minütlich. An sich ist Zugfahren wirklich perfekt für faule Museumsgänger, da die Aussicht wie Gemälde im Museum so viel verrät und doch muss man sich nicht die Mühe machen zu laufen, sondern die Kunst zieht an einem vorbei.

Nach meinem zweiten Umstieg in einen wahrhaft erstklassigen Zug dauerte es nur noch eine halbe Stunde und ich war pünktlich im sonnigen Gabrovo.

Lieblingsreisebegleiter

Connor und Tom haben mich abgeholt und eine Stunde später kam noch Pius dazu. Es gab einen kurzen Nachmittagssnack: Fladenbrot mit Ajvar und Sirene, Oliven und natürlich Mandarinen! Danach habe ich meinen ersten Ouzo getrunken, kein Wiederholungsbedarf, und wir haben einen kleinen Spaziergang zur Uni von Gabrovo gemacht von wo aus man einen guten Blick auf die Stadt und die Berge hat. Der Weg zurück wurde Dank mehrer Unterbrechungen länger als gedacht, weshalb ich zu spät zu meiner Online-Unterrichtsstunde kam.

Abends haben wir dann noch Paula vom Bahnhof abgeholt und die Runde war komplett. Nach dem Abendessen gab es noch eine sehr hitzige Runde 11 nimmt und das ein oder andere Bier, weswegen wir es dann auch als eine gute Idee empfanden eine Nachtwanderung auf einen Berg zu machen. Jedoch dauert der Weg sehr lange, wenn man Musik hört und immer wieder neue interessante Dinge entdeckt bei denen man unbedingt stehen bleiben muss.  Umwege wurden noch dazu auch gemacht. Ein weiteres Problem war die Dunkelheit, bei der natürlich alles ganz anders aussieht als am Tag. Das war der einzige Grunde weshalb der Weg nicht wiedergefunden wurde… Nachdem wir alle ein paar Mal auf dem matschigen Pfad ausgerutscht sind und meine Schuhe immernoch dementsprechend aussehen, haben wir auf die Stimme der Vernunft gehört und sind auf halber Strecke umgekehrt. Projekt verschoben auf Sonntag bei Tageslicht. Trotzdem war es eine sehr schöne Aussicht auf die Stadt, mit ihren zahlreichen Lichtern, bei Nacht.

Nach einer sehr kurzen Nacht ging es am nächsten morgen übernächtigt los nach Veliko Tarnovo. Zum Glück ist es sehr einfach während der Zugfahrt entspannt zum Geräusch des Zuges einzuschlafen. In Tarnovo haben wir dann erst einmal Falafel Döner gefrühstückt und etwas planlos die Stadt erkundet. Es hat sich eher nach einem Tag im Frühling angefühlt und nicht nach Dezember.

Das Zentrum war voll mit Souvenir-Läden, weshalb ich tatsächlich einmal Postkarten gefunden habe und von der Aussicht auf die Stadt und den Fluss kann man wirklich sagen, dass es mal wieder anders ist, als alles andere, was ich bisher in Bulgarien gesehen habe. Jede Woche sehe ich Bulgarien in einer neuen Facette.

„Ob es hier wohl was Süßes gibt?“

Obwohl wir nur zu fünft waren, haben wir es geschafft uns mehrmals zu verlieren, was aber nicht wirklich schlimm war. Wir haben uns immer wieder gefunden.

Der Schnee der letzen Tage ist im Licht der Sonne langsam dahingeschmolzen und in den Rinnen von den Dächern geflossen, weshalb wir eine dauernde plätschernde Geräuschkulisse hatten, während wir durch die schmalen Gassen der Stadt bergauf, bergab liefen.

Als mal wieder jemand aus der Gruppe, Paula und Pius, verschwunden sind, haben wir uns auf eine privaten Terrasse mit Ausblick auf den Fluss und die Stadt gesetzt und uns mit der Frau des Hauses, in wirklich sehr coolem Spot, unterhalten, bevor es einen Pfad bergab, an den Felsen auf denen die Stadt erbaut wurde und über einen Eisenbahntunnel auf eine Halbinsel mit Denkmal ging.

Sehr schöne alte Häuser, hier das Haus mit Terrasse

Was für ein grandioser Ort für ein Haus

Wiedervereint ging es los auf weitere Essenssuche durch die Handwerksstraße der Stadt. Sehr hungrig haben wir uns für Pizza to go entschieden, die wir im Keller des Restaurants in einer Art Abstellflur auf einer Reihe von Stühlen gegessen haben, da wir nicht im Stehen draußen essen wollten.

Die Katzen der Stadt zu beobachten scheint auch sehr interessant zu sein

Nachdem wir unser Lieblingsspiel, den hässlichsten Gegenstand im Schaufenster zu finden, nach einer Runde herzhaftem Lachen beendet hatten, haben wir noch eine Kirche angeschaut und die Aussicht auf die Stadt im Abendlicht genossen.

 

Aufgrund sehr großer Müdigkeit und Kälte, haben wir uns dann für den Rückweg entschieden. Unterwegs haben wir allerdings noch einen wahren Schatz gefunden. Sperrmüllstühle. Es war liebe auf den ersten Blick. Nach ausführlichem Sitztest hat sich Paula den schönsten Stuhl geschnappt und es ging weiter zum Bahnhof.

Zurück in der Wohnung wurde dann kurzerhand die Box mit der eingefrorenen Kürbissuppe zerschlagen um schneller an Nahrung zu kommen und so saßen wir glücklich beseelt und still vor den besten Kürbisnudeln der Welt von unserem hauseigenen Koch Tom.

In den Sonntag starteten wir nicht mit der für Gabrovo üblichen Tradition: Frühstück bei Billa, sondern mit Joghurt, Haferflocken, Birnen und Honig. Gestärkt haben wir uns dann doch vor Billa versammelt und Proviant für unsere Bergbesteigung gekauft. In der Hitze des bulgarischen Winters ging es dann bergauf. Auf weniger matschigen Pfaden durch den Wald mit Ausblick auf die Stadt. Oben angekommen haben wir erst einmal die Aussicht genossen und dann unser Vesper aufgegessen. Auf anderem Weg ging es wieder zurück. Zwei Kirchen haben wir noch besichtigt und einen überaus sympathischen Mann in der ersten Kirche getroffen. Dann wurde noch Tikmenitsa? gekauft. Ich habe den Namen vergessen. War aufjedenfall ziemlich lecker. Walnuss-Kürbis-Teig Mischung mit Puderzucker.

Nach dem abendlichen (W)Einkauf haben wir eine Runde Wer bin ich? gespielt und nach dem Essen noch einen Nachtsspaziergang gemacht, die Weihnachtsdekoration der Stadt begutachtet und eine Runde Ninja gespielt. Die seltsamen Deutschen…

Am Wochenende gab es mehrere ganz unwirklich wirkende Momente. Die Stadt sah so friedlich aus bei Nacht und die ganze Landschaft an sich, als ob die Welt still steht.

Eigentlich wollte ich Sonntagnachmittag zurück fahren, habe mich dann aber doch fürs Bleiben entschieden. Hat sich wirklich sehr gelohnt für den Milchreis unserer Sterneköchin Paula am nächsten Morgen. Nachdem wir Tom und Connor, die Eigentümer unserer kurzzeitigen WG verabschiedet hatten, da sie die nächsten zwei Wochen auf Geschäftsreise in Cherni Osam sind, haben wir versucht uns aufzuraffen und noch etwas aus dem Tag zu machen. Während Pius leider vielbeschäftigt arbeiten musste, er hat es wirklich nicht einfach, haben Paula und ich uns nochmal auf den Weg zur Uni gemacht und neue Wege erforscht. Dann wurde Pius eingesammelt und wir sind losgezogen um eine weitere Kirche zu besichtigen. Zum Glück hat uns Tom davor noch eine sehr exakte Wegbeschreibung aufgezeichnet, sodass wir die Kirche ohne Probleme gefunden haben. Auf dem Rückweg ging es dann ans brainstormen was denn nun gekocht werden soll. Connor und Tom haben so viel im Kühlschrank, wie ich in meiner ganzen Zeit in Bulgarien insgesamt gegessen habe. Deshalb haben wir ein Vier-Gänge Menü angedacht: Kohlsuppe (mein erster Kohl in Bulgarien), Ofengemüse, gedünsteter Blumenkohl, Brokkoli und Sellerie und Salat. Jedoch waren wir schon nach dem zweiten Gang pappsatt. Während Pius und Paula noch einen Spaziergang zur Mülltonne gemacht haben, bin ich daran gescheitert, meinen Blogeintrag zu beenden, weshalb dieser nun mit einem Tag Verspätung veröffentlicht wird. Ich entschuldige mich bei allen, die es kaum erwarten konnten. Es tut mir leid!

Einen Film und ein Gespräch später waren wir schlafbereit und nach einer erholsamen Nacht ging es dann noch einmal ans Putzen und Lebensmittel verteilen. Seltsam, wenn man sich daran gewöhnt mit anderen zusammen zu wohnen wieder allein nach Hause zu fahren. Aber ich habe mich auch ein bisschen sehr gefreut. Leider hatte mein Zug jetzt wirklich Verspätung weshalb ich eine Stunde in der Kälte warten musste, aber die Züge hier sind sehr Rücksichtsvoll, weshalb ich meinen Anschlusszug nicht verpasst habe. Wirklich sehr toll. Nur meine Online-Stunde wurde dann ein bisschen stressig. Ansonsten freue ich mich jetzt auf ein paar Tage zuhause, bevor es wieder losgeht. Geschenke müssen gekauft und eingepackt werden. Langsam beginnt die Dezember-Melancholie, wieder ein Jahr rum…

Jetzt esse ich erst einmal meinen Schokonikolaus, den ich nachträglich aus meinem Adventskalender ausgepackt habe und genieße meinen Abend bei Kerzenlicht und mit sehr vielen Ideen im Kopf.

 

Human of Shumen:

Hallo! Ich heiße Borislava und ich bin 17 Jahre alt. Ich lebe in Madara – ein Dorf, das sich etwa 17 Kilometer von Shumen befindet. Ähnlich wie Karla liebe ich es auch zu lesen. Deshalb will ich euch ein bisschen über einige bulgarische Autoren und Autorinnen erzählen.

Einige von den bekanntesten bulgarischen Autoren und Autorinnen sind Iwan Wasow, Christo Botew, Elin Pelin, Aleko Konstantinow, Nikola Wapzarow, Petko Slawejkow, Dimitar Talew, Leda Milewa, Emilijan Stanew, Elisaweta Bagrjana, Dora Gabe und Atanas Daltschew. Ich erzähle nicht über alle diese Autoren und Autorinnen, weil es zu viel zu schreiben (und vielleicht zu lesen) ist.

Iwan Wasow (1850-1921) ist ein Schriftsteller, der in Sopot geboren ist. Er hat 5 Brüder. In seiner Familie sind die Religion und das Patriarchat sehr wichtig. Sein erstes veröffentlichtes Gedicht heißt „Kampf“. Er war aktiv in der Zeit 1870-1921. Normalerweise sind seine Werke traurig und patriotisch. Er schrieb oft über fiktionale Figuren.

Christo Botew (1847/1848-1876) ist ein bulgarischer Held, Revolutionär und Dichter. Er ist in Kalofer geboren. Er ist der Sohn von Botio Petkow – Lehrer, der beide Christo Botew und Iwan Wasow gelehrt hat. Botew hat 8 Geschwister. Drei von ihnen starben sehr jung. Er publizierte sein erstes Gedicht „Zu meine Mutter“ im Jahr 1867. Er kämpfte für die Freiheit von Bulgarien. Er ist gestorben im Jahr 1876. Auch wie Wasow schrieb er traurige und patriotische Werke. Aber seine Texte sind öfter angelehnt an seine eigenen Erfahrungen.

Aleko Konstantinow (1863-1897) ist in Swischtow geboren. Seine ersten Gedichte sindSpiegelundWarum?“ genannt. In seinen Büchern zeigt er, dass Bulgaren nicht immer gut sind. In seinem Buch „Bay Ganyo geht in Europa“ erzählt er über Bay Ganyo – ein grober, egoistischer und lauter Mann. Konstantinow fährt über Bay Ganyo zu erzählen in Folge von politische Erzählungen fort. In dem Buch „Bay Ganyo geht in Europa“ ist Bay Ganyo komisch für die Leser. Aber danach wird er vernarbt. Seine Dummheit wird gefährlich. Heutzutage bleiben diese Erzählungen aktuell.

Elisaweta Bagrjana (1893-1991) ist eine bulgarische Dichterin, Autorin von Bücher für Kinder und Übersetzerin. Als sie Kind war fing sie Gedichte zu schreiben an. Ihre ersten gedruckten Gedichte heißen „Abend Lied“ und „Warum“. Einige von ihren Bücher (Sammlungen von Gedichten) heißen „Menschliches Herz“, „Sterne“ und „Von Küste zu Küste“.

Dora Gabe (1886-1983) ist bulgarische Dichterin und Autorin. Sie ist europäischstämmig. Ihr erstes Gedicht – „Frühling“ wurde in Schumen erstmals gedruckt. Ihre Gedichte wurden in Magazinen gedruckt. Sie schuf auch ihre Sammlung von Gedichten„Veilchen“. Sie schrieb auch Kinderbücher, Romane und kurze Geschichten. Ihre Texte von verschiedenen Gattungen werden in verschiedenen Magazinen und Zeitungen publiziert.