Die Woche der toten Katzen und der erste Schnee (Tag 43-49)

Gleich das Update am Anfang: kein Wasser mehr auf dem Balkon!

Eine Erleichterung. Das Wasser vom Balkon zu entfernen war ne ganz schön anstrengende Aufgabe morgens. Doch ich habe dadurch so viel Energie bekommen, dass ich gleich noch am Dienstag auf den Markt losgezogen bin. Dort habe ich einen Mandarinengroßeinkauf gestartet. Das deutsche pendant zum Kohl. Und die dicksten Socken wurden auch gleich noch besorgt. Jetzt weiß ich, wie sich warme Füße anfühlen! Eine ganz neue Erfahrung. Den Rest vom Tag war ich mit Online-Unterricht beschäftigt. So ging es auch am Mittwoch weiter. Am Abend bin ich mit Jasmin und Soner spazieren gegangen und wir haben eine sehr leckere Pizza gegessen und unglaublich lange geredet und Einkaufspläne für Freitag gemacht. Ab Samstag gibt es in ganz Bulgarien einen Lockdown und die Malls haben geschlossen. Deshalb haben wir am Freitag ein Taxi genommen, weil ich ein Paket irgendwo im Industriegebiet abholen musste. Das war größer als gedacht. Beim Warten auf das Taxi habe ich die erste tote Katze meines Lebens gesehen. Kein schöner Anblick.

Stolze und neugierige Paketbesitzerin

Danach ging es weiter zur Post und dann ab ins Schulmuseum. Echt eine gute Idee so ein eigenes Museum in der Schule. Danach waren Soner und ich noch sein Handy abholen, im Schreibwarenladen und bei Billa. Zuhause habe ich dann mit Freuden festgestellt, dass ich einen Adventskalender geschenkt bekommen habe! Ich habe mich riesig gefreut. Der trägt sehr zu meiner Weihnachtsstimmung bei. Dann habe ich Paula, die mit dem Zug aus Sliven angereist ist, abgeholt.  Von der ersten Sekunden an haben wir bis circa drei Uhr nachts geredet und gelacht. Mit leckerem Gemüsereis, Wein und Eis geht die Zeit auch ganz schnell um. Natürlich hatten wir die glorreiche Idee nach nur 4 Stunden schlaf aufzustehen um auf den Flohmarkt zu gehen. Leider habe ich absolut keinen Plan mehr gehabt wo der sein sollte und als wir ihn endlich gefunden hatten gab es nichts außer einem Stand mit was wohl?

Natürlich Kohl! Das war also ein absoluter Reinfall. Um den Morgen zu retten haben wir uns dann also aufgemacht das Monument im Morgenlicht zu erkunden. Trotz strahlendem Sonnenschein war die Atmosphäre dort wie immer sehr düster. Nach einem Fotoshooting, haben wir die Sonne genossen.

Dann ging es zurück und unter die dringend notwendige Dusche und danach nochmal ins Bett. Am Nachmittag haben wir uns dann auf den Weg zur Tombul Moschee gemacht.

Vom Kontrast der Äste gegenüber dem Himmel fasziniert

Auf dem Rückweg haben wir uns noch wunderschönen Kuchen in einer Konditorei gekauft. Dann wurde wieder gekocht. Jeden Abend rote Beete, weil Paula circa ein Kilo davon mitgebracht hat und ich zuerst ganz schockiert dachte, sie hat blutigen Schinken dabei. Aber rote Beete Salat kann ich sehr empfehlen.

Haferflocken pimpen übrigens alles auf

Bulgarisch haben wir auch ein bisschen gelernt und dann haben wir noch einen Film geschaut und darüber geredet, was für gute Gespräche wir die beiden Tage hatten und wie schnell man die ganzen Erkenntnisse wieder vergisst, wenn man es sich nicht aufschreibt.

Am nächsten Morgen gab es Porridge als Stärkung für unseren Ausflug nach Madara. Nach einer für uns viel zu kurzen Zugfahrt auf der wir die Hälfte der Zeit mit dem Kontrolleur auf Deutsch geredet hatten kamen wir in Madara an. Im wunderschönen Winterlicht kam uns die ganze Szenerie und der Weg zum Nationalpark total unwirklich vor.

Eine glückliche Paula
Kirche auf dem Weg

Am Touri-Parkplatz angekommen hatte ich das erste Mal wirklich auch das Gefühl ein Tourist zu sein. Es waren erstaunlich viele Leute unterwegs. Wie beim Schumen Plateau gab es auch hier wieder temple run Treppen. Allerdings mit sehr viel weniger Stufen.

Gekommen sind wir um das Unesco Weltkulturerbe, den Reiter von Madara zu bestaunen, nachdem wir den allerdings fast übersehen hätten, waren wir von der Landschaft an sich sehr viel mehr beeindruckt. Die haben wir so ausführlich betrachtet, wie andere Gemälde im Museum.

Nachdem wir total ausgekühlt noch mit wunderschön herbstlicher Aussicht eine Orange gegessen hatten ging es wieder runter vom Plateau und zu im Zwielicht sehr gruseligen Höhlen, die definitiv noch einmal bei Sonnenschein betrachtet werden müssen.

Leider waren wir schneller am Bahnhof als gedacht und waren so am frieren, dass es unmöglich erschien noch eineinhalb Stunden auf den nächsten Zug zu warten. Also liefen wir durch das ausgestorbene Madara und stießen vor einem Minimarkt auf eine Gruppe von Bulgaren. Mit Hilfe von Google-Übersetzer hat Paula es geschafft ihnen zu vermitteln, ob sie uns ein Taxi rufen können, was sie auch sofort getan haben. Da standen wir also in einem kleinen Dorf, aßen unsere letzen belegten Brötchen im Dunkeln und dazu noch Schokolade, während neben uns in der Runde das Feierabendbier getrunken wurde und haben uns so ins wirkliche leben der Bulgaren versetzt gefühlt.

Dabei war eine unserer Erkenntnisse des Tages, dass man auf die oft gestellte Frage: „Und, wie isses in Bulgarien so?“ Nicht mit einem Satz antworten kann. Mittlerweile habe ich schon so viele verschieden Eindrücke gehabt von der Landschaft, dem Wetter und den Leuten, dass es einfach unmöglich ist zu beschreiben wie es ist. Außerdem sind wir 8 Freiwillige in Bulgarien, die 8 unterschiedliche, wenn vielleicht auch ähnliche Eindrücke über Bulgarien gewinnen und doch erlebt jeder ein ganz anderes Bulgarien. Einfach phänomenal!

Das Taxi war so warm und wir so glücklich. Auch wenn wir osemdeset i shest (86) verwechselt haben mit einer selbstausgedachten 86 sind wir sicher am Ziel angekommen und waren froh über meine Wohnung, die so in etwa ein Grad kälter als draußen ist und deshalb erst einmal geheizt werden musste. An diesem Adventssonntag gab es neben meinem traurigen Grablicht als Adventskranz, den ersten Lebkuchen und abends, nachdem ich ein Päckchen aus dem Adventskalender ausgepackt hatte sogar noch mehr Kerzen.

Es weihnachtet sehr.

Weitere gute Gespräche später ging es dann erschöpft ins Bett. Der nächste Morgen, also heute, stellte sich als stressig heraus, da wir viel zu lange im Bett liegen blieben, dann ganz aufgeregt waren, weil wir bemerkt hatten, dass es schneit und im Anschluss ganz schnell zum Bahnhof gelaufen sind und wie die Deutschen die wir sind brav über den Bahnübergang gerannt sind, während alle anderen die Abkürzung über die Gleise nahmen. Nachdem Paulas Zug abgefahren ist und somit unser verlängertes WG-Wochenende zu Ende ging, wollte ich auch wie die anderen über die Gleise gehen, was sich sofort rächte, da ich nun die zweite tote Katze der Woche sah. Wirklich schrecklich. Im Schneeregen und eisiger Kälte ging es für mich zurück in die Wohnung und wer sich jetzt wundert, dass ich den Abschied von Paula so kurz  nur erwähnt habe, das liegt daran, dass ich nach etwa zwei Stunden einen Anruf von ihr bekam, ob sie wohl noch eine Nacht bei mir schlafen kann, da sie ihren Ausstieg verpasst hat und in Varna ist. Also geht das WG-Leben heute Abend nochmal in die Verlängerung.

Im Moment bin ich von heute auf morgen irgendwie so sehr wie noch nie in Weihnachtsstimmung. VIelleicht liegt es daran, dass ich etwas vertrautes suche, jedenfalls machen mich der Anblick der weißen Dächer und der warmen Lichter in den Häusern, den Höhlen des 21. Jahrhunderts, ganz wohlig und glücklich. Ich höre freiwillig Weihnachtslieder, trinke Tee und esse Lebkuchen und freue mich ungemein auf morgen, wenn die Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt angeht und der kleine Weihnachtsmarkt beginntt. Zum Glück ist das schon morgen!

 

Human of Shumen

Hallo ihr Lieben,

Ich bin Andreya oder Ani 16 Jahre altes Mädchen aus Novi Pazar. Meine Stadt ist in der Nähe von Shumenungefähr 20km. In der Nähe von Novi Pazar sind Madara und Pliska. Sie sind wichtige Sehenswürdigkeiten für die lange bulgarische Geschichte. Pliska ist die erste Hauptstadt von Bulgarien. Madara ist mit den Thrakern und ihrer Kultur verbunden. Rund um Shumen gibt es viele schöne Landschaften, die sie sehen können.

In meiner Freizeit tanze ich bulgarische Volkstänze. Auf dem Foto bin ich in bulgarischer Volkskleidung nosiya gekleidet. Die bulgarischen Tänze sind ein Symbol für die bulgarischen Traditionen und Kultur. Ein einfacher Tanz, der an allen Feiertagen getanzt wird, heißt pravo horo“.

Mein größter Traum ist es, eine gesunde und glückliche Familie zu haben. Als Beruf möchte ich Zahnarzt oder PRund Werbeagent eines großen Unternehmens werden. Ich liebe die Sprachen, aber die Biologie und die Chemie finde ich auch interessant. Ich überdenke die Variante, in Deutschland zu studieren. Dort kann ich eine bessere Ausbildung bekommen.

Letzte Woche war ich zu Hause und habe online gelernt – nichts Interessantes. Über das Wochenende war ich mit Freunde und meiner Familie zusammen. Am Samstag haben wir die Schönheit des vergangenen Herbstes gefangen. Auf den Fotos bin ich mit meiner besten Freundin Martina und mit meinem Freund Radoslav.

Am Sonntag war ich mit meiner Cousine in Sofia für eine Fotoshooting. Es war für Weihnachten. Hier ist ein Foto.

In dieser für alle schwierigen Situation ist es das Wichtigste, gesund zu sein und mit unseren Familien zusammen zu sein. Liebe deine Familie und Freunde!

 

 

 

 

 

Meer mehr, More more (Tag 36-42)

Dober wetscher!

Schon wieder ist eine Woche rum. Tage voller Prüfungsvorbereitungen, Online Unterricht und noch mehr neuen Menschen, die ich kennenlernen durfte.

Da das alles nicht so wirklich spannend ist erzähle ich diese Woche ganz ausführlich von meinem Wochenende am Meer.

Nachdem ich am Freitag nach der Prüfungsvorbereitung noch schnell Mandarinen, was sich als überlebensnotwendiger Kauf herausstellte, eingekauft hatte, machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Natürlich wollte ich einen neuen Weg ausprobieren und hätte deshalb fast den Zug verpasst, weil ich mich eventuell ganz minimal verlaufen habe. Das mit den Zügen ist sowieso schon nie so ganz klar für alle die kein bulgarisch können. Wo fährt welcher Zug ab, wo muss man aussteigen usw. Allerdings hatte ich bisher immer Glück und jemand konnte mir weiterhelfen.

Sicher im Zug war ich sehr glücklich endlich mal in nem Abteil zu sitzen. Das hat ein viel größeres Abenteuerfeeling. Zuerst saß ich in einem Abteil mit einem Mädchen, dass mir erklärt hatte wo der Zug abfährt, später saß ein Rocker in meinem Abteil. Die 7 Stunden fahrt, ja ich weiß ziemlich lang, aber das Zug fahren an sich ist ja schon cool und die Strecke hätte ich auch in 2 Stunden Busfahrt bewältigen können, habe ich sinnvoll genutzt. Mit lesen, Tagebuch schreiben, Musik hören, aus dem Fenster schauen, essen, reden und nachdenken.

Nostalgie-Gefühl

Außerdem war ich nur circa die hälfte der Fahrt allein. Nach 3 Stunden sind Connor und Tom zugestiegen. Die gemeinsame Fahrt ging dann also auch sehr schnell rum. In Dabovo, mein ab jetzt offizieller Lieblingsbahnhof, von dem ich leider kein Foto gemacht habe, weil ich faul bin, sind wir umgestiegen. Wunderschönes Abendlicht und ein Bahnhof mitten in der Pampa.

In Burgas angekommen ging es erst einmal zum AirBnB. Ohne unser Gepäck waren wir dann einkaufen und haben uns auf den Weg zum Strand gemacht.

Stolzer Winzer des Jahres 2020 und glückliche B(i)e(r)hüterin

Wir schreiben den 20. November 2020, ein besonderer Tag. Drei Deutsche sind völlig überdreht und aufgekratzt am Strand in Burgas gesichtet wurden. Nachdem sie sich im Licht der Sterne auf ihren Strandtüchern ausgebreitet hatten, rannten sie ohne groß nachzudenken in die Fluten des nun wirklich schwarzen Meeres. Schon nach kurzer Zeit spürten sie ihre Körper nicht mehr. Nach einer halben Minute ist das Ereignis auch schon vorbei. Seltsamerweise war es gar nicht so schlimm wie gedacht. Die 3 sind gesund und munter. Und dazu noch voller Euphorie und Stolz.

Eine heiße Dusche, eine Flasche Wein und einen Topf Nudeln später ging es wieder zum Strand. Ein sehr cooles Erlebnis, wenn man ganz allein am Meer ist. Wer will schon in einer Novembernacht auf nem Steg sitzen außer uns? Ich habe Formen im Meeresschaum gesucht und nen ganzen Zoo gefunden.

Zurück im AirBnB ging es dann nach guten Gesprächen ins noch gutere Bett.

In den Samstag sind Tom und ich mit ganz viel Tee und einer Leserunde gestartet, während Connor noch einmal eingeschlafen ist. Da wir am Vorabend schon all meine Mandarinen aufgegessen hatten, mussten nun unbedingt neue besorgt werden.

Kohl scheint auch nie knapp zu werden…

Per Zufall haben wir einen türkischen Bäcker gefunden und genauso willkürlich alles mögliche bestellt. Dann ging es zum Busbahnhof um Tickets nach Sozopol zu kaufen. Gar nicht so leicht, wie sich herausstellte. Nachdem ich tatsächlich richtig verstanden habe, dass man die Bustickets beim Busfahrer kauft, hatten wir nur das Problem, dass die Busse doch nicht so oft kommen wie gedacht. Also haben wir erst einmal in einem Boot auf dem trockenen gefrühstückt, was sich als Burgasritual herausstellen sollte. Da wir nach unserem Frühstück noch immer sehr viel Zeit hatten ging es auf Hafenerkundung.

Wieder ganz viele Giraffen. Oder auch Druiden aus Star Wars.

Einen winterlichen Strandspaziergang haben wir dann auch noch hinten dran gehängt. Es gibt nichts cooleres als Muscheln zu sammeln und sich zu fühlen, als ob man den heiligen Gral findet.

Der Steg bei Tag

Rauhe Mischung aus Müll, Wind, totem Gestrüpp und trotzdem seltsam schön
R.I.P.

Im Meergarten, einem Park am Strand, haben die Jungs dann noch neue Freunde gefunden.

Connor durch Bestechung mit einem Blutmuffin…
…und Tom durch ein Spiel das Katzen wohl mehr mögen als Menschen. Endlich jemand der Wedel mag!!!

Dann ging es endlich in den Bus nach Sozopol.

Bekannt für schöne alte Häuser

Ein absoluter Touri-Ort, der im Moment wie ausgestorben da liegt. In einer Kirche haben wir uns am warmen Ofen gewärmt und danach die Küste erkundet.

JETZT NEU! „Barbie am Strand“-Edition, Puppe, die lebensecht friert

Bei diesem Ausblick hat sich das Frieren sowas von gelohnt. Ich habe mich richtig lebendig gefühlt. Gewaltige Wellen, meergrünes Wasser, schwarze Felsen, eisiger Wind.

Jesus von Sozopol
Das ist die perfekte Welle
„Der Wanderer überm Nebelmeer“ (ausnahmsweise von vorne)

Der Kletter-Tom
Lebenstränen <3

Wir hatten super viel Spaß auf den Felsen herumzukraxeln und dieses mal kann sich auch niemand beschweren, dass ich zu wenig Fotos gemacht habe. Die Aussicht war aber auch zu grandios. So ein Lebensgefühl!

Durchgefroren wie wir waren, sind wir dann mit dem Taxi zurück nach Burgas gefahren. Wir waren ziemlich fertig und haben uns mit ner Portion Gemüsereis gestärkt und mit Musik gepusht, bevor es wieder losging Richtung Strand. Tragischerweise hat das Meer jetzt mehr Alkoholgehalt, da wir beim Kühlen eine Flasche Wein an den Ozean verloren haben. Vielleicht freut sich ja jemand über diese ganz besondere Flaschenpost…

Nach noch weniger Schlaf haben wir am Sonntagmorgen unsere 7(0) Sachen gepackt und sind, Gewohnheitstiere die wir sind nachdem wir schon den zweiten Abend wieder auf dem Turm auf dem Steg verbracht haben, natürlich auch wieder zum Frühstück holen in den türkischen Bäcker gegangen und haben wie es eben üblich ist wieder in einem Boot an Land gefrühstückt. Diesmal bei spätsommerlichen Temperaturen in strahlendem Sonnenschein mit Meeressound im Hintergrund.

Göttliches Fladenbrot und andere himmlische Speisen für circa 6 Euro

Vor und nach dem Frühstück waren wir noch in einem Antiquitäten/SecondHand Laden in dem wir Feldflaschen, bulgarische Karl May Bücher und diverse andere Dinge erworben haben.

Wer genau hinschaut erkennt den bulgarischen Stammtisch oder zumindest denke ich, dass es so etwas in der Art ist…

Nach diesem warmen Vormittag ging es auch schon wieder zum Bahnhof und in den Zug heimwärts.

Ganz vertieft in die 3 Fragezeichen

Es wird übrigens nie langweilig aus dem Fenster zu schauen. Ich weiß nicht wie genau ich die Landschaft beschreiben soll. Rote, grüne, blaue Berge. Unendlich weite Ebenen. Immer wieder Hügel. Gras so grün wie in Irland und dann wieder tote Bäume und trockene Felder. Schafherden umgeben von Müll, Pferdegespanne, riesige Industriefabriken und wieder nichts als Natur.

Lifehack wenn der Zug mal wieder ne Sauna ist: Kopf herausstrecken für Gehirnforst. Tolle Aussicht und wacher werden inklusive

Jetzt widme ich mich wieder meinem Alltag. Das heißt:

Unterricht vorbereiten und
Balkonüberschwemmung beseitigen

Probleme, die hoffentlich morgen gelöst werden. Wenn nicht, muss ich schon nicht mehr 7 Stunden ans Meer fahren um schwimmen zu gehen…

Ich bin gespannt auf die Woche. Sehr voll, doch am Wochenende steht schon die nächste Erkundungstour bevor!

Dowisch dane!

 

HUMAN of Shumen

Hallo wunderbare Leute,

die mich in den nächsten Zeilen kennenlernen werden. Ich bin Jasmine, Jacqueline, Josephine, Jassie oder was Ihnen gefällt, hahaha. Auf die kürzeste Art und Weise die ich mich selbst beschreiben kann, werde ich nur sagen, dass ich neugierig, verrückt nach der Welt in mir und der Welt außerhalb bin. Ich mag die Bewegung, Sport zu treiben, zu lernen, zu spielen, zu malen, obwohl ich das nicht kann hahaha, aber im Allgemeinen alles. In Geschichte und Mathematik, um die Wahrheit zu sagen, bin ich kein kluges Mädchen 😀, also werde ich Ihnen nichts über die Geschichte Bulgariens erzählen, aber ich werde Ihnen über die Welt in mir und die Mentalität der Bulgaren erzählen. 😊

Setzen Sie ein Lächeln auf und fangen wir an 😊

Diese Woche war ich mit meinem lieben Freund in Varna, mit dem, seit wir uns kennengelernt haben, unsere ganze Beziehung zur Coronaedition wurde, hahah. Varna ist eine wunderschöne Stadt mit vielen sehenswerten Sehenswürdigkeiten! Aber auf wundersame Weise war die Stadt nie mein Traumortziel, bis mein Freund dort landete, hahaha. Ich lege ein paar Fotos bei, um Sie mit einem Lächeln anzustecken.

Bulgaren sind interessante Menschen, ich kann sagen, dass sie mit ihrer inneren Welt sehr aufrichtig sind, was manchmal nicht schlecht ist. Mir ist oft passiert, dass viele Ausländer sagen, Bulgaren seien unhöflich. Nun, das ist nicht wirklich so, es gibt nur negative Leute, die diesen Eindruck hinterlassen. In Wirklichkeit können die Wärme der einheimischen Bulgaren und die Schönheit der bulgarischen Natur Sie nur mit Liebe erfüllen, und wie mein bester Yogalehrer sagt ‘’Der Mensch ist ein überfließender Liebesbrunnen.’’

Meine Yogalehrerin Petya

Yoga ist eine wundervolle Zeit für dich, die ich zu Beginn des Jahres wiederentdeckt habe. Yogalehrerin zu sein, ist einer von meinen vielen Träumen für die Zukunft .

Ich teile mit Ihnen einige Mantras / Lieder, die Sie mit Liebe, Frieden und Reinheit umgeben werden.

https://www.youtube.com/watch?v=6HdIEfWC0xA

https://www.youtube.com/watch?v=0HvsIYwoObY

Ich bin ein großer Fan von gesundem Leben und gesunder Ernährung, deshalb werde ich mit Ihnen ein paar Cafés in Varna teilen, die extrem süß und gesund sind.😊

42.12 Cafe ; Edno kafe ; HashtagSTUDIO – The Culture Club. und So Fresh Sevastopol

Fügen Sie sie bei Ihrem nächsten Besuch Ihrer Liste hinzu. 😊

In diesem Fall ein schnelles Rezept für Liebhaber von Erdnussbutter, nämlich rohe Bällchen:

Sie brauchen :

  • 120 Gramm Haferflocken ( ungekocht)
  • 2 Esslöffel Honig
  • 60 g cremige oder klobige Erdnussbutter
  • 1 reife Bananenpüree
  • 1 Teelöffel gemahlener Zimt

Sie können auch Kokosnussspäne, Kokosmehl, andere Butterarten, Rosinen, Chia, Schokolade, Walnüsse und alles hinzufügen, was Ihre Seele wünscht.

Vorbereitung :

Hafer und Zimt in eine große Schüssel geben; rühren, um gut zu mischen. Fügen Sie die zerdrückte Banane, Erdnussbutter und Honig hinzu. Rühren, bis die Zutaten gut vermischt sind. Zu kleinen Kugeln formen. Bedeckt im Kühlschrank kalt stellen. Reste abgedeckt im Kühlschrank aufbewahren.

Да ви е сладко ( Da vi e sladko) ! – Bulgarischer Ausdruck für guten Appetit!

Ich kann es kaum erwarten, nach Deutschland zu gehen und viele positive Leute kennenzulernen, die Sehenswürdigkeiten des Staats zu besichtigen und das traditionelle deutsche Essen zu geniessen, haha. Ich werde mich freuen, auch über Sie mehr zu erfahren – Dazu mein Instagram: jasmin.savova 😊

Bis bald, wunderbare Menschen!

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn die Möwe ruft… (Tag 29-35)

8:22 Uhr. Durch meine Jalousien dringt das Morgenlicht. Ich höre die Autos auf der Straße und natürlich, die Möwen. So ungefähr sind meine ersten Sinneseindrücke nach dem Aufwachen jeden Tag. Die Möwen zu hören hat etwas von Urlaub an sich und jeden Morgen freue ich mich auf den Frühling und Sommer hier.

Klar, der Herbst ist auch wunderschön. Die Sonne strahlt hier mit mehr Intensität, aber es ist eben doch schöner, wenn man den ganzen Tag draußen verbringen kann, ohne zu frieren.

Kleinstadtimpressionen

Am Anfang der Woche war ich etwas schwerfällig und hatte nicht so viel Motivation. Ich habe verzweifelt nach Inspirationen für den Online-Unterricht mit der 8. Klasse gesucht. Zum Glück habe ich auch sehr schnell welche von meiner Tante Jasmin erhalten. Danke! Das hat mich wirklich gepusht und jetzt bin ich auf jeden Fall kreativer, was die Gestaltung des Unterrichts angeht.

Auch um meine eigene Weiterbildung habe ich mich ein Stück weit gekümmert und meine Wohnung mit bulgarischen Vokabeln verziert. Mal sehen, ob ich mir so ein paar neue Worte aneignen kann.

Ein Highlight der Woche war definitiv der große Billa. Dort war ich davor noch nicht einkaufen. Er ist zwar ein Stück weiter weg, aber so habe ich auch noch einen neuen Teil von Shumen kennengelernt und es ist einfach sehr cool in einem Laden wirklich alles zu bekommen. So auch eine Reibe, an der ich mir natürlich noch im Laden schon in den Finger geschnitten habe.

Natürlich bin ich auch diese Woche wieder zum Denkmal hochgelaufen. Dieses Mal mit einer Deutschlehrerin. Sie läuft jeden Tag die 1300 Stufen hoch. Ich weiß nicht, ob ich mich dazu überwinden kann.

Nach Tagen der Isolation, habe ich mich am Freitagabend mit ein paar Schülern getroffen. Zusammen mit Marieta, Christina, Emir und Aleksander, die alle noch einen Blogbeitrag schreiben werden, war ich in einem Café. Wir haben viel gelacht, über Musik, die Geschichte Bulgariens, „die Deutschen“ Sternzeichen (das ist hier echt voll das Ding) und alles mögliche geredet. Es hat gut getan sich mal wieder mit ein paar Leuten in echt zu unterhalten. Danach hatten wir noch ein Zoommeeting um ein weiters Projekt zu planen. Aber die 11.Klasse hat das echt auch ohne mich schon sehr gut drauf.

Am Samstag war ich wieder mit Rumy in unserem geliebten Wald und sie hat mir neue Orte gezeigt.

Nora und Sara sind nicht so begeistert von Fotoshootings
einmal ohne mit Worte

„the perfect mushroom“

Ein traumhafter Herbsttag.

Nachdem Tom mir noch abends seine Liste von Dingen, die er in Bulgarien machen will, geschickt hat und voller Begeisterung von seinen Plänen, die er schmiedet, erzählt hat, bin ich auch endlich wieder aus meiner Trance aufgewacht. Im Moment bin ich so im Alltag beschäftigt, dass ich doch tatsächlich ganz vergessen hatte, warum ich eigentlich ins Ausland wollte. Und zwar um so viel Neues wie möglich zu entdecken. Das muss gar nicht heißen, dass ich riesige Reisen mache, aber schon allein in meiner Umgebung gibt es jede Menge Orte, die ich gut mit dem Zug abklappern kann. Definitiv etwas, was ich in naher Zukunft machen werde.

Den Sonntag habe ich also damit verbracht im Internet ein paar Orte zu finden und meine eigene Liste zu erweitern. Außerdem habe ich Kekse gebacken. Wer mich kennt, weiß wohl auch wie sie geworden sind… Sie sehen aus wie kleine Brötchen, aber hab sie natürlich trotzdem verspeist.

Auch heute habe ich wirklich sehr gute Laune. Nach erfolgreichem Unterricht mit der 8.Klasse und einer wirklich süßen Hausaufgabe, in der mir jeder seinen Lieblingsort in drei Sätzen vorstellen musste, habe ich mich nochmal nach draußen begeben, weil das Wetter einfach zu schön ist um drinnen zu bleiben. Im Studentski Park habe ich mich auf eine Bank in die Sonne gesetzt, gelesen, ein paar Jungen beim Rückwärtssalti üben zugeschaut und meine erste Mandarine in diesem Jahr gegessen. Ein sehr gelungener Tag.

 

HUMAN of Shumen

Marieta Petkova                     Weliko Tarnovo – Die Stadt der Liebe und Schönheit.

Die meisten Menschen haben Urteile über Bulgarien. Vor allem ist Bulgarien nur ein kleines Land in Osteuropa. Etwas, was die meistens nicht wissen ist, dass mein Heimatland nicht nur eine lange und interessante Geschichte hat, sondern auch schöne Natur und viele Sehenswürdigkeiten. Wissen Sie, dass die ersten Kenntnisse über Bulgarien ungefähr aus dem Jahr 300 n. Chr. sind? In diesem Blog werde ich nun meinen Heimatort beschreiben – und zwar über mein Lieblingsstadt Weliko Tarnovo. Am Ende werde ich euch ein Rezept für eine sehr leckere Süßigkeit geben.

Weliko Tarnovo ist nicht die größte und auch nicht die berühmteste Stadt in Bulgarien, aber bestimmt kann man viel da sehen. Tarnovo war die vierte Hauptstadt Bulgariens im Zeitraum von 1185 bis 1396. Der bulgarische Staat war mächtig und streng. Ein Beweis dafür ist die Festung von Tsarevets, die früher das Schloss der königlichen Familie war. Jetzt ist Tsarevets die berühmteste Sehenswürdigkeit in Tarnovo. Besonders schön ist die Ton- und Lichtshow am Abend.

Das Osmanische Reich im Lauf von 5 Jahrhunderten hat bis heute viele Spuren hinterlassen. Heute kann man viele Häuser, die typisch für die bulgarische Wiedergeburt sind, sehen. Besonders hübsch ist Samowodska Charschiya, eine Straße, in der es verschiedene Handwerke gibt. Man kann viele Leckereien wie Honigkuchen, Orechovka, das ist ein Kuchen mit Walnüsse, weiße Konfitüre, Rosenlimonaden und auch Kaffe, der im Sand gemacht ist, probieren.

Eine interessante Tatsache ist, dass in Weliko Tarnovo die erste bulgarische Große Volkversammlung stattgefunden hat.

 Andere Sehenswürdigkeiten, die man in Weliko Tarnovo oder in der Nähe von Tarnovo besuchen kann, sind das Mini Bulgarien (ein Museum im Freien, wo die berühmtesten Sehenswürdigkeiten in Bulgarien als Modelle dargestellt werden), Illusionsmuseum, viele Kirchen und Kloster, von denen die berühmtesten Preobrajenski Kloster und der Klosterkomplex der Heiligen Vierzig Märtyrer (bulg. ,,Свети 40 Мъченици) sind.

Ich schreibe nichts mehr über Tarnovo, weil meine Erzählung zu lang wird. Die Schönheit von Tarnovo kann nicht beschrieben werden, sondern man muss sie sehen, um sie zu schätzen.

 Am Ende werde ich euch ein einfaches Rezept für Orechowki (ореховки) geben. Orechowki sind bulgarischen Cookies mit Walnüsse, die nicht nur einfach vorzubereiten sind, sondern auch sehr lecker.

Zutaten:

3 Eiweiße

Puderzucker – 125gr

gemahlene Walnüsse –  250gr

Vanille – 1 Pck

Zitronensaft – 1/2 TL

Methode/Zubereitung:

Zuerst schlag die Eiweiße mit einer Prise Salz zu Schnee. Eine wichtige Bedingung, ist dass die Rührschüssel und auch die Rührstäbe des Mixers völlig trocken sein müssen. Dann gib den Puderzucker, die Vanille und den Zitronensaft hinzu und verrühre alles.

Gib nach und nach die gemahlenen Walnüsse dazu und quirle, damit alle Zutaten gleichmäßig verteilt sind. Form die Orechowki und ordne sie auf einem Backblech mit Backpapier. Back die Orechowki in einem vorgeheizten 150-Grad-Ofen, bis sie leicht braun werden. Dies dauert etwa 25 Minuten.

 

She sells sea-shells on the sea-shore (Tag 22-28)

Zdraveyte!

Nachdem diese Woche mit einer schlechten Nachricht begonnen hat, wurden dennoch ein paar wirklich passable Tage draus. Mit Rumy war ich in meinem geliebten Wald. Sie hat mir ihren Lieblingspfad gezeigt und während wir so durch den Wald streiften, habe ich ihren Geschichten gelauscht. Das ist wirklich sehr meditativ (generell wurde die ganze Woche von meditativen Dingen begleitet). Ich bin in eine ganz andere Welt abgetaucht.

„Life is beautiful.“ -Rumy, 03.11.2020

Mit Elena habe ich in der Schule die anstehende DSD-Prüfung vorbereitet. Wirklich eine Menge Papier, die da für so wenig Schüler gedruckt und organisiert werden muss. Nachmittags bin ich mit Jasmin und Soner wieder die Stufen zum Monument hochgelaufen. Gemeinsam macht es definitiv mehr Spaß. Oben angekommen haben die Beiden mir die Sternwarte gezeigt, die ich unbedingt noch erkunden will. Jasmin, unser Tourguide, hat uns dann durch den Lehrwald in Richtung Aussichtspunkt geführt. Soner war das nicht ganz geheuer, also hat er vorsichtshalber Fotos vom Weg gemacht. Die Aussicht auf die Herbstlandschaft ist wirklich traumhaft. Jasmin hat auch noch für uns gebacken. Sehr lecker.

Für Freitag habe ich mich mit Soner und Jasmin zu einem Filmeabend verabredet. Da Soners Mutter Köchin ist, gab es auch noch sehr leckeres Essen.

Seeeeehr leckere vegane Kekse

Jasmin und ich, beide ungefähr gleich gut/schlecht im Entscheidungen treffen, haben entschieden, dass wir den Film „Charlie und die Schokoladenfabrik“ anschauen, da Soner den noch nie gesehen hat. Wir haben viel gelacht und danach auch noch viel geredet, deutsche Kinderlieder auf YouTube angehört und Soners Füllersammlung bewundert.

Die herumgereichte Box, immer mit neuen Leckereien gefüllt

Am Sonntag gab es dann das Highlight der Woche: Ausflug nach Varna.

Ein mittelmäßiger Bekannte hat mir sehr von den Zugfahrten in Bulgarien vorgeschwärmt und da Viki auch immer sehr gerne Zug fährt, stand meinem ersten Zugabenteuer nichts mehr im Wege. Wir hatten superschönes Wetter und saßen in der Sonne während wir auf den Zug gewartet haben. Ich muss sagen, die Deutsche Bahn hat mehr Verspätung…

Sehr coole Züge

Wir haben uns ein 1.Klasse Ticket gegönnt, da wir gerne mehr Abstand zu anderen Mitfahrenden einhalten wollten. Die Sitze waren unglaublich bequem, wir haben das Rattern des Zuges gehört und die Landschaft genossen. Weite Felder und Flächen werden abgelöst von felsigen Bergen, die je nach Fantasie, an die ledrige Haut eines Elefanten oder an ein Gehirn erinnern. Von der strahlenden Sonne gewärmt und Dank offenem Fenster etwas frischer Luft, hätte ich ruhig noch eine Weile im Zug verbringen können. Doch wir hatten eine Menge vor in Varna.

Vikis wunderschöne Liste

Als erstes mussten wir uns aber um unseren Hunger kümmern. Dagegen hilft immer sehr gut ein Falafel Döner.

Die obere Pommes, hier im Bild zu sehen, wurde kurze Zeit später von einer hungrigen Möwe geklaut, indem sie meine Haare durcheinandergebracht hat und mit ihrem Schnabel die Pommes zu Fall brachte. Kurzer Schreck, aber wenn ich ehrlich bin, hätte ich ohne die Hilfe der Möwe meinen Döner bestimmt nicht geschafft. Nach dieser Stärkung konnte der Städtetrip beginnen.

Kathedrale

 

wieder wunderschöne Deckenmalereien
Römische Therme, ein Jammer, dass die nicht erhalten wurden…

 

Kräne am Hafen, oder eher Giraffen im Zoo…?

 

Das schwarze Meer 🙂

Am Hafen waren sehr viele Angler und auf der Staumauer sind die Menschen spazieren gelaufen. Es sah aber so aus, als ob sie am Rande der Welt laufen. Da im Hintergrund nichts als die Wolkendecke zu sehen war. Ich wollte unbedingt auch auf der Mauer laufen.

Aber natürlich nicht auf dem langweiligen Weg, der Treppe, hochgehen

Und da war es endlich: das schwarze Meer!

Wir saßen am Wasser und haben dem Meeresrauschen zugehört, die Wellen gesehen, den Wind auf dem Gesicht gespürt und die Meeresluft eingesogen. Am Strand sind wir dann noch auf Schatzsuche gegangen. Dabei hat Viki angefangen den Zungenbrecher: „She sells sea-shells on the sea-shore,…“ aufzusagen. Ich muss sagen, ich war und bin immernoch sehr beeindruckt. Das war mir irgendwie zu viel für meinen Kopf.

Vikis Freund, Ivan, hat angerufen und gefragt, ob er vorbeikommen kann. In Shumen gab es nämlich, zum zweiten Mal in dieser Woche, kein Wasser und zusätzlich auch noch keinen Strom. Zum Glück sind wir diesen Problemen mit unserem Ausflug entflohen.

Es gibt auch einen sehr schönen großen Park am Meer. Auf Ivan haben wir dann in einem Buchladen gewartet und sind dann gemeinsam Kuchen essen gegangen und in das Retromuseum. Hat sehr an ein DDR Museum erinnert, da es die Zeit zwischen 1944-1989 umfasst. Ein paar deutsche Produkte konnte ich also auch sehen. Und vieles, was noch in der Kindheit von Viki und Ivan präsent war.

Um die Wartezeit bis zum nächsten Zug zu überbrücken, waren wir dann noch ein Bier trinken, was eher runtergeext wurde, da wir dann doch rennen mussten. Aber es war eigentlich perfektes Timing. Die Heimfahrt verging dann auch sehr schnell, da wir wirklich über alles mögliche geredet haben.

Mein Fazit zu Varna: sehr viel schöner als gedacht. Ein bisschen habe ich mich wohl in die Stadt verliebt. Varna hat sehr viel Küstenstadtflair und ich kann mir vorstellen, wie die Stadt im Sommer nur so vor Touristen überläuft. Deshalb bin ich sehr froh, dass ich Varna fast menschenleer kennengelernt habe. Sonntags ist nämlich nie so viel los.

Am richtigen Tag in der richtigen Straße

So. Nun möchte ich noch eine neue Kategorie einführen. Für die 11. DSD-Klasse habe ich mir überlegt, dass ab jetzt jede Woche ein Schüler oder eine Schülerin etwas über sich und Bulgarien erzählt. Die Idee für das Projekt, klassische Nachtidee, ist inspiriert von dem instagram account HONY (humans of New York), auf dem Menschen aus mittlerweile aller Welt eine Geschichte aus ihrem Leben erzählen. Ich hoffe dadurch gibt es ganz unterschiedliche Eindrücke und Geschichten über verschiedene junge Menschen aus Bulgarien. Ich bin gespannt, wie sich das Projekt entwickelt, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Kultur, Politik und dem Alltag jeder für sich entdecken kann. Sie sind nämlich ganz frei, in dem was sie erzählen wollen. Deshalb werde ich die Texte auch nicht kommentieren. Es ist schließlich ihr Blogeintrag. Trotzdem hoffe ich natürlich, dass jeder Spaß am lesen hat.

 

HUMAN of Shumen

Hallo! Mein Name ist Soner und ich bin 17 Jahre alt. Ab jetzt für insgesamt 16 Wochen werden ich und meine Mitschüler von der 11. DSD-Klasse die Blogbeiträge schreiben. Dabei geht es um ein wunderschönes Projekt von der lieben Karla. Viel Spaß! 😊

Ich bin Schüler an dem Fremdsprachengymnasium in Shumen, Bulgarien und bin in der Leistungsgruppe. Dort lernen wir zwei Klassen zusammen mit einem gemeinsamen Ziel – das deutsche Sprachdiplom.

Normalerweise beginnt man erst in der 8. Klasse Deutsch zu lernen, aber ich habe es in der 6. Klasse begonnen und zwar mit Niveau A2. Das war so, weil ich ein Jahr verpasst habe, in dem ich Russisch gelernt habe. Meine Tante und mein Onkel leben aber schon seit über acht Jahren in Deutschland und damals habe ich mich in die deutsche Sprache, dank meiner Tante verliebt.

Nichts war einfach, aber ich lernte zu Hause fast nie, was auch heute fast genauso ist. Bei mir ist es so, wenn etwas mir Spaß macht, dann lerne ich es sofort und vergesse es dann nie. Das ist mein Geheimnis. Danach fragen mich so viele Menschen. Ich hoffe, dass genau diese, es hier gelesen haben.

Meine Tante und mein Onkel leben in Winnenden bei Stuttgart. Er arbeitet bei Metro und sie bei Bosch und ich versuche, jedes Jahr nach Deutschland zu fliegen, denn so verbessere ich meine Sprachkenntnisse und vor allem sehe ich meine Verwandten. Aber ich dachte nie, dass ich einen Mensch sehen werde, der dort war oder lebt, wo ich schon mehrmals war, das besucht hat, was ich auch besucht habe.

Dieses Jahr ist das aber schon passiert. Und zwar habe ich zuerst den Blog von Karla entdeckt, bevor ich sie gesehen und persönlich kennengelernt habe. Da habe ich gelesen, dass sie aus Stuttgart ist und ich war im Schock, ich habe es einfach nicht geglaubt. Und habe jedem von meinen Freunden gesagt: “Wenn sie sagt, dass sie aus dem Rems-Murr-Kreis oder aus der Nähe ist, werde ich einfach sterben”. Als sie zum ersten Mal bei uns in der Gruppe war, habe ich sie natürlich gefragt, woher sie genau kommt. Ich glaube, dass sie auch ein bisschen schockiert war. Ihre Antwort hat mich einfach fertig gemacht. Meine Stimme war danach fast nicht da, meine Seele schon längst in Deutschland. Na ja, das war so mega und natürlich werde ich es jedem und jeder erzählen, wie klein die Welt ist. Mit Karla und Jasmin haben wir uns schon ein paar Mal getroffen und viele gute Momente zusammen gesammelt. Natürlich haben wir auch viele Wangenmuskel trainiert. So viel dazu. Jetzt etwas über mich.

Deutsch war immer am ersten Platz für mich. Alle Menschen, die mich seit langem kennen, wissen, was ich so für diese Sprache tun kann. Wie ihr es vielleicht erraten könnt, möchte ich natürlich nach Deutschland, um dort zu studieren. Lehramt (Deutsch/Biologie) ist mein großer Traum, aber am meisten will ich in der Luft sein, nicht als Pilot oder Kapitän – NEIN. Der persönliche Kontakt mit Menschen aus verschiedenen Kulturen und Ländern ist für mich sehr wichtig, deshalb als Flugbegleiter. Ich kann ja auch vier Sprachen flüssig und möchte diese unbedingt benutzen.

Ich liebe auch Tiere und habe 3 Hunde. Die Zara, Matty und Rexi. Aus dieser Tierliebe entstand ein großes deutsch-bulgarisches Tierschutzprojekt, das ich mit meinen Freunden weiterentwickle und hoffe, dass wir eines Tages stolz darauf sein können, was wir so gemacht haben.

Das ist es für diese Woche! Seid bereit für den nächsten Beitrag von Marieta. Sie besitzt ein großes Schreibtalent, aber mehr werde ich nicht verraten. Bleibt gespannt darauf und habt einen schönen Abend!

Ihr Soner

 

 

 

Viva la Vivacom und Halloween auf dem Friedhof (Tag 15-21)

Meine Woche begann mit meinem wirklichen ersten Tag in der Schule. Nachdem mir vor Aufregung ganz heiß geworden ist, nicht die beste Eigenschaft in einer Zeit in der am Eingang Fieber gemessen wird, und ich erst einmal im Schatten abkühlen musste, ging es für mich das erste mal ins Schulgebäude. Keine Sorge, ich habe kein Fieber, meine Temperatur war nur leicht erhöht, aber ich habe gegoogelt und herausgefunden, dass viele Menschen eine Körpertemperatur von 37 Grad haben und das kein Grund zur Besorgnis ist. Jedenfalls hat Elena mir dann die Bibliothek, das Lehrerzimmer, die Toiletten und Klassenzimmer gezeigt und dann gign es auch gleich schon in die erste Klasse. Ich war ein bisschen nervös vor der Klasse zu stehen. So als ob man ein Referat halten muss. Aber ich habe mich nur kurz vorgestellt und in der Stunde, die wirklich sehr schnell rumging, zugehört. Während die Schüler Deutsch gelernt haben, habe ich versucht mir das ein oder andere Wort auf Bulgarisch aufzuschreiben, dass die Schüler erwähnten.

Nach der Stunde habe ich dann die anderen Deutschlehrerinnen kennengelernt. Alle waren sehr freundlich und wollten mich gleich mit in ihre Klassen nehmen. Also bin ich mit in die 8. Klasse gegangen. Die Schüler lernen erst seit diesem Schuljahr Deutsch, aber es ist leicht smalltalk zu machen. Ich habe also ein paar Worte und Sätze an die Tafel geschrieben und es war schön zu sehen, wie die Schüler langsam auftauten und einer mir sein Lieblingswort gesagt hat: „Faulenzen“. Ein wirklich gutes Wort. Nachdem ich sehr viele Fragen beantwortet habe, unter anderem welche Musik ich gerne höre und diese dann auch prompt auf dem Handy eines Schülers abgespielt wurde, habe auch ich mich entspannter gefühlt. So von Stunde zu Stunde zu hetzen und dann erst im Dunkeln nach Hause zu gehen war aber schon sehr stressig für den ersten Tag. Ich hatte ganz neue Erlebnisse zu verarbeiten.

Der Himmel, wenn ich die Schule verlasse

Besonders, als ich abends noch erfahren habe, dass auf meinen ersten Schultag wohl auch gleich mein vorerst letzter folgen würde. Die nächsten zwei Wochen gibt es nämlich online Unterricht. Da habe ich mir dann doch kurz Sorgen gemacht, was die Situation für mich bedeutet. Am nächsten Tag war ich dann aber eben doch noch einmal in der Schule. Diesmal in den DSD Klassen, den Deutsch-Leistungsklassen. Ich war sehr beeindruckt vom Anspruch der Präsentationsthemen der 12. Klässler. Sie haben noch diesen Monat ihre Prüfung über Dinge wie Sterbehilfe oder die Auswirkungen von gleichgeschlechtlicher Partnerschaft auf die Kinder. Sehr interessant also. In der 11. Klasse wurde ich dann von einem Schüler gefragt wo genau ich denn jetzt herkommen würde. Zuerst war ich ein bisschen irritiert über die Frage, aber als dann herauskam, dass seine Tante praktisch in meinem Nachbarort liegt konnten er und auch ich es kaum fassen. Zufälle gibts.

Da ich noch kein Internet hatte, die Betonung liegt zum Glück auf hatte, saß ich am nächsten Tag allein im Lehrerzimmer um ein paar Ideen zu sammeln und Dinge zu organisieren. Am Nachmittag habe ich mich dann mit zwei Schülern getroffen. Soner und Jasmin. Zuerst waren wir etwas trinken und später noch etwas essen. Uns haben die Muskeln in den Wangen wehgetan vom Lachen. Ein gutes Zeichen. Ich wurde gleich wieder eingeladen zum Essen. Da habe ich natürlich nicht Nein gesagt.

Mit Soner und Jasmin, wir sind dabei sehr starke Muskeln aufzubauen

Den nächsten Vormittag habe ich zwei nervenaufreibende Stunden bei zwei verschiedenen Internetanbietern mit Elena und zeitweise auch ihrem Mann Emil verbracht. Eine schwere Geburt war das einen Vertrag zu bekommen, den man auch wieder kündigen kann. Danach waren wir so erleichtert und ich so erschöpft und im Zeitstress, dass ich kurzerhand beschloss, das Wochenende über in Schumen zu bleiben und nicht wie geplant, oder auch eher ungeplant, mit den anderen Freiwilligen nach Plovdiv zu fahren. Ich muss sagen, es hat wirklich sehr gut getan. Kochen, lesen, meditieren, allein sein.

Nachdem meine Leidenschaft für Toast neu entfacht wurde, eines meiner Lieblingsgerichte
Mein liebster Mitbewohner, meine Pflanze Militschka

Halloween habe ich dann passend mit Viki auf dem Friedhof verbracht. Auf dem Weg dorthin hat sie mir von ihrer Begeisterung für tiny houses erzählt. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Der Friedhof ist sehr weit außerhalb der Stadt, aber es hat gut getan ein wenig zu laufen. Jetzt zur Friedhofsanalyse: es stehen sehr viele Bäume auf dem Friedhof. Sehr schön.

Sehr schön.
Nochmal sehr schön

Auf den Grabsteinen sind meist Fotos der Verstorbenen. Daran musste ich mich gewöhnen.

Manchmal steht ein Tisch an oder im Grab, damit man verweilen kann. Etwas, dass gruselig ist: wir haben tatsächlich Doppelgräber entdeckt, bei denen auch der Name und das Geburtsdatum der noch lebenden Person schon eingraviert ist, sodass nur noch das Todesdatum hingeschrieben werden muss. Makaber, ein Grab zu besuchen, auf dem schon der eigene Name steht. Der Kontrast zwischen trübem Herbstwetter und leuchtenden Blumen hat es mir jedoch so sehr angetan, dass ich gerne wieder auf den Friedhof gehen würde.

Aufgrund von sehr starkem Regen haben wir dann Schutz in einem Secondhand-Laden gesucht. Danach waren wir noch in einem Cafe, und als es noch immer nicht aufhören wollte, sind wir im strömenden Regen zu meiner Wohnung gelaufen um uns dort an einer Tasse Tee zu wärmen und herauszufinden was mit meiner Klimaanlage nicht stimmt. Viki hat es schnell herausgefunden. Stecker sind dafür da, dass man sie in die Steckdose steckt.

Tags drauf war ich wieder mit ihr verabredet und mit Elenas Sohn Simeon. Wir haben einen Spaziergang gemacht, ich habe Insider-Strandtipps bekommen und türkische Backwaren gekauft. Nachdem ich diese gegessen habe, musste ich erst einmal googlen wie viele Bulgaren Diabetes haben. Im Moment bin ich zu müde, aber ich werde es auf jeden Fall noch mit einer deutschen Statistik vergleichen.

Heute morgen habe ich dann auf die Techniker gewartet. Die Zeit habe ich damit verbracht alle Möbel zu verrücken um an eine zweite Steckdose zu kommen. Intuitives Feng-Shui.

Sehr unästhetisch davor

Trotz Sprachbarriere lief dann alles glatt mit den Technikern und viva la vivacom, ich habe WLAN! Deswegen habe ich einen Freudentanz aufgeführt. Ganz schön umständlich im Jahr 2020 ohne Internet zu leben. Eine noch größere Freude, als ich entdeckt habe, dass es in Bulgarien noch die Serie friends auf Netflix gibt.

Nach dem Mittagessen bin ich dann mit Nilyay, ihr erinnert euch, das Mädchen, das auch beim Müll sammeln dabei war, in die frisch renovierte Moschee gegangen. Der Mann dort hat gleich erkannt, dass ich Deutsche bin und mir alle Infos über die Moschee auf Deutsch gegeben. Wir waren beide verzaubert von der Schönheit der Moschee. Danach waren wir noch lange spazieren.

Ich wünschte, das wäre die Decke in meinem Zimmer…

Jetzt am Abend habe ich gleich mein WLAN sinnvoll genutzt und hatte ein sehr romantisches Candle-Light-Dinner mit Johanna und Sophia, die in Brasov, Rumänien, ihr FSJ machen. Sehr schön nicht allein essen zu müssen.

Unser gemeinsames Abendessen. Man beachte das lebensnotwendige Erdnussmus, das in Brasov hochgehalten wird

Das muss ich sowieso nur morgen noch. Am Mittwoch kommt Josi vorbei und wir stürzen uns in neue anstrengende Abenteuer, die es aber total Wert sind. Ich bin gespannt was wir alles erleben. Im Moment haben wir absolut keinen Plan…

Dowisch dane!

Achso, was diese Woche sonst noch so los war?

Bei Lidl gab es Kohl im Angebot
Ich habe jetzt den kleinsten Schneebesen aller Zeiten
Ein Geister-Halloween Pilz

Das wars auch schon.