Immer diese leeren Versprechungen!

Besser spät als nie!

Nein, ich will jetzt keinen Artikel voller Floskeln schreiben, aber ein bisschen was Wahres ist schon dran: Ich sag hier immer, was ich noch machen bzw. worüber ich noch alles schreiben will, und dann kommt ewig nix.
Weil ich grad die nötige Ruhe und Muße hab, gibt es jetzt also einen schon längst überfälligen Nachtrag, aber vor allem ganz viele Fotos, zu Córdoba und Villa General Belgrano (VGB), wo unser Zwischenseminar stattgefunden hat.

Die Fahrt mit dem Bus von Retiro, Haupt-Busbahnhof von Buenos Aires, nach Córdoba dauert zehn Stunden. Weil unser Seminar erst um drei nach nachmittags anfing, habe ich einen Bus, der ganz früh morgens ankommt, genommen, um noch ein bisschen etwas von Córdoba zu sehen, bevor ich weiter nach VGB musste. Ich hab mich in Córdoba einfach ein bisschen durch die Straßen treiben lassen und mir alles angeschaut. Deswegen hier auch gar nicht viel Text – nur die Bilder.

Wie gesagt: Ich bin früh angekommen...

Denkmal für die Helden der Malvinas (Falklandinseln)

Die Taxis sind gelb in Córdoba

Haben sich alle extra für mein Foto platziert: Stadtbus, örtliches Taxi, Fußgänger und alte Schepperkiste vor Kirche.

Süßigkeiten am Kiosk? Nein, Trockenfrüchte im Schaufenster vom Reformhaus.

Einkaufspassage

Strahlend blauer Himmel: Bestes Foto-Wetter

Noch mehr Trockenobst

FuZo

Cabildo

Auslage in Bäckerei/ Konditorei

mehr Zucker

Kathedrale

Flores

Und immer wieder die Falklandinseln: "Es ist verboten, sie zu vergessen. Sie sind nicht verhandelbar."

Ich bin kein Reiseführer: Auch Córdoba hat hässliche Häuser.

Ein Graffiti muss sein.

Zu VGB will ich schon ein bisschen was erzählen, weil der Ort ja doch ein bisschen speziell ist und die Fotos dem ein oder anderen sonst vielleicht komisch vorkommen. Die Geschichte, die ich einem Infoblatt des Rathauses entnommen hab, geht ungefähr so:

Ende der Zwanziger, Anfang der Dreißiger Jahre kam eine Gruppe Zentraleuropäer in die Region um VGB. Sie waren von der Schönheit der Gegend fasziniert und wollten Ackerbau, vor allem auf Basis von Apfel- und Walnusskulturen, betreiben. Damals wohnten dort zehn bis fünfzehn Criollo-Familien.

1929 kam Pablo Heintze (wahrscheinlich war´s der Paul und ned der Pablo) in die Gegend. Er wollte Ackerbau und Forstwirtschaft wie in Deutschland betreiben. Da das Valle de Calamuchita ähnliche Bedingungen bot, wie er sie aus der Heimat kannte, beschloss er zu bleiben.
Zusammen mit Jorge (Georg??) Kappuhn, der das nötige Kleingeld besteuerte, kaufte er Land, das er von Buenos Aires aus überwiegend deutschsprachigen Familien anbot. 1932 kamen die ersten neuen Siedler, angezogen vom Klima und der Landschaft, die sie an die Heimat erinnerten. Sie wollten sich hier dauerhaft niederlassen.

Die anhaltenden Kälteperioden nach der Blütezeit, der Wassermangel und die immer wiederkehrenden Plagen allerdings durchkreuzten ihre landwirtschaftlichen Pläne. Über Kontakte nach Buenos Aires gelang es ihnen, dass 1935 Schüler, Lehrer und Eltern deutscher Schulen aus der Hauptstadt ihre Ferien im Tal verbrachten. Die gute Küche und die Gastfreundlichkeit lockten schnell immer neue Gäste und Immigranten anderer Nationalitäten an. Die Gäste bezahlten im Voraus und verschiedene Händler aus Córdoba gewährten den Menschen vor Ort großzügige Kredite, was der Ausgangspunkt für den späteren Wohlstand bildete.

Im Jahr 1937 hieß der Ort Villa Calamuchita. Mitte der Vierziger Jahre wurden Seemänner der Graf Spee, die sich nach dem Kampf am Río de la Plata im zweiten Weltkrieg selbst versenkt hatte, aufgenommen. Diese jungen Burschen halfen fleißig beim Aufbau des Dorfes mit. Viele von ihnen blieben längerfristig.

1943, nach einigem Wirrwarr, in einem seltsamen politischen Klima und mitten im zweiten Weltkrieg, wurde im Ort eine Nationalflagge Argentiniens verbrannt. Man beschuldigte drei der Schiffsinsassen, konnte aber nie herausfinden, wer es wirklich war. Aufgrund dieses Ereignisses beschloss das Parament der Provinz zu Ehren des Vaters der argentinischen Flagge den Namen des Ortes in Villa General Belgrano umzuändern. Der Gründungstag des Ortes wurde auf den 11. Oktober 1932 gelegt, denn der 12. Oktober ist Feiertag und so konnten die Leute am elften feiern und sich am Folgetag erholen.

1957 sollte die Asphaltierung der Hauptstraße des Ortes gefeiert werden, was sich mit dem neuen Jahrestag des Dorfes überschnitt. Das ist der Grund, warum das Bierfest (Fiesta de la Cerveza), 1967 zu einem Ereignis von provinziellem Interesse und 1980 zum Nationalen Bierfest (Fiesta Nacional de la Cerveza ) erklärt, entstand. Weitere wichtige Feste in VGB sind die Fiesta de la Masa Vienesa an Ostern, wo es alle möglichen österreichischen Schleckerein gibt, die Fiesta del Chocolate Alpino in den Winterferien und der Weihnachtsmarkt. So haben die Touristen, die in den Ort kommen, das ganze Jahr über verschiedene Feierangebote.

dito

Inwiefern VGB wirklich alte Bräuche und Traditionen aufrechterhält oder nur eine Art Disneyland für unterhaltungslustige Touris ist, soll jeder selbst beurteilen, wenn er dorthin kommt. Was außer Frage steht, ist dass es überall Bier und Bierkrüge, Holzhäuser mit Läden,  Apfelstrudel und Gulasch mit Spätzle gibt.

Bierbrauerei Altes München

Have some beer...

... have some more...

... oder einen Stollen...

... oder einen Alfajor!

Viel Schnörkel

Blond. Lederhos´n. Bierkrug. Nur ein paar Klischees.

Oktoberfest-Überreste, die auf ihren Einsatz warten

Ja, genau wie daheim!

Sag ich doch!

Beeindruckend

Das Zentrum

Und zum Abschluss nochmal ein Bierchen

Ein Tagesausflug hat uns nach Cumbrecita geführt, einem Fußgängerdorf, das zwar kleiner ist als VGB, aber auch mit seinen deutschen Wurzeln bei den Touris punkten will.

Landhaus-Stil

Holzbalkone und so...

Apotheke

Wer wohnt hier? Nein, nicht der Huber Schorsch, sondern Familie Atalaya.

Dieses Foto bitte genau anschauen!

Im Allgäu von Córdoba

Auf der Alm

Ein Spa wie ein Kuhstall oder ein Kuhstall wie ein Spa?

Gulasch mit Spätzle. Pardon, die argentinische Variante davon: Komischerweise erschreckend wenig Fleisch im Gulasch, viel Wasser in der Soße, überproportional viel Mehl in den Spätzle. Einen Versuch war´s trotzdem wert =)

Delikatessen

Was die Speisekarte in Cumbrecita sonst noch so hergab.