Bald ist 2021 vorbei!
Ein Jahr, was für mich sehr viele Veränderungen brachte: dass ich jetzt hier in Georgien bin war mit ziemlicher Sicherheit die größte.
Am vierten Dezember bin ich mit dem Taxi nach Tsinandali, einem Ort neben Telawi, der Hauptstadt von Kachetien, Georgiens größter Weinregion, gefahren. Der Weg dorthin war unfassbar schön, man fährt erst durch kleinere Berge und dann über den Gombori Pass, von dem man dann den gesamten Weg ins Tal schon den Großen Kaukasus sieht. Extrem beeindruckend. Die untergehende Sonne färbte die Bergwand auf der anderen Seite des Tales rosa. Leider ging es den nächsten Tag durch ein Meer aus Schafen schon wieder zurück nach Tbilisi.
Dort fand in der Woche vom fünften bis zwölften Dezember das Tbilisi International Film Festival statt. Wir schafften es, uns den Film „what do we see when we look at the sky“ anzusehen. Entgegen unserer ursprünglichen Erwartungen, hat uns dieser sehr gut gefallen.
Vor ungefähr drei Wochen habe ich dann Besuch von meiner russischen Austauschschülerin bekommen. Wir hatten uns das letzte Mal vor zweieinhalb Jahren in Berlin gesehen. In wenigen Tagen schauten wir uns (für mich nach der Schule) Tbilisi an: die Chronicles of Georgia, die Altstadt (jetzt auch mit der Weihnachtsbeleuchtung!)… und leider auch eine Polizeistation von Innen. Am voletzten Tag ihres Aufenthaltes, einem Freitag, wurde mir in einer sehr vollen Bar mein Handy abgenommen. Mit ihrer russischen SIM- Karte hatten wir dann erstmal kein Internet, bis wir eine Gruppe Georgierinnen trafen, deren Handy auch abhanden gekommen war. Zusammen fuhren wir dann in die Polizeistation, um Anzeige zu erstatten. Bis drei Uhr morgens waren wir auf dem Revier- von meinem Handy bis heute keine Spur. Bis auf diese unschöne Episode, hatten wir eine tolle Zeit zusammen und es war echt schön, sie mal wieder zu sehen.
Am besagten Freitag, an dem ich mein Handy verlor (weshalb meine Bilder von Anfang Dezember und dem ganzen November leider weg sind), half ich tagsüber in der Schule bei der mündlichen DSD II- Prüfung aus. Ich beaufsichtigte die Schüler in ihrer 20- minütigen Vorbereitungszeit. Für mich war das total merkwürdig: ziemlich genau sieben Monate davor war ich in genau derselben Situation- im Rahmen meiner Abitur- Prüfung. Die Schüler haben sich jedenfalls alle sehr gut geschlagen- ich durfte zwar leider keiner Prüfung beisitzen, aber ich weiß, dass alle Schüler die Prüfung erfolgreich abgeschlossen haben. Beeindruckend!
An dem Tag, an dem Karina abgereist ist, war ich abends noch mit Luka und Badri im Kino und wir haben uns „Late autumn“, einen Film, in dem es auch um georgische Geschichte ging, angesehen. Erst nach dem Film und mit Erklärungen der beiden, konnte ich es dann halbwegs einordnen.
In den nächsten Wochen war ich dann wieder ganz normal in der Schule und habe mir zwischendurch noch meine dritte Impfung in einem Krankenhaus hier geholt.
Am Montag vor Weihnachten zogen Laeti, Vera und ich nach dem Muhudo- Monday mit den anderen Freiwilligen in eine Wohnung neben meiner Schule ein- und diesmal für länger! Am Dienstag testete sich einer von uns dann positiv auf Corona- wir machten auch Tests, waren aber vorerst negativ. Trotzdem war schon dann klar, dass Weihnachten nicht so stattfinden würde, wie wir es uns ursprünglich überlegt hatten. In dezimierter Zahl machten wir uns aber doch noch einen schönen Abend.
In den letzten Tagen vor Weihnachten bastelte ich ein bisschen mit den Kindern, die anderen Lehrer*innen machten mir total liebe Weihnachtsgeschenke. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Dann fingen für mich auch die Ferien an- ab Montag würden die Schüler wohl sowieso nicht mehr in die Schule kommen.
Helly und Paulina sind uns auch aus Kutaissi besuchen gekommen und in der letzten Woche haben wir viel zusammen gemacht. So waren wir zum Beispiel beim Expo- Gelände, auf dem sowjetische Pavillions zu sehen sind, auf dem Weihnachtsmarkt oder bei der Saburtalo Skybridge.
Heute haben wir bei der Free Walking Tour „Hidden Tbilisi“ mitgemacht. Das war total interessant, von diesen Free Walking Tours gibt es übrigens verschiedene- alle sicherlich lohnenswert, solltet ihr Mal nach Tbilisi kommen.
Übrigens wird unser Weihnachten hier wirklich nicht gefeiert- Geschenke gibts aber auch nicht am siebten Januar, wo das georgische Weihnachtsfest ist, sondern zum Neujahr! Neujahr ist hier im Gegensatz zu Deutschland ein sehr familiäres Fest. Es gibt bestimmte Neujahrsessen (zum Beispiel Tschurtschela (ჩურჩხელა), das sind Walnüsse, die von einer Traubensaft- Kuvertüre überzogen sind oder Gosinaki (გოზინაყი), eine Süßigkeit aus Honig und Walnüssen) und bestimmte Traditionen. So kommt zu jeder Familie um Mitternacht ein Mekvle, der die erste Person ist, der den Familienmitgliedern zum neuen Jahr gratuliert und Ihnen viel Glück, Erfolg und Gesundheit wünscht. Er muss die Wohnung mit dem rechten Fuß zuerst betreten und braucht einen festen Schritt, anscheinend gibt es auch verschiedene Qualitäten verschiedener Mekvles, oft macht es auch ein Freund/ eine Freundin der Familie. Auch Feuerwerk (poierwerki – ფოიერვერკი) gehört hier zum Neujahrsfest dazu. Übrigens ist am 14. Januar das Neujahr nach dem alten Kalender- ein weiterer Grund zum Feiern…
In diesem Sinne wünsche ich euch einen guten Rutsch ins neue Jahr und hoffe, dass ihr ein besinnliches Weihnachtsfest hattet.
Wir machen schon die ersten Pläne fürs neue Jahr und fahren ziemlich sicher noch nach Borjomi- Schneeeee!
Bis ganz bald,
Clara
In etwa zehn Tagen bin ich nochmal zuhause… irgendwie eine komische Vorstellung!