Immer unterwegs!

Ziemlich viel Zeit ist schon wieder vergangen- und ein Monat des nun nicht mehr allzu neuen Jahres ist herum.

Am Neujahrs- Abend waren wir endlich alle wieder aus der Quarantäne und trafen uns in einem Restaurant. Von dort aus ging es zu einer Erasmus- Student*innen- Party weiter. In der Wohnung, in der gefeiert wurde, hatte man einen tollen Blick auf ganz Tbilisi- und um Mitternacht waren wir auf dem Dach des Hauses wortwörtlich hautnah an den Feuerwerken dran. Schon dort dachte ich: „Das könnte auch eine Szene aus einem Film sein!“. Um 2 Uhr morgens verließen wir die Feier, nach Hause ging es aber nicht. Die anderen hatten beschlossen, das dies der perfekte Moment sei, um ins „Bassiani“, DEM Techno- Club in Tbilisi zu gehen. Wir fuhren hin und waren zu meiner großen Überraschung nach nicht allzu langer Zeit im Club. Und wieder dieser Gedanke: „Wie im Film!“. Ich war um 7 Uhr morgens wieder zuhause, dann gab es erstmal Nudeln mit Pesto und den Sonnenaufgang erlebten wir auch noch!

Nach einem ordentlichen Ausschlafen ging es für Luis, Johannes, Friedrich, Richard, Helly und mich am 2. Januar nach Borjomi, einem Ort, der etwa zwei Stunden von der Hauptstadt entfernt liegt, der berühmt für sein heilendes Quellwasser ist UND in dem Schnee liegen sollte. Wir hatten im Vorhinein ein Guesthouse für uns sechs Leute reserviert. Nach der Marschrukta- Fahrt angekommen, machten wir uns auf die Suche nach unserer Unterkunft- es war dunkel und ziemlich kalt. Wir riefen schließlich bei der angegebenen Nummer an, um herauszufinden, dass sie wohl keinen Platz mehr für uns hätten. Gut, dass wir noch nichts bezahlt hatten und ein kleines niedliches Hotel mit freien Zimmern gleich um die Ecke lag! Dort blieben wir für die nächsten vier Tage: machten schöne Wanderungen (vielleicht eher Spaziergänge) und Schneeballschlachten in der Winterlandschaft, kosteten das Quellwasser (ganz schön schweflig und lauwarm) und gingen auch in den Schwefelbädern Borjomis baden (leider nicht so warm wie erwartet). Außerdem machten wir einen tollen Tagesausflug nach Achalziche, einer Stadt, die nur 20 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt ist und eine sehr schöne Festungsanlage hat.

Zurück nach Tbilisi fuhren wir mit einem alten Sowjetzug- der fuhr um 6 Uhr morgens in Borjomi ab und brauchte vier Stunden zurück Den Großteil der Fahrt verschlief ich. Am 7. Januar feierten wir alle zusammen das georgische Weihnachten. Sehr praktisch, dass es hier zwei gibt, wo doch unser ursprünglicher Weihnachtsplan ins Wasser gefallen war! Da haben wir schön gewichtelt und gequatscht und hatten einfach einen schönen Abend.

Den nächsten Tag ging es für mich für zehn Tage zurück nach Deutschland. Irgendwie ein bisschen komisch, nach vier Monaten wieder in Berlin zu landen. Auch komisch, auf einmal nur noch große, weite, flache Strecken Land um einen herum zu haben, alle halten sich an die Straßenverkehrs- Regeln, es wird quasi nie gehupt und man kann sicher die Straße überqueren- dafür haben die Supermärkte aber nicht lange auf, insgesamt macht alles so früh zu! Ich erwische mich dabei, wie ich sage: „Hätte ich Mal von Zuhause mitbringen sollen…“ und damit Tbilisi meine. Komisch, weil Berlin ja auch trotzdem irgendwie gleichzeitig mein Zuhause ist? Außerdem wirkt alles so normal. Mein Zimmer sieht gleich aus (was habe ich auch erwartet), alles ist so schrecklich gewöhnlich, dabei bin ich doch ganz anders… irgendwie. Eine schöne Zeit habe ich trotzdem, sehe Freund*innen und Familie, Corona verfolgt mich aber auch hier auf Schritt und Tritt. Freuen tue ich mich aber auch auf den Flug zurück.

In Tbilisi komme ich um 2 Uhr morgens an. Das war ein langer Tag. Danach wird erstmal ausgeschlafen, der 18. Januar ist sowieso auch noch Feiertag. Meine Freund*innen waren, als ich weg war, in Gudauri, einem Skiort, fast alle von ihnen sind jetzt mit Corona infiziert. Das ich es bisher nicht bekommen habe, gleicht einem Wunder.

Am Donnerstag bin ich wieder in der Schule, es passiert nicht viel, viele Schüler*innen fehlen noch, weil die Ferien ja grad erst vorbei sind, sogar manche Lehrkräfte sind noch nicht wieder da.

Freitag fahren Vera und ich am Nachmittag nach Telavi, um Richard zu besuchen. Laeti und Lara kommen am Samstag nach. Unser Tourguide (Richard, der Telavi- Local) zeigt uns die kleine Stadt. Bei bestem Wetter haben wir einen tollen Blick auf die Bergkette des Großen Kaukasus. Auch wenn ich sie dieses Mal nicht zum ersten Mal sehe, bin ich immer noch ehrfürchtig. Sonntag geht es just in time für den Yoga- Kurs wieder zurück nach Tbilisi.

 

 

Die Schule geht weiter, die Inzidenzen in Tbilisi steigen weiter, viele Schüler*innen bleiben weiterhin zuhause. Diese Situation belastet die Lehrer*innen sehr, es ist nicht einfach, den Online- und den Präsenzunterricht unter einen Hut zu bringen. Nach den Ferien wird vor allem viel wiederholt- fast vier Wochen Ferien sind eben schon eine ganz schön lange Zeit.

Gestern hatte Laeti, meine Mitbewohnerin Geburtstag und wir haben nach einer Wanderung in Korjori Zuhause mit den anderen Freiwilligen gefeiert (zum Glück waren alle wieder aus der Quarantäne). War ein cooler (eigentlich sogar zwei) Abend(e), die vor allem vom gemeinsamen Karten spielen geprägt waren.

Morgen geht es wieder ab in die Schule, für mich bedeutet das, dass ich das erste Mal die „Lesefüchse“ durchführe (ich bin ein bisschen aufgeregt, ich habe so etwas vorher ja noch nie gemacht, eigentlich war ja immer noch eine Lehrkraft mit da!) und ich mit den Jüngeren ein Lied singen will.

Bis hoffentlich ganz bald,

ნახვამდის,
Clara

Warten auf das neue Jahr…

Bald ist 2021 vorbei!

Ein Jahr, was für mich sehr viele Veränderungen brachte: dass ich jetzt hier in Georgien bin war mit ziemlicher Sicherheit die größte.

Am vierten Dezember bin ich mit dem Taxi nach Tsinandali, einem Ort neben Telawi, der Hauptstadt von Kachetien, Georgiens größter Weinregion, gefahren. Der Weg dorthin war unfassbar schön, man fährt erst durch kleinere Berge und dann über den Gombori Pass, von dem man dann den gesamten Weg ins Tal schon den Großen Kaukasus sieht. Extrem beeindruckend. Die untergehende Sonne färbte die Bergwand auf der anderen Seite des Tales rosa. Leider ging es den nächsten Tag durch ein Meer aus Schafen schon wieder zurück nach Tbilisi.

Dort fand in der Woche vom fünften bis zwölften Dezember das Tbilisi International Film Festival statt. Wir schafften es, uns den Film „what do we see when we look at the sky“ anzusehen. Entgegen unserer ursprünglichen Erwartungen, hat uns dieser sehr gut gefallen.

Vor ungefähr drei Wochen habe ich dann Besuch von meiner russischen Austauschschülerin bekommen. Wir hatten uns das letzte Mal vor zweieinhalb Jahren in Berlin gesehen. In wenigen Tagen schauten wir uns (für mich nach der Schule) Tbilisi an: die Chronicles of Georgia, die Altstadt (jetzt auch mit der Weihnachtsbeleuchtung!)… und leider auch eine Polizeistation von Innen. Am voletzten Tag ihres Aufenthaltes, einem Freitag, wurde mir in einer sehr vollen Bar mein Handy abgenommen. Mit ihrer russischen SIM- Karte hatten wir dann erstmal kein Internet, bis wir eine Gruppe Georgierinnen trafen, deren Handy auch abhanden gekommen war. Zusammen fuhren wir dann in die Polizeistation, um Anzeige zu erstatten. Bis drei Uhr morgens waren wir auf dem Revier- von meinem Handy bis heute keine Spur. Bis auf diese unschöne Episode, hatten wir eine tolle Zeit zusammen und es war echt schön, sie mal wieder zu sehen.

Am besagten Freitag, an dem ich mein Handy verlor (weshalb meine Bilder von Anfang Dezember und dem ganzen November leider weg sind), half ich tagsüber in der Schule bei der mündlichen DSD II- Prüfung aus. Ich beaufsichtigte die Schüler in ihrer 20- minütigen Vorbereitungszeit. Für mich war das total merkwürdig: ziemlich genau sieben Monate davor war ich in genau derselben Situation- im Rahmen meiner Abitur- Prüfung. Die Schüler haben sich jedenfalls alle sehr gut geschlagen- ich durfte zwar leider keiner Prüfung beisitzen, aber ich weiß, dass alle Schüler die Prüfung erfolgreich abgeschlossen haben. Beeindruckend!

An dem Tag, an dem Karina abgereist ist, war ich abends noch mit Luka und Badri im Kino und wir haben uns „Late autumn“, einen Film, in dem es auch um georgische Geschichte ging, angesehen. Erst nach dem Film und mit Erklärungen der beiden, konnte ich es dann halbwegs einordnen.

In den nächsten Wochen war ich dann wieder ganz normal in der Schule und habe mir zwischendurch noch meine dritte Impfung in einem Krankenhaus hier geholt.

Am Montag vor Weihnachten zogen Laeti, Vera und ich nach dem Muhudo- Monday mit den anderen Freiwilligen in eine Wohnung neben meiner Schule ein- und diesmal für länger! Am Dienstag testete sich einer von uns dann positiv auf Corona- wir machten auch Tests, waren aber vorerst negativ. Trotzdem war schon dann klar, dass Weihnachten nicht so stattfinden würde, wie wir es uns ursprünglich überlegt hatten. In dezimierter Zahl machten wir uns aber doch noch einen schönen Abend.

In den letzten Tagen vor Weihnachten bastelte ich ein bisschen mit den Kindern, die anderen Lehrer*innen machten mir total liebe Weihnachtsgeschenke. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Dann fingen für mich auch die Ferien an- ab Montag würden die Schüler wohl sowieso nicht mehr in die Schule kommen.

Helly und Paulina sind uns auch aus Kutaissi besuchen gekommen und in der letzten Woche haben wir viel zusammen gemacht. So waren wir zum Beispiel beim Expo- Gelände, auf dem sowjetische Pavillions zu sehen sind, auf dem Weihnachtsmarkt oder bei der Saburtalo Skybridge.

Heute haben wir bei der Free Walking Tour „Hidden Tbilisi“ mitgemacht. Das war total interessant, von diesen Free Walking Tours gibt es übrigens verschiedene- alle sicherlich lohnenswert, solltet ihr Mal nach Tbilisi kommen.

Übrigens wird unser Weihnachten hier wirklich nicht gefeiert- Geschenke gibts aber auch nicht am siebten Januar, wo das georgische Weihnachtsfest ist, sondern zum Neujahr! Neujahr ist hier im Gegensatz zu Deutschland ein sehr familiäres Fest. Es gibt bestimmte Neujahrsessen (zum Beispiel Tschurtschela (ჩურჩხელა),  das sind Walnüsse, die von einer Traubensaft- Kuvertüre überzogen sind oder Gosinaki (გოზინაყი), eine Süßigkeit aus Honig und Walnüssen) und bestimmte Traditionen. So kommt zu jeder Familie um Mitternacht ein Mekvle, der die erste Person ist, der den Familienmitgliedern zum neuen Jahr gratuliert und Ihnen viel Glück, Erfolg und Gesundheit wünscht. Er muss die Wohnung mit dem rechten Fuß zuerst betreten und braucht einen festen Schritt, anscheinend gibt es auch verschiedene Qualitäten verschiedener Mekvles, oft macht es auch ein Freund/ eine Freundin der Familie. Auch Feuerwerk (poierwerki – ფოიერვერკი) gehört hier zum Neujahrsfest dazu. Übrigens ist am 14. Januar das Neujahr nach dem alten Kalender- ein weiterer Grund zum Feiern…

In diesem Sinne wünsche ich euch einen guten Rutsch ins neue Jahr und hoffe, dass ihr ein besinnliches Weihnachtsfest hattet.

Wir machen schon die ersten Pläne fürs neue Jahr und fahren ziemlich sicher noch nach Borjomi- Schneeeee!

Bis ganz bald,

Clara

In etwa zehn Tagen bin ich nochmal zuhause… irgendwie eine komische Vorstellung!