Tag 48 – Es kommt ein Schiff geladen

Ein wenig still ist es geworden auf meinem Blog – der letzte Podcast-Beitrag liegt schon viel zu weit zurück. Faul war ich allerdings nicht. Ok, nicht nur. Aber schließlich gilt es manchmal das richtige Timing abzuwarten. Und das richtige Timing für die Weihnachtsfolgen war einfach noch nicht gekommen. Zumindest bis jetzt. Denn ab morgen beginnt der Countdown. Und um euch den ein wenig zu versüßen kommt hier die geballte Ladung Weihnachtsstimmung:

Intro/Outro-Musik: Hope (2015) – GEMA freie Musik von https://audiohub.de

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Tag 47 – Klar Schiff für Weihnachten

Noch nicht einmal Dezember und schon der erste Advent. Um den gebührend zu feiern, habe ich einen kroatischen Adventskranz gebastelt (wer braucht schon Plastik-Grünzeug?) und mich in meine imaginäre Backschürze geschmissen. Zugegeben – es waren natürlich die guten Heimrezepte meiner Mama. Aber Butter und Zucker sind schließlich international akzeptierte Größen. Hauptsache es schmeckt!

Außerdem war ich die letzten Wochen fleißig am Basteln. Das Ergebnis: Ein gar nicht mal so kitschiger Adventskalender für unsere WG. Die Mädels sind auf jeden Fall schon einmal hin und weg.

 

Tag 46 – Lockdown Light voraus!

Oha. Gestern Abend haben sich die Ereignisse förmlich überschlagen:

16:43 Uhr – Buschfunk verkündet Weihnachtsferien bis zum 18. Januar verlängert

16:50 Uhr – Buschfunk verkündet Unterricht ab 14. Dezember ausschließlich online

17:36 Uhr – Buschfunk verkündet Lockdown Light ab nächster Woche, d.h. keine Cafes, Restaurants, Kinos und Theater mehr

Schade Marmelade.

Tag 45 – Zurück auf die Ruderbank

Endlich wieder Schule! Wer hätte das gedacht, dass ich mich einmal tatsächlich freuen würde, ein Schulgebäude zu betreten. Denn heute, nach zwei Wochen Online-Unterricht, darf ich wieder vor einer Klasse stehen. Und „Schule“ ist dabei sogar Programm. Schließlich soll es um das deutsche Schulsystem gehen. Ein kurzer Erklärfilm, eine Visualisierung der verschiedenen Bildungswege an einem Haus und los geht es mit den Fragen:

Warum das Notensystem in Deutschland so kompliziert sei, fragt mich eine Schülerin. Hier in Kroatien gehen die Noten nämlich von eins bis fünf. Wobei fünf allerdings die beste Note ist. Ich muss schmunzeln und erzähle ihnen von den verschiedenen Zwischennoten und dem Punktesystem in der Oberstufe. Wenn schon kompliziert, dann richtig.

Ob man in Deutschland neben der Schule ein soziales Leben haben kann, fragt die Nächste. „Bis auf die Mittelstufe“, sage ich und erkläre, dass man einige Fächer danach abwählen kann. Die Schüler*innen sind begeistert und rufen rein, welche Fächer bei ihnen auf der Abschussliste stehen würden. „So einfach ist das leider nicht“, wende ich lachend ein, tröste einen Schüler aber damit, dass er in einigen Bundesländern zumindest kein Abitur in Mathe machen müsse.

Anschließend reden wir noch ein bisschen über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Ansätze: Kristina gefällt, dass in Deutschland so viel Zeit für die Abitursvorbereitung verwendet wird. Ich finde am kroatischen System gut, dass die Grundschule bis zur achten Klasse geht und erst dann geteilt wird. Am Ende der Stunde werde ich mit Applaus verabschiedet. Und auch wenn das sicherlich kein Standard ist, freue ich mich doch schon auf die nächste Unterrichtsstunde.

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Tag 44 – Hafenspaziergang

Želim poslato paket u njemačku“ – Ich möchte ein Paket nach Deutschland verschicken. Diesen Satz spuckt der Google-Übersetzer aus, als ich in der Schlange vor dem Post-Office stehe. Brav habe ich eine Nummer gezogen und schaue dem Schalterangestellten dabei zu, wie er eine Armada an Briefmarken abstempelt. „Bam, bam, bam“ geht das Stakkato des Stempels. Dann bin ich dran: D007 zu Schalter Nummer fünf. Der Angestellte vor mir legt seinen Stempel weg und schaut mich erwartungsvoll an. „Želim poslato paket u njemačku“, sage ich mein Sprüchlein auf und schiebe hinterher: „But I need a box“. Soviel also zu meinen Sprachkenntnissen. Als Nächstes krame ich ein Sammelsurium an kleinen Päckchen hervor. „Christmas calendar“ nuschle ich entschuldigend und reiche sie ihm eins nach dem anderen über die Theke. „Zack, zack, zack“ landen sie im Pappkarton und ich frage mich unwillkürlich, wie meine Basteleien am Ende ankommen werden. Während ich die Adresssticker ausfülle, wird das Paket feinsäuberlich in Klebeband eingehüllt. Und dann die Kirsche auf der Torte: Die Briefmarken. Goldene Weihnachtsbriefmarken sind es. Und zwar ganz schön viele davon. „Der arme Mann“ denke ich, als der Beamte die rund 30 Marken kunstvoll auf dem Paket festklebt. Nurnoch eine weitere Lage Klebeband und das Werk ist vollbracht. Wehe, der Empfänger freut sich nicht!

Als ich hinaus ins Freie trete schaue ich auf die Uhr: Kaum 12 Uhr und mein Tagesziel schon erfüllt! Angesichts dieses Erfolgs packt mich der Übermut: Ich beschließe endlich den überfälligen Hafenspaziergang anzutreten. Schließlich strahlt die Sonne und bis zur nächsten Unterrichtsstunde ist es noch lang. Ich umrunde also die Yachten und schließe mich all den jungen Familien, Studierenden und Rentern an. Sie alle haben nur ein Ziel: Den Hafenwall von Rijeka. Ist der anfangs noch von einem Cafe gesäumt, bleibt der Rest des Weges doch recht simpel: Links die Mauer, rechts die Boote und vor einem die schnurgerade Straße. Ich passiere einen Gitarrenspieler, zahlreiche Angler und ein paar Fischer, die ihre Netze flicken. Immer weiter zieht sich der Weg, die Boote und Schiffe bleiben hinter mir zurück und ich habe freie Sicht auf den Bahnhof und die Industrieanlagen.

Der Pier wird schmaler und über eine Treppe geht es hoch auf den Damm. Die volle Wucht des blauen, glitzenden Meeres blendet mich. Noch ein paar Meter, dann habe ich das Ende der Strecke erreicht. Eine ältere Dame macht Dehnübungen, ein Herr marschiert mit seinen Errungenschaften vom Markt hin und her. Vor uns dümpeln drei Fischerboote, am Horizont liegt ein Frachter vor Anker. Ich setze mich hin und würde gerne bis zum Sonnenuntergang bleiben. Aber so viel Zeit habe ich leider nicht. Langsam laufe ich also zurück und betrachte dabei den Hafen, wie er sich Stück vor Stück vor mir öffnet. Noch ein kurzer Abstecher zum Bahnhof, dann geht es an die Arbeit.

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Tag 42 – Antreten zum Appell

Nie wieder eine Prüfung schreiben. Mit dieser Gewissheit bin ich vor drei Wochen aus meiner Masterarbeitsverteidigung gegangen. Aber Pustekuchen. Denn heute war der Tag der DSD-Prüfungen.

Geschrieben wurden sie in der Turnhalle des Gymnasium Andrija Mohorovicic (GAM). Und das heißt: Warm einpacken! Noch schnell einen Burek vom Bäcker gegenüber, Fieber-Pistole gegen die Stirn gerichtet und nichts wie hinein ins Gefecht. Die dicken, braunen Umschläge mit den Aufgaben sind noch versiegelt. Und obwohl ich diesmal auf der anderen Seite des Lehrerpults sitze, kommen Erinnerungen an mein Abi auf. Ob ich den Test bestehen werde? Finden wir es heraus!

Im ersten Teil geht es um das Leseverständnis. Katharina und ich schlagen unsere Prüfungsbogen auf und fangen an zu lesen. Ganz schön schwer, denke ich bei der ersten Aufgabe. So hundertprozentig sicher bin ich mir nicht, als ich mein erstes Kreuz mache. Doch immerhin, die anderen Aufgaben fallen mir leichter und am Ende bin ich mir sicher: Den Teil habe ich bestanden.

Kurze Pause, dann steht Hörverstehen auf der Agenda. Die einzelnen Aufgaben sind mit einem schrillen Piepton abgetrennt der mich jedes Mal zusammenzucken lässt. Trotzdem, ich merke: Zuhören kann ich.

Noch eine Pause und schon sind wir am letzten Aufgabenblock des Tages angelangt: Der schriftlichen Kommunikation. Und deren Thema hat es in sich. Ich meine: Staatliche Gesundheitsvorsorge! Da braucht man mehr als ein Wörterbuch um das zu verstehen. Ich für meinen Teil bin daher ganz froh, dass ich mich die nächsten zwei Stunden in mein Buch vertiefen kann. Katharina neben mir korrigiert hingegen fleißig meine Lösungen. Und – tja, was soll ich sagen – ich glaube das C1-Niveau geht für mich in Ordnung.

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Tag 41 – Wracktauchen

Ein wenig abendliches Geplänkel und der Plan für heute steht fest! Denn wie sich herausstellt haben Yvonne und ich eines gemeinsam: Unsere absolute Faszination für „Lost Places“. Und wie es der Zufall will, befindet sich der bekannteste „Lost Place“ Europas ausgerechnet auf Krk!

Extra früh stehen wir also auf, um nach einem dekadenten Frühstück auf den Bus zu hetzen. Es geht nach Malinska, genauer gesagt zum Hotel „Haludovo“ – oder dem, was davon übrig ist. Bereits wenige Meter nachdem wir den kleinen Hafen des Örtchens umrundet haben, stehen wir vor einem zerfallenen Restaurant. Noch ein paar Schritte: Die Überreste einer Strandbar. Weiter durch die Ruinen der Bungalows und da ist es : Der imposante Hotelkomplex. „Betreten verboten“ steht auf dem Boden des Haupteingangs. Einen Zaun sieht man hier nirgendwo. Wir gehen hinein und blicken hinunter auf das, was einst eines der gefragtesten Hotels Kroatiens war. 17 Jahre ist es her, dass das „Haludovo“ seine Türen schloß. Heute ist keine Fensterscheibe mehr ganz, die Decke steht kurz vor dem Zusammenbruch. Nur der Beton sieht noch halbwegs vertrauenserweckend aus. Also wagen wir uns hinauf zu den Zimmern. Nur nicht nach unten schauen, denke ich mir, als ich Stufe um Stufe nach oben steige. Klein sind die Zimmer. Bis zu 500 Gäste konnten früher im „Haludovo“ übernachten. Heute würde sicher niemand mehr darin wohnen wollen. Und das auch wenn die Zimmer nicht komplett morsch und schimmelig wären.

Wir gehen wieder runter, verlassen die Lobby nach links und entdecken den Pool. Gaddafi, der ehemalige Diktator Lybiens, soll hier einmal geplanscht haben. Wir lassen diese Info und die Architektur auf uns wirken. Es ist ganz still, kein Mensch weit und breit. Das „Haludovo“ gehört uns alleine.

Also zurück in die große Halle und nach rechts. Wir landen in der Großküche. Gruselig, die rießigen Abzugshauben und die leeren Kühlräume. Schnell raus auf die Terasse, die Treppe runter und wir stehen vor einer weiteren Attraktion: Der Bowlingbahn. Ein letztes Foto, dann kehren wir dem Beton endgültig den Rücken und gehen hinunter zum Strand. Während sich der Anblick des Hotels in den letzten Jahren stark verändert hat, ist der Zahn der Zeit hier beinahe spurlos vorbeigegangen. Alles was fehlt sind die Sonnenliegen. Und die Gäste darauf.

Wir folgen der Promenade und genießen den Blick nach Rijeka. Kaum mehr als eine Stunde später sind wir in Njivice. Eine Strandbar hat noch offen – in der Nebensaison ein Wunder, das wir gerne genießen. Noch ein leckerer Burger und dann ist es Zeit die Insel wieder zu verlassen. Schließlich hat, wenn auch von uns bisher gekonnt ignoriert, die Woche schon längst wieder begonnen.

Ihr fragt euch, wie das Hotel früher einmal aussah? Guckste hier: http://www.malinska.hr/2018/10/07/haludovo-rak-rana-malinskarskoga-turizma-prezentacija-stajalista-vlasnika-hotelskog-kompleksa/