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Tag 164 – Sonnenbrand

Katharina hat DSD-Prüfungen auf Krk, Merle und ich haben Urlaub. Während Katharina in das dunkle, kalte Schulgebäude verschwindet, trinken wir einen Morgenkaffee am Hafen von Krk, schlendern durch die kleinen Gässchen bis zum Stadtstrand und rüsten uns im Supermarkt für eine Wanderung ins Landesinnere.

Schon während wir die Straßen Krks hinaufgehen, wird uns warm. Die erste Schicht, die Jacken, sind bald in unseren Rucksäcken verstaut, die Pullover folgen wenig später. Keine einzige Wolke ist am Himmel zu sehen.

Nicht lange, dann haben wir auch die letzten Häuser hinter uns gelassen, der Asphalt weicht Schotterwegen. Oder besser gesagt: Vielen, sich verzweigenden Schotterwegen. Folglich erweißt es sich auch als ein wenig kompliziert, den richtigen Weg zu finden. Einmal biegen wir falsch ab. Aber das ist kein Drama, schließlich bietet uns die Sackgasse einen schönen Blick zurück auf Krk. Ohne weitere Umwege erreichen wir Vrh (heißt „oben“ und ist es auch). Leider hat das einzige Cafe im Örtchen zu, doch die Bäckerei ist geöffnet und so decken wir uns mit einem verspäteten Frühstück ein.

Verspeist wird es allerdings erst, als das nächste Dörfchen, Kosic, in Blickweite kommt. Und das dauert ein wenig länger als geplant, da wir uns ein zweites Mal verlaufen. In Kosic angekommen, werden wir von den Hunden des Orts mehr oder weniger freudig begrüßt und von den ersten Osterlämmern skeptisch beäugt.

Im Tal geht es anschließend wieder zurück nach Krk (wobei wir das erste Mal richtig von meiner Wander-App geortet werden – ich bin ehrlich überrascht). Wir klettern einen klapprigen Hochsitz hinauf und entdecken nicht nur die überwachsenen Ruinen aus der Wegbeschreibung (der eigentliche Grund für die Wanderung), sondern noch ein weiteres verfallenes Haus.

Mit etwa zwei Stunden Verspätung erreichen wir Krk (oder wie @arne sagen würde: Samo malo). Dort, am Hafen, erwartet uns bereits John, der mit seinem „Auto“ nachgekommen ist. Zusammen mit ihm und Katharina setzen wir uns ein zweites Mal ins Hafencafe, dann ist es Zeit für den krönenden Abschluss des Tages: Baska!

Im November bin ich bereits mit Yvonne auf das gleichnamige Bergplateau hinauf gewandert, nun wollen wir uns auch die Stadt im dahinterliegenden Tal anschauen. Unter Kroaten*innen ist sie vor allem für ihren langen Strand bekannt. Ich bin hingegen vor allem auf die Berge gespannt. Denn fährt man (so wie wir) von Krk nach Baska, kommt das Auto erst einmal ins Schnaufen. Steil geht es hoch und steil geht es danach wieder runter. Auf der Bergkuppe dazwischen hat man jedoch einen wunderschönen Blick. Dort anzuhalten ist meiner Meinung nach also ein absolutes Muss!

Und das, wie ich später von meinen Mitbewohnerinnen erfahre, nicht nur wegen der fabelhaften Aussicht, sondern auch wegen des Monuments: Was für Laien wie mich wie eine etwas überdimensionierte Gabel aussieht, ist der Buchstabe A in einer historischen, kroatischen Schriftart. Doch seelig sind die Unwissenden: Wir steigen zügig wieder ins Auto – denn noch liegt Baska im Sonnenschein!

Und tatsächlich: Unsere Eile zahlt sich aus! Gerade so noch ein Fingerbreit Sonne blinzelt über den Bergrücken, als wir den Strand betreten. Kurzentschlossen zieht John sich aus und geht (trotz unzähliger Seeigel) ins Wasser. Respekt – heute wäre es sogar mir zu kalt gewesen. Wieder trocken und angezogen schlendern wir noch die Hafenpromenade entlang: Zuerst zum kleinen Hafen, dann durch die Tetris-mäßig übereinander gestapelten Häuser zurück zum Auto und weiter entlang am Strand. John lässt einen Stein unglaubliche zehn Mal (oder noch mehr) übers Wasser hüpfen. Und auch Merle und ich heben ein paar Steine auf. Allerdings nicht, um sie ins Wasser zu werfen, sondern weil sie so schön sind – jede Farbe und Form ist vertreten. Etwa in der Mitte des Strandes stolpern wir über die „Erste Badeanstalt der Insel Krk“. 1904 wurde sie erbaut und ganz ehrlich: So sieht sie auch aus. Das, was uns am Gebäude jedoch am Meisten fasziniert, ist nicht sein Alter, sondern das Holzkreuz auf seiner Terrasse.

Mittlerweile hat sich die Sonne auch von den ihr zugewandten Berghängen verabschiedet, die Inseln sind in kühles Licht getaucht und auch uns zieht es Richtung Westen. Zeit, den Rückweg anzutreten. Noch auf der Fahrt hinaus aus dem Tal werden wir von einem traumhaften Sonnenuntergang überrascht.

Als wir schließlich die Brücke aufs Festland erreichen, strahlen uns die Lichter Rijekas entgegen. Besonders das rießige Containerschiff, das ich heute Morgen beim Anlegen beobachtet habe, funkelt wie ein Christbaum. Und auch mein Gesicht leuchtet, als ich es wenig später im Spiegel betrachte – allerdings nicht nur wegen des schönen Tages, sondern auch aufgrund der vielen Sonne: Es ist soweit, ich habe meinen ersten Sonnenbrand 2021.