Womit soll ich anfangen? Die letzten Tage waren so ereignisreich, dass der Blogpost wahrscheinlich sehr lang wird..
Die erste Woche in der Ukraine ist vorbei und ich muss sagen, bis jetzt geht es mir hier echt gut, ich habe mich hier soweit eingelebt und bin gespannt auf die nächsten Monate.
An meinem ersten Tag war meine Gastschwester so nett, mich noch einmal zur Schule zu begleiten. Dort angekommen fanden gleich Auszeichnungen für die neuen 5. Klässler statt, die in der 4. Klasse die erste kleine, aber richtige „Deutschprüfung“ abgelegt hatten. Alle waren total stolz. Den restlichen Tag verbrachte ich in den Unterrichtsstunden von meiner Betreuerin, die mir mittlerweile echt ans Herz gewachsen ist. Eine andere 5. Klasse als die am Freitag hat sich riesig gefreut, mich kennen zu lernen und hat mich fast eine Stunde Fragen gestellt wie „Gehst du gerne in die Disko?“ oder „Tauchst du gerne“ gestellt. Als sie sich selber vorstellen sollten, haben sie ihren eigenen Steckbrief herausgeholt, den sie dann ganz stolz vorgelesen haben. Da hat sich der Zettel, den man ja immer im Fremdsprachenunterricht vorbereitet, auch endlich mal gelohnt:D Total süß!
Schon am 2. Tag haben mir die 5. Klässler Süßigkeiten mitgebracht, mittlerweile streiten sie sich neben wem ich sitzen soll und sind sehr bemüht mich zu beschäftigen, auf die Stunden freue ich mich schon immer.
Mittlerweile war ich schon in einigen Klassen, von der zweiten bis zur elften Klasse war schon alles dabei, in manchen waren die Schüler sehr aufgeschlossen, in anderen ziemlich zurückhaltend. Aber ich glaube mit der Zeit spielt sich das alles ein. Ab nächsten Montag habe ich auch einen richtigen Stundenplan, sodass etwas mehr Routine in meinen Tag kommt.
Ich bin echt gespannt, wie sich das alles entwickelt, im Moment hab ich immer noch keine konkrete Vorstellung, wie genau ich mich einbringen kann oder den SchülerInnen helfen kann.
Ich habe damit gerechnet, den Schülern unter anderem die deutsche Kultur näher bringen zu können wie zum Beispiel deutsche Lieder zu spielen oder von Festen zu berichten. Die Lehrerinnen haben nach meinem Gefühl einen genauen Lernplan, indem aber auch Lieder gesungen oder kleine kreativen Spiele gespielt werden. Da ich mir vorher genau solche Ideen ausgedacht habe, bin ich im Moment etwas ratlos, was ich ansonsten machen kann oder wie ich mich einbringen kann, um den Schülern möglichst viel zu helfen. Da ich aber die ersten Wochen hospitieren soll, gehe ich davon aus, dass sich das alles einspielen wird..
Das Mensaessen kostet hier umgerechnet 60 Cent, wofür man ein warmes Getränk bekommt (was genau habe ich noch nicht herausgefunden), einen Teller Suppe und eine Hauptspeise. Alles auch echt lecker!
Die Lehrer haben sogenannte „Springstunden“, in Deutschland würde man Freistunde sagen. In dieser Zeit gehen sie immer Mittagessen, und wenn diese freie Stunde um halb 11 ist, dann wird auch um halb elf Borschtsch und Frikadellen gegessen!:)
Mein erstes Borschtsch habe ich dann auch in der Schulmensa gegessen. (Borschtsch ist eine Rote Beete Suppe mit Kartoffeln und evtl. noch anderen Zutaten wie Fleisch) Mir hat es erstaunlich gut geschmeckt, wobei die Lehrerinnen meinten, dass es deutlich bessere gibt. Dafür, dass ich in Deutschland nie Rote Beete gegessen habe (weil ich dachte, ich würde es nicht mögen) habe ich hier schon ganz schön viel davon gegessen. Meine Gastmutter macht uns jeden Morgen einen Saft aus Rote Beete und anderem Obst und Gemüse, mittlerweile trinke ich den Saft auch richtig gerne!
Auch ansonsten kocht meine Gastmutter sehr gut: Kohlrouladen mit Reis und Hackfleisch, Bratlinge oder Apfelkuchen. An das ukrainische Essen kann man sich gut dran gewöhnen:)
Meinen dritten Schultag habe ich in Lemberg (ukrainisch Lviv) verbracht. Mein Gastvater hatte dort einen Termin und hat meine Gastschwester, einen Freund von ihr und mich netterweise mitgenommen. Da ich bei meiner Ankunft nicht viel von Lemberg gesehen habe, war ich echt gespannt und das, was ich von der Stadt gesehen habe, hat mir echt richtig gut gefallen!
Und zu einem richtigen Auslandsaufenthalt gehört natürlich auch dazu, einmal den Präsidenten gesehen zu haben;) Als wir vom Opernhaus weiter gehen, stand Petro Poroschenko, der ukrainischem Präsident, (mit vielen Begleitern natürlich) direkt vor uns.
Alle waren total bemüht mir möglichst viel von Lemberg zu zeigen.wir haben den für Lemberg berühmten Kirschlikör „Drunken Cherry“ probiert. Es gab einen Laden mit vielen verschiedenen Biersorten, unter anderem mit Milch oder Kokos. Wir haben uns jeweils ein „außergewöhnliches“ Bier für abends gekauft. Zurück in Drohobytsch sind wir zusammen in einen Park gegangen und haben das Bier aus Lemberg probiert. Das Kokosbier hat gar nicht mal so schlecht geschmeckt. Meine Gastschwester hat entweder netterweise für mich übersetzt oder ich habe mich mit Google Übersetzter mit den anderen etwas unterhalten. Auch wenn ich bei vielem (natürlich) nicht folgen konnte, war es ein wirklich netter Abend und ich bin meiner Gastschwester total dankbar, dass sie mich so integriert hat.
Ich wurde schon öfters gefragt, von Lehrerinnen und Schülern, ob ich denn keine Angst gehabt hätte, in die Ukraine zu gehen und warum ich denn überhaupt in die Ukraine gehen wollte. Vor meiner Abreise hatte ich natürlich Angst oder Respekt vor den nächsten Monaten, aber das war unabhängig von dem Land, sondern die Angst, die man eben vor einem längeren Auslandsaufenthalt hat, was ich dann auch so gesagt habe. Und warum Ukraine, das wusste ich im Vorhinein ja selber nicht, da greife ich auf Kulturweit zurück und sage, dass man zugeteilt wurde, ich aber sehr froh bin, die Möglichkeit bekommen zu haben, ein neues Land kennen lernen zu können. Nach einer Woche in einem neuen Land kann man auch noch kein Urteil über das Land, die Leute dort und seine Erfahrungen abgeben. Ich kann nur so viel sagen, dass ich sehr herzlich aufgenommen wurde und dass ich mich auch neben der ganzen Eingewöhnung, der Umstellung und dem Heimweh im Moment hier sehr wohlfühle.
Und noch kurz zu meinem Leben außerhalb der Schule:
An meiner Schule sind im Moment Praktikantinnen, die hier in Drohobytsch an der Uni Deutsch studieren. Eine davon war im selben Kurs wie ich, schnell haben wir uns für den Nachmittag verabredet und sind noch mit der anderen Praktikantin in die Stadt gegangen. Die zwei waren total aufgeschlossen, haben mir nochmal ein bisschen mehr von Drohobytsch gezeigt und waren sehr an Deutschland interessiert. Dabei habe ich aber auch noch einiges über die Ukraine und das Leben hier erfahren, aber dazu in einem anderen Blog mehr.
Viel Zeit für Heimweh gab es in den letzten Tagen zum Glück auch nicht, da ich auch nach der Schule bis jetzt immer beschäftigt war.
Jetzt geht es für mich erst mal übers Wochenende in die Berge. Meine Gastschwester feiert dort ihren Geburtstag, bevor sie zurück nach Polen geht.