Blickwechsel und viele wahre Worte

Nach meiner Geburtstagsfeier mit Freunden und Familie und den hoffenden Sekunden vor dem Wiegen des fertig gepackten Koffers – 23 kg für ein Jahr in Lesotho ist denkbar wenig – ging es für mich nahe Berlin zum Vorbereitungsseminar. Vom Shuttle wurden wir, die dreizehnte Generation Freiwillige von kulturweit, zum Werbellinsee gebracht. Das Zimmer hier teile ich mir mit der lieben Maren, die Englisch, Französisch und Wirtschaft studiert und ein halbes Jahr in der kalten Mongolei verbringen wird. Was lerne ich daraus? Es gibt Ziele, für die es wirklich Daunenjacke und Winterstiefel einzupacken gilt. Lesotho hat zwar heiße Sommer und kalte Winter, aber die Temperaturen fallen selten unter den Gefrierpunkt. Trotzdem bin ich für kälteres Wetter gewappnet. Für alle Fälle! Übrigens geht es für mich nach einer Zwischenübernachtung im AirBnB nahe Berlin Tegel direkt los in Richtung Flughafen. Dementsprechend muss ich das erste Wochenende im Gastland wohl erstmal mit Wäsche waschen verbringen. Aber ich wird’s überleben! Meine Mitbewohnerin hat mir schon erste weitere Möbel und Zubehör wie Nachttischlampe zur Ausstattung meines Zimmers durch eine Deutsche organisiert, die Maseru verlässt und diese zu günstigen Preisen anbietet. Läuft doch!

Am gestrigen Abend wurde im Kino der Jugendherberge ein Film mit dem Titel „Blickwechsel“ ausgestrahlt. Er handelte sich dabei um einen perspektivenreichen Dokumentarfilm über Sichtweisen auf deutsche Freiwillige und ihre Arbeit bei Entwicklungsorganisationen in Afrika. Dazu wurden Personen aus Südafrika, Ghana und Gambia, die in Kontakt mit den Freiwilligen standen, interviewt und das Material für die Darstellung verwendet. Ich war sehr beeindruckt über die vielen wahren Worte und fühlte mich wieder zurück nach Südafrika versetzt als eine junge Xhosa den Song „Qongqothwane“ (Song auf YouTube) vor der Kamera anstimmte. Ich hätte am liebsten leise mitgesungen, aber das ist bei der Sprache ja leider nicht ganz so einfach! Mehr Infos zu dem Film und den beiden Machern sind auf der offiziellen Website zu finden: http://blickwechsel-film.de/ueber-den-film/

Den Partnertag der NatCom (so wird meine Einsatzstelle oftmals abgekürzt) der UNESCO verbrachte ich mit den elf anderen Freiwilligen, die in anderen Nationalkommissionen überall auf der Welt verteilt (Uruguay, Jamaika, Ruanda, Namibia, Sambia, Mongolei und Mexiko) eingesetzt werden. Wir haben zuerst jeweils einen dreiminütigen Vortrag über ein Thema gehalten, welches uns bei der Recherche zu unserem Gastland besonders überrascht hat. Ich hatte mir überlegt über den Bann zur Zeit der Apartheid in Südafrika und der damit häufig verbundenen Flucht politischer Gegner des Regimes über Maseru, Lesotho zu berichten. Über die Geschichte des Freiheitskämpfers Steven Biko gibt es eine Verfilmung mit dem Titel „Schrei nach Freiheit – Cry Freedom“ (siehe auch: Artikel Heimatbrücke). Im Anschluss fuhren wir gemeinsam zu einem Biosphärenreservat der UNESCO und hatten dort eine Führung auf dem weitläufigen Gelände. Zurück am Werbellinsee gab uns dann noch ein Mitarbeiter der Deutschen UNESCO Kommission einen Einblick in die Aufgabenbereiche und Strukturen der NatComs und beantwortete fleißig unsere Fragen. Da Mareike, die kürzlich ihr FSJ in Maseru, Lesotho verbrachte, als Alumi den Tag mit uns verbrachte, konnten wir uns nochmal persönlich kennenlernen. Ich bin sehr froh, dass Saskia und Mareike ein süßes Heft zusammengestellt haben, in dem Sesotho ‚survival phrases‘ (die Sprache der Basotho), Kontaktnummern & Tipps für Restaurants und Sehenswürdigkeiten aufgelistet sind. LIEBEN DANK EUCH an dieser Stelle!

In den kommenden Tagen erwarten uns noch einige Workshops, Zeit in unseren zusammengewürfelten Kleingruppen, die Arbeit an einer Seminarzeitschrift und eine Abschiedsveranstaltung am kommenden Donnerstag. Ich lasse wieder von mir hören, sobald ich die Möglichkeit dazu habe :-* vielleicht aber dann erst wieder aus Lesotho! Macht’s gut 🙂