Alle Beiträge von Mareike Hinrichs

Familientreffen in Südafrika

Anfang April war es dann soweit – meine Eltern kamen zu Besuch. Dies hat Xolisa im Vorfeld Anlass dazu gegeben nervös zu sein. Völlig unbegründet. Wir hatten eine schöne gemeinsame Zeit.

Am Freitag nahm ich gegen späten Nachmittag einen Flieger von Bloemfontein nach Johannesburg, wo ich von meiner Freundin Tracey abgeholt wurde. Nozibele war zufälligerweise auch gerade aus Deutschland angereist, um ihre Arbeit an der UNISA vorzustellen und so konnten wir das Wochenende gemeinsam in Pretoria verbringen. Wir fuhren in den Botanischen Garten und zu den Union Buildings, wo die große Mandela Statue steht. Im Anschluss sahen Nozi und ich uns noch gemeinsam einen Film im Kino an, da Tracey einige Dinge für die Arbeit zu erledigen hatte. Sie lehrt jetzt englische Literatur an einer Privatuniversität in Pretoria. Wir hatten uns zuletzt Ende 2014 gesehen und so war es definitiv mal wieder Zeit sie zu besuchen. Nun in ihrem eigenen, wirklich schicken Apartment in der südafrikanischen Landeshauptstadt statt bei ihren Eltern.

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Montagfrüh brachte Tracey mich wieder zum Flughafen nach JHB, wo ich dann auf die Ankunft meiner Eltern wartete. Wir holten unseren Mietwagen ab und fuhren direkt runter nach Maseru. Dort trafen wir kurz auf meine Kollegen bei der UNESCO Nationalkommission und hörten uns an was meine Kollegen so über mich loswerden wollten. Ich würde sehr hart arbeiten, sei immer pünktlich, ließe mich aber schnell stressen. Stimmte soweit. Meine Eltern brachten noch Honigkuchen als kleine Aufmerksamkeit mit, den meine Kollegen direkt beim nächsten Treffen verspeisten. Auf dem Gruppenbild sind fast alle bis auf ‚Me Palesa (Secretary General), ‚Me Lintle (ihre Assistentin) und unsere Putzfrau drauf, sogar Lauras und meine Sesotho Lehrerin ‚Me Flo (rechts mit dem Kopftuch).

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Gegen späten Nachmittag, nachdem wir noch schnell eine Pizza verspeist und mein Gepäck aus meiner Unterkunft abgeholt hatten, fuhren wir zur Malealea Lodge. Die Dunkelheit brach ein und der Regen, der seit dem Nachmittag runterkam, wurden immer stärker. Dazu kam leider noch ein starkes Gewitter, welches ich aus Lesotho schon gewohnt war. Ich war sehr froh, dass meine Mama sich durchgesetzt hatte und wir einen SUV fuhren statt einen tiefen Wagen. Andernfalls hätten wir die sieben Kilometer auf der steinigen und mit Pfützen übersäten Straße bestimmt nicht so unbeschadet überstanden. Als wir schließlich nach einer nervenaufreibenden Fahrt in der Lodge ankamen, regnete es noch immer in Strömen. Wir versuchten mit Hilfe eines Mitarbeiters so schnell es ging alle Taschen in die Hütten zu bringen und trocken zu werden. Die Betten waren sehr bequem und der Schlaf tief nachdem wir uns noch ein Bierchen an der Bar gegönnt hatten.

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Auch am nächsten Morgen sollte der Regen allerdings nicht nachlassen so wie wir es inständig für unsere Weiterreise gehofft hatten. Kurzerhand beschlossen wir, unsere Pläne zu ändern. Der Ausflug nach Hogsback wäre bei dem Regen ohnehin nicht wirklich zu genießen gewesen. Ich schrieb meiner Freundin Mathabo eine Nachricht, ob sie noch spontan einen Schlafplatz für uns in Mthatha hätte. Als sie mich kürzlich in Lesotho besuchte – von dem ich im nächsten Artikel berichten werde – vergaßen wir versehentlich zwei wichtige Dinge bei dem jeweils anderen: Ich mein Sesotho Buch bei ihr im Auto und sie ihren Zugangschip der Arbeit bei mir in der Tasche. Sie antwortete mir kurze Zeit später, dass sie zwar kein Platz bei ihr zu Hause hätte, sie aber mit ihrem Chef gesprochen hätte der sich wiederum bei der Bürgermeisterin gemeldet hätte und für uns ein Guest House organisiert wurde. Wir könnten uns also auf den Weg machen. Leichter gesagt, als getan. Aber zum Glück ist der Lodge-Besitzer mit seinem 4×4 vorausgefahren. Auf dem Weg dorthin sahen wir ein Auto im Straßengraben liegen und waren sehr erleichtert, als wir wieder die geteerte Straße erreichten. Dass wir am Abend im Haus schlafen würden, wo sonst Regierungsleute untergebracht werden, konnten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Auch, dass wir am Abend direkt mit der Bürgermeisterin zu Abend essen würden, wurde uns relativ spontan mitgeteilt. Meine Entrepreneurship Workshops schienen sie in der O.R. Tambo Gemeinde sehr zu interessieren. Ich wurde direkt eingeladen, nochmal zu einem späteren Zeitpunkt zurückzukehren und mit einer der Communities zu arbeiten. Mal sehen.

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Erstmal habe ich genug in Lesotho zu tun. Bis zum InterACTION Seminar (www.interactionseminar.co.za) Anfang Juli sind es nur noch gute zwei Monate, neun Wochen oder 65 Tage. Meine To-Do-Liste wächst. Auch wenn ich viele der Punkte schon abharken konnte. Die ersten Teilnehmer_innen sind ausgewählt, Räumlichkeiten organisiert, die Unterkünfte reserviert, der Wochenplan inklusive Catering fertiggestellt und die sozialen Netzwerke aktiv. Unser Logo wie auch die Website wurden von einem südafrikanischen Studierenden erstellt, der definitiv einen guten Job gemacht hat. Ich bin stolz auf das Resultat. Es zeigt, dass gemeinsam innovative Geschäftsideen in den drei Bereichen IT, Green Industry und Social Entreprenurship geformt werden.

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Am nächsten Tag sollten wir dann Richtung Cintsa aufbrechen, meinem absoluten Lieblingsort im Eastern Cape. Zuvor bekamen wir allerdings noch eine private Tour nach und durch Qunu (wird mit Klick ausgesprochen) von einem Reiseführer, den Xolisa persönlich kennt. Es ging zunächst zu Nelson Mandelas Residenz, wo er seine letzten Tage verbrachte. Wir sollten auf dem Weg zu seiner Geburtsstätte dann noch die Ehre bekommen, Mandla Mandelas Mutter, Nolusapho in Person zu treffen und ihre Hand zu schütteln. Mandla ist Mandelas Enkelsohn und hat 2005 seine Nachfolge als Stammesführer angetreten. Abgerundet wurde die Tour mit einem Besuch des Nelson Mandela Museums in Qunu. Gegen Nachmittag brachen wir dann auf, um Xolisa auf dem Weg zu unserem Reiseziel an dem Tag einzusammeln. Wir trafen ihn in einer Mall in Butterworth und ich war überglücklich, ihn nach den 9 Wochen wiederzusehen.

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In Cintsa angekommen, gab es erstmal lokales Bier und einen Springbok (Amarula mit einem Schuss Pfefferminzlikör) für jeden. Musste ja schließlich keiner mehr fahren. In Mamas und Papas Apartment gab es dann noch ein paar Snacks zum ersten Kennenlernen, so nach eineinhalb Jahren unserer Beziehung war das längst überfällig. Wir lachten bis wir müde wurden und gingen schlafen.

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Für den nächsten Tag hatten wir uns ALLE 4 auf eine etwas abenteuerliche Quadsafari angemeldet. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem kurzen Strandspaziergang ging es los. Da das Naturreservat neben einer Schule lag, wo kurz zuvor noch ein Konzert zum Besten gegeben werden sollte, fuhren wir dort erst hin. Die Kinder hatten einige Songs auf Lager und demonstrierten mir und meinen Eltern sowie dem anderen deutschen Pärchen wie viel Rhythmus in ihren Wurzeln liegt. Ein verschmähtes Weihnachtsgeschenk meines Bruders hatten meine Eltern mit im Gepäck und so freuten sich die Kids über ein Springseil, was am Ende in den Besitz der Schule überging. Sie waren ganz überrascht, als ich sie in Xhosa begrüßte und mich ihnen als ‚Simthandile‘ vorstellte. Das ist der Name, der mir von Xolisas Eltern gegeben wurde und so viel bedeutet wie ‚we loved you‘. Damit hätten sie wohl nicht gerechnet.

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Während der Quadsafari im Anschluss sahen wir eine Giraffe, einige Antilopen und Zebras.  Das Terrain war sehr steinig, teilweise mit großen Wasserpfützen, die wir durchqueren mussten und das Ausmaß der Steigung wurde uns erst bewusst, als wir auf der Spitze des Berges ankamen. Seht selbst:

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Am Abend verbrachten wir die Zeit wieder in der Bar und spielten einige Runden Pool und Doppelkopf. Xolisa lernt mit der Zeit immer mehr Spielregeln. Nur das absichtliche Brechen der Spielregeln müssen wir noch aus ihm rausbekommen. Die zwei Nächte waren leider viel zu kurz. Danach ging es schon weiter Richtung Grahamstown zu seiner Familie. Wir gingen am ersten Tag gemeinsam in den Botanischen Garten für einen Spaziergang und um ein schönes Foto aufzunehmen. Danach kehrten wir in ein Restaurant zum Essen ein. Das Essen war sehr lecker und Mama bekam sogar ihr lang ersehntes traditionelles Bobotie, was aber von unseren Xhosa Freunden nicht wirklich berühmt war. Also ist es wohl eher ein Kap malaiisches Gericht. Bevor wir seine Eltern und seine Schwester nach Hause brachten, machten wir noch einen Abstecher in die Kirche, wo sein Vater als ‚Tourguide‘ arbeitet. Alle klimperten ein wenig auf dem Klavier und schauten sich um.

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Nach einem guten Frühstück in dem Bed & Breakfast am nächsten Tag machten wir eine kleine Citytour durch Grahamstown und aßen dann gemeinsam Mittagessen bei Xolisas Eltern. Mama und Papa hatten die Chance, Samp und Umngqusho zu probieren. Als wir an die Lasagne erinnert wurden, die noch im Ofen wartete, war ich schon vollgegessen. Bevor es dunkel wurde, brachen wir nach Port Elizabeth auf, was weniger als zwei Stunden von Grahamstown entfernt ist. Wir setzten Xolisa in Kwazakhele bei seiner Tante ab, luden das Gepäck meiner Eltern im gebuchten AirB&B ab und fuhren noch zum Boardwalk und zur Beachfront. Später brachten sie mich zu Brenda und Blayne nach Walmer Heights. Das Wiedersehen mit meinen Gasteltern in PE war sehr schön. Am nächsten Tag machten sich Mama und Papa auf in den Addo Elephant Park auf den ich aufgrund meiner vielen vorherigen Besuche und der frühen Aufstehzeit gerne verzichtete. Brenda und Blayne luden am Nachmittag zum Braai ein und wir saßen bei idealem Wetter am Pool und genossen das Leben bei guten Gesprächen und gutem Essen.

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Abends sahen wir uns noch den Sonnenuntergang beim Donkin Reserve an, machten einige Fotos und gingen ein paar Cocktails in Richmond Hill schlürfen. Es war der letzte Abend bevor meine Eltern zu ihrem wohlverdienten Garden Route Trip aufbrachen. Morgens besuchten wir noch den Kingsbeach Craft Market, die Nelson Mandela Metropolitan University und die Galerie, wo mein Gewinnerfoto aus der Capture PE Ausstellung hängt. Wir haben so viele Orte in meiner zweiten Heimat besucht, wie es nur in der kurzen Dauer eures Besuches möglich war. Auch wenn es nur ein kurzes Wiedersehen war, sind es ja nur noch vier Monate bis mein Freiwilligendienst in Lesotho endet. Und dann bin ich auch schon wieder zurück in Deutschland und beginne hoffentlich direkt mit meinem Masterstudium. Ein Gegenbesuch von Xolisa ist für Weihnachten geplant und ich hoffe, die Ersparnisse werden reichen.

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Unerwartete Wendungen

Bevor Laura am Montag am Moshoeshoe Airport in Maseru gelandet ist, konnte ich mir noch nicht ausmalen, dass die Woche einen solchen Abschluss finden würde – aber mehr dazu später. Ich hatte ein wenig Sorge, dass die Matratze und ihr Gepäck für den 6-monatigen Aufenthalt mein gesamtes Zimmer einnehmen würde. Für das Platzproblem haben wir aber eine gute Lösung gefunden. So wurde das Bett verrückt und der Koffer vorerst in einem leeren Zimmer zwischengelagert. Ab Anfang April, wenn das Pärchen umzieht, wird dann wieder jeder ein eigenes Zimmer für sich haben. Am Tag ihrer Ankunft habe ich Laura, hier bekannt als Nthati („one who is loved“), eine erste Orientierung gegeben. Nachdem wir ihren Koffer ins Haus gebracht hatten, sind wir mit dem Fahrer der NatCom direkt ins Büro. In Anschluss an eine Vorstellungsrunde unter den Kollegen und einem gemeinsamen Mittagessen bekamen wir überraschend Besuch. Mittlerweile ist spontaner Besuch im Büro schon fast normal geworden, weil mehr Leute von der UNESCO Nationalkommission wissen als noch sechs Monate zuvor. Ich habe seit meiner Ankunft viel Aufklärungsarbeit unter den Jugendlichen leisten müssen, da viele nicht genau wussten an welchen Projekten meine Kolleginnen und Kollegen arbeiten. Ich würde dies auf die mangelnde Präsenz bzw. Aktivität in sozialen Netzwerken zurückführen. Wie selbstverständlich tauchen nun jedoch einige Leute unangekündigt, am liebsten kurz vor der Mittagspause, auf und erwarten, dass man sich für sie Zeit nimmt. Wenn die Leute zu sehr unpassenden Momenten vorbeikommen, sage ich ihnen meist offen und ehrlich, dass es gerade leider nicht passt und sie sich beim nächsten Mal bitte vorher kurz anmelden. Einige regieren völlig perplex, andere sehr verständnisvoll.

Generell bevorzuge ich es meist, Meetings in unserem Büro abzuhalten, weil ich schon des Öfteren vor verschlossener Tür stand oder schlichtweg versetzt wurde. Einige dieser Gründe waren: “Oh sorry, I completely forgot our meeting.”, “I am still very far from the office, can we rather meet another time?”, “I am in another meeting which is still going to take long so I unfortunately won’t make it.” Hier treffen verschiedene Perspektiven aufeinander. Ich als überpünktliche und sehr zuverlässige Person denke mir: Warum hast du mir nicht im Vorfeld abgesagt, statt mich extra zu dem vereinbarten Treffpunkt fahren/laufen zu lassen? Warum bist du denn erst so weit weggefahren, wenn du doch wusstest, dass wir uns treffen wollten? Welches andere Meeting? Ich dachte wir hatten eins für 9 Uhr ausgemacht. Was ist denn jetzt so wichtig? Wenn ich mich nun in die Perspektive einiger Personen reindenke, die ich hier treffe, würden die Gedanken wahrscheinlich eher so lauten: Du hättest mich nochmal vor unserem Treffen anrufen können, um sicherzugehen, dass ich daran denke. Warum bist du denn überhaupt so früh da? Und wieso stresst du so rum, wir können uns doch auch ein anderes Mal treffen? Hat sich gerade spontan ergeben oder mein/e Chef/in hat mich irgendwo in der letzten Minute hingeschickt, ohne mir vorher Bescheid zu geben. Zeit ist im südlichen Afrika sehr flexibel. Wenn nicht heute, dann halt morgen… oder nächste Woche – hier herrscht grundsätzlich mehr Verständnis dafür, wenn Treffen nicht wie geplant stattfinden. Auf beiden Seiten. Und ich stresse mich häufig zu viel, wenn ich es nicht pünktlich zu einem Termin schaffe. Nur um vor Ort herauszufinden, dass es überhaupt nicht nötig gewesen wäre.

Als ich und Laura letztens an einem zweitägigen Workshop zum Thema wie Gründung verstärkt in das Curriculum der Universitäten aufgenommen werden könne teilnahmen, hat Laura zum ersten Mal erlebt, wie flexibel Zeit hier wirklich ist. Wir wurden für 8 Uhr eingeladen und darum gebeten, pünktlich zu erscheinen. Als wir um 15 nach 8 (ich hatte absichtlich etwas Puffer eingebaut, weil ich staaark bezweifelte, dass es pünktlich losgeht), lasen wir auf dem Programm, dass eine halbe Stunde für die Registrierung der Gäste eingeplant wurde, sodass es um halb 9 beginnen sollte. Um halb 10 trudelten dann schließlich weitere Teilnehmer/innen der Session ein und gegen 10 fing es dann langsam an. Wir nutzen die Zeit, um uns mit den Organisatoren des Workshops zu unterhalten und neue Kontakte zu knüpfen. Der Großteil des Tages wurde damit verbracht, alle Teilnehmer/innen willkommen zu heißen, Reden zu halten (meist in Sesotho) und das Konzept der Organisation, die den Workshop ausrichtete, vorzustellen. Erst nach dem Mittagessen ging es dann darum, in kleineren Gruppen bestimmte Fragen bezüglich der universitären Förderung zu bearbeiten. Da wir am Nachmittag schon etwas vorhatten, blieben wir nicht bis zum Ende. Am zweiten Tag schlossen wir uns unseren Gruppen auch erst wieder am Nachmittag an. Wir erfuhren von dem Event leider erst einen Tag vorher und konnten unsere Verpflichtungen bei der NatCom nicht einfach absagen. Bevor der Workshop seinen Abschluss finden sollte, kam noch der Minister für Gender, Jugend, Sport und Erholung vorbei, um eine Rede über Entrepreneurship zu halten. Da ich einige Tage zuvor eine Absage von seinem Personal Secretary erhalten hatte, dass mein Seminarprojekt nicht finanziell unterstützt werden könne, war ich ziemlich frustriert. Als der Minister in seiner Rede über die finanziellen Mittel sprach, die mobilisiert wurden, um Gründer/innen aus Lesotho zu unterstützen, veränderte sich das Gefühl mehr in Verärgerung. Mir wurde einige Tage vorher noch erzählt, dass keine Mittel zur Verfügung stehen würden und dann wird mir vom Minister höchstpersönlich das Gegenteil angepriesen. Nachdem der Minister seine Rede beendet hatte, hob ich meine Hand. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, was ich sagen wollte, aber ich war der Meinung in dieser großen Runde von etwa 100 Personen wäre es eine gute Gelegenheit, mal das Seminarprojekt anzusprechen. Da ich während den Sessions schon einige Wortbeiträge hatte, kannten viele bereits meinen Sesotho Namen. Als sie sahen, dass ich mich meldete, zischten einige mir zu: „Teboho, not now! This is not the right moment. We are closing!“ Ich entgegnete daraufhin nur, dass ich dachte diese Veranstaltung sei ein offener Dialog, so wie es anfangs betont wurde. Einige Gäste schmunzelten, andere schauten mich etwas grimmig an. Das war mir letztlich egal. Ich wusste nur eins: Ich musste ein Wörtchen mit dem Minister reden. Als seine Bodyguards ihn auf dem Weg zur Tür begleiteten, stand ich von meinem Stuhl auf – der glücklicherweise nah bei der Tür stand – und gab dem Minister die Hand. Beim Hinausgehen hielt ich ihm die Tür auf und fragte ihn, ob ihm sein Personal Secretary meinen Sponsorenbrief bzw. das Konzept des Seminars zukommen gelassen hat. Er schien nichts von dem Projekt zu wissen und so bat er mich darum, am nächsten Morgen um 8 Uhr in sein Büro zu kommen.

Gesagt, getan! So saß ich am nächsten Morgen vorbereitet um Punkt 8 im Ministeriumgebäude und wartete. Und wartete. Es um wurde halb 9. Da ich um 9 Uhr schon bereits einige Tage zuvor einen anderen Termin ausgemacht hatte, fragte ich seine Sekretärin im Büro, ob der Minister überhaupt schon im Büro sei. Als sie verneinte sagte ich ihr, ehrlich wie ich bin, dass ich leider nicht mehr so viel Zeit hätte, da ich noch zwei andere Termine am Vormittag hatte (was der Wahrheit entsprach). Sie lächelte und rief den Minister auf seinem Mobiltelefon an. Als sie auflegte, fragte sie mich, ob ich mobil sei und zu seiner Residenz fahren könnte, da er dort noch etwas zu erledigen hatte. Ich verneinte und sie bot mir im Gegenzug einen Lift an. Zwei Mitarbeiter fuhren mich also im Regierungsauto zu seiner Unterkunft. Als ich dort eintraf war ich überrascht von dem sehr einfachen Haus in einer abgelegenen Gegend. Unsicher fühlte ich mich trotzdem nicht. Alle waren sehr freundlich zu mir. Der zweite Bodyguard des Ministers empfing mich und bot mir einen Platz auf dem Sofa im Wohnzimmer an. Es standen nur wenige Möbel im Raum. Dekoration war fast kaum vorhanden. Bis auf einen Rest Kaffee und Unterlagen stand nichts auf dem Tisch. Ich bezweifelte deshalb stark, dass der Minister hier mit seiner Familie wohnte. Nach fünf Minuten betrat er den Raum in seinem dunkelblauen Anzug, den er bisher auf jedem Event trug, auf dem ich ihn reden sah. Reden, die nicht wie bei so vielen Ministern bereits von Mitarbeitern getippt auf dem Podest liegen, sondern frei gesprochen wurden. Bislang hatte ich nie das Gefühl gehabt, dass der Minister für Jugend nicht wusste, wovon er sprach. Sondern dass er in seiner Position war, weil er Ahnung von den Bedürfnissen der Jugend mitbringt. Deshalb hatte ich Hoffnung auf eine positive Nachricht.

Ich erzählte ihm also, was ich seit September letzten Jahres auf die Beine gestellt hatte und was ich mir mit meinem Seminarprojekt noch vorgenommen hatte. Er lauschte ganz gespannt, stellte einige Zwischenfragen und gab mir im Anschluss dann die positive Nachricht, die ich gerne hören wollte. Das Ministerium für Jugend kann der Gruppe einen Kleinbus zur Verfügung stellen, um im Juli zum Seminar nach Südafrika zu fahren. Damit wäre ich eine meiner größten Sorgen hinsichtlich der Planung schon mal los. Ich bat seine Kollegin im Ministerium noch um eine schriftliche Bestätigung und hoffe nun darauf diese, wie versprochen, bis Mitte April zu erhalten. Ich gehe zwar davon aus, dass ich nochmal hinterher muss (so wie immer eigentlich), aber zumindest bin ich schon ein Stück weiter. Den Minister habe ich wohl auf meiner Seite. Er fragte mich zum Ende unseres Gespräches noch, was ich denn so dringend loswerden wollte auf dem Event. Da ich mich nicht mehr an die genauen Worte erinnern konnte, die ich mir in der Situation parat gelegt hatte, teilte ich ihm stattdessen Folgendes mit: Wenn er die Jugend Lesothos mehr fördern und gleichzeitig verhindern möchte, dass zukünftige Führungskräfte das Land verlassen, sollten sie nicht mehr von einem Büro ins nächste geschickt werden, ohne Unterstützung zu erhalten. Ich sagte ihm offen und ehrlich, dass es in Lesotho an individueller und effektiver Förderung starker Unternehmerpersönlichkeiten fehlt. Zudem erzählte ich ihm, dass ich einige davon bereits kennengelernt hätte. Daraufhin fragte er mich, wie viele Personen mir im Kopf herumschweben würden und, dass ich diese mal in sein Büro bringen sollte. Darauf komme ich sicher nochmal zurück…

Als ich gerade gehen wollte, fragte er mich noch was ich am Wochenende machen würde. Nachdem ich entgegnete, dass ich Laura ein wenig die Gegend zeigen wollte, bot er direkt an uns einen Fahrer für Samstag zu organisieren, der uns zu einem Sportevent mitnehmen sollte. Weil er darauf bestand und ich auch noch nicht wirklich was geplant hatte, nahm ich das Angebot an. Das Versprechen hielt er auch tatsächlich ein. Am Samstagmorgen um halb 6 Uhr morgens saßen wir bei unserem privaten Chauffeur ‚Nkopane‘ im luxuriösen Ford Ranger auf dem Weg zu einem Ort, der mir bis dahin noch nichts sagte. Wir fragten unseren lieben Fahrer, wo es denn hingehen sollte und er meinte nur, dass es SEHR WEIT sei – etwa eineinhalb Stunden Fahrtzeit von der Hauptstadt Maseru. Laura und ich wunderten uns etwas, weil wir ja schon so früh unterwegs waren, aber letztlich war es uns ganz gleich, wo es denn stattfand. Denn wir hatten nur eine Sache im Kopf: Endlich mal raus aus Maseru! Für Laura war es natürlich eine tolle erste Gelegenheit, mehr vom Land zu sehen. Wenig später fand ich heraus, dass wir in Richtung des Ortes fuhren, zu dem ich selbst schon mal einen Ausflug im September unternommen hatte: Semonkong. Und sogar noch ein wenig weiter. Insgesamt waren wir fast drei Stunden unterwegs, mit zwei kleinen Fotostopps. So kurz war die Strecke dann also doch nicht! Auf dem Weg zu der Sportveranstaltungen sahen wir viele Kinder in ihren Schuluniformen in dieselbe Richtung laufen. Wir schlugen vor, eine kleinere Gruppe mitzunehmen, damit sie sich den langen Fußmarsch sparen konnten. Unser Fahrer machte Halt und die Kinder sprangen glücklich auf die Ladefläche des riesigen Autos. Wir fuhren noch an vielen Schulklassen vorbei und alle waren neidisch auf die Jungs und Mädels, die von uns eine Mitfahrgelegenheit bekamen. Unser Fahrer hupte ab und zu, auch um die Kinder zu warnen, dass von hinten ein Auto nahte. Als wir schließlich nach weiteren 10 Kilometern den großen Rasenplatz erreichten, waren die Mitarbeiter des Ministeriums und weitere Helfer aus der Gemeinde noch damit beschäftigt, das Zelt aufzubauen. Wir aßen erst einmal gemütlich unser längst überfälliges Frühstück und stellten uns dann einigen Personen vor. Da wir noch Zeit hatten bis die Veranstaltung beginnen sollte erkundeten Laura und ich in Begleitung unseres Chauffeurs, der scheinbar auch gleichzeitig unser Bodyguard für den Tag war, die Umgebung. Wir schafften es sogar bis ins nächstgelegene Dorf und schauten uns die beeindruckende Landschaft an. Als dann der Wagen des Ministers wenig später eintraf, bekam Nkopane einen Anruf von seinem ‚Chef‘ der ihn darum bat uns bitte wieder zurück zum Platz zu bringen, da das Event bald starten würde. Zumindest dachte ich mir, dass dies vielleicht der Grund seines Anrufes sein könnte. Zurück beim Platz gab es dann einen kurzen Plausch mit dem Minister nach dem Motto: Danke nochmal für die Einladung. Uns wurde einen Platz unter dem Zelt angeboten – als Schutz vor der prallen Sonne. Wir verfolgten das Spektakel von dort aus. Jugendliche traten gegeneinander im 100m Sprint, Langlauf und Staffellauf an. Später gab es eine Preisverleihung bei der wir vom Minister aufgerufen wurden eine spontane Rede vor den etwa 700 Gästen zu halten. Auf Sesotho wenn’s geht, hatte er noch gemeint. Hätten wir uns eigentlich denken können! Da ich mittlerweile schon etwas sicherer in der lokalen Sprache bin, habe ich dann einfach rausgehauen, was gerade so passte und den Jugendlichen noch einige Worte mit auf den Heimweg gegeben. Alle von ihnen seien schließlich Gewinner, nicht nur diejenigen, die eine Medaille oder einen Pokal mit nach Hause nahmen. Laura und ich erhielten einen Applaus und durften dann noch für das Gewinnerfoto ‚posen‘, welches einige Tage später natürlich wieder in der Zeitung erschien. Laura kam sogar nochmal aufs Titelbild zum Artikel. Das scheint wohl so üblich zu sein bei Ankunft als Freiwillige in Lesotho.

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Im Anschluss wurden wir noch zum Mittagessen in die nächstgelegene Schule eingeladen, wo wir dann neben dem Minister Platz nehmen sollten. Wir sprachen zunächst über das Event und ich wies ihn darauf hin, dass viele der Athleten barfuß gerannt sind. Diese Bedenken wurden dann später auch in den Zeitungsartikel gepackt. Die Frage, ob ich schon verheiratet wäre, ließ auch nicht lange auf sich warten. Zwar werden wir das hier in Lesotho regelmäßig gefragt, aber dass es nun selbst vom Minister kam machte mich schon ein wenig nachdenklich. Die Leute kennen uns kaum, haben aber häufig ein bestimmtes Bild im Kopf. Hoffentlich passen wir nicht so ins Klischee und schaffen es in unserer kurzen Zeit zumindest ein anderes Bild in den Köpfen Einzelner zu schaffen. Auch wenn wir beide wissen, dass wir sicher noch mit einigen Vorurteilen konfrontiert werden.

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Gewisse Privilegien genießen wir nämlich definitiv. Und diese äußern sich sowohl im Alltag als auch im Arbeitsleben. Um nur drei Beispiele zu nennen: Das erste Mal, als ich für ein Treffen ins Ministeriumsgebäude ging, brauchte ich meinen Namen und den Grund meines Besuches nicht in die Liste einzutragen. Ich wurde einfach so durchgewunken. Eine andere Situation war, als ich und Laura gemeinsam mit zwei Freundinnen ein Geschäft in der Mall verließen. Die Taschen unserer Freundinnen wurden durchsucht, unsere nicht. Mein drittes Beispiel dreht sich um die Problematik mit unserem Visum für Südafrika. Als ich auf dem letzten HookUp Dinner zufällig auf den Principal Secretary traf und ihm diese Problematik der Freiwilligen erläuterte, versprach er, diese zu lösen. ‚To every problem there is a solution‘ wie er so schön sagte. Wir vereinbarten einen Termin mit ihm, erklärten erneut unsere Lage und uns wurde direkt von seinen Mitarbeitern geholfen. Nach einer nur 20-minütigen Wartezeit hielten wir unsere Reisepässe mit einer verlängerten Aufenthaltsgenehmigung (bei mir sogar bis März 2017) in den Händen, die wir für den Visaantrag so dringend benötigen. Die Schlangen im Home Affairs waren an dem Tag, so kurz vor den Osterfeiertagen, besonders lang. Ob wir ohne diese Kontakte so schnell dort rausgekommen wären, wage ich sehr zu bezweifeln. Was dies für uns bedeutet: Wir können uns erneut für ein 90-tägiges Visum bei der South African High Commission bewerben, die eine Aufenthaltsgenehmigung für länger als 6 Monate über die Antragstellung hinaus fordert. Nun sollte der Teilnahme am InterACTION Seminar in Port Elizabeth, auf die ich schon so lange hingearbeitet habe, nichts mehr im Wege stehen. Unsere Euphorie über diese Errungenschaft überwog unserem schlechten Gewissen an diesem Tag.

Zurück zum Wochenendausflug, den uns der Minister sponserte: Wir bekamen nach dem Mittagessen sogar noch eine private Tour zum berühmten Wasserfall in der Nähe von Semonkong, bevor es für uns dann wieder zurück nach Maseru ging. Dort trafen wir dann ziemlich spät ein, da wir noch einer Gruppe halfen, die mit ihrem Kleinbus auf dem eigentlich nur für 4×4 geeigneten Weg stecken geblieben waren. Sie waren sehr dankbar über die Hilfe unseres Fahrers und wünschten uns eine gute Heimreise. Die hatten wir dann auch. Zwar wird mir bei den vielen Serpentinen auf der Strecke meistens schlecht, aber dafür hatte ich ja zum Glück meine Superpep Kaugummis dabei. Nkopane fuhr zwar flott, aber sehr sicher. Wir brachten ihm bei, dass wir die langsamen Autos, die uns auf der Hinfahrt des Öfteren aufhielten, Sonntagsfahrer nennen. Diesen Ausdruck benutzte er dann gleich mehrmals und brachte uns damit zum Lachen. Unsere Frage, ob er einen schönen Tag hatte, bejahte er und fügte hinzu, dass er schließlich uns getroffen hätte. Er kam noch kurz auf einen Kaffee mit uns ins Haus, da wir ihn darum gebeten hatten uns ein wenig lokale Musik zu geben. Wir nutzten die Gelegenheit, ihm ein wenig Trinkgeld zuzustecken, welches er sich absolut verdient hatte nach diesem langen Tag. Davon kann er seine Frau, die ihn an dem Abend auch einige Male anrief um zu fragen, ob er schon zu Hause sei, mal zum Essen ausführen. Abends rief mich der Minister nochmal auf meinem Mobiltelefon an, um sich zu vergewissern, dass wir gut angekommen sind und ob wir den Tag genossen hätten. Ich beschloss, dass dieser ‚Gefallen‘ wohl vorerst der Letzte bleiben sollte.

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Zweiter Versuch, dieses Mal nicht direkt VOR dem Wasserfall.

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Unser erstes gemeinsames Wochenende verlief also anders als zuvor gedacht. Aber es waren definitiv Erinnerungen, die wir nicht so schnell vergessen werden. Von unseren Erlebnissen am vergangenen Wochenende berichte ich dann im nächsten Artikel! Vermutlich nicht ganz so lang und detailgetreu wie in diesem hier. Denn am Freitag werde ich mich dann endlich in den Urlaub verabschieden. Bis nächste Woche, Mama und Papa! Ich freue mich auf unser Familientreffen.

K(ein) normaler Arbeitstag

Vergangene Woche musste die NatCom sich von einer langjährigen Kollegin verabschieden, die bereits in diesem Monat ihre nächste Stelle in Botswana antreten wird. Sie war für 5 Jahre in Lesotho und hat in dieser Zeit drei ländlichen Gemeinden im Rahmen des ‚Bridge‘ Projektes betreut, eine Initiative der südkoreanischen UNESCO Nationalkommission. Es ging um den Aufbau von Zentren, in denen bedürftige Kinder ein freies Mittagessen und Betreuung erhalten.

Anlässlich ihres Abschiedes gab es selbstverständlich auch eine ‚Farewell-Party‘. Die Damen sollten alle in traditionellem Seshoeshoe Kleid zur Arbeit kommen. Da ich so etwas leider noch nicht besitze, entschied ich mich stattdessen für mein African Print Oberteil (nochmal lieben Dank dafür, Angelika!). Und bekam damit sogar glatt ein paar Komplimente meiner Kolleginnen und Kollegen zugeworfen. Ich hab versucht, an dem Morgen alle mal bei der Arbeit zu knipsen. Hier das Resultat:

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Das gesamte Team unternahm einen Ausflug nach Thaba-Bosiu, etwa 40 km von der Hauptstadt Maseru entfernt. Endlich mal die Gelegenheit, ein paar Orte außerhalb des mittlerweile bekannten Umfeldes zu sehen. Wir fuhren mit einem Minitaxi, ausgeliehen vom Ministerium für Bildung und Training, zu einem der drei großen Dämme, der sich aktuell noch in der Bauphase befindet. Für meine Kolleginnen und Kollegen schien es neben einigen interessant geformten Hügeln DIE Sehenswürdigkeit schlechthin zu sein, die sie sich unbedingt nochmal von Näherem ansehen wollten. So kam es dazu, dass wir die Mitarbeiter bestachen, damit wir eine unangemeldete Führung bekamen. Als ob es die normalste Sache der Welt wäre, gegen einen kleine Gebühr (keine Sorge, so teuer war’s dann wirklich nicht…) auch Extrawünsche erfüllt bekommt, die eigentlich gegen die Regeln verstoßen. Hallo, Korruption! Irgendwie hatte ich dieses schlechte Gefühl, mich der Gruppe anzuschließen. Aber im Auto war es definitiv zu heiß. Ich sollte dann auch noch bestraft werden für meine Entscheidung. In Form eines fiesen Sturzes – mit blutendem Knie und zerrissener Leggings. Aber naja, die Prellung und Schürfwunden heilen schon wieder ab. Nachtrag: Mittlerweile ist der Ausflug mehr als eine Woche her und mein Knie sieht immer noch sehr mies aus… aber naja. Hauptsache meiner Kamera ist nichts Schlimmeres passiert. Nur ein paar Kratzer. Glück im Unglück also! Diese Bilder sind bei unserem Ausflug entstanden:

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Nachdem ich unterwegs noch schnell meine im Büro gebliebene Kollegin anrief, um den Verbandskasten (den es weder bei dem Informationscenter noch im Auto gab) mitzubringen, waren wir auch schon bald an dem Ort, wo wir dann zum Mittagessen einkehrten. Es wurde genau dasselbe Gericht zubereitet, was es sonst auch immer bei solchen Zusammenkünften gibt. Dreimal dürft ihr raten! Es wurde natürlich gegrillt. Nama ea khomo, moroho und papa – Nein, nicht du Papa. Papp – ein aus Maismehl zubereiteter Brei der mit Spinat und Schweinefleisch serviert wurde. Die Gerichte der Essenstände in der Stadt bestehen immer aus drei Hauptbestandteilen: Reis, Samp oder Papp mit einer Auswahl an Gemüse und entweder Fisch (mein Favorit), Hühnerkeule oder Schweinesteak. Alternativ gibt es, was ich zwar nie nehme aber die Lokalen voll drauf abfahren, Eintopf mit Hühnchen oder Schwein. Wo dann aber wirklich alles drin ist, hauptsächlich eigentlich Knochen. Da sehe ich gar nicht ein, wofür ich bezahle. Aber das liegt wohl auch daran, dass ich das Fleisch nicht vom Knochen ablecke, wie es jeder hier tut. Wenn wir mal einen Tagesworkshop bei der NatCom haben und eine Catering Firma Mittagessen bringt, bekam ich manchmal schon die Frage zugeworfen, ob das Hühnchen nicht geschmeckt habe, weil ich nicht aufgegessen hätte. :/

Auch das mit den Fingern essen habe ich noch nicht ganz raus. Besonders nicht bei solchen Events wie der Abschiedsfeier. Deshalb hab ich meistens ein Extra Besteck in meiner Tasche… für alle Fälle. Der Gesichtsausdruck von Mooju’s Mama (der südkoreanischen Freiwilligen), als sie einen Blick in ihre Plastikbox mit dem Essen warf, war wirklich amüsant! Ich musste sogar ein wenig schmunzeln, weil es anscheinend niemandem auffiel. Ich organisierte ihr einen Löffel aus der Küche und sie war sichtlich dankbar. Als sie dann später nach einem Nachschlag fragte, war ich etwas verwundert. Ihr war wohl auch nicht bewusst, was es heißt, hier nach einem ‚kleinen‘ Nachschlag zu fragen. Sie bekam also noch weitere 500g Fleisch, die sie dann natürlich nicht mehr schaffte. Es gab auch noch Geschenke für Mooju und ihre Mama als Andenken. Beide haben sich sehr über die Aufmerksamkeit gefreut. Aber seht selbst:

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Nachdem wir noch etwa 10 Liter Wein leer gemacht hatten (ja, die Leute sind danach noch gefahren – unverantwortlich!), sind wir dann gegen späten Nachmittag wieder zurück nach Maseru. Da es bei unserer Ankunft gerade bekommen hatte zu regnen, bekamen wir sogar einen Lift nach Hause. Ich war sehr froh drum, da mein Bein und Knie noch immer sehr schmerzte. Auf der Hochzeit, auf die ich am Wochenende darauf eingeladen war, trug ich natürlich trotzdem mein Kleid. Ich ging gemeinsam mit meiner Kollegin Bontle hin, die auch eingeladen war. Um ganz ehrlich zu sein: Ich werde mich wohl NIE an die Art, wie solche Festlichkeiten hier gefeiert werden, gewöhnen. Etwa 300 Gäste wovon bestimmt 50 die ohne Einladung erschienen waren – ziemlich offensichtlich sogar, weil nicht mal jeder Platz auf den vorhandenen Stühlen fand und Gäste ihr Essen draußen auf dem Gras sitzend zu sich nahmen. Überall herumliegender Müll von den Snacks, die in Pappbechern und auf Servietten am Eingang angeboten wurden. Es war zu 12 Uhr eingeladen und das Mittagessen gab es gegen 4. Zuvor etwa 100 Reden. Erst am Ende wurde die Stimmung durch Musik etwas aufgelockert. Die Braut sah die ganze Zeit so aus, als wenn sie mehr besorgt darüber war, dass alles glatt läuft als dass sie ihren besonderen Tag in vollen Zügen genoss. Null Emotionen. Wir verließen die Feier bereits um 5 Uhr, da wir nicht wirklich Spaß hatten. Tanzen konnte ich ja ohnehin nicht mit meinem Bein. Also war ich ganz froh drum, dass meine Kollegin auch keine Lust mehr hatte noch länger zu bleiben. Eine Erfahrung war es definitiv wert.

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Was macht die Arbeit?

Mittlerweile ist er etwas abwechslungsreicher geworden. Der Arbeitsalltag bei der UNESCO Nationalkommission. Zu verdanken habe ich dies den engagierten Mitarbeitern aus dem Ministerium für Gender, Jugend, Sport und Freizeit, den Aktivitäten des United Nations Development Programme (UNDP) sowie den unfassbar motivierten Jugendlichen in Lesotho, mit denen ich zusammenarbeiten darf. Auch lokale Unternehmen, die sich für die Förderung von Gründergeist in Lesotho einsetzen, haben daran einen großen Anteil und machen meinen Arbeitsalltag interessanter. Wenn ich mitbekomme, dass Veranstaltungen wie das HookUp Dinner oder ‚Young Women Making Moves‘ anstehen, bin ich meistens auch vor Ort. Bisher wurde ich noch nie enttäuscht. Es bietet immer eine ideale Gelegenheit dafür, um mehr Leute kennenzulernen.

Bei den regelmäßigen Treffen mit den Vertretern von Organisationen, die von der Jugend in den Distrikts und der Hauptstadt Maseru geleitet werden, werden Themen wie politische Teilhabe der Jugend, die Erreichung der Sustainable Development Goals (SDG’s) oder eine verbesserte Kommunikation angesprochen. An unserem letzten Treffen konnte auch Xolisa aktiv teilnehmen. Wir wechselten uns mit der Kamera ab und hielten einige Aussagen der Teilnehmer schriftlich fest.

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Ende Januar organisierte ich meine ersten zwei eigenen Workshops zum Thema: „Entrepreneurial Skills – Present your business ideas to convince potential investors.“ Es kamen an beiden Tagen etwa 25 Teilnehmer. Eine ideale Gruppengröße, um jeden einzelne/n Teilnehmer/in aktiv mit einzubinden. Dies ist mir glücklicherweise auch gelungen. Nach einer Begrüßung in Sesotho (die ich extra vorher einstudiert hatte) und einer knappen Vorstellungsrunde hatte ich zwei kurze Videos vorbereitet, die einen 2-minütigen und einen 5-minütigen Pitch zeigten. Im Anschluss sammelte ich positive und negative Aspekte dieser Vorstellungen, gab einen Input zu Storytelling, den verschiedenen Arten von Pitches und ließ die Teilnehmer/innen dann in Einzel- und Gruppenarbeit an ihren Pitches arbeiten. Zum Ende hin gab es noch einen Wettbewerb zwischen denjenigen, die bereit waren ihre Ideen innerhalb von 120 Sekunden auf der ‚Bühne‘ zu präsentieren. Es folgte eine Feedbackrunde und ein motivierendes Video sowie ein Gruppenfoto. Ich erhielt im Anschluss von einigen Teilnehmer/innen einen euphorischen Dank zugesprochen, dass ich ihnen diesen Workshop kostenfrei anbot und andere baten mich darum, ob sie nicht die darauffolgende Woche nochmal vorbeikommen könnten. Auch wenn das Thema dasselbe sein würde, so wollten sie doch die Gelegenheit nutzen, weitere Gründer/innen kennenzulernen. Und ich war sehr froh, dass ihnen dies so bewusst geworden ist. Denn es war genau mein Ziel, die Gründer/innen in Lesotho mehr miteinander zu vernetzen. Auch Vertreter vom Ministerium waren anwesend und kamen im Anschluss noch zu einem Gespräch in mein Büro. Sie boten mir an, dass ich ab April oder Mai Trainings in den verschiedenen Distrikts geben kann und damit das Team zu unterstütze, mehr Jugendliche zur eigenen Unternehmensgründung zu motivieren. Ich bin gespannt, was sich hieraus noch ergibt. Es macht mich jedenfalls sehr stolz, in meiner Rolle als kulturweit-Freiwillige bei der UNESCO Nationalkommission so viel im Leben anderer Jugendliche bewegen zu können.

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Einladungen zu wichtigen Treffen der Regierungsvertreter und der UN Organisationen (letztens zum Validierungsprozess des National Human Development Reports 2015) landen nun bei mir auf dem Schreibtisch (wohlbemerkt an mich adressiert) statt bei dem Secretary General, die solche Schreiben in seltensten Fällen an uns weiterleitet. Ich werde meistens darum gebeten, weitere motivierte junge Menschen mit zu diesen Treffen zu bringen. Dieser Bitte komme ich natürlich gerne nach. Bin ganz froh darum, in den vergangenen Monaten mein eigenes Netzwerk aufgebaut zu haben. So habe ich häufiger Meetings. Kommende Woche mit dem Dean of Education der National University of Lesotho und dem Ministerium für Jugend, um über das InterACTION Seminar in Südafrika zu sprechen.

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Öfter raus aus dem Büro zu sein bedeutet für mich mehr Abwechslung, aber gleichzeitig auch etwas mehr Stress im Arbeitsalltag. Ich sitze öfter am Nachmittag länger im Büro als meine Kollegen und wurde vergangene Woche fast eingesperrt, weil jeder davon ausgegangen war, dass ich schon nach Hause gegangen war. Tja, falsch gedacht. Ich wünschte ich hätte meinen eigenen Schlüssel, nicht nur zu meinem Büro, welches ich mir ganz bald mit Laura teilen werde. Ich hoffe ich kann bis dahin noch irgendwo einen zweiten Bürostuhl auftreiben. Komisch eigentlich, dass das meine Aufgabe zu sein scheint. Ich habe das Problem bereits mehrmals auf der Arbeit angesprochen, aber es wird gesagt, dass kein Geld da ist, um solche Büroausstattung zu bezahlen. Aber ich hab’s ja, oder wie?? Das hat sich wohl auch die Putzfrau gedacht, die sich vergangene Woche schön an meinem Portemonnaie bedienen wollte. Zu dumm nur, dass ich nach dem Telefonat bei meiner Kollegin schon so schnell wieder zurück ins Büro kam und sie bei frischer Tat erwischte. Ihre erste Reaktion war, sich mehrmals bei mir zu entschuldigen und mir zu erzählen, dass sie kein Geld für Transport hätte. Ich sagte ihr, dass ich mich von ihr hintergangen fühle und sie, statt mich zu bestehlen, einfach hätte fragen können. So gutmütig wie ich bin, habe ich ihr dann sogar noch einen Schein in die Hand gedrückt (weiß im Nachhinein auch nicht, ob das so clever war… aber ich war halt mitfühlend). Sie zitterte am ganzen Körper und flehte mich an, es niemandem zu erzählen. Darauf kann ich es aber nicht beruhen lassen. Ich glaube nämlich nicht, dass es das erste Mal war. In letzter Zeit hatte ich immer mal wieder das Gefühl, dass ich zu viel Geld ausgab. Nun herauszufinden, dass es nicht mal mein eigenes Verschulden war, ist echt unfassbar.

Es fällt mir teilweise aufgrund der Tatsache, dass viele Leute hier in mir eine reiche Weiße sehen, schwer, Freundschaften zu schließen. Wenn ich mich mit jemandem zum Mittagessen treffe, muss ich damit rechnen, dass ich dazu gezwungen bin diese Person einzuladen. Wenn ich meinen Wocheneinkauf erledige und dabei zufällig jemanden im Supermarkt treffe, habe ich ein schlechtes Gewissen aufgrund der reichhaltigen Lebensmittel, die bei mir im Korb liegen. Im Wert von der Miete von zwei Monaten einer Person, die ich kenne. Ich fühle mich ständig schlecht aufgrund des extrem unterschiedlichen Lebensstandards zwischen uns. Wenn ich an einem Abend ausgehe und mir ein leckeres Essen genehmige, gebe ich auch mal mehr als 5 Euro aus. Undenkbar für eine Person, dessen monatliches Einkommen etwa 80 Euro oder weniger beträgt. Ich beginne zu verstehen, warum die Internationalen häufiger mit anderen Internationalen Zeit verbringen. Auch wenn ich der Meinung bin, dass es definitiv nicht so sein sollte, wenn man in einem anderen Land zu Gast ist. Es ist eine harte Lektion im Leben, die mich definitiv sensibler gemacht hat.

Eine andere Situation erlebten ich und Mimi gestern gemeinsam an der 4+1 Haltestelle bei der Mall. Wir kamen dort mit zwei Tüten voller Lebensmittel an und wurden, als wir unser Ziel mitteilten, gleich zu einem der Autos gebeten. Wir luden die Sachen in den Kofferraum und setzen uns hinein, um auf die anderen Passagiere zu warten. Der Fahrer legte bereits den ersten Gang ein und wollte losfahren. Ich machte ihn auf Sesotho darauf aufmerksam, dass wir ihm keinen Spezialpreis zahlen werden (wenn man für alle 4 Sitze bezahlt) und er reagierte völlig perplex. Ich wusste schon, dass er vermutlich einfach davon ausgegangen war, dass ich ihm mehr bezahle, aber ich habe nichts gesagt. Wir wurden dann gebeten, das Taxi zu wechseln. Damit wollte ich Mimi einfach mal demonstrieren, wie es sich für mich anfühlt, mich ständig dafür rechtfertigen zu müssen, den normalen Preis (wie jeder andere auch) zahlen zu wollen. Das passiert mir ständig. Sogar, wenn ich nicht alleine unterwegs bin. Mimi sagte mir direkt: Ok, ich verstehe was du meinst! Das ist echt nicht fair. Wir hatten früher am Tag noch darüber geredet.

Um diesen Blogeintrag jetzt nicht mit einer unschönen Geschichte enden zu lassen, erzähle ich auch gerne die andere Seite der Medaille. Denn ich erlebe es auch oft, dass Personen an mir vorbeigehen und mir Komplimente machen. Den Satz ‚You look so beautiful‘ höre ich hier als Ausländerin nicht selten. Ich antworte meistens mit einem Lächeln und einem ‚You, too!‘. Auch ich habe damit begonnen, Mädels mitzuteilen, wie hübsch sie sind oder kleinen Kindern zu sagen, wie gut ihnen doch ihr Batman-T-Shirt, ihr Hut oder ihre Sonnenbrille steht. Bisher bekam ich immer ein supersüßes Lächeln als Antwort. Ich bin gespannt, wie die Reaktionen ausfallen werden, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin. Ob ich damit einen kulturellen Schock verursachen werde? Vielleicht. Aber das ist mir sowas von egal. Beste Grüße aus Lesotho!

Traditioneller Marsch junger Talente in Lesotho

Mitte Januar wurden Xolisa und ich zu einem kulturellen Event eingeladen. Wie es dazu kam: Wir lernten beim Youth Retreat Meeting einige Tage zuvor den Ideengeber von SA’s Got Talent (‚DSDS in Südafrika‘) kennen, der aus Lesotho stammt und sich nun für die Talentförderung in seinem Heimatland einsetzt. Nachdem wir uns einige Zeit unterhalten hatten, wollte er uns unbedingt die traditionellen Outfits der Basotho und einige Rituale zeigen, die die Gruppe an dem Samstag nachstellen wollten. Er bot uns sogar an, uns persönlich zu Hause abzuholen. Starten sollte der Marsch bereits um 7 Uhr morgens… wer’s glaubt! Es wurde 10 Uhr. Und es war auch kein kurzer Spaziergang wie angekündigt, sondern ein kilometerweiter Marsch in prallem Sonnenschein. Immerhin hatte ich noch meinen Regenschirm eingepackt, der im südlichen Afrika zwei Funktionen hat – vor Regen UND Sonne zu schützen. Ich muss mich noch etwas daran gewöhnen, bei blauem Himmel an meinen Regenschirm zu denken. Leider hat er mich nicht vor dem Sonnenbrand schützen können. Davon abgesehen hat es sich wirklich gelohnt, an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Die Fotos sind grandios geworden, der Marsch wurde im lokalen Fernsehen übertragen und wir ließen uns von der herrschenden guten Laune anstecken. Im Anschluss an den Marsch gab es noch ein gemeinsames Mittagessen und eine kleine Talentshow mit Vorführungen der Jugendlichen, die aus verschiedenen Distrikts des Landes angereist waren. Ich wurde darum gebeten, spontan eine Rede zu halten und hatte sogar die Ehre, einige Medaillen an die performenden Jugendlichen auszugeben. Außerdem lernte ich an dem Tag Mimi kennen, die zu dem Zeitpunkt freiwillig bei TJM Productions (die Organisatoren) aushalf. Wir verbrachten gestern auch wieder einige Stunden zusammen, kochten, lachten und lenkten uns von unseren derzeitigen Sorgen ab. Zu denen werde ich mich vielleicht nochmal in einem anderen Blogeintrag auslassen. Der Tag in Bildern:

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Xolisa nahm im Auftrag seiner Arbeit bei der UNDP einige Videos auf und verfasste einen tollen Artikel über diese Aktion. Diesen könnt ihr HIER auf der Lesotho Youth Connect Website nachlesen.

Ein zweites Video, in dem ihr ein bisschen Sesotho hören könnt, lade ich noch hoch, sobald ich eine bessere Internetverbindung habe.

Erster gemeinsamer Urlaub – TEIL 2

„Wer möchte gerne mal einen Strauß küssen?“ Ja, das habt ihr richtig gelesen. Xolisa hat sich tatsächlich als Freiwilliger gemeldet, als unser Guide bei der Cango Ostrich Farm diese Frage in die Runde stellte. Ich kann es immer noch kaum fassen, dass er es wirklich getan hat. Aber seht selbst. Ihr Name war Betsy.

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An unserem zweiten Tag in Oudtshoorn (den ersten Nachmittag verbrachten wir ausschließlich im Pool und auf dem Balkon) besuchten wir die Straußenfarm, die auf der Strecke zur Buffelsdrift Lodge lag. Dort kehrten wir im Anschluss an unseren Besuch noch zum Mittagessen ein. Ein sehr schöner Ort für einen kleinen Zwischenhalt!

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Abends fand in einem Restaurant in der Kleinstadt ein Konzert von Jesse Clegg statt – dem Sohn des bekannten südafrikanischen Künstler Johnny Clegg. Wir beschlossen uns dazu pünktlich dort zu sein, um Tickets vor Ort zu kaufen und uns vorher noch ein leckeres Abendmenü zu genehmigen. Auch wenn es auf dem Bild nicht so aussieht und der Typ hinter Xolisa sich scheinbar mächtig amüsiert hat: Wir haben uns diese riesige Portion geteilt.

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Wie sich später herausstellte, hätten wir uns mal besser mehr Zeit am Pool in der Lodge nehmen sollen. Das Konzert startete nämlich erst eineinhalb Stunden als angekündigt. Da wir schon super müde von unserem Tagesausflug waren, wurden wir langsam ungeduldig… die Musik war ok. Ich würde sagen ein Mix aus Rock und Indie. Die Stimmung war aber trotzdem gut.

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Am letzten Tag in Oudtshoorn genossen wir noch den Luxus des Pools und der Hängematten, bevor wir dann am späten Vormittag zu unserem letzten Ziel unseres Roadtrips aufbrachen: Graaff Reinet. Dort besuchten wir den Camdeboo Nationalpark, einige nette Cafés und trafen uns mit einer Freundin von Xolisa, die in Graaff Reinet gerade ihre Familie besuchte. Das Silvesterfest (wenn man es überhaupt so nennen kann) war nicht so besonders, da in dem kleinen Ort absolut NICHTS los war. Nicht mal ein Feuerwerk gab es. Aber immerhin hatten wir uns 🙂 wir schauten einen Film in unserem gemütlichen Gästehaus („Kleine Heimat“) und fielen bereits kurz nach Mitternacht ins Land der Träume. Familie und Freunde in Deutschland feierten aufgrund der Zeitverschiebung erst eine Stunde später.

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Warnung vor gefährlichen Büffeln im Gebüsch :O

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Doch ganz schön tief der Abhang!

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Meine Grinsebacke…

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Am ersten Januar starteten wir mit Armen Rittern zum Frühstück in den Tag und fuhren im Anschluss weiter nach Bloemfontein, wo wir uns mit einem anderen Bekannten von Xolisa treffen wollten, der uns freundlicherweise einen Schlafplatz angeboten hatte. Wie nett, oder? Aber der hielt uns so lange hin, dass wir dann irgendwann am späten Abend beschlossen in einer Art Jugendherberge zu übernachten. Die Zeit bis dahin (um euch zu demonstrieren, wie lange wir auf den Kerl warteten…) verbrachten wir im Kino (ich vermisse es ja so! Hier in Lesotho gibt es nämlich keins) und bei Spur, einer bekannten Restaurantkette in Südafrika. Achja, und wir fuhren noch ein bisschen in Bloemfontein durch die Gegend. Auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Also insgesamt etwa 6 Stunden, in denen wir versuchten die Zeit totzuschlagen. Manchmal verfluche ich African Time zutiefst. Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen.

Erster gemeinsamer Urlaub – TEIL 1

Nach der Zeit in den Villages haben Xolisa und ich noch weiter mit unserem Ford Fiesta sein Heimatland erkundet, welches er landschaftlich gesehen leider noch viel zu wenig kennt. Zunächst sind wir nach Port Elizabeth aufgebrochen. Da wir dort für die Nacht bei seiner Tante untergekommen sind, konnten wir uns ein wenig von der langen Fahrt erholen bevor es am nächsten Tag Richtung Plettenberg Bay gehen sollte. Seine Nichten und Neffen nahmen mich in Beschlag und stellten viele Fragen. Sehr neugierig, die Kleinen. Leider haben wir es deshalb nicht mehr geschafft den Leuten in PE ‚hallo‘ zu sagen. Aber dafür sind wir auf der Strecke noch in Jeffreys Bay zum Mittagessen eingekehrt und haben einen Strandspaziergang unternommen. Als wir in Tsitsikamma an der Brücke vorbeikamen, die unter den Adrenalinjunkies für den weltweit höchsten Bungee Sprung bekannt ist, haben wir kurz Halt gemacht. Anschauen, ja. Springen, niemals. Da ist Xolisa glücklicherweise genau meiner Meinung.

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In Plettenberg Bay haben wir im Amakaya Backpackers übernachtet. War nicht so das Traumhostel, vermutlich auch angesichts der Tatsache, dass wir die zweite Nacht im 8er Zimmer verbringen mussten. Wir hatten leider vergleichsweise spät gebucht. Es war die Zeit kurz nach den Feiertagen. Unser Tagesausflug ging ins Robberg Naturreservat. Wirklich sehr lohnenswert! Aber seht selbst:

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Nach einem vierstündigen Wandertrip war ich absolut am Ende. Meine Kondition ist einfach nicht auf eine solche Hitze ausgelegt. Die Sonnencreme lief mir nur so von meinem Körper. Zum Glück hatten wir mehrere Liter Wasser und genug Proviant eingepackt. Die Wege waren teilweise mit den vielen Felsbrocken und Steinen echt nicht zu unterschätzen, auch wenn ein großer Teil der Route gut ausgebaut war. An einem der Aussichtspunkte leisteten uns einige Möwen Gesellschaft. Die Aussicht war grandios und wir genossen diese lange Zeit zu zweit, denn es waren nicht ganz so viele Besucher dort. Zumindest nicht dort, wo wir beschlossen unsere Pause einzulegen. Im Anschluss an unseren schweißtreibenden Ausflug kehrten wir in einem Fischrestaurant direkt am Strand ein. Leider war das Essen dort teuer und machte aufgrund der kleinen Portion nicht einmal satt, sodass wir beschlossen nach einer ausgiebigen Dusche in ein anderes Restaurant zu gehen. Dort erlebten wir dann Service vom Feinsten. Auch wenn die Cocktails etwas auf sich warten ließen, wurden wir nicht einfach warten gelassen ohne über den Status unserer Bestellung informiert zu werden. Das Essen war so lecker, dass ich am liebsten noch eine zweite Portion bestellt hätte. So hungrig war ich dann aber doch nicht. Dafür gab es zum Nachtisch noch ein Cappuccino Crème Brûlée.

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Am Montag, den 28.12. ging es weiter Richtung Oudtshoorn über die Honigtopfberge. Wir machten einen Zwischenstopp bei einem Farmstall, den Knysna Heads und dem Yachthafen bei der Lagune. Der Hut ist unser ständiger Wegbegleiter. In Victoria Bay entdeckten wir ein kleines sehr speziell eingerichtetes Café. Dies hat mir nochmal gezeigt, dass man Orte, die man bereits besucht hat, jedes Mal wieder neu entdecken kann. Wir tranken Tee und genossen die Ruhe. Zurück am Strand kamen uns einige Surfer und viele Kinder mit ihren Eltern entgegen, die in Victoria Bay ihren Standurlaub machten. Das wäre ja nichts für mich. Für Xolisa zum Glück auch nicht.

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Outshoorn ist für seine viele Straußenfarmen bekannt. Das durfte auf unserer Liste natürlich auch nicht fehlen. Was wir dort erleben durften, erzähle ich euch im nächsten Artikel..

Imbeleko & Weihnachten in King William’s Town

Wie versprochen kommt hier der Bericht mit zahlreichen Fotos von der Zeremonie. Ich warne euch schon mal im Vorfeld: ich habe keine Zensur vorgenommen, weder beim Text noch bei den Bildern. Alle Eindrücke, die ich dort gesammelt habe, sind ungeschönt und mit Details wiedergegeben.

Ich hätte nie gedacht, dass ich die Feiertage über Weihnachten mal so verbringen werde wie in diesem – oder besser gesagt letztem Jahr. An dieser Stelle wünsche ich euch allen ein frohes neues Jahr! Tut mir leid, dass ich es bisher weder geschafft habe, auf alle Textnachrichten zu antworten noch selbst welche zu versenden. Die Zeit in der wir nicht im Auto saßen, haben wir so gut es geht zu zweit genossen.. mal im Pool, mal auf dem Balkon oder in der Hängematte. Mehr zum Urlaub werdet ihr dann im nächsten Beitrag erfahren. Der Besuch in den Villages war mit Abstand das außergewöhnlichste Erlebnis überhaupt und ich bin froh, dass ich meine anfänglichen Bedenken überwinden konnte.

Schafft es der Mietwagen unbeschadet in die Villages?  –  Kann ich drei Tage auf Dusche und fließend Wasser verzichten?  –  Muss ich mit ansehen wie die Ziege geschlachtet und ausgenommen wird?  –  Essen die dort wirklich drei Tage lang nur Fleisch, morgens, mittags und abends?  –  Wie komme ich mit dem Rollenverständnis in den Villages klar?  –  Wie werden die Menschen auf mich/uns reagieren?  –  Müssen wir wirklich in getrennten Betten schlafen?

Xolisa und ich machten uns mit Gepäck für 12 Tage und unserem Ford Fiesta auf den Weg in das Dorf, in dem sein Vater aufgewachsen ist. Zwei Stunden Fahrt auf einer Schotterpiste von King William’s Town entfernt. Dass wir den Wagen voll versichert hatten – auch Frontscheibe und Reifen – hat sich nachdem sich ein riesiger Nagel in den rechten Hinterreifen gebort hatte, mehr als sinnvoll herausgestellt. Zum Glück hat uns das Auto noch zurück in die Zivilisation gebracht, wo wir den Reifen bei einer Tanke provisorisch flicken ließen. Dort meinte man noch zu uns, dass der Nagel ziemlich schräg gesessen habe und wir deshalb schauen müssten, wie lange das hält. Ich hatte ein wenig Sorge, dass der Reifen uns auf dem anschließenden einwöchigen Roadtrip im Stich lässt. Hat er aber nicht. Zum Glück!

Meine zweite Sorge war verbunden mit der Hygiene in den Villages. Für drei Tage auf Katzenwäsche umzusteigen, das Toilettenhäuschen draußen zu nutzen, die Zähne hinterm Haus zu putzen (an einem Abend war der Wind so stark, dass Xolisa die Zahnpasta im ganzen Gesicht statt im Gras gelandet ist…) und 10 Liter Wasser in Töpfen den Berg hochzuschleppen war eine Erfahrung für sich. Definitiv. Im Nachhinein glaube ich, dass ich dies den Umständen entsprechend gut gemeistert habe. Mein Magen hat sich zwar etwas gesträubt, aber das war wohl zu erwarten. Xolisa hat mir jederzeit seelischen Beistand geleistet und mich das ein oder andere Mal beherzt ausgelacht, um mir deutlich zu machen, wie selbstverständlich und alltäglich gewisse Dinge für die Menschen in den Villages sind. Statt Toilettenpapier (zu teuer und der nächste Supermarkt ist sehr weit weg) werden Gras oder Steine benutzt. Der nächtliche Toilettengang wird in einem Topf erledigt und am nächsten Morgen entsorgt. Die größere Wanne, die ihr auf einem der Bilder seht, dient zur täglichen Körperwäsche. Eine andere Wanne wird dazu benutzt, um Geschirr abzuwaschen. Jeder Topf hat seinen eigenen Verwendungszweck.

Am Tag vor der Zeremonie wurde die Ziege abgeholt, die Xolisas und Sethus Eltern für stattliche R1700 (etwa 100 Euro) erstanden haben. Sethus Aufgabe war es dann, die Ziege mit Wasser zu versorgen und auf sie aufzupassen. Am nächsten Morgen dann die Nachricht: die Ziege habe sich befreit und sei weggelaufen. Die Männer mussten sich also auf die Suche machen und das Tier wieder einfangen. Das Tau, mit der die Ziege am Baum festgebunden war, hatte wohl nachgegeben. Sethu war sehr besorgt, dass die Zeremonie ins Wasser fallen würde, aber glücklicherweise war die Ziege nicht zu weit und konnte nach einer schweißtreibenden Jagd wieder gefangen werden. Sie wusste wohl ganz genau, was am nächsten Tag mit ihr passieren sollte…

DER TAG DER ZEREMONIE (IMBELEKO)

Alle waren schon früh wach. Die Frauen der Familie sammelten Holz und die jungen Männer suchten nach speziellen Sträuchern, auf denen später das Fleisch ’serviert‘ werden sollte (siehe Foto). Zudem wurde sichergestellt, dass genug Wasser da ist und das ‚Equipment‘ für die Schlachtung der Ziege bereitliegt. Die Aufgabe Xolisas Mama war es, Kuhmist einzusammeln, diesen mit Wasser zu mischen und auf dem Boden der Hütte, in der die Zeremonie stattfinden sollte, zu verteilen. Dieser ‚Bodenbelag‘ sollte dafür Sorgen, dass nicht zu viel Staub ins Haus kommt. Außerdem hält es das Haus auch nachts über warm. Nach kurzer Zeit trocknete die Masse und wurde fest. In der Mitte war eine Feuerstelle, wo später am Tag der Pott (Imbiza yesiXhosa) mit dem Ziegenfleisch gekocht werden sollte. Auf dem Boden wurden dünne Strohmatten ausgelegt, auf dem die Frauen den ganzen Tag sitzen mussten. Da ich ein Gast war und deshalb gewisse Privilegien besaß, durfte ich eine Matratze nutzen. Der Rauch in der Hütte war teilweise nicht auszuhalten. Zählte aber als eines der noch praktizierten Rituale. Ebenso wie die weiße Farbe (Ifutha), die sich die Frauen ins Gesicht und auf den Körper schmierten. Was für einen Hintergrund dies hat, habe ich leider noch nicht herausgefunden.

Später am Tag versammelten sich die Männer draußen beim Kraal (Ubuhlanti). Dies ist der Ort, wo nach dem Glauben der amaXhosa eine spirituelle Verbindung mit den Vorfahren hergestellt werden kann. Gekennzeichnet ist der Kraal durch die Anhäufung eines Kreises aus Ästen (siehe Foto). Sethus Vater und die Person, die in der Gemeinde für die Schlachtung von Tieren auserkoren wurde, brachten die Ziege in die Hütte, wo bereits alle Frauen warteten. Sie zeigten Sethu die Ziege und baten sie darum, die Opfergabe an die Ahnen zu akzeptieren. Kurze Zeit später, nachdem die Männer die Ziege zurück zum Kraal gebracht hatten, riefen sowohl die Männer draußen als auch die Frauen in der Hütte laut „Camagu“, was so viel bedeutet wie „so soll es sein“. Die Zeremonie war erfolgreich, da die Ziege gleich beim ersten Mal laut aufschrie als sie mit dem Speer gepiekt wurde. Dies wird so verstanden, als dass die Vorfahren Sethu als Mitglied der Familie akzeptieren und zufrieden damit sind, wie die Zeremonie vollzogen wurde. Im Anschluss wurde die Ziege geschlachtet und zerlegt. Ein Teil der Ziege (ich wollte nicht wissen welches) wurde dann in die Hütte gebracht und ohne Gewürze über dem Feuer gegrillt. Das Fleisch musste Sethu im Anschluss essen. Xolisa half ihr dabei, weil es erstens ganz schön viel Fleisch und zweitens nicht besonders lecker war. Am ersten Tag wurden die meisten Teile der Ziege im Pott gekocht, verspeist und der Rest des leblosen Körpers in die Hütte gebracht. Dieser sollte dann morgen früh zubereitet werden…

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Zwar musste ich den Akt der Schlachtung nicht selbst mit ansehen, aber dafür jegliche Innereien (alles wurde gekocht, nichts aussortiert) und den ausgenommenen Körper des Tieres. Der Gestank war zum Glück ‚dank‘ des Rauches in der Hütte nicht wirklich wahrzunehmen. Die folgende Nacht verbrachten Sethu, ihre Mutter und die erste Ehefrau des Bruders von Xolisas Vater in der Hütte, um über die Überbleibsel der Ziege zu wachen. Ein kleines Stück der Ziege habe ich dann auch probiert als Sethu es mir anbot. Schmeckte ganz gut, aber an mehr habe ich mich dann nicht rangetraut. Als wir später zurück im Haus waren, gab es Hühnchen zum Abendessen.. als ob zuvor nicht schon genug Fleisch auf dem Teller war. Es stimmt also, dass in den Tagen, an denen eine Zeremonie stattfindet, überwiegend Fleisch gegessen wird. Morgens, mittags und abends. Soll ja nichts schlecht werden bei der Hitze.

Der nächste Tag war geprägt von knallendem Sonnenschein, Gelächter und ausgelassener Stimmung in der Hütte. Wie ihr auf den Bildern seht, trägt Xolisas kleine Nichte ihre Puppe auf dem Rücken. Die Tatsache, dass diese Puppe hellhäutig war, fand ich ziemlich irritierend… Xolisa erklärte mir später, dass die Töchter alle von klein auf lernen, wie man Kinder großzieht. Ihre Mamas und Omas scheuen zumindest nicht davor, ihnen dies praktisch zu zeigen (siehe Foto).

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Morgens früh um acht Uhr wurde wieder Feuer gemacht, der Rest der Ziege gekocht, Samp zubereitet (ein Gericht aus Maismehl) und im Anschluss Tee serviert. Dabei spürte ich zum ersten Mal am eigenen Leib, wie es sich anfühlte in der typischen Frauenrolle zu stecken. Xolisas Mama bat mich darum ihr bei der Zubereitung von Tee für die Männer, die sich draußen in der Sonne von ihrer harten Arbeit erholten, zu helfen. Kein Ding. Als ich dann die Tassen mit Tee, Löffel und Zucker draußen mit einem Tablett verteilte und nur einmal ein „Enkosi (Danke)“ dafür erhielt, ging mir dies doch ein wenig gegen den Strich. Nachdem dann noch ein plattes: „Gibt es keine Milch?“ folgte, wollte ich nur noch raus aus dieser Situation. Es war das erste Mal, dass ich bewusst einen kulturellen Schock erlebte, der noch bis heute anhält. Zum Glück war Xolisa an meiner Seite, der merkte, dass etwas nicht in Ordnung war und mich zum Haus begleitete. Ich nutze meine Magenprobleme, die ich in dem Moment schon fast wieder vergessen hatte, als Ausrede und verschwand bis zum Abend. Wir redeten so lange im Zimmer, bis es mir wieder besser ging. Ich hatte sogar die Chance, Xolisa einige Doppelkopfregeln beizubringen. Hoffen wir, dass er sie so schnell nicht wieder vergisst. Später half ich Xolisas Mama mit dem Abwasch und unterhielt mich mit ihr über ihre Arbeit und Xolisas neuen Job in Lesotho. Sie sagte mir, dass sie sehr dankbar dafür sei, was ihm nun für Möglichkeiten offen stehen und dass sie sehr glücklich ist, dass wir uns gefunden haben.

Allen hat es viel bedeutet, dass wir den weiten Weg (etwa 7 Stunden Autofahrt) auf uns genommen haben, um an diesem besonderen Familienereignis teilzunehmen. Siphosethu war sehr überrascht, dass wir an ihrem wichtigen Tag wirklich dabei sind. Man merkte ihr dies an, als wir gemeinsam auf dem Sofa im Wohnzimmer im Haus der Ehefrau des ersten Bruders ihres Vaters saßen. Der Familienstammbaum der Mgwelo’s ist so groß, dass es seine Zeit brauchen wird, bis ich einen Überblick habe und ansatzweise die Namen der engsten Mitglieder weiß. Selbst Xolisa meinte, dass er längst nicht alle Gesichter kenne noch jeden richtig einordnen könne. Dies konnte ich ihm erst nicht wirklich glauben, bis wir in die Villages kamen und er seine sechsjährige Nichte nicht wiedererkannte (Er fragte sogar noch seine Schwester:„Who is that?“).

Hinsichtlich der Reaktionen auf uns kann ich sagen, dass wir zwar aus Respekt keine Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit austauschten, aber uns generell keine komischen Blicke sondern eher Zuspruch entgegengebracht wurde. Seine Eltern genehmigten uns entgegen der kulturellen Praxis unsere Privatsphäre, indem sie uns das Doppelbett im Haus anboten. Xolisa selbst war zunächst geschockt, aber erleichtert über diese Entscheidung. Er strahlte über beide Ohren, als er mich in meinem traditionellen Xhosa Outfit sah und seine Eltern waren glücklich, dass wir glücklich waren. Sie stellten mich den Gästen der Zeremonie, Familie, Freunden und Nachbarn in der Gemeinde vor und waren erleichtert, dass ich keinen kulturellen Fauxpas beging. Sie erwarteten beide nicht von mir, dass ich für ganze drei (die Tage in den Villages fühlen sich wirklich lang an) Tage bleiben würde. Xolisas Mama erzählte mir von ihrem ersten Besuch in Phole (der Name des Dorfes). Da sie selbst im Township aufgewachsen ist, waren ihr viele traditionelle Rituale nicht geläufig und sie musste sich mit der Zeit erst an die Umgebung und Einstellungen gewöhnen.

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Seit gestern sind wir wieder zurück in Maseru. Es hat alles gut geklappt an der Grenzkontrolle. Xolisa hat eine vorläufige Aufenthaltsgenehmigung bis Ende Januar bekommen. Um dies noch bis Anfang Februar zu verlängern, müssten wir prinzipiell nur nochmal an einem Wochenende in diesem Monat die Grenze überqueren und am selben Tag zurückkehren. Vielleicht um einen kleinen Ausflug nach Ladybrand zu unternehmen. Seinen 23. Geburtstag können wir nun sogar gemeinsam feiern. Zum ersten Mal. Alle anderen Geburtstage haben wir an getrennten Orten verbracht.

Mittlerweile bin ich übrigens wieder bei bester Gesundheit, auch wenn mir die Hitze hier in Maseru echt zu schaffen macht. Kommenden Mittwoch soll die 40-Grad-Marke geknackt werden. Ansonsten erreichen die Temperaturen jeden Tag mehr als 35°C. Die Luft ist trocken und ein erfrischender Wind weht leider nur selten. Ab April kühlt das Wetter langsam ab und die kältesten Monate sind Juni und Juli. Pack also ruhig ein paar mehr warme Klamotten ein, Laura. Wirst du vielleicht brauchen. In den Häusern gibt es nur in größten Ausnahmefällen eine Heizung. Wir haben hier glücklicherweise einen Kamin im Wohnzimmer. Ich persönlich habe angesichts dieser aktuellen Hitze nichts dagegen, wenn die Temperaturen in einigen Monaten wieder fallen. Mal sehen, wie kalt sich der Winter in Lesotho wirklich anfühlt.

Morgen geht es für mich jedenfalls wieder ins Büro. Die Arbeit ruft! Freue mich darauf, meine Kolleginnen und Kollegen wiederzusehen, weiter an meinem Freiwilligenprojekt zu arbeiten und wieder einige Sesotho-Stunden bei ‚Me Florina zu nehmen.

Xolisa wurde am Tag seiner Ankunft von meinen Kolleginnen und Kollegen willkommen geheißen und konnte auch bei unserem Braai bei der Arbeit am 18. Dezember dazustoßen. Wir versammelten uns in dem Konferenzraum, teilten unsere Gedanken über das vergangene Jahr miteinander, gedachten der verstorbenen Angehörigen und bekamen jeweils einen Namen zugelost. Dieser Person werden wir am 20. Januar ein kleines Geschenk mit zur Arbeit bringen. Xolisa wird meiner Ansprechpartnerin ‚Me Bontle eine Kleinigkeit besorgen und ich hatte Ntate Selialia, einem IT-Freiwilligen in der NatCom auf meinem Zettel stehen. Ich liebe Überraschungen!

Vom Leben im Überfluss und Wasserknappheit

Letzte Woche noch schön im Liegestuhl am Pool auf einer Lodge in Namibia und zurück in Maseru erstmal seit Donnerstag kein fließend Wasser. Ein Anruf bei der Lesotho Water and Sewerage Authority brachte Gewissheit: Wasserknappheit. Die Versorgung aller Haushalte könne nicht mehr gewährleistet werden. Deshalb würde man nun in Teilen der Stadt das Wasser abkappen. Auf die Frage wann es denn wieder wiederkäme wurde nur entgegnet, dass man dies noch nicht sagen könne. Das ist jetzt drei Tage her. In Wassertanks und leeren 5L Wasserkanistern holten mein Mitbewohner und ich am Freitagabend erstmal einen kleinen Vorrat der knappen Ressource von Freunden, die in der Woche zuvor vier Tage ohne fließendes Wasser auskommen mussten. Das reichte zumindest noch bis heute (Sonntag), um die Klospülung zu betätigen, sich die Hände zu waschen und die Zähne zu putzen. Immerhin, was? Als ich gestern auf dem Weg zum Fitnessstudio an zwei Leuten vorbeikam, die gerade dabei waren ihr Auto zu waschen, überkamen mich gemischte Gefühle. Ich war wütend über die fehlende Kommunikation der Regierung, dass Wasser gespart werden muss und über die Prioritäten der Bevölkerung. Auf der anderen Seite wurde mir bewusst, wie verwöhnt wir in Deutschland doch sind. Noch nie drehten wir bei uns zu Hause den Wasserhahn auf und da kam kein Wasser raus! Wenn man erstmal selbst erfahren hat, wie es ist, tagelang ohne Wasser zu sein, wächst das eigene Bewusstsein dafür, dass es heute eine knappe Ressource ist.

Fünf Tage verbrachten wir sieben kulturweit-Freiwillige aus Namibia, Madagaskar und Lesotho (leider ohne Julia) mit unserer Betreuerin Maria auf einer Lodge etwa 40 min von Windhoek entfernt. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten – mit Zebrateppich oder Gepardenfell an der Wand und Ausblick auf den Pool direkt vor der Tür – war erstmal unsere schauspielerische Leistung gefragt. Bei one day in a life of sollten wir unseren Tagesablauf mit der Gruppe teilen. Dies sorgte bei der einen oder anderen Einlage für Gelächter. Unser Dank geht an Merle und Isabel, die ihren Alltag bei dem namibischen Radiosender (so die Meinung ihrer Kollegin) sehr realitätsnah dargeboten haben. Der erste Abend fand dann auch ein schönes Ende – bei Sonnenuntergang mit einem kühlen Savanna.

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Nach einem ausgiebigen Frühstück mit selbstgebackenen Brötchen und Rührei mit Speck sollten wir uns dann den gesamten nächsten Tag mit Stärken, Schwächen, Chancen & Hindernissen in unseren Einsatzstellen sowie unserer persönlichen Entwicklung während des FSJ beschäftigen. Anna und ich tauschten uns über das Kommunikationsproblem bei der Nationalkommission der UNESCO in Windhoek und Maseru aus. Zudem überlegten wir uns, wie wir uns von den bestehenden Herausforderungen (wie z.B. dem Umgang mit Korruption und der Arbeitsmentalität von Kolleginnen und Kollegen oder der Gestaltung einer informativen Website) nicht unterkriegen zu lassen. Maria musste uns mehrmals daran erinnern, positiv zu denken. Am Ende schafften wir das auch tatsächlich. Wir akzeptierten, dass wir bestimmte Strukturen in der Einsatzstelle nicht ändern können. Im Anschluss stellte jeder der Gruppe seine Idee für das Freiwilligenprojekt vor, welches wir uns alle schon mehr oder weniger überlegt hatten.

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ZWISCHENSTAND FREIWILLIGENPROJEKT:

INTERACTION SEMINAR

Die Nelson Mandela Metropolitan University (NMMU) richtet das Seminar im Juli 2016 gemeinsam mit der University of Cape Town (UCT) in Port Elizabeth, Südafrika aus. Zwei Universitäten aus Deutschland (Oldenburg & Lüneburg), die University of Ghent in Belgien und die National University of Lesotho senden jeweils eine Gruppe aus Studierenden und Absolventen nach PE. Sponsorenbriefe sind raus, ein vorläufiger Wochenplan ist erstellt und potenzielle Teilnehmer/innen sind identifiziert. Drückt uns die Daumen, dass wir die nötigen finanziellen Mittel auftreiben können!

Am Mittwoch stand ein Ausflug nach Windhoek auf dem Plan. Wir folgten den Spuren der Kolonialzeit, besuchten einige historische Denkmäler und das Unabhängigkeitsmuseum. Dabei lernten wir mehr über den Völkermord der Deutschen an den Herero & Nama zwischen 1904 und 1907 welcher aktuell eine Debatte über Entschädigungszahlungen der deutschen Regierung nach sich zieht sowie den langen Weg Namibias in die Unabhängigkeit. Am darauffolgenden Tag sollten wir sogar die Chance bekommen, in einen Dialog mit einer betroffenen Angehörigen der Herero zu treten. Eine Dozentin der Universität kam als Gast zu uns auf die Lodge und unterhielt sich mit uns über ihre Sichtweise auf die Geschichte und die Verdrehung von Tatsachen. Es war ein bezeichnendes und sehr lehrreiches Gespräch. Die Gedenktafeln in deutscher Sprache beim Reiterdenkmal zeigten ziemlich eindrucksvoll, wie sehr die Vergangenheit heute noch das Leben der Bewohner Namibias bestimmt. Wer mehr über diesen Teil der deutschen Geschichte erfahren möchte, sollte sich unbedingt diesen taz-Artikel durchlesen.

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Der letzte Tag des Seminars wurde mit einer Reflexion der Woche, einem Blick in die Zukunft und mit dem Austausch netter Worte abgeschlossen. Am Abend zuvor gab es noch ein leckeres Braai in guter Gesellschaft und beeindruckender Kulisse mit anschließendem Lagerfeuer, einem weihnachtlichem Wichteln und einer Runde Doppelkopf. Ein perfekter Ausklang der gemeinsamen Zeit.

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Während der Zeit in Windhoek ist mir bewusst geworden, wie viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung es dort im Vergleich zu Maseru gibt. In etwa drei Monaten bekomme ich zum Glück etwas Gesellschaft durch eine zweite kulturweit-Freiwillige in der NatCom aus Essen. Freue mich sehr auf deine Ankunft im März, liebe Laura. Ich bin jedenfalls immer sehr dankbar, wenn mal ein Event wie beispielsweise das HookUp Dinner einmal im Monat ansteht, wir mit der WG Leute zum Indian Dinner einladen oder ein Konzert stattfindet, auf welches ich meinen Freund nächste Woche schleppen werde. Der Gute weiß noch nichts von seinem Glück. Ist zufälligerweise eine seiner Lieblingsbands. Bin gespannt auf seinen Gesichtsausdruck.

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Ohnehin freue ich mich sehr, ihn bald endlich wieder jeden Tag anstrahlen zu können statt ständig aufgrund der schlechten Verbindung von Whatsapp mitten im Wort abgeschnitten zu werden. Xolisa kommt mich in vier Tagen hier in Maseru besuchen 🙂 Am 22. Dezember machen wir uns dann auf den Weg zu seiner Familie, die in King Williams Town eine traditionelle Zeremonie feiert. Grund der Feier: seine kleine Schwester wird den Vorfahren der Familie vorgestellt. Hört sich vielleicht nun etwas verrückt an, da die Ahnen selbst ja nicht mehr an der Zeremonie teilnehmen können, aber ich bin mal gespannt, wie das genau ablaufen wird. Eine Bekannte seiner Mama wird mir für diesen besonderen Anlass ein Xhosa-Outfit schneidern. Meine liebe Freundin Nozibele meinte in unserem Telefon letztens zu mir, dass dies einfach dazugehört und beschloss kurzerhand, mir dieses Outfit zu Weihnachten zu schenken. Wirklich lieb von ihr! Ich werde euch selbstverständlich in meinem Blog an dieser Erfahrung teilhaben lassen und Fotos hochladen. Mehr über die traditionellen Rituale der Xhosa könnt ihr HIER nachlesen. Den Artikel schrieb ich damals für das Hamburger Start-Up Heimatbrücke.

Nach dem Besuch seiner Familie werden wir einen kurzen Roadtrip über die Feiertage unternehmen. Es geht von Port Elizabeth über Tsitsikamma nach Plettenberg Bay, Oudtshoorn und schließlich nach Graaff Reinet in den Camdeboo National Park. Zwar habe ich diese Orte alle selbst schon mindestens einmal besucht, aber ich kann es kaum abwarten, Zeit mit Xolisa an diesen schönen Plätzen in Südafrika zu verbringen. Er hat bislang noch nicht die Gelegenheit gehabt, Tourist in seinem Heimatland zu sein. Anfang Januar kommen wir dann gemeinsam zurück nach Maseru. Xolisa wird die UNDP für einen Monat im Projekt Lesotho Youth Connect unterstützen. Es handelt sich dabei um eine Website von der Jugend für die Jugend in Lesotho. Ich freue mich sehr, dass es mit diesem Job geklappt hat und wir einige Wochen zusammen verbringen können.

Mal was Neues sehen.

In dem Moment wo sich vier verschiedene Währungen im Portemonnaie befinden, fühlt man sich wie jemand, der viel reist. Zwar lässt sich in Namibia – oh, welch Wunder – auch mit südafrikanischem Rand bezahlen, aber aus den Geldautomaten kommen einem meist eher namibische Dollar entgegen. Nicht ganz so bunt wie der Maloti und der Rand, aber genauso viel Wert. Ich habe es auch schon mal geschafft, dem Kassierer in Bloemfontein M20 für den Kaffee in die Hand zu drücken. Seine Verwunderung stand ihm ins Gesicht geschrieben und so realisierte ich ziemlich schnell, dass ich wohl einen anderen Schein zücken muss. Abgesehen von diesem kleinen Zwischenfall habe ich mich aber schnell an die vielen Scheine im Portemonnaie gewöhnt. Fühlt sich im Urlaub ja ohnehin immer so an, als ob man mehr Geld zum Ausgeben hat. Namibia ist zudem auch noch ziemlich teuer. Als die anderen Freiwilligen, mit denen ich mich in Windhoek traf, mir erzählten, wie viel Miete sie für ein Zimmer in ihrem schnuckeligen grünen Haus hinblättern müssen, war ich erstmal geschockt. Fast das Doppelte von dem, was ich für mein Zimmer in Maseru zahle. Diese Woche sind die drei aber mit viel Herzschmerz in eine günstigere Unterkunft umgezogen. Danke nochmal für die Bleibe in Windhoek ♡ die Zeit war wirklich schön!

Am Flughafen wollten Alina und ich unseren Toyota Corolla (oder ähnlich), wie gebucht und schon bezahlt, abholen. Daraus wurde nur leider nichts. Begründung: „Euer Wagen ist gerade weggefahren. Nun haben wir nur noch einen Opel Corsa für euch. Aber der ist sehr spritsparend.“ Ach, danke für den Tipp auch! Wir fragten uns beim Betrachten des Kofferraums, wo wir die zwei überdimensionalen Backpacks, vier weitere Taschen, zwei Zelte, Isomatten, Campingausrüstung, Kühlbox und Proviant für fünf Tage unterbringen sollten. Den Kerl von der Bidvest Autovermietung schien dies nicht zu interessieren. Er bot uns demonstrativ noch den Polo daneben an, wir lehnten dankend ab und fuhren dank langer Diskussionen um den teurer als im Vertrag angegebenen Deposit mit Verspätung los Richtung Stadt und zum grünen Haus. Dort wurden wir erstmal mit einem Sundowner erwartet. Gleich vergaßen wir unseren Stress am Nachmittag und freuten uns auf den bevorstehenden Roadtrip mit den Mädels. Abends trafen wir uns noch zum Essen in einem typisch namibischen Lokal mit einigen anderen Freiwilligen. In der deutschen Blase – wie war es auch anders zu erwarten. Im Anschluss sollte es noch zum Karaoke ins Warehouse gehen. Da sind wir auch gelandet, aber lange bleiben konnten wir trotzdem nicht. Entweder war das Essen nicht in Ordnung oder das Fliegen hat Alina und mir so zugesetzt, dass wir erstmal beide mit Magenproblemen zu kämpfen hatten. Die Anderen hatten natürlich Verständnis für unser fehlendes Wohlbefinden und machten sich noch mit uns auf die Socken, bevor IHR Lied überhaupt gespielt wurde. Am nächsten Morgen ging es uns dann glücklicherweise besser und wir konnten uns bei Fanny, die wir zuvor noch bei ihr zu Hause einsammelten, mit dem Gepäckproblem beschäftigen. Wir sahen relativ schnell ein, dass wir die Kühlbox und den Gaskocher wohl zurücklassen mussten. Dank Fannys Einsatz bekamen wir den Rest gerade so unter. Dafür gönnten wir uns in der Mall dann erstmal einen Pie mit Champignon-Hühnchen und zum Nachtisch einen Pfannkuchen mit Zimt & Zucker und luden den Einkaufswagen voll haltbarer Lebensmittel. Danach machten wir uns auf den Weg…

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KALAHARI

Das erste Ziel war die Bagatelle Game Ranch nahe Mariental in der Kalahari Wüste. Dorthin waren es rund 260km und dreieinhalb Stunden Fahrtzeit. Die Straßen waren gut ausgebaut. Meistens sehr lang und gerade. Unterwegs stoppten wir beim Tropic of Capricorn, dem südlichen Wendekreis der Sonne. Kurz bevor ich mich nach dem kurzen Fotoshooting wieder ans Steuer setzen wollte, wurde der Wind ganz plötzlich so stark, dass der ganze hochgewirbelte Sand an meinen Körper prasste. Wie ich kurze Zeit später realisierte, stand ich mitten in einem kleinen Tornado. Die anderen drei durften das Spektakel aus dem Auto betrachten, schlossen schnell die Türen damit nicht der ganze Staub in den Sitzen hängen bleibt. Davor wurden wir bei der Autovermietung ausdrücklich gewarnt. Uns wurde sogar mit einer Reinigungsgebühr von 40 Euro gedroht. Aber es ist alles gut gegangen. Bis auf die Tatsache, dass ich die Sandkörner Stunden später noch nicht los war. Selbst nach der ausgiebigen Dusche nicht.

Da wir Windhoek leider erst mit African time verlassen hatten, riefen wir die Lodge vor unserer Ankunft an, um uns über die angebotenen Aktivitäten zu erkundigen. Wir einigten uns schließlich darauf den Sundowner Drive zu reservieren. Bei Ankunft fanden wir heraus, dass es sich um eine kombinierte Tour handelt, weil die anderen Gäste gerne das Cheetah Feeding sehen wollte. Diese Tour hätte 14 Euro mehr gekostet. Nach einer kurzen Diskussion mit den Angestellten wurde uns angeboten, dass wir die Tour mitmachen könnten, da gerade noch so vier Plätze frei waren, aber nur den Preis unserer reservierten Tour zu bezahlen. Klar, das machen wir doch J Das Highlight des Abends war definitiv der Sonnenuntergang auf der Düne. Mit Snacks und Hunters Gold. Und der anschließenden Doppelkopfrunde mit einem Martini Bianco auf Eis. Hierfür wurden wir sogar mit dem Geländewagen von den Guides vom Campingplatz abgeholt und wieder zurückgebracht, als wir müde wurden. Der Springbock, den ihr auf den Bildern seht, wurde von der Lodge großgezogen und ist sehr zahm. Aber auch ziemlich frech. Beim Frühstück klaute er einfach mal den Zucker vom Tisch, zur Belustigung der Gäste. Bevor wir aufbrachen, wollten die anderen Mädels noch eine Runde reiten. Ich nutzte die Zeit, um ein paar Nachrichten an Freund und Familie zu versenden. Hier unser Abenteuer in Bildern (nicht neidisch werden, da könnt ihr doch auch nochmal hinreisen!):

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SOLITAIRE

Auf der Strecke nach Solitaire hielten wir bei einem einsamen, aber süßen Café an und gönnten uns (bzw. ich mir) eine kleine Pause. Ich brauchte dringend einen kalten Drink und die Mädels hatten nichts dagegen einzuwenden. Mir lagen 170km auf einer Schotterpiste bevor, was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste… Auf dem Grundstück gab es auch eine Halle gefüllt mit Kunsthandwerk. Für mein Verständnis aber sehr überteuert. So schauten wir uns nur die hübschen Gegenstände an und fuhren dann weiter zu unserem nächsten Campingplatz. Vorher mussten wir aber natürlich noch die Trommel ausprobieren, um unsere Getränke zu bestellen und uns im Schatten der Bäume etwas abzukühlen.

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Nach einer sehr langen Fahrt kamen wir schließlich in dem kleinen Örtchen (fast übertrieben!) an, in dem es angeblich eine Tankstelle geben sollte. Wie sich bald herausstellen sollte, war die Wahl der Unterkunft ein echter Glücksgriff. Genialer Pool! Offene Duschen! Super leckeres Essen! Tee am Morgen umsonst! Nachts bekamen wir allerdings Besuch auf dem Campingplatz… seht selbst.

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Die Gäste waren also nur zwei Hunde der Anlage, die uns nachts beschützt haben (und vor unseren Zelten schliefen) und ein paar Perlhühner.

WALVIS BAY

Über den Vogelfederberg ging es am nächsten Morgen weiter nach Swakopmund, unser letztes Ziel bevor es am Sonntag wieder zurück nach Windhoek gehen sollte. Neben zwei kürzeren Pinkelpausen (öhm, wo halten wir denn hier jetzt an, hier ist weit und breit nix?) war dies unser einziger Stopp auf der Strecke. Wie wir dann herausfinden mussten, gab es hier sogar ein kleines Toilettenhäuschen. Mist! Konnte man ja nicht ahnen. Man beachte zudem die Aufschrift des Schildes: „Permit required“. Ach pappelapapp, wir sind hier in Afrika. So schnell kann es gehen, bis man eine solche Mentalität entwickelt. Den überraschend vielen Autos zufolge haben sich dies wohl auch die Anderen gedacht.

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In Walvis Bay angekommen verspürten wir den starken Wunsch, uns in ein Fischrestaurant am Meer zu setzen. Gesagt, getan! Die frische Brise tat mir, die sich den Abend davor eine schöne Erkältung von der Zeit am Pool eingefangen hatte, nicht besonders gut. Also schnell ab ins Warme und einen leckeren Milo schlürfen. Das ist eine Art heiße Schokolade, aber irgendwie anders. Als ich die Bedienung zum ersten Mal als ich eine Tasse davon in Südafrika bestellte fragte, was denn bitte der Unterschied sei fand darauf weder er noch seine Kollegin darauf eine Antwort. Aber macht ja nichts, es schmeckt mir trotzdem. Im Café fingen wir dann alle an, fleißig auf unseren Handys zu tippen und die Fotos der vergangenen Tage zu begutachten. Auf dem Foto sieht man sogar auch, dass mich die Erkältung wirklich voll erwischt hat. Blass, aber gut für das Wetter angezogen – nämlich mit meinem Poncho, den ich mir eigentlich für die kühlen Wintertage in Lesotho gekauft hatte.

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SWAKOPMUND

Schon bald nach unserer Mittagspause zogen wir weiter nach Swakopmund. Die Straßen waren teilweise so mit Sand bedeckt, dass man den Asphalt nicht mehr sehen konnte. Links und rechts standen Palmen. Ich fühle mich wie in eine andere Welt versetzt, wo wir doch kurz zuvor noch mit dem Auto durch die Wüste fuhren. Als wir schließlich unser Vierbettzimmer für die nächsten zwei Nächte bezogen, teilten wir alle unsere Freude über die bequemen Betten. Der Boden auf den Campingplatzen war doch recht hart. Auch wenn es eine tolle Erfahrung war mitten in der Wüste auf einem privaten Campingplatz mit luxuriösen Duschen zu übernachten. Dies hab ich bisher nur so in Namibia vorgefunden. Ob es in Südafrika auch so tolle Campingplätze gibt weiß ich nicht, Papa. Aber dort ist man mit Hostels auch wirklich gut bedient und sicher untergebracht. Ich freu mich schon sehr auf unseren gemeinsamen Urlaub und darauf, euch ein paar nette Plätze zu zeigen!

Den Tag ließen wir am Meer ausklingen. In einem edlen Restaurant welches auf Stelzen im Wasser stand. Der Boden wankte leicht mit den Wellen, was aber nicht weiter störte. Ich bestellte mir eine leckere Orange-Butternut Suppe und die anderen drei entschieden sich für ein Glas Weiswein.

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Am nächsten Morgen sollte es für uns direkt in die Sanddünen gehen. Und das auf Quads. Es war nicht mein erstes Mal, dass ich auf einem solchen Gefährt saß, aber damals war ich auf Ausschau nach wilden Tieren. Hier gab es stattdessen weit und breit nichts. Man konnte (oder sollte) sich also vollkommen aufs Fahren konzentrieren. Nach einer kurzen Einweisung fuhr unser Guide volle Fahrt voraus und wir sollten ihm folgen. Bei einer Gefahrensituation (in Form einer abfallenden Düne), gab er uns ein Zeichen. Auch dann, wenn wir Gas geben sollten, um nicht in der Düne stecken zu bleiben oder eher langsamer werden sollen, um nicht den Abhang mit zu viel Geschwindigkeit runterzufahren. Es hat Spaß gemacht, hätte aber ruhig noch etwas schneller sein können. 🙂

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Samstag kamen dann auch die anderen Freiwilligen aus Windhoek nach Swakop. Sie hatten für die Tage keinen Urlaub bekommen. Kurz nach Ankunft machten wir uns auf den Weg zum Strand. Auf dem Weg gab es erstmal ein Eis. Schon wieder dieses Urlaubsfeeling. Es sollte auch die kommende Woche noch weiter anhalten. Zum Schluss machten wir noch halt auf einem Craft Market. Beim Besuch solcher Märkte ist es immer hilfreich die ‚Preise‘ zu kennen. So lässt es sich besser verhandeln. Ich besorgte ein kleines Mitbringsel für zwei meiner Arbeitskolleginnen, weil ich mich irgendwie dazu genötigt fühlte nachdem mir ‘Me Lintle erzählte, dass Mareike (ehemalige kulturweit-Freiwillige in Lesotho) ihr einen wunderschönen Schlüsselanhänger vom Zwischenseminar mitgebracht hätte. Nun ja, sie hat sich tatsächlich sehr über meine Aufmerksamkeit gefreut. Abends ließen wir das Wochenende vor dem Zwischenseminar gemeinsam bei gutem Essen ausklingen. Über das Seminar selbst lest ihr dann im nächsten Blogeintrag!

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