Über Zeit und Liebe

Schon zum zweiten Mal konnte ich eine Seite meines selbstdesignten Südafrikakalenders umblättern. Ich vermute, dass diese kommenden vier Wochen, wovon ja die Hälfte auch schon wieder rum ist, schnell vorübergehen und ich bald Nelson Mandela an der Wand hängen habe. In den Supermärkten werden jedenfalls schon die ersten Weihnachtsartikel angeboten und ich merke: es wird zunehmend heißer draußen! Es wird nicht mein erstes Weihnachtsfest bei Sonnenschein und 30°C. Ich weiß dennoch nicht so recht, wie und wo ich die Feiertage verbringen werde. Mal sehen, ob das Geld für einen erneuten Südafrikabesuch reicht. Ich hoffe es sehr.

Mittlerweile habe ich es endlich geschafft, die Brotbackmaschine meiner Mitbewohner auszutesten. Ich habe mich für ein einfaches dunkles Brot entschieden. Leider war ich von dem Ergebnis ziemlich enttäuscht. Das Brot war sehr lasch, schmeckte nicht wirklich frisch und wurde bereits nach einem Tag hart. Vielleicht probiere ich es beim nächsten Mal einfach mit einem anderen Rezept aus dem Buch aus. Diesen Morgen gab es jedenfalls leckere Pfannkuchen aus Hüttenkäse und Haferflocken mit Banane, Zimt & Vanille, Honig und Walnüssen. Die Küche sah danach zwar aus wie sau, aber das war schnell wieder erledigt. Auch wenn ich mir darüber theoretisch nicht mal Sorgen machen müsste. Meine Mitbewohnerin macht es schließlich auch nicht. Wir hatten letztens eine Unterhaltung über den Luxus einer Haushälterin. Sie erzählte mir, dass in vielen indischen Haushalten Angestellte tätig sind und sie es gewohnt sei, dass jemand anderes Geschirr abwäscht und putzt. Ihr scheint es deshalb kein schlechtes Gewissen zu bereiten die Küche vollkommen verdreckt zu hinterlassen, nachdem sie gekocht hat. Mir schon. Und Andrea auch. Was ich daraus mitgenommen habe: In einer WG mit Putzfrau wird Stress wegen nicht erledigtem Abwasch erheblich vorgebeugt.

Seit dieser Woche haben wir auch das lange versprochene Alarmsystem im Haus. Ich bin mal gespannt, ob wir damit zurechtkommen. In meinem Zimmer habe ich jedenfalls keinen Knopf mit der Aufschrift ‚Emergency‘ angebracht bekommen. Vielleicht deshalb, weil ich am Tag nicht zu Hause war, an dem es installiert wurde. Ich schließe meine Zimmertür tagsüber und auch nachts generell immer ab. Ob dies unbedingt notwendig ist, weiß ich nicht. Aber das muss ich auch nicht unbedingt herausfinden. Nachdem wir letzte Woche von einem neuen Wachmann AUS VERSEHEN eingeschlossen wurden, war ich ziemlich verärgert. Angeblich sei es schon das zweite Mal, dass dies passiert. Das erste Mal war als ich die Woche in PE verbrachte. Wir baten unseren Nachbarn darum, das Schloss für uns aufzubrechen, damit wir nicht noch später zur Arbeit kommen als wir es ohnehin schon waren. Von nun an werde ich auch keinen Tee mehr rausbringen, wenn die Nächte etwas kühler sind. Mir wurde ohnehin gesagt ich soll nicht zu nett zu den Sicherheitsleuten sein.

Wie ihr rechts in dem Kästchen seht, sind es nur noch wenige Tage bis zum Zwischenseminar in Namibia. Noch weniger Tage sind es sogar bis ich mich tatsächlich auf den Weg nach Windhoek mache. Zum Glück mit dem Flieger und nicht mit dem Bus, was mich locker 24 Stunden gekostet hätte. Gemeinsam mit drei anderen kulturweit-Freiwilligen werde ich einen fünftägigen Road Trip in die Kalahari und nach Swakopmund unternehmen, bevor das Seminar beginnt. Endlich wieder Auto fahren. Wie ich es doch vermisse, selbst hinter dem Steuer zu sitzen. Um Kosten von dem ohnehin schon sehr begrenzten Budget zu sparen, haben wir uns für die Kompaktklasse und fürs Campen entschieden. In den Kofferraum müssen wir dann nur irgendwie das Gepäck von vier Leuten und die Campingausrüstung quetschen. Wird schon irgendwie. Mit durchschnittlich 13 Euro die Nacht sind die Unterkünfte bzw. der Boden der Campingplätze einigermaßen bezahlbar. Für die Nächte in Windhoek hat die liebe Anna mir und Alina (Madagaskar) einen Schlafplatz angeboten. Ich bin schon sehr gespannt auf das Land, seine Menschen und unfassbar weite Wüstenlandschaft. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich dieses Reiseziel schon so bald von meiner Liste streichen kann. Ich werde natürlich viele Fotos schießen und eine Auswahl im Anschluss auf dem Blog mit euch teilen!

Am vergangenen Wochenende fand in Teyateyaneng, kurz TY, ein Event von Lesotho Mountain Crafts statt. Es gab eine Bierverkostung von einer lokalen Brauerei, leckere Snacks und einige Vorführungen, wie die dort angebotenen Kunstwerkartikel hergestellt werden. Da steckt oftmals viel Mühe, Feingefühl und Zeit hinter. Insgesamt war es ein sehr schöner Tag. Aber seht selbst:

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Gestern und vorgestern habe ich an zwei Events teilgenommen, die von dem United Nations Development Programme (UNDP) und dem Ministry of Youth, Gender, Sports and Recreation organisiert wurden.  Ich war froh, dass ich endlich mal raus aus dem Büro konnte, welches sich aufgrund der warmen Temperaturen in den letzten Tagen immer sehr aufheizt. Da nützt auch ein Ventilator leider nur wenig. Wir hatten in diesem Monat bislang noch kein Hitzegewitter und dies ist eigentlich eher unüblich für Lesotho. Denn „Lesotho ist eines der Länder mit der höchsten Anzahl von Blitzeinschlägen bezogen auf einen Quadratkilometer.“ (Auswärtiges Amt)

Bei der ersten Veranstaltung handelte es sich um den offiziellen Start eines Projektes durch das Ministerium, welches die Förderung von jungen Unternehmer/innen in ländlichen Regionen Lesothos vorsieht. Als ich und der Präsident des Youth Desk Komitees den Raum betraten, staunten wir nicht schlecht. Es wurde wirklich viel aufgefahren. Wir ließen uns an einem der runden und gedeckten Tische nieder und warteten. Derweil warfen wir einen Blick auf das Frühstücksbuffet. Vom Feinsten! Beginnen sollte die Eröffungszeremonie um 7 Uhr morgens. Wer’s glaubt! Weil ich schon erwartet hatte, dass diese Uhrzeit niemals eingehalten würde, dachte ich mir, dass ich mit einer halben Stunde Verspätung gut dabei wäre. Dachte ich wirklich. Aber ich merkte schnell, dass dies leider nicht der Realität entsprach. Gegen 8 Uhr wurde uns mitgeteilt, dass wir gleich beginnen würden. Grund der Verspätung: wir würden noch auf einige Gäste warten. In der Tat war der Saal ziemlich leer. Nachdem es dann doch endlich mit etwa eineinhalb Stunden Verspätung losging, trudelten immer noch weitere Personen ein. Alle Vertreter von Regierung, Wirtschaft und NGOs. Ohne einen Hauch von schlechtem Gewissen im Gesicht. Als ob es schlichtweg ein Fehler gewesen sei, den Beginn der Veranstaltung so früh anzusetzen. Was mir spätestens bei der zweiten Veranstaltung am darauffolgenden Tag klar wurde ist, dass dies bewusst so gemacht wird. Denn sonst würde man wohl erst zur Mittagszeit starten. Hätte ich wissen müssen! Ich schätze ich bin einfach nicht gut im Zuspätkommen. Die zweite Veranstaltung hat sich trotz des erneuten Wartens definitiv gelohnt. Mir wurde die Möglichkeit gegeben, einige Mitglieder des Youth Desk einzuladen. Diese Gelegenheit habe ich natürlich genutzt und zum Glück relativ kurzfristig (die Einladung erhielt ich nachdem ich mich bei dem Event am Tag zuvor so aktiv in der Diskussion beteiligt hatte) noch einige Mitglieder erreicht. Der Tag bestand aus einer langweiligen Powerpoint Präsentation am Morgen und aus anschließenden, wesentlich spannenderen Diskussionen zu den Themen Gesundheit, Umwelt, Politik, Arbeit, Bildung und Gender. Wir wurden in Kleingruppen eingeteilt und es wurde eine Moderatorin oder ein Moderator pro Gruppe bestimmt, die oder der zum Abschluss eine weitere Präsentation über die Ergebnisse der Diskussion halten sollte. Dieses Mal aber kurz und knapp in 10 Minuten. Es gab sehr interessante Beiträge und die Organisatorin von UNDP war mehr als glücklich mit den sehr aktiven Teilnehmer/innen. Ich war stolz.

Noch ein Grund zur Freude: Heute vor einem Jahr haben Xolisa und ich beschlossen, von nun an gemeinsame Wege zu gehen. Was? Schon so lange? Ja, wirklich. In dem Jahr haben wir uns insgesamt elf Wochen sehen können und mussten dreimal für mehrere Monate Abschied voneinander nehmen. Eine Fernbeziehung wie unsere ist nicht immer einfach, aber die Tatsache, dass ich noch bis August in Lesotho bin, macht es ein bisschen leichter. Von hier aus sind es nur sieben Stunden Autofahrt statt 13 Stunden im Flieger. Ich hoffe sehr, dass es im nächsten Jahr mehr Wochen werden. Für die Zeit nach meiner Rückkehr nach Deutschland haben wir uns da nämlich so etwas überlegt… wovon wir Euch dann ganz bald erzählen!