Archiv des Autors: Jule Kurbjeweit

Hin und weg und zurück

Man kann sich fast an das Außergewöhnliche gewöhnen, wenn es nur genug Veränderungen gibt.

Gefühlt gerade als ich in einem Buenos Aires Alltagsrhythmus angekommen bin – so, wie das innerhalb von vier Monaten eben möglich ist – haben die letzten vier Wochen alles ein bisschen durcheinander geworfen.


Zuerst habe ich Besuch von meiner liebsten Mami bekommen.
Trotz allem Deutschen, dem ich hier ständig begegne, hatte ich zum ersten Mal richtig das Gefühl, dass sich die Welten mischen. Die deutsche Blase in Buenos Aires – die deutsche Schule, das kulturweit-Netzwerk, meine deutschen Freunde hier… – ist für mich viel mehr Teil von Argentinien als von Deutschland.
Auf der anderen Seite habe ich nochmal mehr von Buenos Aires und Argentinien gesehen:
Sehenswürdigkeiten, zu denen ich es bisher irgendwie noch nicht geschafft hatte, wie zum Beispiel der Stadtteil La Boca mit dem Caminito…

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P7071082„Ich bin abgehauen… Miete sehr hoch!“ – „Besitzer vermietet.“

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Und wir waren in Iguazú, bei diesem atemberaubenden Wasserwunder.
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Und dann kam Rio.

Um das Klischee zu erfüllen und leider ein paar Reisewarnungen zu bestätigen (was mir aber keineswegs die Laune verdirbt), wurde uns – trotz Vorsicht natürlich – ein Rucksack inklusive meiner Kamera geklaut.

Am traurigsten bin ich wegen der Fotos aus dieser Stadt, von den Augenblicken. Ein Grund mehr, nochmal wiederzukommen.
Weil die Fotos auf Nimmerwiedersehen weg sind, versuche ich, mit Wörtern ein paar Bilder zu malen. Zu blöd, dass Rio so unbeschreiblich ist.
Ich weiß nicht, was besonderer ist – die Landschaft, mit den skurrilen, teilweise von Regenwald bedeckten Berg- und Felsformen, dem Ozean und den vielen Stränden oder die Menschen, denen man anmerkt, dass sie immer Sommer haben, die die vielleicht weicheste und sanfteste Sprache sprechen, die unglaublich herzlich sind.

Wir haben uns kaum etwas entgehen lassen – eine super Free Walking Tour, Açaí-Bowl mit Granola, junge Kokosnüsse und Tapioca-Pfannkuchen, Strandstunden, eine Tanzaufführung im Bohème-Viertel Santa Teresa, ausgehen in Lapa, wie gesagt leider uns beklauen lassen, den höchsten Berg im Stadt-Nationalpark beklettert (mit weitem Ausblick, bis wir mittendrin in den Wolken waren)…

Der große Vorteil davon, ab und zu einfach mal keine Pläne zu haben, sind solche Zufallsentdeckungen wie die an meinem letzten Abend in Rio. Auf der Suche nach Abendessen kamen wir bei einer Art Marktstand/Suppenbar vorbei. Nach ein bisschen weitergucken stellte sich mal wieder heraus, dass die erste Entdeckung doch eigentlich immer die beste ist.
Weil wir kein Wort der portugiesischen Suppenbezeichnungen kannten, haben wir einfach auf gut Glück bestellt. Glück hatten wir dann auch: mit den leckeren Suppen und mit einem leichten Regen, der von unserem Markthüttenunterstand aus betrachtet sehr gemütlich war, während wir über Lieblingsplätze und kleine Bergdörfer in Südamerika gesprochen haben.


Nach einer komischen Nacht im Halbschlaf und einem morgendlichen Flug war ich dann in Santiago. Im modernen, sauberen, ziemlich kühlen Santiago bei meiner lieben Freundin Vale, die ich in den USA kennengelernt und seit 3,5 Jahren nicht mehr gesehen hatte.
Wir haben uns Santiago, Valparaíso und Viña del Mar angeguckt, sind nostalgisch wegen der Zeit in den USA geworden, und ich habe ein paar der Menschen kennengelernt, von denen sie mir immer erzählt hatte.

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Warum ich nach einer noch so schönen Reise auch wieder sehr gerne nach Buenos Aires zuückkomme?…
Während ich darauf gewartet habe, dass mein Visum verstanden und akzeptiert wird, habe ich mich über meine Reise, meine Zeit in Buenos Aires und über Flughäfen bei Nacht unterhalten. Und wurde zum Fischen eingeladen (nur so halb im Ernst).
Weil ich früher gelandet war, mein bestellter Taxifahrer sich etwas Zeit gelassen hatte und ich mitten in der Nacht keine Lust auf ungewisses Warten hatte, habe ich mich auf die Suche nach einem anderen Taxi gemacht. Da die Taxen am Flughafen aber mehr kosten als die vorher bestellten hat mein knappes Bargeld dafür eigentlich nicht gereicht. Nach einem Weilchen und der Anwendung meiner Überredungskunst hat mich der Typ von der Taxiagentur dann in ein Taxi gesetzt mit den Worten: „Ciao linda! Un beso.“ – „Tschüss Hübsche! Ein Küsschen.“
Da fühlt man sich doch gleich noch mehr zuhause.

El Mundo Chiquitito

Chico heißt klein. Chiquito ist die Verniedlichung von klein, also so etwas wie „kleinchen“, klitzeklein oder mini. Chiquitito ist die Verniedlichung von der Verniedlichung, und ich bin raus, wenn es darum geht, dieses hyperniedliche Wort exakt ins Deutsche zu übersetzen. Es beschreibt aber ganz gut, wie mir die Größe der Welt immer öfter vorkommt. Nämlich mini-klitzeklein.

Dafür erlebe ich immer mehr Beispiele (ganz zu schweigen von den vielen Zufallsbegegnungen mit Bekannten in der Stadt)…

Santiago de Chile ist ein Dorf
Vor ein paar Jahren habe ich in den USA die liebe Vale aus Chile kennengelernt.
Vor ein paar Monaten dann hat sich herausgestellt, dass ein guter Freund von ihr in Santiago mit dem Cousin meiner (teilweise chilenischen) Freunde Tobi und Emilio aus Deutschland zusammenwohnt.

Der mysteriöse Mendoza-Mann
(siehe Beitrag Kurzgeschichten)

Freundesfreunde
Auf der Bootsfahrt zurück von Uruguay habe ich ganz zufällig Johanna kennengelernt, die in der Nähe von Buenos Aires auf einer Biofarm arbeitet..
An einem Nachmittag in Buenos Aires habe ich mich mit Anna im Jardín Japonés getroffen. Die gemeinsame Freundin, die wir in Deutschland haben, hat uns also erfolgreich „verkuppelt“.
Wie sich herausstellte kannte, kennt Anna auch Johanna und war schon zu Besuch auf der Farm.

Das Highlight
Ende Januar habe ich auf der Wassersportmesse boot in Düsseldorf ausgeholfen. Auf der Rückfahrt in der Düsseldorfer U-Bahn hat uns ein rothaariger Fußballfan mit seinem Gespräch mit ein paar Austauschschülern aus Buenos Aires unterhalten:
Er fragte sie, ob everything creamy sei (englisch für alles cremig bzw. alles gut), ihnen den Unterschied zwischen herb (wie sein Bier) und Herpes und Vokabeln wie Harndrang beibrachte. Als ich mich fragte, was diese armen Argentinier wohl für ein Deutschlandbild bekommen würden, erklärte der Fußballfan sich selbst für dumm. Aber da könne er nichts für, das liege an seiner roten Haarfarbe. Achso.
Wie dem auch sei, einen dieser argentinischen Schüler habe ich heute bei dem Schülerwettbewerb „Deutsch mit Herz und Verstand“ getroffen. Buenos Aires ist also doch nicht so groß, genauso wenig wie Düsseldorf und die Welt im Allgemeinen.

(Herzlichen Glückwunsch an alle, die diese Zusammenhänge und Bekanntschaftsverhältnisse verstehen!)

Also entweder sind Globalisierung und internationale Netzwerke viel willkürlich alltäglicher als sich diese Begriffe anhören, oder ich habe einfach eine (bestimmt wahnsinnig wertvolle) Gabe für Zufälle.

Kunst und Szenen

Die Kunstmesse arteBA ist eine große und wichtige Sache in Buenos Aires mit viel Interessantem, Schönen, Beeindruckenden, Verwirrenden und Ironischen. Aus meiner Sicht waren aber die Menschen, die Besucher das Allerspannendste. Wie eigentlich immer.
Da waren all die auf gutes und/oder interessantes Aussehen bedachten Kunstinteressierte mit tausenden von Versionen ach so stylischer „Hipster“-Brillen und ach so hoher Plataformaschuhen … mittendrin ein angeleuchtetes Kind … ein Mädchen, das von einer Freundin tanzend vor einem Kunstwerk fotografiert wird und dabei selbst das Beste am ganzen Kunstwerk ist … und so viele andere people, people, people, people.

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Zwei Fremde und ich.

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P6070198Mein Liebling: Ein Vogel auf weiß … der Schatten von einem Hauch von Schmiere.P6070202   P6070186Dieser echte, lebendige Mann hielt verschiedene Posen für jeweils einige Minuten – unfassbar ruhig und deshalb unfassbar anstrengend.

P6070148„FOLGE“. Haha.

Zwischendrin

Das kulturweit-Zwischenseminar macht seinem Namen alle Ehre. Gefühlt mittendrin hat es mich kurz in die (frische Land-)Luft gehoben, mir einen Überblick verschafft und mich schließlich wieder zurück auf bekannteres Pflaster gesetzt. Ein bisschen, als wäre nichts gewesen, ein bisschen, als hätte sich in der kurzen Zeit alles verändert.

Eine Woche vor dem Seminar kam meine liebe Freundin Pauline (auch Freiwillige mit kulturweit) aus Posadas in Nordargentinien und Nina, eine Freundin von Pauline. Wir waren mit Stadterkundungen und WG-Leben beschäftigt, bis Pauline und ich am Freitagabend nach einer knappen Woche los mussten.
Beim Aufbruch ließen wir nicht nur einen Haufen noch ungetrockneter Wäsche beim Lavadero um die Ecke zurück, sondern auch einige unerkundete Stadtteile (vor allem Pauline) und den neuen Alltag (vor allem ich).

In einer Busnacht mit viel zu kalter Klimaanlage sind wir dann nach Córdoba Stadt gefahren.
Im zwielichtigen Hostel (im wahrsten Sinne des Wortes, nicht im übertragenen Sinne) haben wir die anderen Freiwilligen aus Argentinien, Uruguay und Paraguay wiedergetroffen, gequatscht, gegessen,…
Auf dem dagegen bunt leuchtenden Artisanenmarktes haben wir eingekauft, noch mehr gequatscht, noch mehr gegessen und Hippie-Freundschaften geschlossen.
Und zwischendrin haben wir die Stadt angeguckt…

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Das Seminar fand statt in dem auf skurrile Art deutsch geprägten Dorf Villa General Belgrano in der Nähe von Córdoba Stadt. Ein wenig abgelegen von dem ein wenig abgelegenen Dorf lag unsere Herberge „El Rincón“ = die Ecke, für dessen Namensherkunft wir zwei Theorien entwickelt haben:
1. Das Gelände befindet sich in der hinter(st)en Ecke des Dorfes.
2. Die Herberge hat etwas von einer gemütlichen Kuschelecke.

Ein bisschen gekuschelt haben wir tatsächlich – und gut gegessen (inklusive hausgemachter Marmelade, Dulce de Leche, Erdnussbutter, Joghurt, einem Traum von Brot,…), Musik gemacht, Schach gespielt, gezeichnet, mal leicht gefroren und mal in der Sonne gesessen.

Um nach einer Woche intensiven Zusammenseins das beste aus dem Tag zu machen, sind Lena und ich an dem Samstag nach dem Seminar in die Umgebung von Córdoba Stadt gefahren.
Der Plan war, mit dem Bus zu dem Dorf Jesús María zu fahren und von dort zu der Estancia Santa Catalina mit dem Taxi, da keine andere Verbindung im Reiseführer erwähnt wurde. Es gab tatsächlich keine andere Verbindung. Als dann auch erstmal kein Taxi in der Nähe des Busbahnhofs von Jesús María zu sehen war (und das auch relativ teuer gewesen wäre), sind wir einfach geblieben.

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Der überlebensgroße Namensgeber

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Die Beschreibung des Reiseführers „verschlafen“ trifft es ganz gut – vor allem natürlich während der Siesta. Aber in diesem Dorf war uns die Verschlafenheit sehr sympathisch, vielleicht wegen des guten Wetters, vielleicht wegen unserer unvoreingenommenen Spontanität.
Die stellte sich mal wieder als sehr lohnenswert heraus. Noch ein Blick in den Reiseführer verriet, dass es auch hier eine Jesuiten-Estancia gab.
So eine Jesuiten-Estancia ist ein architektonisches Schmuckstück. Wie wir erfuhren, wurden sie in der Kolonialzeit von den Missionaren gebaut, um die Universitäten und andere Bildungsstätten finanziell wie auch „moralisch“ zu unterstützen. Das bedeutete, Indigene und Sklaven aus Afrika für sich arbeiten zu lassen und ihnen dafür angeblich ach so wertvolle westeuropäische bzw. katholische Bildung zukommen zu lassen. Mit dem moralischen Verfall, dessen die Mönche der Estancia zeitweise beschuldigt wurden, war aber wohl eine andere Art von Verbrechen gemeint als die, an die ich gedacht hätte.
Umso mehr hat uns die Ausstellung „Una tierra – muchos dioses“ (Eine Erde – viele Götter) gefallen. Sie präsentierte anhand von Skulpturen, Alltagsgegenständen und Symbolen den Reichtum an Glaubensrichtungen der Menschen, die schon lange vor den europäischen Einwanderern hier lebten und dann „moralisiert“ wurden.

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Einmal so komplett draußen – aus der Stadt, aus dem Alltag – habe ich schon eine andere, vielleicht gesamtheitlichere (und ich gebe zu vorläufig nostalgische) Sicht auf die Dinge bekommen. Einerseits ist mir klar geworden, wie schnell die Zeit bisher vergangen ist und wie wenig Zeit nur noch bleibt. Und vor allem habe ich nochmal mehr gemerkt, wie glücklich ich hier bin.

Kurzgeschichten

Hier eine kleine Sammlung wunderschön unwichtiger aber witziger Geschichten, die mich im Alltag erfreuen…:

Der mysteriöse Mendoza-Mann
Eines meiner Lieblingserlebnisse, das ich auch schon ziemlich weit verbreitet habe…
Teil 1: Als ich vor dem Konex (oder Ciudad Cultural Konex) auf eine Freundin gewartet habe, um mit ihr zu einem Konzert zu gehen, habe ich diesen Mann gesehen, der auch wartete, den ich irgendwo schonmal gesehen hatte.
Teil 2: Am letzten Tag unseres Osterwochenendes in Mendoza hat sich dieser Mann einem Freund im Eiscafé an den Tisch neben uns gesetzt. Sie haben französisch gesprochen. Zum dritten Mal gesehen und schon in der zweiten Stadt.
Teil 3: Einen Tag später, beim Warten am Busbahnhof stand plötzlich der gleiche Mann vor mir und hat mich kurz angelächelt. Ich wusste und weiß nicht, ob aus Wiedererkennung oder Höflichkeit.
Teil 4: Auf der Nachtfahrt zurück nach Buenos Aires glaube ich, diesen Mann im (dunklen) Bus gesehen zu haben, und ich glaube, dass er mich auch gesehen hat.
Teil 5: Als ich nach Mendoza einmal etwas zu spät in der Sprachschule war, habe ich in einen Raum mit offener Tür geschaut und da saß er, hat mir mit einer Geste gezeigt in welchen Raum ich musste, und ich bin schnell reingehuscht. Ich habe mich gefühlt wie die fabelhafte Amélie, als sie herausfindet, dass der rätselhafte Mann aus dem Fotobuch weder ein Verfolgter, noch ein Untoter ist, sondern einfach nur Elektriker. Mein rätselhafter Mann ist weder ein Verfolger, noch ein Spion, sondern arbeitet einfach in meiner Sprachschule. Und kommt wahrscheinlich aus Frankreich.

Beim Warten an einer Kreuzung auf dem Heimweg von der Arbeit fuhr ein Duo an mir vorbei bestehend aus einem Pickup und einem Fahrrad, dessen Fahrer sich am Heckstück des Pickups festhielt. Er profitierte eindeutig vom Tempo des Pickups, hatte wahrscheinlich den Spaß seines Lebens und bereitete mir ein bisschen Angst und viel Freude.

In der Secundaria gibt es eine ziemlich temperamentvolle zweite Klasse (entspricht ungefähr der achten Klasse in Deutschland). Als einer der ganz besonders großen Schätzchen mal wieder irgendeinen Mist gemacht hatte und ich ihn lange/streng/intensiv anguckte, meinte der einfach nur: „Soy lindo?“, „Bin ich hübsch?“. Ja klar. Und wahrscheinlich 14 Jahre alt und ein ziemlicher Teufel.

In den Bahnen wimmelt es nur so vor Verkäufern (von Kaugummis, Socken, Schokolade, Nähzeug, Stickern, Werkzeugsets und ähnlich lebenswichtiger Dinge) und Musikern. Das Schauspiel, für das sie auf den oft langen Fahrten sorgen, scheint gewissen Spielregeln zu folgen. Ob diese Situation dazugehört oder eher ein improvisierter Akt war, weiß ich nicht genau: Ein Musiker hatte gerade sein Set aus Gitarre und Mikro aufgebaut und schon ein paar Akkorde gespielt, die sich mit den Rufen eines Schokoladenverkäufers mischten. Die beiden gaben sich ein Zeichen, der Verkäufer ratterte sein Set an Werbesprüchen runter, gab schließlich wieder ein Zeichen, und der Musiker konnte ungestört spielen und singen.

Timing sollte man niemals unterschätzen – es ist essentiell, wenn es darum geht, rein zufällig mal einen einzelnen von den viel zu vielen Facebook-Posts zu lesen und dabei herauszufinden, dass ein Freund (Connor) aus den USA, den ich seit drei Jahren nicht gesehen habe, nächsten Monat nach Buenos Aires kommt. Im Leben hätte ich nicht gedacht, gerade ihn gerade hier wieder zu treffen. Überhaupt hätte ich vor drei Jahren nicht gedacht, mal für ein halbes Jahr in Buenos Aires zu leben. Und aus dieser Perspektive, mit diesem zeitlichen Abstand wird mir ansatzweise bewusst, wie ich mich in den letzten drei Jahren verändert und was ich erlebt habe. Jetzt bin ich gespannt, wie er sich verändert hat und was er alles erlebt hat, denn für diese Art von Infos reicht Facebook dann doch nicht.

Im Kindergarten hat mir ein Mädchen (mal wieder) ein Bild mit roten und pinken Blumen und Herzen geschenkt. Als ich mich bedankte und ihr einen Kuss gab, umarmte sie mich ganz besonders stürmisch und schüttete meinen Tee über meine Beine. Auch das Bild hat ein bisschen abbekommen. Jetzt habe ich also ein doppeltes Andenken an diese herz- und beinerwärmende Situation.

El Centro del Universo de la Locura

„Kennst du das, wenn es einfach passt?“
Ooh ja, das Gefühl hatte ich, als ich mein neues Zuhause gefunden habe. Ich bin nämlich mal wieder umgezogen und diesmal sicher zum letzten Mal.
Wie angeboten war ich bei dem Haus aufgekreuzt, als es mir grad passte. Aber leider haben Klingel und Spontanität (in diesem seltenen Fall) nicht funktioniert. Also bin ich in das nächste Café gegangen: In dem hübschen Florentina stehen an den Wänden Rezeptanleitungen und Zitate, zum Beispiel eins von Isabel Allende über Essen und Liebe und darüber, dass man in beiden Fällen jede Gelegenheit wahrnehmen sollte, sonst würde man es bereuen.
Ich habe einen Submarino (heiße Schokolade) getrunken und versucht, das Gedicht „El Olvido“ von Leonardo da Vinci zu übersetzen, das mein Mitpraktikant Luca mir eigentlich für den Sprachkurs mitgegeben hatte.
Beim zweiten Versuch hatte ich dann das Glück, vor der Tür gleich einen Mitbewohner und die Vermieterin zu treffen. Sie freute sich sehr darüber, dass ich tatsächlich einfach gekommen war, wann es mir passte (man sollte wirklich öfter heiße Schokolade trinken und Gedichte übersetzen), stellte fest, dass ich eine gute Aura habe und dass sie meinen spirit mag.
Mal sehen, inwiefern es stimmt, was meine Vermieterin sagte, nämlich dass dieses Haus „el centro del universo de la locura“ (das Zentrum des Universums der Verrücktheit) sei und Verrückte geradezu anzieht.

Mit nicht nur halbherzig, sondern komplett ausgepackten Koffern, aufgehängten Fotos und der Aussicht, hier zu bleiben, fühlt sich alles gleich mehr nach Leben, weniger nach Achterbahn an. Ich habe inzwischen einen gewissen Rhythmus, wenn er auch vor allem aus Neuentdeckungen und Veränderungen besteht – ein Alltag von Unalltäglichkeiten also.

Bei der Arbeit an der Schule (ja, diesen wichtigen Aspekt habe ich bisher vernachlässigt – es hat sich immer zu viel verändert, um irgendetwas schwarz auf weiß festzuhalten):
Das Instituto Ballester Deutsche Schule besteht aus Kindergarten (Nivel Inicial), Grundschule (Primaria) und weiterführender Schule (Secundaria) am Standort Villa Ballester sowie Kindergarten und Grundschule am Standort Villa Adelina. Ich bin überall, und das finde ich super, denn gerade die Abwechslung macht die Arbeit so interessant. Außerdem bekomme ich einen Überblick über alle Altersgruppen, die wahrscheinlich selten so ganzheitlich und bunt durcheinander erlebt werden.
Wenn ich mal vom Kindergarten in die erste Grundschulklasse komme, finde ich die Kinder dort unglaublich groß und erwachsen. Wenn ich aber von der Secundaria in die Grundschule komme, fühle ich mich plötzlich von sehr kleinen Kindern umgeben. Aber egal wo, ich werde immer herzlich von Schülern und Lehrern begrüßt, mit Küsschen und verschiedenen Varianten meines Namens. Von Umarmungen und spontanen „te quiero muchos“ (Kindergarten und Primaria), über high fives und „me gusta tu jeans“ (Secundaria) bis hin zum Urlaub mit den Kindern (Lehrerzimmer) ist alles dabei. Und Gemeinsamkeiten finden sich immer.

Mit etwas weniger Schlaf (den kann man nachholen, wenn man tot ist, wird sowieso ziemlich überbewertet…), sind in der Freizeit erstaunlich viele Unternehmungen möglich.
Natürlich gehe ich immer fleißig (zweimal pro Woche für je anderthalb Stunden) zum Sprachkurs. Es hat auch etwas gebracht, vor allem natürlich in Kombination mit dem, was ich so auf der Straße und sonst überall mitbekomme, denn inzwischen fühle ich mich ganz wohl im Castellano, mache zwar tausende Fehler, aber das hält mich nicht davon ab, ähnlich viel zu reden, wie ich das auch auf Deutsch gerne tue.

Dank der lieben Ronja (auch Freiwillige hier), die mich darauf gebracht hat, gehe ich jetzt ungefähr jeden zweiten Sonntag zu Jam de Dibujo, einer Jamsession auf verschiedenen Ebenen.
Um die Atmosphäre bei meinem ersten Mal dort ein bisschen aufzuzeichnen…:
Ich sitze in einem der Stühle, deren Sitzflächen und Lehnen aus gelbem Stoff bestehen und die an allen vier Seiten um die kleine provisorische mit einem weißen Tuch bedeckten Bühne stehen. Die meisten Stühle sind besetzt, manche Leute sitzen auch auf dem Boden, und viele wechseln im Laufe des Abends mehrmals den Platz; Perspektivwechsel und so.
Nicht so sehr auf dem Stuhl als viel mehr in Gedanken bin ich komplett versunken. Meine Konzentration rast zwischen dem Aktmodell auf der kleinen Bühne in der Mitte des Raumes, den Linien und Schattierungen des Körpers und den Linien und Schattierungen auf meinem Blatt Papier. Weil die Positionen für mich als perfektionistische Zeitlupenzeichnerin ziemlich schnell wechseln, konzentriere ich mich so stark, um möglichst viel von entweder den Umrissen der gesamten Position, oder den Feinheiten eines einzelnen Details, oder im besten Falle von beidem auf meinem Blatt festzuhalten. Denn wenn die Position einmal geändert wurde, bekomme ich diesen AugenBLICK nie wieder, kann nicht großartig weiter an der Zeichnung arbeiten; dann ist sie halt, wie sie ist, in irgendeinem Moment zwischen zwei Bleistiftstrichen stehengeblieben, so wie die Position mitten in der Bewegung stehengeblieben zu sein scheint.
In dieser Konzentration bekomme ich den Livejazz teilweise kaum mehr als unterbewusst mit. Rhythmus und Melodie sind im Raum, beeinflussen meine Stimmung und die gesamte Atmosphäre, tragen zu meiner Konzentration bei und treiben mich an in meiner Zeicheneile.
In der Pause holen wir uns einen Rotwein an der Bar, unterhalten uns, zeigen uns gegenseitig unsere Zeichnungen oder erhaschen Blicke auf andere Werke. Es ist alles dabei: Ein-Strich-Kulli-Karikaturen, Bleistift, Tusche, Rötelkreide, Aquarell, Edding… und natürlich die verschiedensten Perspektiven, die immer nur die Breite eines gelben Stuhls auseinanderliegen.
Musik, Zeichnung, Körper, Gespräche, Getränke und teilweise Essen – alle Sinne werden angesprochen, jede Kunstform ist irgendwie dabei. Das alles in intimer Atmosphäre, in erster Linie natürlich wegen der Nacktheit der Modelle, aber auch wegen des Zeitpunkts eines Sonntagspätabends und des bunt gemischten, gemeinsam kreativen Publikums.

Ob Tango tanzen für mich zu einer Regelmäßigkeit wird, da bin ich noch nicht so sicher. Aber ich habe es ausprobiert, nachdem ich immer meinte, es wäre wahrscheinlich eher nicht so meins, aber okay, irgendwann müsste ich es wohl schon mal versuchen, wenn ich schon hier bin… Dieses Irgendwann war also am letzten Aprildienstag im La Catedral.
Um den Lonely Planet zu zitieren (den Eintrag habe ich erst hinterher gelesen):
“If tango can be youthful, trendy and hip, this is where you’ll find it. The grungy warehouse space [zuerst Getreide und dann Fleisch oder so] is very casual, with funky art on the walls, thrift-store furniture [und wunderhübschen Miniweingläschen für uns, weil gerade keine anderen da waren] and dim atmospheric lighting. It’s more like a young bohemian nightclub than anything else, and there’s no implied dress code – you’ll see plenty of jeans on the dancers. …”

In der nächsten Zeit werden sicher nochmal mehr Routinen entstehen, vom neuen Zuhause ausgehend, wie die Wege zum Zug für die Arbeit oder zum Chino (kleiner nicht-Ketten-Supermarkt) um die Ecke, wie Yoga auf der Dachterasse, das Laufen in den Parks hier oder die Asados am Wochenende.

Fotos von Haus, Arbeit an der Schule, Zeichnungen und anderem kommen noch…!

Wetter- und Blickwechsel

Am 15. April, genau einen Monat und einen Tag nachdem ich in Buenos Aires angekommen bin, hat es so gestürmt, dass meine Haare in alle Richtungen, Staub in meine Augen und bunte Blätter durch die Luft geflogen sind.
Einen Tag später war ich beim Goethe-Stammtisch, den die Freiwilligen Ronja und Laura im Rahmen des Goethe Instituts ins Leben gerufen haben, „um sich nach Feierabend auf Deutsch in entspannter Atmosphäre auszutauschen, zu plaudern und zu diskutieren“ (Goethe-Stammtisch). Die Atmosphäre war total schön und inspirierend, nicht zuletzt wegen der idealen Rahmenbedingungen in der zauberhaften Pulpería Quilapán in San Telmo: ein Innenhof zwischen Backsteinmauern, Wein aus Pinguinkrügen, Live-Musik und -Chacarera (Folklore)…

Scheint wie ein perfekter Sommerabend?
Auf dem Heimweg wurden wir zuerst mal wieder ordentlich durchgepustet. Und trotz dieser mehr als deutlichen Vorwarnung, trotz unterstellen, Bus fahren, rennen, und für die letzten paar Cuadras doch noch ein Taxi nehmen, kam ich bis auf die Haut triefend nass zuhause an.
Vielleicht gibt es hier doch ein bisschen Herbst. Dieser Wetterwechsel passte jedenfalls ganz gut dazu, wie ich mich in den letzten Tagen gefühlt habe. Durch den Wind trifft es wirklich ganz gut (wie mir auch in der Schule bestätigt wurde). Denn ich bin umgezogen, aber irgendwie noch nicht angekommen.


Mein bisheriges Zimmer und Heim war wunderschön, sauber und ruhig (zu ruhig, aber gut). Und trotzdem wollte ich seit dem ersten Tag etwas anderes finden. Mit der Entfernung zur Arbeit hätte ich mich anfreunden können, aber der große Haken war das absolute Verbot jeglichen Besuchs. Inzwischen habe ich herausgefunden, dass diese Regel in verschiedenen Varianten in dieser sicherheitsbewussten Stadt gar nicht so unnormal ist. Aber welchen Sinn haben Räume, wenn nicht, um mit Menschen und Leben gefüllt zu werden. Hier also ein kleiner Abschied von den schönen aber unbelebten Räumen.

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Also habe ich per Wohnungssuche Sightseeing auf die etwas andere Art gemacht. Das kann ich übrigens nur empfehlen für Einblicke in (innen-)architektonische Schmuckstücke, in Privatleben (auf vollkommen legitime Art) und für neue Bekanntschaften.

Zu gern würde ich jetzt noch eine Fotoreihe über mein ach so perfektes neues Zuhause machen. Aber da bin ich leider noch nicht. Das heißt: jetzt gerade bin ich in einer Wohnung, die mir aus verschiedenen Gründen aber nicht so gut gefällt, und deshalb weiterhin auf der Suche. Diesmal aber ziemlich guter Hoffnung. Mehr dazu, wenn ich dann – wo auch immer – tatsächlich angekommen bin.

Montevideo

So ungefähr das erste Detail, das ich über Montevideo gehört habe, war das mit dem von Fahrrädern angetriebene Freiluftkino. Damit der Film läuft, müssen die Zuschauer strampeln. Soviel zum ersten (sympathischen) Eindruck. Bei Montevideo scheint es vor allem um den Charakter zu gehen, und der ist sehr gemütlich. Die Stadt wirkt überschaubar und ruhig; die Häuser haben viel weniger Stockwerke als die in Buenos Aires, es gibt wenig (Auto- und Fußgänger-)Verkehr, und nach einem mehr oder weniger ausgiebigen Spaziergang wüsste ich nicht so genau, welche großen Highlights – abgesehen vom Strand – es noch zu sehen gäbe. Die Stadt ist weniger eine zum Besichtigen, sondern vielmehr eine Lebestadt und dadurch umso sympathischer. So jedenfalls habe ich sie letztes Wochenende erlebt – inklusive Freiluft-Fahrrad-Film.


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P4118976Ein verlassendes Gelände direkt am Wasser – perfekt für eine Art creative space, aber vielleicht liegt es an Montevideos Gemütlichkeit, dass aus so etwas nicht gleich ein Großprojekt wird.

P4118986Parilla auf dem Bürgersteig.

P4118991Und nochmal.

P4118993Das ehemals (für ziemlich kurze Zeit) höchste Gebäude Lateinamerikas.

P4118996Der Nationalheld und die Amateurmodels.

P4118998In die eine Richtung hindurch zu gehen soll das Leben um fünf Minuten verlängern, in die andere Richtung um fünf Minuten verkürzen. Ich glaube ich bin in die richtige Richtung gegangen.

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P4119048Eine Ansammlung von Parilla-Restaurants in einem ehemaligen Bahnhof.

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Und zurück zum Freiluftkino: Nach einem Infofilmchen über die Geschichte und Verbreitung des Fahrrads in den Niederlanden (gar nicht so uninteressant!) lief ein Film über einer uruguayische Familie (Vater mit zwei erwachsenen Söhnen), die innerhalb von ca. vier Jahren mit dem Auto um die Welt gefahren sind. Die selbstgedrehten Videoschnipsel und Interviews mit den drei Männern selbst, Familienangehörigen und Freunden bildeten die perfekte Form für die Authentizität, die dem Film seine ganze Lebendigkeit verlieh. Abgesehen natürlich von den drei Persönlichkeiten haben die Form und die Authentizität den Film ausgemacht, zusammen mit den zwei Konstanten, die sich durch das Auf und Ab der Reise zogen: zwischen realistisch und unvorstellbar, zwischen Krise und Hochgefühl, zwischen Vater und Söhnen und Menschen auf der ganzen Welt immer ein blauer Citroën Mehari und immer ein Becher Mate.

Mehr zu dem Projekt: www.uruguayporelmundo.com

(Der Kommentar meines Sprachlehrers zu dem Projektnamen: [herzhafte Lache] Ja, so sind die Uruguayos, nicht groß rumfackeln mit poetischen Wortspielen, sondern schlicht und einfach auf den Punkt kommen.)

Wein und Berge

Fünfzehn Stunden Busfahrt – so anstrengend sie trotz bequemer Sitze sind – geben einem die Chance, sich etwas mehr auf einen ganz anderen Ort einzustellen. Vor allem natürlich, wenn man die Morgenstunden vor der Ankunft mit begeistertem Landschaft-Gucken verbringt. Trotzdem habe ich das Gefühl, in den wenigen Tagen des Osterwochenendes, der Semana Santa, nicht ganz in Mendoza angekommen zu sein.

Immerhin haben wir uns am Ankunftstag Zeit gelassen, durch die Stadt, auf der Plaza Independencia und im Parque San Martín zu bummeln, in dem Sonnenlicht, das sich im Brunnenwasser, in den Seifenblasen und dem Wasser des Parkteichs spiegelte.
Es ist natürlich wenig sinnvoll, Buenos Aires als Maßstab für andere Städte hier zu nehmen. Die Millionenstadt ist sicher weder optisch noch vom Charakter her typisch für Lateinamerika oder auch „nur“ Argentinien. Aber da es jetzt nunmal „meine Stadt“ ist, kann ich Vergleiche nicht abstellen:
Mendoza ist – oh Wunder – viel kleiner und ruhiger als Buenos Aires (diesen Eindruck haben die Feiertage bestimmt verstärkt). Auf den Straßen sind weniger Menschen unterwegs, und sie bewegen sich langsamer. Im Park ist viel los, aber auf so gemütliche Art, wie in Parks eben was los ist. Dank mitgebrachter Stühle, Picknickausstattung und natürlich Mate wird aus dem Parkbesuch ein aufwändig-entspanntes soziales Event.
Ganz zart klingt in der Stadt ein Echo der Umgebung – der unendlich weiten Flächen einerseits und der überwältigenden Berge andererseits – selbst durch das spätabendliche Treiben zwischen Restaurants und Bars hindurch.

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Wir wollten Abenteuer – und haben eine zentimeterhohe Hostelzimmerüberschwemmung
bekommen. Wie war das noch mit der Vorsicht beim Wünschen?

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Eine Kostprobe der Landschaft haben wir bei unserer Fahrradtour durch die Weinfelder und Olivenhaine bekommen. Die wohl berühmteste Traube Argentiniens, Malbec, schmeckt fruchtig und intensiv, wie ein leuchtend heißer Sommertag. Am besten zu genießen ist sie aber wahrscheinlich ein paar Stunden in Richtung Sonnenuntergang, wenn das Licht von strahlend zu warm übergeht…

All das war nach einem etwas schwierigen Start umso schöner: Die Besorgung von Bustickets an einem Karfreitag stellte sich als Odyssee heraus. Ich dachte, es gebe die Situation, in der man geschätzte zehnmal von Kiosk zu Kiosk, „durch die Unterführung durch“, „zwei Blocks weiter und einen nach rechts“,… gelotst wird, nur in der fiktiven Welt. Falsch gedacht. Entsprechend glücklich waren wir, endlich im Bus zu sitzen.

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Sonne, liebe Menschen, Wein, Oliven und Brot… viel mehr braucht es nicht!

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Der absolute Höhepunkt (im wahrsten Sinne des Wortes) war die Alta-Montaña-Tour in die Anden. Nach der anfänglichen Holprigkeit bei unserer Wein-Fahrradtour war es wunderbar entspannend, sich von der durchgeplanten Bustour mit super herzlichem Tourguide durch die Gegend fahren zu lassen. Die teilweise zu lauten und ausführlichen Erklärungen wurden dabei spanisch mit „Chicos!“ und englisch mit „People!“ oder dem belustigenden „Girls! And people!“ eingeleitet.
Wie beschreibt man so eine Landschaft?
Ein Spiel von Licht und Schatten, die Farben, die harte Grenze zwischen rotbraunem Berg und blauem Himmel… Schon jetzt, kurze Zeit später, kann ich kaum glauben, dass ich einmal in der Landschaft auf diesen Fotos mittendrin stand.
„Otherworldly“ – das trifft es ganz gut.

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Wie toppt man so einen Tag, solche Aussichten? Gar nicht. Wir jedenfalls haben einen gemütlichen Ostersonntag verbracht: mit Osterplätzchen (teilweise aus Spekulatiusteig), die die Gastmama von der Freiwilligen Lena gebacken hatte, mit einem Spaziergang von Plaza zu Plaza, mit der Beobachtung eines Ameisen-Keks-Transports und mit großzügigen Portionen Helado. Und ja, man kann für Schokoladen- und Dulce-de-Leche-Eis eigene Kategorien mit jeweils ca. zehn Sorten anbieten!

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Und ein Sonntagsausflug

Nach zwei Wochen Großstadt war so ein Ausflug ins nahe Tigre und Flussdelta die perfekte Art, einen Sonntag zu verbringen – keine Ahnung, wie oft wir meinten, was für ein perfekter Tag das doch war. Ein bisschen mehr Natur, frische Luft und Wasser drum herum… das fühlte sich wunderbar gut an! Außerdem hatten wir das riesige Glück, von der lieben Argentinierin Caro (muchas gracias!), einer Bekannten der Freiwilligen Laura, herumgeführt zu werden.

Das Tigre-Delta ist eine große Fluss- und Insellandschaft mit (auch hier) braunem Wasser und leuchtend grünem, frisch gemähtem Rasen am Ufer. Die kleinen niedlichen Häuser stehen wegen Hochwassergefahr auf Stelzen, sind oft bunt und haben Namen wie zum Beispiel Cuatro Vientos (= Vier Winde). Die Luft ist voller Licht, Urlaubsstimmung, dem Geräusch von Wasser und – später am Abend – Grillenzirpen.


Wasserstraßen und Insellandschaft
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Die gold-blaue Stunde
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Schatten und Licht
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