Kurzgeschichten

Hier eine kleine Sammlung wunderschön unwichtiger aber witziger Geschichten, die mich im Alltag erfreuen…:

Der mysteriöse Mendoza-Mann
Eines meiner Lieblingserlebnisse, das ich auch schon ziemlich weit verbreitet habe…
Teil 1: Als ich vor dem Konex (oder Ciudad Cultural Konex) auf eine Freundin gewartet habe, um mit ihr zu einem Konzert zu gehen, habe ich diesen Mann gesehen, der auch wartete, den ich irgendwo schonmal gesehen hatte.
Teil 2: Am letzten Tag unseres Osterwochenendes in Mendoza hat sich dieser Mann einem Freund im Eiscafé an den Tisch neben uns gesetzt. Sie haben französisch gesprochen. Zum dritten Mal gesehen und schon in der zweiten Stadt.
Teil 3: Einen Tag später, beim Warten am Busbahnhof stand plötzlich der gleiche Mann vor mir und hat mich kurz angelächelt. Ich wusste und weiß nicht, ob aus Wiedererkennung oder Höflichkeit.
Teil 4: Auf der Nachtfahrt zurück nach Buenos Aires glaube ich, diesen Mann im (dunklen) Bus gesehen zu haben, und ich glaube, dass er mich auch gesehen hat.
Teil 5: Als ich nach Mendoza einmal etwas zu spät in der Sprachschule war, habe ich in einen Raum mit offener Tür geschaut und da saß er, hat mir mit einer Geste gezeigt in welchen Raum ich musste, und ich bin schnell reingehuscht. Ich habe mich gefühlt wie die fabelhafte Amélie, als sie herausfindet, dass der rätselhafte Mann aus dem Fotobuch weder ein Verfolgter, noch ein Untoter ist, sondern einfach nur Elektriker. Mein rätselhafter Mann ist weder ein Verfolger, noch ein Spion, sondern arbeitet einfach in meiner Sprachschule. Und kommt wahrscheinlich aus Frankreich.

Beim Warten an einer Kreuzung auf dem Heimweg von der Arbeit fuhr ein Duo an mir vorbei bestehend aus einem Pickup und einem Fahrrad, dessen Fahrer sich am Heckstück des Pickups festhielt. Er profitierte eindeutig vom Tempo des Pickups, hatte wahrscheinlich den Spaß seines Lebens und bereitete mir ein bisschen Angst und viel Freude.

In der Secundaria gibt es eine ziemlich temperamentvolle zweite Klasse (entspricht ungefähr der achten Klasse in Deutschland). Als einer der ganz besonders großen Schätzchen mal wieder irgendeinen Mist gemacht hatte und ich ihn lange/streng/intensiv anguckte, meinte der einfach nur: „Soy lindo?“, „Bin ich hübsch?“. Ja klar. Und wahrscheinlich 14 Jahre alt und ein ziemlicher Teufel.

In den Bahnen wimmelt es nur so vor Verkäufern (von Kaugummis, Socken, Schokolade, Nähzeug, Stickern, Werkzeugsets und ähnlich lebenswichtiger Dinge) und Musikern. Das Schauspiel, für das sie auf den oft langen Fahrten sorgen, scheint gewissen Spielregeln zu folgen. Ob diese Situation dazugehört oder eher ein improvisierter Akt war, weiß ich nicht genau: Ein Musiker hatte gerade sein Set aus Gitarre und Mikro aufgebaut und schon ein paar Akkorde gespielt, die sich mit den Rufen eines Schokoladenverkäufers mischten. Die beiden gaben sich ein Zeichen, der Verkäufer ratterte sein Set an Werbesprüchen runter, gab schließlich wieder ein Zeichen, und der Musiker konnte ungestört spielen und singen.

Timing sollte man niemals unterschätzen – es ist essentiell, wenn es darum geht, rein zufällig mal einen einzelnen von den viel zu vielen Facebook-Posts zu lesen und dabei herauszufinden, dass ein Freund (Connor) aus den USA, den ich seit drei Jahren nicht gesehen habe, nächsten Monat nach Buenos Aires kommt. Im Leben hätte ich nicht gedacht, gerade ihn gerade hier wieder zu treffen. Überhaupt hätte ich vor drei Jahren nicht gedacht, mal für ein halbes Jahr in Buenos Aires zu leben. Und aus dieser Perspektive, mit diesem zeitlichen Abstand wird mir ansatzweise bewusst, wie ich mich in den letzten drei Jahren verändert und was ich erlebt habe. Jetzt bin ich gespannt, wie er sich verändert hat und was er alles erlebt hat, denn für diese Art von Infos reicht Facebook dann doch nicht.

Im Kindergarten hat mir ein Mädchen (mal wieder) ein Bild mit roten und pinken Blumen und Herzen geschenkt. Als ich mich bedankte und ihr einen Kuss gab, umarmte sie mich ganz besonders stürmisch und schüttete meinen Tee über meine Beine. Auch das Bild hat ein bisschen abbekommen. Jetzt habe ich also ein doppeltes Andenken an diese herz- und beinerwärmende Situation.

Ein Gedanke zu „Kurzgeschichten

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