Montevideo

So ungefähr das erste Detail, das ich über Montevideo gehört habe, war das mit dem von Fahrrädern angetriebene Freiluftkino. Damit der Film läuft, müssen die Zuschauer strampeln. Soviel zum ersten (sympathischen) Eindruck. Bei Montevideo scheint es vor allem um den Charakter zu gehen, und der ist sehr gemütlich. Die Stadt wirkt überschaubar und ruhig; die Häuser haben viel weniger Stockwerke als die in Buenos Aires, es gibt wenig (Auto- und Fußgänger-)Verkehr, und nach einem mehr oder weniger ausgiebigen Spaziergang wüsste ich nicht so genau, welche großen Highlights – abgesehen vom Strand – es noch zu sehen gäbe. Die Stadt ist weniger eine zum Besichtigen, sondern vielmehr eine Lebestadt und dadurch umso sympathischer. So jedenfalls habe ich sie letztes Wochenende erlebt – inklusive Freiluft-Fahrrad-Film.


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P4118976Ein verlassendes Gelände direkt am Wasser – perfekt für eine Art creative space, aber vielleicht liegt es an Montevideos Gemütlichkeit, dass aus so etwas nicht gleich ein Großprojekt wird.

P4118986Parilla auf dem Bürgersteig.

P4118991Und nochmal.

P4118993Das ehemals (für ziemlich kurze Zeit) höchste Gebäude Lateinamerikas.

P4118996Der Nationalheld und die Amateurmodels.

P4118998In die eine Richtung hindurch zu gehen soll das Leben um fünf Minuten verlängern, in die andere Richtung um fünf Minuten verkürzen. Ich glaube ich bin in die richtige Richtung gegangen.

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P4119048Eine Ansammlung von Parilla-Restaurants in einem ehemaligen Bahnhof.

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Und zurück zum Freiluftkino: Nach einem Infofilmchen über die Geschichte und Verbreitung des Fahrrads in den Niederlanden (gar nicht so uninteressant!) lief ein Film über einer uruguayische Familie (Vater mit zwei erwachsenen Söhnen), die innerhalb von ca. vier Jahren mit dem Auto um die Welt gefahren sind. Die selbstgedrehten Videoschnipsel und Interviews mit den drei Männern selbst, Familienangehörigen und Freunden bildeten die perfekte Form für die Authentizität, die dem Film seine ganze Lebendigkeit verlieh. Abgesehen natürlich von den drei Persönlichkeiten haben die Form und die Authentizität den Film ausgemacht, zusammen mit den zwei Konstanten, die sich durch das Auf und Ab der Reise zogen: zwischen realistisch und unvorstellbar, zwischen Krise und Hochgefühl, zwischen Vater und Söhnen und Menschen auf der ganzen Welt immer ein blauer Citroën Mehari und immer ein Becher Mate.

Mehr zu dem Projekt: www.uruguayporelmundo.com

(Der Kommentar meines Sprachlehrers zu dem Projektnamen: [herzhafte Lache] Ja, so sind die Uruguayos, nicht groß rumfackeln mit poetischen Wortspielen, sondern schlicht und einfach auf den Punkt kommen.)