Hin und weg und zurück

Man kann sich fast an das Außergewöhnliche gewöhnen, wenn es nur genug Veränderungen gibt.

Gefühlt gerade als ich in einem Buenos Aires Alltagsrhythmus angekommen bin – so, wie das innerhalb von vier Monaten eben möglich ist – haben die letzten vier Wochen alles ein bisschen durcheinander geworfen.


Zuerst habe ich Besuch von meiner liebsten Mami bekommen.
Trotz allem Deutschen, dem ich hier ständig begegne, hatte ich zum ersten Mal richtig das Gefühl, dass sich die Welten mischen. Die deutsche Blase in Buenos Aires – die deutsche Schule, das kulturweit-Netzwerk, meine deutschen Freunde hier… – ist für mich viel mehr Teil von Argentinien als von Deutschland.
Auf der anderen Seite habe ich nochmal mehr von Buenos Aires und Argentinien gesehen:
Sehenswürdigkeiten, zu denen ich es bisher irgendwie noch nicht geschafft hatte, wie zum Beispiel der Stadtteil La Boca mit dem Caminito…

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P7071082„Ich bin abgehauen… Miete sehr hoch!“ – „Besitzer vermietet.“

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Und wir waren in Iguazú, bei diesem atemberaubenden Wasserwunder.
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Und dann kam Rio.

Um das Klischee zu erfüllen und leider ein paar Reisewarnungen zu bestätigen (was mir aber keineswegs die Laune verdirbt), wurde uns – trotz Vorsicht natürlich – ein Rucksack inklusive meiner Kamera geklaut.

Am traurigsten bin ich wegen der Fotos aus dieser Stadt, von den Augenblicken. Ein Grund mehr, nochmal wiederzukommen.
Weil die Fotos auf Nimmerwiedersehen weg sind, versuche ich, mit Wörtern ein paar Bilder zu malen. Zu blöd, dass Rio so unbeschreiblich ist.
Ich weiß nicht, was besonderer ist – die Landschaft, mit den skurrilen, teilweise von Regenwald bedeckten Berg- und Felsformen, dem Ozean und den vielen Stränden oder die Menschen, denen man anmerkt, dass sie immer Sommer haben, die die vielleicht weicheste und sanfteste Sprache sprechen, die unglaublich herzlich sind.

Wir haben uns kaum etwas entgehen lassen – eine super Free Walking Tour, Açaí-Bowl mit Granola, junge Kokosnüsse und Tapioca-Pfannkuchen, Strandstunden, eine Tanzaufführung im Bohème-Viertel Santa Teresa, ausgehen in Lapa, wie gesagt leider uns beklauen lassen, den höchsten Berg im Stadt-Nationalpark beklettert (mit weitem Ausblick, bis wir mittendrin in den Wolken waren)…

Der große Vorteil davon, ab und zu einfach mal keine Pläne zu haben, sind solche Zufallsentdeckungen wie die an meinem letzten Abend in Rio. Auf der Suche nach Abendessen kamen wir bei einer Art Marktstand/Suppenbar vorbei. Nach ein bisschen weitergucken stellte sich mal wieder heraus, dass die erste Entdeckung doch eigentlich immer die beste ist.
Weil wir kein Wort der portugiesischen Suppenbezeichnungen kannten, haben wir einfach auf gut Glück bestellt. Glück hatten wir dann auch: mit den leckeren Suppen und mit einem leichten Regen, der von unserem Markthüttenunterstand aus betrachtet sehr gemütlich war, während wir über Lieblingsplätze und kleine Bergdörfer in Südamerika gesprochen haben.


Nach einer komischen Nacht im Halbschlaf und einem morgendlichen Flug war ich dann in Santiago. Im modernen, sauberen, ziemlich kühlen Santiago bei meiner lieben Freundin Vale, die ich in den USA kennengelernt und seit 3,5 Jahren nicht mehr gesehen hatte.
Wir haben uns Santiago, Valparaíso und Viña del Mar angeguckt, sind nostalgisch wegen der Zeit in den USA geworden, und ich habe ein paar der Menschen kennengelernt, von denen sie mir immer erzählt hatte.

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Warum ich nach einer noch so schönen Reise auch wieder sehr gerne nach Buenos Aires zuückkomme?…
Während ich darauf gewartet habe, dass mein Visum verstanden und akzeptiert wird, habe ich mich über meine Reise, meine Zeit in Buenos Aires und über Flughäfen bei Nacht unterhalten. Und wurde zum Fischen eingeladen (nur so halb im Ernst).
Weil ich früher gelandet war, mein bestellter Taxifahrer sich etwas Zeit gelassen hatte und ich mitten in der Nacht keine Lust auf ungewisses Warten hatte, habe ich mich auf die Suche nach einem anderen Taxi gemacht. Da die Taxen am Flughafen aber mehr kosten als die vorher bestellten hat mein knappes Bargeld dafür eigentlich nicht gereicht. Nach einem Weilchen und der Anwendung meiner Überredungskunst hat mich der Typ von der Taxiagentur dann in ein Taxi gesetzt mit den Worten: „Ciao linda! Un beso.“ – „Tschüss Hübsche! Ein Küsschen.“
Da fühlt man sich doch gleich noch mehr zuhause.