Archiv für den Monat: März 2015

Nunca Más

24 de marzo:

Der 24. März ist in Argentinien ein „Feiertag“, besser gesagt der „Día de la Memoria por la Verdad y la Justicia“, also der Tag der Erinnerung für Wahrheit und Gerechtigkeit. An diesem Tag wird an den Beginn der Militärdiktatur 1976-1983 erinnert und damit an die blutigste und grausamste Zeit der argentinischen Geschichte.
Gestern kam eine riesige Anzahl von Menschen verschiedenster Gruppen zur Plaza de Mayo, wie auch die Madres de Plaza de Mayo. Diese Frauen und Mütter und andere Angehörige kommen seit der Militärdiktatur donnerstags auf diesem politisch bedeutungsvollen Platz zusammen, um sich über den Verlust ihrer Kinder zu beklagen. Während der Militärdiktatur wurden zahllose (und zwar wörtlich; es gibt keine genauen Angaben) Menschen, darunter viele junge, entführt und getötet.

Zu diesem Thema sollte so viel mehr gesagt werden, aber dafür bin ich nicht die Richtige, das überlasse ich lieber anderen.
Zu dem Thema habe ich empfohlen bekommen oder selbst gelesen:
Die Bücher Mein Name ist Luz von Elsa Osorio und Drei Minuten mit der Wirklichkeit von Wolfram Fleischhauer
und den Film La historia oficial von Luis Puenzo.

Ein Samstagsausflug

Die Luft ist nach einer Woche ziemlich schwüler Hitze zu einer wunderbaren Frische abgekühlt. Dazu Sonne und Wochenende… Also haben die zwei Praktikanten an meiner Einsatzschule und ich einen Ausflug „ins Grüne“, die Reserva Ecológica Costanera Sur gemacht.

Die Plaza de Mayo (gesprochen Mascho!) entwickelt sich – abgesehen von ihrer zentralen Bedeutung für die Stadt – bisher auch für mich zu einem Treffpunkt. Da könnte ich mir schlechtere vorstellen!
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Ganz anders als der Trubel auf der Plaza de Mayo, sowieso ganz anders als der Rest von Buenos Aires, ist Puerto Madero. Mit den Neubauten und Glaskästen hat dieser Stadtteil seinen eigenen Charakter. Mir kam er irgendwie unwirklich und ein bisschen leblos vor. Das lag vielleicht an den (zumindest als wir da waren) leeren breiten Straßen und vielleicht daran, dass in diesem „Naherholungsgebiet“ kaum normaler Alltag stattzufinden scheint.

P3218322Der Puente de la Mujer soll wohl ein Tango tanzendes Paar darstellen. Ich finde aber, da ist der Fantasie ganz freier Lauf gelassen (eine „mujer“ konnten wir auch nicht wirklich erkennen).

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P3218335Der Puente de la Mujer soll wohl ein Tango tanzendes Paar darstellen. Ich finde aber, da ist der Fantasie ganz freier Lauf gelassen (eine „mujer“ konnten wir auch nicht wirklich erkennen).

Puerto Madero lässt einen schnell vergessen, in welcher finanziellen Krise dieses Land steckt. Ob das so gut ist, ist natürlich eine andere Frage.


Man entdeckt ja alle möglichen seltsamen Dinge, aber aus diesem Sammelsurium oder provisorischen Altar oder was ich immer sind wir wirklich nicht ganz schlau geworden. Vor allem der Schlüssel inklusive Adresse hat uns verwirrt, aber natürlich auch neugierig gemacht. Die Tage werden wir dann also mal schauen, was es in San Martín 932 so gibt.

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P3218343Eine Riesenauswahl an Saucen, Gemüsemischungen, …

P3218351…zu Choripán – ein Chorizo-Sandwich für den etwas größeren Hunger!

P3218352Und ich hatte das große Glück, ganz umsonst diese Schale für das „Buffet“ zu bekommen. So ein leckeres Glück!

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Ja und dann das eigentliche Ausflugsziel… erst recht eine Welt für sich!
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11076081_369157763270229_775832216_nVon der Farbe des Wassers mal abgesehen hatte es schon Bilderbuchpotenzial.

Feria de San Telmo

Mit allem, was ich an diesen Tagen in Buenos Aires zum ersten Mal mache, fühle ich mich ein bisschen mehr zuhause. Zum ersten Mal eingekauft, joggen gegangen, Subte (Metro) gefahren,… Und jeden Tag komme ich mehr an.
Trotzdem habe ich natürlich bisher kaum mehr als eine Vorahnung von Vertrautheit und Heimatgefühl. Also haben wir Freiwillige – ganz die Touristen, als die wir uns noch fühlen – erstmal ein sehenswertes Highlight besucht: die Feria de San Telmo, eine Art Trödelmarkt über ungefähr zwei Kilometer unebenen Kopfsteinpflasters.

Zur Veranschaulichung hier ein fotografischer Spaziergang durch San Telmo:

1Die Casa Rosada an der von Tauben und Sonnenlicht gefüllten Plaza de Mayo als Auftakt.


Und hereinspaziert in den Menschenstrom zwischen Ufern von Verkaufsständen…

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P3158147Eine der vielen Hof-Oasen mit Musik und mit Essen vom Grill, dessen Duft und Rauch die Straßen erfüllt.P3158199
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P3158130Und noch eine… diesmal mit Dulce de Leche, Keksen und Käse aus traditioneller Herstellung.

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Oooh heiße Empanadas… in meinem Fall mit einer so cremigen (um nicht zu sagen herrlich matschigen) Verdura-Füllung, dass das aufgeweichte Papier Löcher bekam und es im wahrsten Sinne des Wortes viel Fingerspitzengefühls bedurfte, sie zu essen. Ganz nach meinem Geschmack also!
P3158166Der freundliche Verkäufer gab sich sogar die Mühe, uns einen provisorischen Plan darüber zu zeichnen, welche Teile San Telmos sicher und welche weniger sicher seien. Später hörten wir von anderen Freiwilligen, wie sie einen Taschendiebstahl auf einer Straße im gleichen Viertel beobachtet hatten. Man hört viel, man sieht viel, und wenn man vorsichtig ist, muss man nicht alles davon selbst erleben.


Ein Mekka für alle Fans des people watching.
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Fassaden mit Einblicken.
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Mit Liebe zum Detail… (finde das Fahrrad).

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P3158210Eine Zuckerwattewolke

P3158212Und diese weiten Straßen…!

Aire y Onda

Wie optimistisch, eine Stadt „Gute Luft/Lüfte“ zu nennen. Das finde ich sympathischer, als ihr den Namen irgendeines Eroberers oder Heiligen zu geben, so als könnte der Stadt ein einzelner Charakter zugeschrieben werden. Der Name „Buenos Aires“ lässt schön viel Raum und Luft für die Vielseitigkeit der Stadt und ist mir viel lieber.

Da passt der Slang-Begriff „buena onda“ (wörtlich: gute Welle, sonst: good vibes, gute Atmosphäre) ganz gut.
Um den Blog A Gringo in Buenos Aires zu zitieren:
A person, place or thing can have buena or mala onda, which translates to being really cool or really uncool. It’s a very useful and multipurpose word. Also, to do something de onda means to do it as a favor to someone, and to do something en buena onda means something like in good faith.

Gute Stimmungen oder good vibes lassen sich kaum fassen oder erklären; nur dass sie gut sind steht fest. Den Optimismus, mit dem Buenos Aires mal seinen Namen erhielt, teile ich jetzt also bei meiner Blogbenennung. Was daraus wird, weiß man nicht. Da ging es den Gründern von Buenos Aires bestimmt ähnlich.

Luft und Wellen hin oder her, den Naturelementen bin ich ansonsten in dieser absolut zentralen Lage noch kaum begegnet (kommt noch in Parks und am Ufer), auch wenn es erstaunlich viele und wunderschöne Bäume an den Straßen gibt.
Hier bin ich mittendrin im Stadtleben. Wie meine Mitbewohnerin sagt, die mich super freundlich durch die Umgebung geführt hat: Hier gibt es sehr viele Plätze zum Essen. … Hier gibt es sehr viele Kinos und Theater. … Hier gibt es sehr viele Geschäfte. … Ich habe den Eindruck, hier gibt es sehr viel zu erleben.