Massensterben der Insekten und ein laufender Tisch des Todes
So, da bin ich wieder, zwar ein wenig verschnupft, und Schlaf könnte ich auch mal wieder gebrauchen (das wird in circa 2 Stunden aber auch dann umgesetzt) aber abgesehen davon frohen Mutes :).Ich habe jetzt meinen chilenischen Pass: Zwar nur für Extranjeros und begrenzt bis zum 13.11.2010 (diese 248 Tage Visumsdauer habe ich auch bis jetzt noch nicht verstanden), aber immerhin. Jetzt brauche ich nicht jedes mal meinen Reisepass mitnehmen, wenn ich die Grenze überquere.
Samstag ziehe ich um, in eine Art WG-Hostel (also eigentlich sind alle, die da wohnen, ständige Bewohner…), ganz zentral gelegen – und neben Liska – in ein kleines nettes Zimmer ganz oben mit zwei Betten, ohne Schrank und Tisch, aber dafür kann ich halt Besuch empfangen. Und wohne nicht im Keller. Nachdem ich ja erwartet hatte, dass es sich in einer Kleinstadt als schwierig gestalten würde, etwas WG-mäßiges zu finden haben sich dann doch dank Freunden, Spanischlehrern und Kollegen recht viele Optionen aufgetan. .
Ansonsten werde ich von Sonntag bis Samstag oder Sonntag in Santiago auf der Fachleitertagung sein, worauf ich mich schon riesig freue, weil die Themen sich sehr interessant anhören, ich noch mal was anderes sehe und vielleicht sogar noch Sonne abbekomme. Vielleicht bleibe ich einfach da. OK, gelogen, ich fühle mich hier inzwischen so richtig wohl. Die Nettigkeit der Leute ist dann doch unübertroffen. Nicht nur wird man hier als Deutsche nicht komisch angeguckt und entweder als Nazi, starr oder sehr ordentlich angesehen, sondern alle sind stolz auf ihre deutschen Wurzeln und integrieren das fröhlich in ihren Alltag („Kuchen“ gibt es, und es gibt auch Sauerkraut – heißt allerdings „Chucru“ und mit „chucru“ wird auch alles bezeichnet, was man als Deutsch einstufen könnte). Auch wenn alles, was nach außen „Deutsch“ aussieht innen meistens sehr chilenisch ist (man nehme nur meine Schule oder das deutsche Krankenhaus…). Außerdem wird man einfach sofort in die Gemeinschaft integriert. Wie gesagt, tausende von Angeboten, dass ich bei dem Onkel von dem Freund von der Schwester oder so ähnlich wohnen könnte. Und als ich mich Samstag mit Rebecca und Carolina (einer Lehrerin aus Frutillar, die hier wohnt) bei der Schule treffen wollte und losgelaufen bin, wurde ich nach circa 200m von Nachbarn, die ich nicht wirklich kannte, eingesammelt und mitgenommen.
Um auf die Titel des Eintrags einzugehen: Gestern haben wir eine beunruhigende Geschichte über einen Tisch, der als Todesbote dient, von Alex, unserem Spanischlehrer gehört. Wir machen gerade Landeskunde und gehen von Norden nach Süden. Oben im Norden, in einem kleinen 50-Leute-Dorf neben den Vulkanen -also quasi im Nichts – gibt es eine Kirche, in der ein Tisch an den Altar gebunden ist. Das ist so, weil dieser Tisch früher nachts immer in der Stadt rumgelaufen ist, und die Person, die ihn gesehen hat, ist dann gestorben. Ich hatte ja schon seit dem Lied „Dusche“ von Farin Urlaub eine gewisse Abneigung gegenüber Möbelstücken, und die hat sich jetzt noch einmal um 100% verstärkt. Ergo das Zimmer mit den zwei Betten und ohne Schrank und – natürlich – Tisch.
Was noch auf jeden Fall erwähnenswert ist (ihr seht, heute mal wieder kein Thema sondern das allgemeine: mir geht’s super, hättet ihr das auch mal gemacht, ne? Kleiner Spaß.) , ich war letztes Wochenende auf einer Carrete (also Spaß haben mit Freunden, so Ausgehen oder zusammen essen oder so). Freitag sind wir Pichanga mit Kollegen essen gegangen (siehe Essenseintrag, der hoffentlich noch folgt, besteht aber aus Pommes, Fleisch, Ei, Gemüse, Käse… fettig, lecker, wie alles hier) und Samstag waren dann Michel, Javiera, Rebecca, Maria-José und ich in Puerto Montt, ein bisschen exessiver carreten :D. EIGENTLICH wollte Michel auf ein Heavy Metal-Konzert. Wir sind aber vorher noch in eine Restobar gegangen, wo später Salsa angeboten wurde und als sich dann rausgestellt hat, dass das Konzert CH$2000 kosten sollte (umgerechnet 3€… aber hier wohl viel) hat sich Javiera geweigert, und wir Mädels sind alle zurück in die Bar getingelt während Michel alleine auf das Konzert gegangen ist. Salsa wird hier wohl verbunden mit vorheriger Karaoke, bei der man, wenn man singt, einer anderen Person einen Getränkegutschein zukommen lassen kann (quasi schon mal vorher Tanzpartner finden…). Rebecca hat dann dank blonder Locken auch gleich so einen bekommen – bzw. dank uns, die wir alle hinter ihrem Rücken auf sie gezeigt haben. Also mit „so einem“ meine ich Gutschein UND Tanzpartner natürlich. Nachdem der Salsalehrer dann noch eine Vorführung mithilfe einer Plastikpuppe hingelegt hat (wir wollen jetzt mal nicht auf irgendwelche Vorlieben schließen) ging’s auch los, ich habe mich auch auffordern lassen und viel getanzt. Ist dann nach einer Weile auch eher zu Gruppentanzen geworden als zu Partnertanz (ich habe meinen Partner sowieso nicht verstanden) und Javiera und Maria-José haben zum Amusement unserer Umstehenden – und ihrem eigenen – versucht, Rebecca und mir chilenische Tanzformen beizubringen. Bin jetzt voll die Latina. Oder so.
So. Mehr dann nach Santiago. Nur noch ein rätselhaftes Phänomen: Als ich heute nachmittag von der Schule zum Haus der Izzos gelaufen bin, lagen am Straßenrand in einem Abstand von jeweils 10m tote Bienen, Wespen und Hummeln. Ich glaube, der Tisch war hier.
Die Moebelstuecke greifen an! Sollen wir dir zur Verteidigung ein massives Eichenmoebel mit freundlichen Absichten aus „good old germany“ schicken?! Aufgrund meines derzeitigen Aufenthaltsortes koennte ich Kuckkucksuhren anbieten 😉