Que lindo día
Sooo, diesmal ein Eintrag ohne ein einziges Thema, sondern mit mehrern. Erst mal: mein Wochenende.
Ich war mit Rebecca im Nationalpark Puyehue (einen chilenischen Peso für denjenigen, der das auf den ersten Blick richtig ausspricht, ausgenommen Mapuche und Chilenen natürlich). Der liegt ca. 100km nördlich von uns und enthält – welch Überraschung – Vulkane und Seen. Idyllisch. Wir sind Freitag losgefahren, Rebecca aus Puerto Montt, ich aus Puerto Varas, und in Osorno haben wir uns getroffen und sind umgestiegen. Der Lonely Planet sagt „I don’t remember anyone ever saying anything good about this town.“ Ich denke, dass sie lügen. Also wunderschön ist sie nicht, aber sehr chilenisch. Man merkt, dass es hier wenig Touristen gibt, die Stadt ist sehr lebhaft, hat viele Geschäfte, einen kleinen Markt mit allen möglichen Sachen und Menschen, die auf dem Plaza de Armas sitzen. Als Europäerin fällt man dann nämlich doch auf. Hier haben wir kurz eingekauft und dann einen der Kleinbusse nach Entre Lagos genommen, eine Stadt ca. 40km vor dem Nationalpark am Lago Puyehue. Im Nationalpark selber kann man nämlich nur in Aguas Calientes bleiben, und da das nur aus einigen Cabanas, zwei Restaurants, einer geschlossenen Touristeninformation und den besagten Aguas Calientes (heiße Quellen) besteht, sind die Preise dementsprechend und wir als arme Freiwillige wollten uns das nicht leisten.
In Entre Lagos haben wir also ein nettes Cabana für uns gefunden, sogar meiner persönlichen Überzeugung entsprechend: Solarkollektoren auf dem Dach, hinweise zu ökologischem Verhalten und am Samstag abend haben sie an der „Hora de Planeta“ teilgenommen und für eine Stunde den Strom ausgemacht. Entre Lagos könnte man als ausgestorben bezeichnen – wir waren die einzigen Touristen. Bezeichnend war, als wir abends nach Hause liefen und auf dem Spielplatz eine Schaukel quietschenderweise hin- und herschwang, wir hätten uns da auch in einem billigen Thriller oder Horrorfilm befinden können. Dementsprechend waren wir die Attraktion der Stadt und wurden immer freundlich gegrüßt. Dummerweise stellte sich heraus, dass keines der Restaurants offen hatte, also haben wir an dem lokalen Schnellimbis einen „Berlines“ (eher so Kürbisbrot mit Vanillefüllung) und eine chilenische Waffel (Blätterteig mit Kokos und Dulce de Leche) gegessen. Nescafé gab es auch, aber ohne Milch, dafür meinte die Dame es gut und hat mir Zucker in rauhen Mengen da rein getan. Beim Spazierengehen dann das Highlight meines Wochenendes: Mini-Molli!!!! Meine Katze hat sich reinkarniert oder geklont oder was auch immer, auf jeden Fall saß eine kleinere Version von ihr auf einem Hof, bewacht von einem bösartigen Hund, der mich sie nicht mitnehmen lassen wollte. Rebecca muss jetzt auch sonstwas von mir denken, die nächste halbe Stunde habe ich komische Laute von mir gegeben und gequietscht.
Beim Abendessen kochen mussten wir dann feststellen, dass Salz doch zu den wichtigeren Gewürzen zählt. Nun gut. Wir sind dann früh ins Bett (nachdem uns das chilenische Fernseheprogramm nicht so zugesagt hat) und haben offiziell unser erstes kleineres Erdbeben miterlebt (wobei ich im Halbschlaf dachte, Rebecca würde unruhig schlafen, wir hatten ein Doppelbett).
Am nächsten morgen im Nationalpark waren wir mit einem anderen Touristen die ersten in Aguas Calientes, nur um festzustellen, dass die Touristeninfo für das Wochenende geschlossen hatte und keine Karten über die Wanderwege ausgehängt waren. Ausgeschildert waren sie aber, also haben wir die gängigen gemacht (am Schönsten immer noch der verlängerte 350m-Wanderweg zu der lokalen Picknickarea). Die Wälder sind schon beeindruckend – Regenwälder, die ganzen Bäume mit Moos behangen, riesige Farne, teilweise kommt kaum Licht durch und alles wirkt sehr gespenstisch. Auf der Wanderung zu dem Aussichtspunkt auf den Vulkan (den wir mal wieder nicht erreichten, weil die Beschilderung … mäßig und der Weg dann irgendwann wasserüberflutet war) haben wir noch eine Familie aus Castro auf Chiloé getroffen, die uns freundlicherweise eingeladen hat, bei ihnen zu bleiben, wenn wir dort hinfahren.
Abgeschlossen haben wir den Tag dann mit den obligatorischen Aguas Calientes, wobei das in der Sonne ganz schön warm war. Man konnte, wenn man wollte, sich in den Fluss abkühlen gehen, wobei ich ehrlich sagen muss, dass ich nur bis zu einem Baumstamm gewatet bin, auf den ich mich dann gesetzt habe. Übrigens hatten schönstes Wetter dieses Wochenende. So kann das jetzt das halbe Jahr bleiben ;).
Sonntag sind wir dann nach Puerto Montt gefahren, weil der Tag doch eher wolkenverhangen und regnerisch war und man im Nationalpark nicht mehr so viel machen konnte (außer ein paar mehrere-Tage-Wanderungen, die uns aus Zeitmangel dann ja doch verwehrt blieben). Hier habe ich dann die schockierende Entdeckung gemacht, dass ich all die Jahre etwas Falsches unter typischem deutschen Essen verstanden habe. So ist es nicht so etwas wie Schweinebraten, oder Kohl & Pinkel, nein, nein. Deutsche essen Burger. In dem Fastfood-Restaurant mit dem authetentischen Namen „Fritz“ konnte man sich an der traditionellen Deutschen Küche, wie z.B: den „Bremen-Italiano“ Burger laben. Ja Mensch. Hab ich dann auch gleich mal gelassen und mir lieber chilenisches Fastfood geholt, also Completo (der chilenische Hot-Dog mit Tomaten, Avocado und Mayonaise) und Empanadas.
Soviel zu unserem Ausflug. Allgemein geht es mir mit meiner Schulsituation besser – ich nehme jetzt Montags immer an einer Folklorestunde teil und mache mich neben den Schülern beim Gitarrespielen zum Affen. Außerdem habe ich mit meiner Betreuerin gesprochen und werde jetzt bei „Kino in der Schule“ mithelfen, den Austausch mitbetreuen und die deutsche Version der Homepage machen, bzw. updaten. Yay. Ich habe jetzt auch meine 8. Klasse, die doch ein sehr hohes Sprachniveau haben und mit denen man gut arbeiten kann (auch wenn sie zum Teil ins Englische zurück fallen, aber somit haben wir die erste offizielle plurilinguale Klasse von Chile, was definitiv meinen Fachdidaktikdozenten an der Uni gefallen würde).
Außerdem habe ich jetzt Spanischunterricht, zusammen mit Rebecca und Julian, einem Schüler aus der 10. Klasse, der auch für ein halbes Jahr hier ist. Alex, der Lehrer, ist sehr lustig und lebhaft, gestern mussten wir Ostereier suchen (aber als Professionelle deutsche Ostereiersucher war das natürlich kein Problem). Er ist auch einer der Chilenen, die ich verstehe, hurray.
Dieses Wochenende ist übrigens Semana Santa (Ostern. Und jetzt nicht von dem Ausdruck „Semana“, also Woche, verwirren lassen, wir haben nur einen Tag frei) und ich werde von Freitag bis Montag in Bariloche sein, mit Rebecca Timon besuchen und wandern gehen. Ich habe gehört, da soll es Seen und Vulkane geben, das lass ich mir natürlich nicht entgehen. Danach ist dann auch die Zeit umgestellt, wir werden dann also 6 Stunden voneinander entfernt sein.
Fail! Argentinier und ihr Akkzent, pf. Dabei wissen wir doch, dass chilenisches Spanisch das einzig Wahre ist.
Das mit dem Aussprechen ist doch ganz einfach:
pu-sche-ué 😀
Miiiiahauuu!