Archive for Mrz. 2010

Einsatzstelle

Meine offizielle Einsatzstelle ist das „Colegio Aleman Puerto Varas“, bzw. die „Deutsche Schule Puerto Varas“. Nicht denken, dass das eine offizielle Deutsche Schule ist, es handelt sich hierbei nur um eine DSD-Schule, also eine Schule mit einem erweiterten Deutschprofil. Das sieht folgendermaßen aus:

Die Schüler fangen in der 1. Klasse mit 5 Stunden Deutsch die Woche an und behalten diese Fremdsprache auch bis zum Abschluss nach der 12. Klasse bei. Allerdings reduziert sich die Zeit in der 5. Klasse auf 4 Stunden die Woche. Es werden zwischenzeitlich Prüfungen für die verschiedenen Niveaustufen des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens abgelegt, das höchste, was man machen kann, ist B1. Die Deutschlehrerinnen (es gibt keinen männlichen) sind alle sehr bewandert in der Sprache (das soll nicht immer so gewesen sein, meint meine Gastmutter), eine kommt aus Deutschland, meine Betreuerin hat dort einige Zeit gelebt (Au Pair und Teile des Studiums) und der Rest hat entweder deutsche Vorfahren oder ist anscheinend sehr sprachbegabt.

Man sollte nicht denken, dass in der Schule deswegen jeder Deutsch spricht, noch nicht mal die Schulleiterin tut das, nur die Schüler (zumindest teilweise…) und die Deutschabteilung.

Die Schule hat 700 Schüler von der 1. bis zur 12. Klasse. 1.-8. Klasse sind hier Grundschule (Basico) und die 9.-12. Klasse ist dann eine Art Oberstufe, die zur Hochschulreife führt (Medio). Dort beginnt man auch wieder von 1 zu zählen, also I° – IV° Medio.

Der Alltag sieht dann so aus: 7.50-8.00 Uhr hat man „Orientation“, also alle wichtigen organisatorischen Sachen werden mit der Klassenlehrerin besprochen. Gilt außer Freitags nicht für mich (ich weiß immer noch nicht so genau, warum, aber ich bin da in Maria-Josés Klasse für den Teil und die Sociedadstunde danach), weil ich ja zu den „Fachlehrern“ zähle. Die Stunden sind zwischen 45 Minuten vormittags und 40 Minuten nachmittags lang und gehen bis 16.05 (das Ende kann aber für Lehrer und für Schüler variieren). Eine Schulstunde zwischen 12 und 13.20 Uhr ist Mittagspause (für mich manchmal auch nicht, weil dann halt um 13.20 Uhr Schluss ist). Danach gibt es dann noch AGs und Hausaufgaben, wobei ich ganz ehrlich zugeben muss, dass ich nicht weiß, wie die Schüler das noch alles machen, das ist schon ein krasser Schultag.

Ich unterrichte zwei Kurse, bzw.werde zwei unterrichten, wenn die Raumfrage geklärt ist. Im Moment habe ich einen Anfängerkurs in der I°Medio (9. Klasse) mit Schülern, die erst nach der Basico hierher gewechselt sind. Das sind nur 8 Schüler, 2 Jungs, 6 Mädchen (allgemein scheinen hier mehr Mädchen auf die Schule zu gehen.Gibt es in Chile mehr Frauen? Oder bekommen reiche Eltern hauptsächlich Mädchen? Alles ungeklärte Fragen der Menschheit… ). Die anderen beiden werde ich dann einmal in der 8. zur Vorbereitung auf die A2-Prüfung haben, das sind dann die besten Schüler der Stufe, was mir das ganze natürlich um einiges erleichtert. Bei der I°Medio habe ich manchmal das Gefühl, dass die mir mehr Spanisch beibringen, als ich ihnen Deutsch. Aber nur manchmal. Inzwischen führen wir natürlich schon Gespräche auf höchstem Niveau: „Wie heichst do?“ „Mein Namen ist José“. Und so weiter. Ab und zu werde ich wohl auch Konversationsstunden in der III° Medio (11. Klasse) anbieten.

Ich fühle mich damit allerdings nicht so ganz ausgelastet, zumal ich dann den Rest der Zeit einfach hospitieren darf (weil selbst mit 4 Stunden Sprachkurs und Vorbereitungszeit für die Stunden komme ich gerade mal auf 20 – 25 Stunden (je nachdem, ob ich mal wieder ein Memoryspiel bastel oder nicht)). Also frage ich mal meine Betreuerin, ob ich bei der Theater-AG, die hier augenscheinlich jedes Jahr ein deutsches Stück aufführt, helfen kann(zumindest letztes Jahr haben sie – zur Vorbereitung auf meine Ankunft natürlich 😉 – die Bremer Stadtmusikanten aufgeführt). Außerdem scheint die Homepage der Schule noch nicht auf Deutsch übesetzt zu sein, das wäre auch noch eine Möglichkeit. Ich hasse nichts mehr als Langeweile, und so interessant der Unterricht zum Angucken auch manchmal sein mag, irgendwann möchte ich auch selber etwas machen.

Noch eine weitere Eigenschaft der Schule: sie ist eine Privatschule, d.h. die Schüler tragen Schulkleidung:
Mädchen: Grauer Rock, Strumpfhose, graue Stulpen, weißes Polohemd, roter Pulli und/oder grau-rote Fließjacke (Oberteile alle mit Schulwappen) schwarze Schuhe

Jungs: eigentlich das Gleiche, nur dass eine graue Hose statt Rock, Stulpen und Strumpfhose (wobei, bei letzterem weiß man das ja nie so genau ;)) getragen wird.

Die Abschlussklasse trägt statt roter grüne Kaputzenpullis, entweder mit Snoopy (Gruß an Andreas), dem Hund aus Family Guy (sorry, aber der Name ist mir grad entfallen) oder dem Schulmaskottchen sowie den Namen der Abgehenden und „Auswanderung 2010“ drauf.

Bis zur 4. Klasse tragen die Schüler ALLE eine schwarze Hose und einen grauen Pulli mit der deutschen Flagge drauf, bis zur 6. Klasse tragen die Schüler alle einen Kittel über der Schulkleidung (Jungs braun/beige, Mädchen blau-kariert), damit diese nicht schmutzig wird.

Die Lehrer werden auch nicht verschont: Grundschule bis zur 4. Klasse trägt einen rot-weiß karierten Kittel, die Lehrer für alles ab der 5. Klasse tragen einen weißen Kittel und wofür der blau-weiß getreifte ist, den auch ich trage, habe ich noch nicht herausgefunden. Vielleicht hatte Christian ja doch Recht und ich bin eigentlich ein Schlachter. Wer weiß. Außerdem sind keine Jeans erlaubt, nur Stoffhosen und Röcke. Kein Problem, ist ja nicht so, dass ich hauptsächlich Jeans eingepackt hätte und die Kleidungspreise in Chile ungefähr so sind wie in Deutschland. Muff.

Privatschule bedeutet natürlich auch ein hohes Schulgeld, d.h. eher gut betuchte Eltern. Sieht man auch daran, dass die Eltern ihre Kinder jeden Tag mit dem Auto zur Schule bringen und abholen. Der Hauptgrund, warum nach dem Erdbeben der Schulbeginn um eine Woche verschoben wurde, war übrigens auch das fehlende Benzin… auf der anderen Seite gibt es an der Schule zwei kleinere „Windrädchen“ und eine Projektgruppe zu erneuerbaren Energien (dieses Jahr ist auch das Jahr der „Biodiversidad“ (http://www.cbd.int/2010/welcome/), aber was genau das für die Schule bedeutet, muss ich noch rausfinden).

Die Lehrerzimmer sind aufgeteilt, in meinem sitze ich mit den ganzen Sprachlehrern, also Englisch, Deutsch, Lenguaje (Spanisch). Quasi alle drei meine Sprachen, hurray. Wobei eigentlich nur Spanisch gesprochen wird, gut für mich.

Das erst mal zur Arbeitsstelle. Da kommen sicher noch lustige Geschichten, momentan gewöhn ich mich aber eher ein. Ich freue mich schon auf meine 8. Klasse, und auf das Memoryspielen mit der 9. am Montag. Und ich mag meine Kolleginnen. Hier vielleicht noch eine Sache: Ich hospitiere hauptsächlich bei Liska N. in der Klasse, die ebenfalls aus Deutschland quasi hier eingewandert ist – hat sich während eines Praktikums in Cochamó verliebt und wird jetzt im Oktober heiraten. Wie toll, augenscheinlich gibt es auch gutaussehende chilenische Männer (außer sie steht auf klein und dick, das werde ich aber noch herausfinden). Schade, dass ich dann nicht mehr da bin.

Am Donnerstag gab es eine Zeremonie, wo die Schüler aus der IV°Medio jeweils eine/n Schüler/in aus der I°Basico für das Schuljahr „adoptiert“ haben, ihnen also das ganze Jahr bei Fragen zur Seite stehen und sie in den Schulalltag einführen. Fand ich sehr hübsch, natürlich eher etwas für die Eltern zum Fotos machen, aber nette Idee, und für die Erstklässler natürlich auch schön (außer für das eine Mädchen, dass ihren „Paten“ wohl nicht mochte und sich geweigert hat, ein Foto mit ihm zu machen :D).

Die Busse und das Wetter

Auf Regen folgt Sonnenschein folg Regen folgt Sonnenschein folgt… manchmal auch bewölkter Himmel. Manchmal. Und manchmal kann an einem ganz einfachen, sonnigen Tag, auch plötzlich für eine Stunde Nebel auftauchen, ohne das man es bemerkt, bis es zu spät ist.

Busfahren ist hier etwas ganz Besonderes. Zum einen ist es viel persönlicher, da man in sehr kleinen Bussen fährt, rausgelassen wird, wo man möchte und wenn man die Letzte im Bus ist, kann es schon mal passieren, dass der Busfahrer einen kleinen Schlenker macht und einem noch einmal die Sehenswürdigkeiten des Ortes zeigt, zu dem man gerade unterwegs ist (zum Glück hat Frutillar nicht so viel zu bieten, außer der Strandpromenade und einem deutschen Museumsdorf, also bin ich trotzdem mit nicht allzugroßer Verspätung angekommen).

Wenn wenig Leute im Bus sind, fahren die Busfahrer meistens ganz langsam an der Straße entlang und hoffen, dass noch ein Passagier auftaucht. Wenn sie denken, dass du mitfahren wollen könntest, winken oder rufen sie dir auch zu, und du musst dann den Zeigefinger heben und (gefühlt) tadelnd winken, wenn du nicht mitmöchtest, sonst sind sie enttäuscht. Es kann auch passieren, dass der Busfahrer eben fünf Minuten anhält, um auf dem Dorffernseher mitzuverfolgen, wer denn jetzt das Fußballspiel gewinnt.

Dafür gibt es auch keine richtigen Haltestellen – bzw. es gibt sie, sie sind gebaut, aber meistens halten die Busse ganz woanders (in Mirador, wo ich am Anfang bei meiner Betreuerin gewohnt habe, musste man von der Bushaltestelle noch mal ca. 200m weiterlaufen, weil diese Haltestelle gar nicht angefahren wurde)
Auf der anderen Seite ist es hier auch wesentlich spannender, Bus zu fahren, weil man nie so genau weiß, ob man denn jetzt auch wirklich da ankommt, wo man will. Letzten Samstag waren Rebecca und ich unterwegs nach Las Cascadas. Am Tag vorher noch bei Sonnenschein und 25°C den See genossen, also positiv gestimmt, das konnten auch ein paar kleinere Wolken nicht verhindern. Nach Las Cascadas kommt man von Frutillar (das ca. 20km nördlich von Puerto Varas auf der Westseite des Sees liegt), wo ich bei Rebecca übernachtet hatte, über Puerto Octay, von wo man einen Bus dahin nimmt. Dachten wir. Erst mal mussten wir in Frutillar Alto, wo uns ihr Gastvater hingefahren hat (Rebecca wohnt in Bajo), feststellen, dass der nächste Bus 1.5 Stunden später fuhr. So weit, so gut. Der Busfahrer nach Puerto Octay meinte, dass in Puerto Octay keine Busse nach Las Cascadas fahren würden, während der gute Mensch von der Bushaltestelle meinte, doch doch, nur von einem anderen Unternehmen (hier gibt es ca. 20 verschiedene Busunternehmen mit verschiedenen Strecken und Busarten).

Wir sind also auf gut Glück losgefahren. In Puerto Octay, wo es inzwischen nieselte, sagte man uns, wir müssten entweder ganz nach Osorno (1.5 Stunden hin) fahren und von dort aus nach Las Cascadas (ca. 1.5 Stunden wieder zurück) oder wir müssten den Bus nach Osorno nehmen, an einer Kreuzung ca. 10 Minuten von der Stadt entfernt (oder auch 20, wenn der Busfahrer wieder die Ich-Fahre-Langsam-Für-Mehr-Passagiere-Taktik einsetzt) aussteigen und dort auf den Bus von Osorno nach Las Cascadas warten, der aber regelmäßig führe und mehr als eine halbe Stunde müssten wir nicht warten. Haben wir also gemacht, zwischendurch ist auch wieder die Sonne rausgekommen, großer Erfolg. An der Haltestelle hat noch ein Chilene mit uns gewartet, wir waren also guter Dinge, auch, als es zu regnen anfing. Nach einer 3/4 Stunde meinte Rebecca „und es hat sich auch noch so richtig schön eingeregnet“ mit dem Effekt, dass die Sonne wieder rauskam, gefühlte 20°C. Kein Bus. Also doch, circa 4 Busse in der Zeit, aber alle zurück nach Puerto Octay. Aus Richtung Las Cascadas kam keiner, was uns daran zweifeln ließ, dass wir es überhaupt noch zurück schaffen würden. Nach circa 1 1/4 Stunde haben wir aufgegeben und sind mit dem nächsten Bus nach Puerto Octay zurück gefahren.

Dort mussten wir wieder 1.5 Stunden auf den nächsten Bus warten, und haben in der Zeit den Ort angeguckt. Ausgestorben ist hier genau das richtige Wort, wir sind auf der Straße genau 3 Leuten begegnet, noch nicht einmal die sonst allgegenwärtigen Straßenhunde schien es dort zu geben. Der schöne Aussichtsplatz kurz überhalb der Stadt war nicht lohnenswert, da es innerhalb von 15 Minuten wieder anfing zu regnen. Wir haben uns dann standesgemäß in das Restaurant „Las Bavarias“ gesetzt (das einzige, was einigermaßen offen und sauber erschien, es war auch das einzige mit Gästen – einer Familie) gesetzt und zu mittag gegessen (Polloüberraschung (aka „Ich weiß, dass es Geflügel ist, aber den Rest versteh ich nicht“) von der Karte und Rebecca einen „Completo“, also einen chilenischen Hot Dog (mit Tomaten und Avocado) – also keine deutsche Küche, wie der Titel des Restaraurants vermuten ließ, sondern chilenische. Auch gut.

Als wir zum Bus mussten, fing es wieder an zu regnen, und zwar in Strömen, mit richtig dicken Tropfen. Am Busbahnhof wussten wir dann auch, wo alle anderen Leute der Stadt waren: hier. Wollte wohl keiner in der Stadt bleiben.

Noch eine Besonderheit: Colectivos, wie ich sie aus Peru und Bolivien kenne (also Kleinbusse) heißen hier ganz normal „Bus“. Als „Colectivos“ dagegen bezeichnet man Taxis, die eine bestimmte Strecke fahren und dabei bis zu 4 Personen bei einem Tarif von C$400 (etwas mehr als 50 cent) mitnehmen. Das erste Mal, dass ich so eins genommen habe, war eher Zufall. Ich habe auf den Bus von Mirador nach Puerto Varas Centro gewartet und dabei Leute angesprochen, ob das wirklich die Haltestelle sei (siehe oben, warum). Die meinten jaja, winkten so ein Colectivo ran, haben mich mit reingeschubst und los ging die Fahrt. Wenn ich irgendwann mal nicht mehr schreiben sollte (also nie nie wieder), dann ist so eine Sache mal nicht gut gegangen. So habe ich aber einfach etwas dazu gelernt. Die Colectivos erfüllen außerdem noch die Funktion von Taxis, d.h. für einen teureren Preis kann man überall damit hinfahren, wo man will, und dann muss man auch niemand anderes mitnehmen. Es lebe die Flexibilität.

Lost in Translation…

… was Schüler so produzieren. Vielleicht meinen Sie es ja auch ernst ;).

„Mein Tier ist grün, klein und gelb.“ (gemeint war ein Affe)

Satz an Tafel: „Ich mag dich, wenn du…“ Schüler (12. Klasse) antwortet: „… nicht dumm bist.“

„Ich lade dich ein, wenn du mir Geld gibst.“

Passiv: „Mein Fenster wurde gestohlen“ (wollte eigentlich Fernseher sagen)

Ein Satz, wo der Infinitv des Verbs mit „s“ anfangen sollte: „Meine Mutter ist gestohlen worden.“

Und, der Brüller:

„Das ist so, weil ich der Führer bin.“ Manchmal fragt man sich dann doch, ob hier nicht doch nur gewisse Personen nach dem 2. Weltkrieg hin ausgewandert sind.

Der Blogtitel…

… wird wohl wieder geändert. Reiseberichte im Internet, der Lonley Planet und auch die Berichte einiger Freunde, die hier bereits einmal waren waren alle ziemlich falsch. OK, die Stadt wurde von deutschen Siedlern gegründet und man findet, mal ganz abgesehen von dem obligatorischen „Club Aleman“ (der sich aber jetzt als Restaurant und Partyraum entpuppt hat) auch in vielen Namen die deutschen Ursprünge wieder, wie z.B. „Delikatessen“ und „Café Hausmann“. Die Kirche ist auch definitiv sehr schwarzwaldmäßig gehalten. Aber allgemein herrscht hier eher eine „Chilenisierung“ der Kultur der Stadtgründer, berühmte oder sehenswerte Häuser heißen dann „Residencia Hellwig“ oder  (mein Favorit) „Casa Kuschel“. Ansonsten ist die Stadt nach meinem Gefühl auch eher Südamerikanisch, also kleine Holzhäuser (oder, wenn man an den Rand kommt, kleine was-auch-immer Fertighäuser nach amerikanischem Stil, nur viel viel viel viel kleiner) in bunten Farben, überall sind Pflanzen (ob die da jetzt hingehören oder nicht ist meistens fraglich) und Stromleitungen laufen grundsätzlich über Land, sind also hier massenweise vertreten.

Deutsch spricht mit mir außer den Lehrerinnen an der Schule (und manchmal die Gastmutter) keiner, es wird zwar erkannt, dass ich aus Deutschland komme (ah, ne, kein Wunder, mit dem fetten Sonnenbrand auf der Nase gibt es auch nur die Option Engländerin oder Deutsche), aber Spanisch ist hier doch die Alltagssprache. Aber was für ein Spanisch – nix mit meinen glatten Instituto Cervantes Kenntnissen, ich verstehe höchstens 30% von dem, was gesagt wird, wenn ich mit der Geschwindigkeit mithalten kann und sich keine typisch chilenischen Wörter in den Sätzen befinden. Habe mich inzwischen schon soweit daran gewöhnt, dass ich teilweise abschalte und die reden lasse, was aber natürlich dazu führt, dass ich meinen Einsatz verpasse, wenn eine Frage an mich gerichtet wird und ich dementsprechend noch mal nachfragen muss und somit noch weniger der Sprache mächtig erscheine als sowieso schon. Ich sorge auch regelmäßig mit lustigen Versprechern für Gelächter, z.B. ging es letzten darum, dass ich mich sicher schnell an die Sprache gewöhne, ich habe aber statt „acostumbrarme rapido“ „acostarme rapido“ gesagt, was so viel bedeutet wie „schnell hinlegen“. Den Freund meiner Betreuerin, der mir aufgrund eines weiteren Versprechers sowieso bereits unterstellt, dass deutsche Frauen „etwas lockerer“ sind hat das natürlich besonders gefreut (natürlich nur im Scherz! Anfeindungen hatte ich hier noch gar keine, nur breit gefächerte Sympathie, was ich natürlich auf meine unheimlich nette und aufgeschlossene Art, mein Anpassungsvermögen und vielleicht ein kleines bisschen auf die Gastfreundschaft der Bewohner Puerto Varas‘ beziehe).

Soviel zur Stadt… für’s erste. Jetzt mal ein kleinen chronologischen Sprung: wie ihr merkt, bin ich gut angekommen. Am Bremer Flughafen hab ich erst mal gemerkt, dass ich doch nur ein Gepäckstück à 23kg mitnehmen durfte, da Air France nicht mit LAN kooperiert und ich in Santiago noch mal aus- und wieder einchecken musste. Wildes Umpacken, 26kg am Ende (und den Aufkleber „very heavy“ auf meinem Koffer ) und mit schwerem Herzen meinen Wanderrucksack zurück gelassen, der wird mir aber im Juli für den Ecuadortrip wieder mitgebracht. Werde dann halt mit Plastiktüten bis nach Santiago reisen und da dann umpacken ;). Die Flüge verliefen ereignislos, habe von Paris nach Santiago fast nur geschlafen, gestört von diversen Luftlöchern (nichts für mich) und dass mein Fernseher ständig wieder angegangen ist (habe am nächsten Morgen von dem  Herrn neben mir gelernt, dass das daran lag, dass die Fernbedinung im Sitz integriert ist und man sich beim Schlafen dagegen gelehnt hat, sehr ineffektiv). In Santiago hat mir ebendieser Herr auch mit meinem doch jetzt ein bisschen schwereren Handgepäck geholfen, da ich ja auch noch die Krücken hatte (ansonsten Befürchtung einer Überlastung des Knies durch zu schweres Gepäck). Durch den Zoll bin ich ohne Probleme gekommen, Schokolade zählt also zu den Dingen, die man einführen darf.

In Santiago selbst 30°C, strahlend blauer Himmel. Ich habe mir einen Gepäckwagen geschnappt und habe versucht mit zu orientieren. Ich wusste, dass die Flüge von LAN von einem Zelt gehen, habe dann auch herausgefunden, wo das war (Erfolg!! Spansch A1 erfolgreich bestanden) und mir angesichts der Masse an Taxifahrern, durch die ich mich hätte durchschlängeln müssen dann doch so einen netten jungen Mann gegönnt, der für ein kleines Trinkgeld alles für mich geregelt hat (also Gepäck geschoben, mich beim Check-in begleitet und mir eine Pepsi besorgt). Hatte noch US$8 dabei und vergessen, Euro zum wechseln mitzunehmen (keine Bankautomaten, die waren im kaputten Teil des Airports), sodass ich dann 6 Stunden mit der Pepsi und zwei zerflossenen Schokoriegeln überleben musste. Fand das aber gar nicht so schlimm, weil mein Magen sowieso nicht so gut gestimmt war und habe mich in die Sonne gesetzt. Erfolgreich: Der Sonnenbrand wird wohl noch ein bisschen bleiben. Ich bin da so typisch deutsch, eine Stunde ab 24°C ohne Sonnencreme und ich bin rot (irgendwann kommt das dann mit der Bräune, aber das dauert meistens bis zum Ende des Sommers). Eine Stunde vor Abflug habe ich mich dann in das LAN-Zelt begeben, wo die ein improvisiertes Terminal aufgebaut haben, mit Megaphonen statt Lautsprecherdurchsagen, Tafeln, wo die aktuellen Flüge angeschrieben wurden und vielen Wasserspendern.

In Puerto Montt wurde ich von meiner Betreuerin und einer anderen Deutschlehrerin der Schule erwartet und bin dann erst mal zu meiner Betreuerin mitgefahren, weil die Gasteltern wegen Arbeit noch in Santiago waren. So. Details sind glaub ich nicht so interessant, ich berichte die nächsten Tage mal von den merkwürdigsten und schönsten Ereignissen der ersten Tage, über die Familie und natürlich die Schule, wo ich doch die meiste Zeit verbringe.

Hurray

Ich darf ausreisen :). Also alle nach Chile. Sorry, weiß ich schon seit Freitag, aber wie das halt so ist hatte ich so viel zu tun, dass ich vergessen habe, das hier auch einzutragen. Ich gelobe Besserung. Nun bin ich ganz aufgeregt.

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