Nach Lieblingsplatz Nummer zwei war heute meine Nummer eins an der Reihe: Torpedo.
Wunderbar ausgeschlafen (wobei ich, wie ich später von Dosi erfuhr, vor lauter Stundenplanchaos eine Stunde verdusselt hatte) mache ich mich vormittags auf den Weg zu Merle. Dort erwartet mich nicht nur ein Hammer-Ausblick vom Balkon, sondern auch ein super Frühstück.
Nach diesem guten Start kann es ja nur gut weitergehen und so machen wir uns auf die Socken. Ich begrüße den kleinen Leuchtturm, die Ölraffinerie und schließlich den versteckten Hafen wie alte Bekannte. Als dann die Torpedo-Abschussrampe vor uns auftaucht, ein löchriges, vor sich hin rostendes Etwas, ist der Tag perfekt noch bevor er überhaupt richtig begonnen hat.
Ein wenig juckt es mir in den Fingern, schon jetzt meine Kleider abzustreifen und ins türkisblaue, kristallklare Wasser einzutauchen. Aber das spare ich mir heute lieber für einen anderen Ort auf. Und so bewundern wir stattdessen die morschen Holzkonstruktionen, die altersschwach in ihren Scharnieren hägen. John klettert eine gefährlich aussehende Sprossenleiter hoch, Merle beobachtet ein paar sich tummelnde Fische und ich starre für einige kostbare Minuten hinaus aufs Meer.
Dann kehren wir Torpedo den Rücken und machen uns an den Aufstieg zum Haupteingang der lediglich einen Katzensprung entfernten Werft. Doch so ehrfürchtig die Statue dort auch auf uns herabblickt, mit der Werft ist es wie mit der gesamten Industrie Rijekas: Es geht bergab.
Für uns geht es das dann auch (und zwar wortwörtlich), den unser nächstes Ziel für den Mittag ist Kantrida. Wir schlendern den Strand entlang bis zu einem weiteren kleinen Hafen. Und dort steht sie: Die Rutsche!
Ein bisschen größer als in meiner Erinnerung erscheint sie mir (Höhenangsthäschen, das ich nun einmal bin) und kritisch nehmen wir die Wassertiefe davor in Augenschein – aber: Sto u redu (alles in Ordnung). Für das perfekte Rutscherlebnis stakse ich also in das arschkalte Nass, klettere wieder auf den Steg und erklimme die Leiter. Die Aussicht von ganz oben ist wunderbar, der Blick nach unten einfach nur furcheinflößend. Doch nach ein paar Minuten fasse ich mir ein Herz, stoße mich ab, rutsche – und komme kurz vor dem Ende der Bahn quietschend zum Sitzen. Lachend stehe ich auf und springe ins Wasser. Tja, da war wohl noch zu wenig Wasser im Spiel. Also noch ein Versuch! Und noch einmal bleibe ich kläglich stecken. Wahrscheinlich würde ich immer noch auf dieser Rutsche stehen, doch Gott sei dank gibt es Leute, die mitdenken. Und Gott sei dank gehören Merle und John dazu. So wird die gemeinsame Wasserflasche für den höheren Zweck geopfert und mit Meereswasser gefüllt zu mir nach oben gereicht. Was dann folgt ist der ultimative Kick – ich glaube noch einen Kilometer weiter hat man mein halb panisches, halb jauchzendes „Arrrgh!“ gehört, gefolgt von einem lauten Platschen. Ganz undamenhaft plumpse ich ein ums andere Mal ins Wasser.
Danach schnell abgetrocknet, einen wärmenden Kaffee im ebenfalls wärmenden Sonnenschein und nichts wie am Stadion vorbei hinauf zum Bus. Ein schnelles, verspätetes Mittagessen und schon geht es in die Schule. Heute haben wir wortwörtlich Spätschicht.
PS: Wer sich für die Torpedo-Rampe und ihre Geschichte interessiert, der/die sollte sich unbedingt einmal die Online-Ausstellung dazu anschauen: https://www.muzej-rijeka.hr/en/zbirke/torpedo-of-rijeka/
Eigentlich wollte ich ja selbst noch in das dazugehörige Museum. Aber das hat wegen „Kälte“ bis Mai geschlossen. Auch einmal ein spannender Grund 😉