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Tag 156 – Die Ratten verlassen das sinkende Schiff

Nach der Prüfung ist vor der Prüfung: Heute steht der Gespannschaftswettbewerb auf dem Stundenplan. Unsere Kandidatin hat es eine Runde weiter geschafft und so haben wir das Vergnügen neben dem Leseverstehen heute auch ihr Hörverstehen zu prüfen. Damit dabei jedoch alles mit rechten Dingen zugeht, sitzen Dosi und ich im Raum mit den Prüflingen des Nachbargymnasiums und deren Lehrerinnen wiederum bei unserem Schützling.

So war zumindest der Plan. Denn wie viele unserer Schüler*innen (und nicht zu vergessen unsere Seele von einem Pförter Roberto) befindet sich auch einer der Kandidaten in Selbstisolation, das heißt er muss den Test von Zuhause aus schreiben. Und so sitzt mir statt eines Schülers nun seine Lehrerin gegenüber, die ihm die Unterlagen schickt und die Audios über den PC vorspielt. Was für ein Chaos.

Um die Prüfungszeit zu überbrücken, schaue ich mir die Aufgaben natürlich auch selbst einmal an. Auch bei diesem Test bin ich mir bei einigen Fragen nicht sicher. Interessant wird es allerdings vor allem in dem Moment, als die Texte zum Hörverstehen abgespielt werden: Die Stimmen kenne ich doch! Und tatsächlich, mein Verdacht bestätigt sich – Kroatien ist doch irgendwie ein kleines Land 😉

Während Corona in Rijeka also seine Tentakel weiter ausstreckt und ab Montag wohl alle Klassen wieder in den Online-Unterricht verschwinden, knüpfe ich auf meine letzten Tage doch noch neue Kontakte. Denn als ich gestern vor dem Klassenzimmer auf meinen Einsatz gewartet habe, hat mich die Putzfrau der Schule angesprochen. Ihre Tochter, so hatte sie mir bereits in einem anderen Flurgespräch erzählt, arbeitet in Österreich. Und nun wollte sie die Gelegenheit nutzen, uns miteinander bekannt zu machen. Nachdem ich das magische Wort „broj mobitel“ verstanden hatte (und somit auch den Sinn und Zweck des Gesprächs) tauschten wir unsere Nummern aus. Tja und was soll ich sagen – am Wochenende habe ich ein Blind-Date im Cafe!

Doch auch für heute habe ich noch etwas vor: Es geht nach Opatija, wo Dosi mit den anderen Deutschlehrerinnen die Gespannschafts-Tests korrigiert und ich – da wir wegen Corona nicht in die Schule hineindürfen – mit Katharina eine heiße Schokolade an der berühmten Promenade trinke. Es ist Katharinas erste heiße Schokolade in Kroatien – unglaublich, aber wahr.

Und auch den restlichen Nachmittag lassen wir es uns gutgehen: Auf Dosis Empfehlung fahren wir nach Mošćenice, einem kleinen Küstenörtchen 20 Minuten weiter Richtung Pula. Hoch oben thront es am Berghang und blickt auf einen unter Kroaten*innen ziemlich beliebten Strand hinunter. Nicht lange, dann tun wir es ihm gleich. Anschließend noch ein kleiner Spaziergang durch die hübschen verwinkelten Gassen (bei dem wir uns natürlich verlaufen und gleichzeitig Katzen an den unwahrscheinlichsten Orten entdecken), dann geht es nach Hause ins sonnenbeschienene Rijeka.

Auf der Rückfahrt passieren wir das Dörfchen „Kraj“ (witzig, da kroatisch für „Ende“) und halten noch in Lovran. Denn auch dort ist die Altstadt klein (und zwar so klein, dass wir sie erst einmal suchen müssen) aber fein.

Am Ende beeindrucke ich Katharina, indem ich uns durch die Gassen wieder zum Wagen zurückführe. Der Rest des Weges liegt dann aber wieder ganz in ihren Händen.

 

PS: Schaut mal, was ich gestern nach dem Duschen in der Badewanne gefunden habe:

Urgh – die kroatische Version einer Spinne

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