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Tag 111 – Quelle

„Na, wie war dein Tag?“ – „Schwarz-weiß.“ So in etwa lässt sich Tag zwei im Risnjak beschreiben. Denn schon der morgentliche Blick aus dem Fenster zeigte uns vor allem eines: Schnee!

Da wegen des Nebels Touren in die Höhe eher wenig vielversprechend schienen, entschieden wir uns beim Frühstück (unter fachkundiger Beratung von Danijel), zur Kupa Quelle hinab zu wandern. Das einzige Problem: Pro Weg wären das elf Kilometer. Und das im Schnee. Doch wofür hat man so einen super Gastgeber – Danijel bot an, uns hinzufahren, und wir nahmen dankend an.

Tatsächlich wurde unsere Dankbarkeit auf der Fahrt immer größer, denn die elf Kilometer erwießen sich doch als ganz schön langwierig: In unzähligen Serpentinen schlängelte sich die Straße bergab, bis wir 30 Minuten später am Ausgangspunkt der Wanderung standen. Dort verabschiedeten wir uns von Danijel – nicht ohne ihm wiederholt zu versichern, dass wir seine Nummer hätten und ihn ganz bestimmt anrufen würden, wenn wir abgeholt werden möchten.

Danijel hatte uns einen Rundweg empfohlen: Zuerst runter zur Quelle, dann über zwei Brücken und zurück, hoch auf die Straße. Nun, runter kamen wir. Doch am Bächlein angelangt war Ende Gelände. Etwas verwirrt schauten wir nach rechts und links und konnten doch kein Ufer finden, geschweige denn einen Weg. Alles was an Schlucht verfügbar war, wurde durch das Wasser ausgefüllt. Um die Hoffnung nicht gleich zu begraben, zogen wir schließlich unsere Schuhe und Socken aus und wateten durch das eiskalte Rinnsal. Doch auch auf der anderen Seite ging es nicht weiter. Am Ende entdeckten wir die Wanderwegmarkierungen an den Felswänden flussabwärts: Doch nichts zu machen, das Wasser stand zu breit (zu hoch kann man jetzt echt nicht sagen).

Also erneut den gleichen Weg zurück. Und während wir die steilen Wurzelstufen hinaufstiegen, begann es zu schneien. Immer größer wurden die Flocken und als wir schließlich wieder oben ankamen war die Straße schneebedeckt. Auf ebendieser Straße ging es nun für uns zurück – ihr erinnert euch: Elf Kilometer. Zweimal wurden wir von Autos überholt und wieder freuten wir uns über die Spuren. Denn durch den unablässigen Schnee wurden nicht nur die Bäume in eine weiße Pracht getaucht, sondern selbst Straßen immer schwerer passierbar. Zwei Stunden liefen wir so vor uns hin, bald selbst nur noch zwei wandelnde Schneeberge.

Doch dann, als wir fast nicht mehr daran glaubten, erreichten wir die Abzweigung zur Landstraße und bald darauf das Nachbardörfchen Crni Lugs: Malo Selo. Zurück in der Zivilisation war der Weg nicht mehr allzu weit. Und nach rund sechs Stunden kämpften wir uns schließlich die verschneite Einfahrt zu unserer Hütte hoch.

Wieder im Warmen wurden wir erstmal kollektiv abgeklopft und ausgezogen. Und das nicht ohne eine gewisse Herausforderung, denn von den Schnürsenkeln bis zu den Haarspitzen war alles gefroren. Trotzdem taute es mit der Zeit wieder auf: Die Schuhe am Kaminfeuer, wir im gemütlichen Wohnzimmer, eingeladen zu einem sehr leckeren Abendessen (inklusive Schokokuchen!).