seit unserem Austausch mit Cosima ist der Dezember wie im Flug vergangen. Wir haben die eineinhalb Wochen wieder in unserem eigenen Nationalpark verbracht.
Besonders war der Besuch von Gödöllö. Unsere Ansprechperson, Csaba hat uns mitgenommen, da er für die Bachelor-Abschlussprüfung im Prüfungskomitee saß. Wir haben also einen Arbeitstag mit der Erkundung Gödöllös verbracht und somit sehr hart gearbeitet 😉 Auf dem Beitragsbild könnt ihr übrigens die Universität von Gödöllö sehen. Lustigerweise hat Gödöllö sogar zwei Weihnachts-Kitsch-Deko-Läden auf einmal, sodass wir mittlerweile voll in Weihnachtsstimmung sind. Auch ein spontaner Friseurbesuch ließ sich pünktlich für Weihnachten einrichten. Das besondere an Gödöllö ist aber eigentlich das Schloss. Denn dieses diente als Sommerresidenz für die österreichische Kaiserin und ungarische Königin Elisabeth (besser bekannt als Sissi).
Ansonsten waren wir am Wochenende in Pasztó und haben @frida03l besucht. Sie hat übrigens auch einen Blog über ihren Freiwilligendienst in Ungarn in einer Schule. Inoffizieller Grund war, dass wir einen Ofen brauchten, weil wir unseren Freunden und Kollegen hier zu Weihnachten Plätzchen schenken wollen. Offiziell wollten wir natürlich nur Frida besuchen 🙂 Sonntag sind wir dann auf dem Rückweg in Budapest Schlittschuh fahren gegangen. Unser Niveau war eher mittelklassig (Hinfallen gehört halt dazu…), aber die Aussicht konnten wir sehr genießen.
Morgen geht es für uns sehr früh zum Flughafen. Wir müssen leider schon um 3 Uhr aufstehen, also sollten wir heute früh ins Bett gehen. Mal schauen wie das so klappt… Wir fliegen nämlich über Weihnachten beide nach Hause in die Heimat und werden uns deshalb vermutlich erst im nächsten Jahr wieder melden. Also seid gespannt und vor allem Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!
Heute möchten wir euch von einem ganz besonderen Projekt von uns erzählen. In der letzten Woche haben wir einen Austausch zwischen dem Bükk und dem Kiskunság Nationalpark gemacht. Im Bükk Nationalpark arbeitet Cosima, sie ist auch eine Freiwillige von Kulturweit und die einzige weitere Freiwillige hier in Ungarn, welche auch wie wir in einen ökologischen Freiwilligendienst absolviert. Den ersten Teil der Woche haben wir hier bei uns im Wald verbracht und den zweiten Teil dann bei ihr.
Am Samstag Mittag haben wir Cosima vom Bahnhof in Dabas abgeholt und sind direkt zum Förster Haus gefahren. Dort ging es dann mit unserem Programm los. Wir haben zunächst eine Wanderung mit unserer Ansprechperson Csaba gemacht. So konnten wir Cosima den südlichen Teil unseres Waldes mit seinen Besonderheiten zeigen, auch wenn es auf dem halben Weg bereits dunkel geworden ist. Getroffen haben wir nur einen Jäger, welcher auf seinem Hochsitz kaum zu erkennen war und uns Mädels ganz schön erschrocken hat. Die anderen Waldbewohner haben wir vermutlich durch unsere Geräusche und Taschenlampen verscheucht.
Den zweiten Advent haben wir mit einem gemütlichen Frühstück und einer Fahrt nach Kecskemét verbracht. In der von uns aus nächsten größeren Stadt haben wir das Museum für Musikinstrumente besucht. Es handelt sich um eine Sammlung von mehreren hundert Instrumenten aus aller Welt. Viele davon waren uns unbekannt. Nach einer Führung und Einweisung durften wir diese sogar selber ausprobieren. Unsere musikalischen Talente haben sich allerdings im Rahmen gehalten…
Die Woche hat schließlich mit einem Besuch des Sees mit dem Namen Kolon begonnen. Dieser liegt in einem etwas südlicheren Teil unseres Nationalparks und ist nahezu überall mit Schilf bedeckt. Ziemlich in der Mitte wurde jedoch ein Teil freigeschnitten, um Platz für mehrere Vögel- und weitere Tierarten zu schaffen. Genau dort haben wir eine Bootstour gemacht. Leider war unter unseren Entdeckungen auch eine tote Gans dabei. Sie wurde vermutlich durch den Schuss eines Jägers getötet, obwohl das Jagen in diesen streng geschützten Bereichen verboten ist.
Cosima hat natürlich auch unsere Hauptaufgabe hier im Nationalpark kennengelernt. Invasive Pflanzenarten kennt sie aus ihrem Nationalpark noch eher weniger, da der Befall dort noch nicht vergleichbar stark ist. Daher waren die Arten für sie zwar neu, aber nach kurzer Zeit konnte sie diese bereits erkennen. Jetzt bleibt nur noch die Frage: Lag der schnelle Lernfortschritt an den Lehrerinnen oder der Schülerin? Am Dienstag haben wir aber nicht nur Pflanzen entfernt, sondern auch unsere bereits von invasiven Pflanzen entfernten Gebiete mithilfe unseres Fieldbooks per GPS aufgezeichnet. Daher kennen wir jetzt auch die genaue Größe und räumliche Lage der Gebiete.
Dienstag Abend ging es dann nach Eger, der Stadt in welcher das Direktorat des Bükk Nationalparks liegt und somit auch Cosimas zu Hause für ihre sechs Monate in Ungarn ist. Unsere Tätigkeitsbereiche sind eher verschieden. So arbeitet Cosima deutlich mehr im Büro an verschiedenen Aufgaben wie zum Beispiel Übersetzungen, Mithilfe bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen sowie die Entwicklung eines Masskottchen des Geoparks. Wir dagegen sind eher selten im Direktorat und haben unseren Wald anstelle eines Büros.
Unser Aufenthalt im Bükk hat mit einer Privatführung in der Sankt Stephan Tropfsteinhöhle begonnen. Auch die Ortschaft in welcher die Höhle liegt haben wir durch einen kleinen Spaziergang entdecken können. Lillafüred ist umrahmt vom Bükkgebirge und als Ferienort sehr beliebt. So lernten wir gleich am ersten Tag den größten Unterschied unserer Nationalparks kennen – die Geographie. Während wir bei uns weit und breit keine einzigen Hügel haben, sondern einfach nur flache und weite Puszta, kann Cosima auf bis zu 960 Meter über dem Meeresspiegel wandern. Nach unserer Tour durch Lillafüred sind wir schließlich noch zu einer einzigartigen Apfelwiese gefahren. Unsere Mission und die der rund 15 anderen Helfer: Die Apfelwiese vor dem Verwuchern schützen und sämtliche Büsche entfernen und schließlich auf Haufen sammeln.
Am Donnerstag haben wir das Besucherzentrum Ipolytarnóc, welches auch zum Bükk Nationalpark gehört, erkundet. Neben versteinerten Bäumen und Haifischzähnen wurden hier auch Fußspuren von vor mehreren Millionen Jahren lebenden Tieren gefunden. Es gibt mehrere Erlebnispfade zu entdecken. Wir haben eine private Führung bekommen, da das Besucherzentrum eigentlich zu dieser Jahreszeit bereits geschlossen hat. Umso schöner, dass wir dort sein durften und auch die digitale Ausstattung wie zum Beispiel das 4D Kino und die VR Brille ausprobieren durften. Danach ging es noch zu IKEA, da der Nationalpark auch an Weihnachten an seine Mitarbeitern denkt. Wir haben also 200 Brotdosen aus Glas gekauft. Erst mit zwei Einkaufswägen und dann mit dem typischen Ranger Pick-Up haben es aber alle heile nach Eger geschafft!
Zum Ende der Woche haben wir schließlich noch eine Stadtführung von Cosimas Ansprechperson Nelly bekommen. Diese spricht sehr gut deutsch und konnte uns alle Fragen zur Geschichte von Eger beantworten. Cosima und Helene haben außerdem nach einigem hin und her schließlich problemlos ihre Booster Impfung hier in Ungarn erhalten. Wir waren super glücklich endlich diese 0,3 Milliliter voller Ribonukleinsäuren im Körper zu haben! Stellas Impfschutz ist noch ausreichend, daher war eine Booster Impfung bei ihr noch nicht notwendig. Mit einem Weihnachtsshopping hat der Freitag schließlich auch sein Ende gefunden.
Samstag stand dann eine Wanderung an. Letztendlich war es allerdings eine Mischung aus von-Stein-zu-Stein-hüpfen und versuchen-nicht-in-den-Fluss-zu-fallen, da wir ein Flussbett stromaufwärts „gehüpft“ sind. Nicht nur die Kulisse sondern auch der ein oder andere Sprung ins Wasser von den anderen Teilnehmern waren spektakulär. Verletzt hat sich aber niemand verletzt, nur nasse Hosen kamen hin und wieder vor. Stolz, dass wir nicht in den Fluss gefallen sind und gleichzeitig erschöpft von der Impfung und der präzisen Platzierung unserer Schritte, sind wir schließlich wieder zu Cosimas Heimat gefahren. Auf dem Rückweg hatten wir noch die Chance die Burgruine von Kisnána zu besichtigen.
Am dritten Advent haben wir uns mit ein paar anderen Freiwilligen aus Ungarn (natürlich Corona-konform mit negativem Selbsttest und Abstand) zum Plätzchen backen in Budapest getroffen. Neben den klassischen Butterplätzchen gab es auch Vanillekipferl, Nussplätzchen sowie Kokosmakronen. Dadurch dass Stella und ich keinen Ofen besitzen, konnten wir gar nicht genug Plätzchen backen und haben so unseren Plätzchenmangel definitiv behoben. Nach der Back-Aktion haben wir die Woche schließlich mit unserem wöchentlichen Einkauf und einem Abendessen auf dem Weihnachtsmarkt in Budapest ausklingen lassen.
Die Woche war super interessant und lehrreich für alle von uns. Wir sind froh dieses Projekt durch die Unterstützung unserer Nationalparks durchführen zu dürfen und hoffen auch euch zu neuen Erfahrungen und Perspektivwechseln inspiriert zu haben.
Seid gespannt auf unseren nächsten Beitrag, denn auch wir kennen dieses Mal noch nicht sein Thema!
Eure Stella, Helene und dieses Mal auch Cosima
PS: Die Unterstrichenen Orte könnt ihr anklicken. Über den Link kommt ihr dann zu den jeweiligen Webseiten mit mehr Informationen und vor allem Bildern. Nicht überall gibt es eine englische Übersetzung, aber Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte.