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Ausganssituation: Der 30-stock hohe Kulturpalast – Wahrzeichen Warschaus und Handlungsort einer kleinen Gesichte. Der Geschichte einer kulturweit-Freiwilligen in Warschau, die mit ihren verschiedenen Gefühlen während des 6-monatigen Auslandsaufenthalts zu kämpfen hat. Stockwerk für Stockwerk wird sie sich ihm Aufzug der Plattform in 231 Meter Höhe nähern – und hoffentlich dem Ziel Warschau/Polen in all seinen Facetten kennen zu lernen. Für sich selbst und in erster Linie für alle, die sich eine sehr gute Beziehung zwischen Polen und Deutschland wünschen. Begleitest du sie?

 

„Besetzung“

Bärbel/Björn: Nörgler*in/Pessimist*in                                                                                                                         Sabine/Dimitri:Freude/Optimist*in                                                                                                   Sarah/Sven:Wut                                                                                                                                       Veronika/Vincent:Träumer*in/Naiv                                                                                                   Lara/Lars: Perfektionist*in, Besserwisser*in                                                                                                                                        Sandy/Andy:Mut                                                                                                                                      Candy/Danny:Angst                                                                                                                                Martha/Matthäus: Trauer

 

Etwas lastet schwer auf deiner Brust. Ein Druck, als würde die Luft im Aufzug immer dünner werden. Du blinzelst und öffnest ein Auge nach dem anderen. Verschlafen verschaffst du dir einen Überblick. Ist es nur eine Einbildung oder hat es im Lift tatsächlich geschneit? Wo bleibt dann die Kälte? Die Gänsehaut? Deine Sehstärke nimmt langsam wieder zu und du erkennst, dass es künstliche Deko ist. Alte, verschmutzte Deko, die ihre besten Jahre bereits hinter sich hat. „Weiße“ Flocken, die statt wie Sternen zu leuchten eher wie kranke, graue Mäuse den Fahrstuhl belagern und Schlimmeres verheißen.

 

Bärbel/Björn >>Da fällt der ersten Schneeflocken und du verbreitest schon Weihnachtsstimmung. <<

Martha/Matthäus Mundwinkel sinken

Martha/Matthäus >> Das sollte kein Schnee darstellen sondern Schmutzflocken. Wusstet ihr das Polens Smog chinesisches Ausmaße erreicht? Jährlich würden 50.000 Menschen an Luftverschmutzung sterben. 17 der 20 schmutzigsten Städte der EU befinden sich auf polnischem Boden. Kraftwerkschloten, Auspuffe, Kohleöfen – Begriffe, die in den Ohren der Regierung wie Musik klingen – ist das nicht schrecklich? <<

 

 

Veronika/Vincent schüttelt verständnislos den Kopf

Veronika/Vincent >> Ich verstehe nicht, warum man das Problem nicht beseitigen kann – es gibt doch bestimmt Lufterfrischer mit Karamell oder Pilz Duft. Ich mein, es ist Polen…<<

Sarah/Sven >> Jessish Mária. Am liebsten würde ich mir ein Ohr abschneiden um dir nicht mehr zuhören zu müssen. <<

Bärbel/Björn >>Machst du jetzt einen auf Vincent van Gogh, seit du diesen Film angesehen hast? <<

Candy/Danny >>Welchen Film?<<

Sabine/Dimitri >> „Loving Vincent“ – Produktionsländer sind das Vereinigte Königreich und wer hätte es gedacht – mein Einsatzland Polen. Es thematisiert die Umstände die zum Tod des Malers geführt haben und die Frage, ob es tatsächlich ein Selbstmord auf dem Kornfeld gewesen war. Es ist der weltweit erste komplett gemalte Film! Ein 125-köpfiges Team hat 1.400 Animationen im Stil von van Gogh erstellt, etwa 100 seiner bekannten Meisterwerke verarbeiteten und mit diesem Prinzip für 80 Minuten Spielzeit insgesamt 57.600 einzelnen Bildern angefertigt. Jede Szene war wirklich ein Augenschmaus! <<

Sandy/Andy >> Punkto Augenschmaus habe ich auch etwas zu sagen: Kennt ihr die Hala Gwardii? Das Essen dort ist fast zu Schade zum Essen, sag ich euch. <<

                                                          

Lara/Lars schnalzt mit der Zunge

Lara/Lars >> Kann es sein das dein ganzer Aufenthalt aus nicht anderem als „Eat Pray Love“ besteht? <<

Sandy/Andy >> Fast. „Eat Pray und – Smufi“. Aber nicht irgendeiner irgendwo. Ich spreche von den Banana-Smufis in Krakau! <<

Martha/Matthäus >>Du warst dort? Wieso hast du uns nichts von deinen Plänen erzählt?<<

Sabine/Dimitri >>Wie denn auch, wenn ich am Samstagabend erst einen Anruf von Vicky und Karen, zwei Freiwilligen aus Ungarn erhalten habe, der etwa so verlief: >>Wir sind auf dem Weg nach Krakau und du so? <<

Veronika/Vincent >>Wie ist deine Antwort gewesen?<<

Sabine/Dimitri >>Na wie wohl – könntest du zu einer 5-stündigen Nachtzugfahrt etwa Nein sagen?<<

Sandy/Andy >>Wenn ich an dieser Stelle Vicky zitieren darf: „Du bist so ein*e fertige*r“<<

Sabine/Dimitri >>Hey so ein spontaner 1-Tages Ausflug scheint nichts Außergewöhnliches zu sein: Witziger weise habe ich auf der Reise dorthin einen Krakauer Studenten kennengelernt der genau das gleiche nur in Warschau hinter sich und keine 24 Stunden Schlaf hatte. Seiner Beschreibung über Krakau kann ich nachträglich nur zustimmen: Sehr nette, offene Menschen – angefangen vom Taxifahrer, der uns um halb 5 morgens in unser Hostel gebrachte hat, in dem wir 5 Stunden schliefen. Bis hin zu Karens alter „Couchsurfing“ Bekanntschaft, die uns viele Orte zum Besichtigen empfohlen hat. <<

Candy/Danny >>Was habt ihr denn letztlich besichtigt?<<

Lara/Lars >>Nun, wir sind auf dem Hauptmarkt gewesen, auf den Rathausturm heraufgestiegen, in die historische Eros Skulptur geklettert, einer Touristengruppe nach „Hogwarts“ gefolgt, in der Wawelburg gewesen, Fakebrezeln gegessen, … <<

                                            

                              Fake Brezel – in Krakau bekannt als Pretzel

Sabine/Dimitri >> – Am schönsten aber waren die Pausen – beispielsweise auf der Parkbank, wo wir philosophiert haben…<<

Bärbel/Björn verdreht die Augen

Bärbel/Björn >>Ein ganz normaler Sonntag also<<

Veronika/Vincent >>Die Normalität ist wie eine gepflasterte Straße: man kann gut darauf gehen – aber es wachsen keine Blumen auf ihr. – Vincent van Gogh<<

 

 

Der graue Nebel im Aufzug legt sich nach und nach. Du füllst deine Lungen mit Luft, füllst dein Kopf mit Erinnerungen, die wie zerbrechliche Schneeflocken im Raum sonst weiter schweben und zergehen würden. Du lächelst und schaust deinen Begleiter*innen in die Augen. Versuchst in ihre Seele zu schauen und herauszufinden, was sie als nächstes planen. Doch du bekommst keine Gewissheit. Die Zukunft steckt voller Überraschungen, denkst du dir. Überraschungen erwischen einen immer dann eiskalt, wenn man es am wenigsten erwartet – wie der erste Schneefall im Winter.

    

 

Links:

https://www.youtube.com/watch?v=Od85p2SAhRI

Loving Vincent

https://www.youtube.com/watch?v=CGzKnyhYDQI

Hala Gwardii

https://www.youtube.com/watch?v=kznATm4AsXU

Rathausturm

https://de.wikipedia.org/wiki/Krakauer_Rathausturm

Eros Skulptur

https://de.wikipedia.org/wiki/Krakauer_Rathausturm

Wawel

https://de.wikipedia.org/wiki/Wawel

Alchemia

https://alchemia.com.pl/

 

 

 

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