9/10/17 oder der Tag, an dem alles möglich war.
Was ich damit meine? Lest selbst.
Es ist Punkt 12:00 Uhr. In den Klassenzimmer herrscht eine gähnende Leere. Außerhalb der Schule ist keine Menschenseele. Dennoch herrscht ein unverkennbares Geräusch im Schulhaus. Es gleich dem Brummen eines Bienenstockes. Je tiefer man in das Gebäude dringt, desto mehr wird meine Vermutung bestätigt. Ich bin nicht allein. Was aber löst diese spürbare Spannung aus? Ich fahre innerlich zusammen, als ein einzelne Person meinen Weg streift. Sie ist in Eile, keine Frage
Aber wohin des Weges? Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, was mich erwarten könnte, folge ich dem Sprinter. Unauffällig, werde zu seinem Schatten. In den Flure hallt ein Echo nach. Allerdings sind es weder die Schritte von Usan Bolt Jr. noch meine eigenen. Die Stille hat meine Ohren schockgefroren. Langsam tauen sie auf und ich erkenne den Grund hinter der Geräuschquelle: Gespräche. Lachende, Laute und Lehrende Kommentare, die meinem rasenden Puls den letzten Tritt versetzten. Ich schlucke. Was passiert hinter den Pforten der Turnhalle? Plötzlich spüre ich einen Windhauch hinter mir. Nein, mehr als ein Hauch. Ein ganzer Tornado. Bestehend aus weiteren Schüler*innen, die links und rechts an mir vorbei ziehen, die Türen fast aus den Riegeln reißen und in den Raum dahinter stürmen. Rauschen als hinge ihr Leben davon ab. Sie möchte nicht zu spät kommen. Nun, aber zu was denn? Es ist ihr ganz besonderer Tag gewesen – so oder in ähnlicher Weise würde ich es später nennen. Hier ist eine Zusammenfassung von dem Tag, an dem „alles“ möglich war – hinsichtlich der Namen, die die „Erstklässer“ (in Deutschland die 10. Jahrgangsstufe) für ihre weitere dreijährige Schullaufbahn an dem Lyzeum haben würden. Keine nichtssagende Zahl wie 10a, b , c…
Sie selbst aber sind dazu verpflichtet kleine Szenen einzustudieren, bei der man anschließend den Namen erraten sollte. Unglücklicherweise hat mein Polnisch dafür nicht ausgereicht, um alle Namen auf Deutsch übersetzen zu können. „Weltschmerz verpiss dich“ und „Haushaltschemie aus Deutschland“ konnte ich mir übersetzen lassen – natürlich, da es sich dabei um 2 meiner Klassen handelt. Hier also eine Art Gedicht, oder eher wirre Eindrücke, die ich während der Präsentationen schnell zu Papier bringen konnte.
Den Anfang machte Klasse Nummer Eins,
gabs ein Trommelwirbel, ein Gitarrensolo?
Nein, leider gab es keins
dafür hielten sie ein Buch vor ihrem Polo
Das Auto oder das Hemd?
Natürlich das Shirt.
Wirkten sie dabei nicht ziemlich verklemmt. ?
Doch, aufgelockert wurde es durch einen Flirt
Och etwa durch die Außenseiter?
Ja, jene mit dem Untertitel „wir sind verhaltensverstört“
Und wie ging es weiter?
Die „Engelchen“ lehnten Używki (Genussmittel), Czerwone (Schwänzen), Wulgaryzmy(Gemeinheiten) und dergleichen ab.
Schade, dass ich nicht mehr von der Geschichte verstanden hab.
Meine erste Klasse folgte gleich,
und betrat offensichtlich die Bühne
als Mitglieder des deutschen Reichs
zu einer großen Flagge trugen sie weiße, schwarze und grüne
Haushaltschemikalien und machten einen Vergleich
Zogen eine deutschpolnische Grenze auf die Tribüne
Denn trotz derselben Marke wäre die Qualität ungleich
Die darauffolgende Klasse zeigte einen Ausschnitt
Aus ihrer Hawaiiurlaub
Es gab nur eine die litt
Die Hotelfachangestellte, der man jeden Nerv raub
Danach gab es einen wirklichen Diebstahl
Wie einen heiligen Grahl
Trugen die Schüler*innen eine Tasche
Bis einer sie stahl,
den Dieb überwältigten jene aber rasche
und stellten ihn zur Wahl,
„Zurückgeben oder Polizei“ war ihre Masche,
letztere kam dann mit einem Baguette und mit einem mal
fiel der Konflikt zu Asche,
Man teilte das Brot, man klärte den Skandal.
Und dann sprachen die Moderatoren:
Nun sei eine besondere Gruppe auserkoren.
Was hatten jene denn zu tun?
Sie waren Wissenschaftler, Superstars oder historische Legenden
Sogar ein eierlegendes Huhn
Und mussten für jeden Fan-
wie auf dem Fließband neue Erfolge produzieren
Mein Respekt, ich wäre ungern einer von diesen Arbeitstieren
Ganz in schwarz und singend nahm die letzte Klasse Platz,
Ihr Lehrer in der Mitte mit einem Helm auf dem Schopf,
„Lagerfeuer“ stand dessen Stirnblatts
Eine spielte Gitarre, einer schlug auf einen Topf,
Nicht nur das selbst komponierte Lied zeigte ihren Einsatz
Sondern auch der Austausch eines Plektrums durch einen Knopf
Und die von einem Schüler ausgeübten Flickflacks
Dieser Auftritt geht mir am wenigsten von allem mehr aus dem Kopf