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„Ausganssituation“: Der 30 Stock hohe Kulturpalast – Wahrzeichen Warschaus und Handlungsort einer kleinen Geschichte. Der Geschichte einer kulturweit-Freiwilligen in Warschau, die mit ihren verschiedenen Gefühlen während des 6-monatigen Auslandsaufenthalts zu kämpfen hat. Stockwerk für Stockwerk wird sie sich im Aufzug der Plattform in 231 Meter Höhe nähern – und hoffentlich dem Ziel Warschau/Polen in all seinen Facetten kennen zu lernen. Für sich selbst und in erster Linie für alle, die sich mehr Austausch zwischen Polen und Deutschland wünschen. Begleitest du sie?

„Besetzung“:

Bärbel/Björn: Nörgler*in/Pessimist*in                                                   Sabine/Dimitri: Freude/Optimist*in                                                                 Sarah/Sven: Wut                                                                              Veronika/Vincent: Träumer*in/ Naiv                                                                 Lara/Lars: Perfektionist*in, Besserwisser*in                                            Sandy/Andy: Mut                                                                                             Candy/Danny: Angst                                                                            Martha/Matthäus: Trauer

Die Anzeige über der Aufzugstür nähert sich der 0. Wenige Wimpernschläge später ertönt ein heller Ton und die Türhälften machen dir Platz um die Kabine zu betreten. In ihr erwarten dich bereits 8 weitere Gäste. Du steigst zu ihnen ein. Hinter dir gibt es einen Luftzug und der Fahrstuhl setzt sich in Bewegung. 

Veronika/Vincent >> Cześć Polen! Cześć Freunde! – ich bin gespannt – Was gibt’s Neues im fremden Land? <<

Lara/Lars >> Wie willst du´s hören? In der chronologischen Reihenfolge oder nach dem Alphabet sortiert? <<

Sarah/Sven verdreht die Augen

Sarah/Sven >> Weder noch.  Ich will von diesem ganzen Dienst gar nichts mehr hören, ja?! Hören, dass ich vielleicht die beste Zeit meines Lebens haben werde – dass ich nicht lache! Am Tag  meiner Ankunft habe ich bereits genug davon gehabt. Der Billigflug, der mich für nur 50 € (60 € fürs Gepäck angemerkt) von Memmingen nach Warschau bringen sollte hat sich letztlich als viel teurer und stressiger herausgestellt. Ganze 7 Stunden bin ich unterwegs gewesen. Planmäßig gab es einen Zwischenstopp am Flughafen Stansted/London. Außerplanmäßig ist nur die Verspätung und eine weitere Gebühr von 50 € gewesen, die nirgendswo in den Flugunterlagen gestanden hat, für die Weiterreise allerdings bezahlt werden musste. Mit einem Notstopflug vom Münchner Flughafen hätte ich letztlich dasselbe gezahlt…Ach und die ersten Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln – tagsüber einigermaßen überschaubar. Abends und nachts allerdings…Wer so wie ich nicht aufpasst ist schnell mal 2 bis 3 Stunden unterwegs und zwischenzeitlich auf einem „Straßenbahnfriedhof“ mit einem Schaffner, der nicht mal Englisch spricht. Wer hatte nochmal diese tolle Idee? Die Idee ins Ausland zu gehen? In ein Land mit einer der 10. schwersten Sprachen der Welt? <<

Candy/Danny >>Hör auf du machst mir noch Angst. Schlimm genug das alles…was wenn ich bald auch noch an Heimweh leide und einsehe, dass ich keinen Anschluss finde, mich nicht mit den Schüler*innen verstehe oder ein weiteres Mal meinen Hausschlüssel über die ganze Nacht außerhalb der Wohnung im Schloss stecken lasse – dieser dann aber tatsächlich mitgenommen wird? Wie soll das weitergehen, wenn ich bereits jetzt jeden Mut verloren habe. <<

Sandy/Andy schaut sie irritiert an

Bärbel/Björn >> Stoppt alle beide. Es gibt immer zwei Seiten der Geschichte. Ihr seid so auf euch versessen…Denkt ihr denn gar nicht an die Anderen? An eure Ansprechperson, die sich ohne Gegenleistung auf die Suche nach einer Wohnung gemacht hat, die immer ein offenes Ohr hat und sich im Vorhinein sehr über euch informiert hat? Gut, die Fragen, wie oft und wann man etwas isst, wie man jede einzelne Minute hier verbringen will, und ob man nicht gleich zu Beginn mit Klasse 1. (niedrigstes Deutschniveau) in ein „Ökolager“ ohne richtige Duschmöglichkeiten fahren will, sind vielleicht sehr ungewohnt aber stets gutmütig gemeint gewesen.  Oder auch die Schüler*innen, die anstelle des Ansprechpartners am Flughafen ein Begrüßungskomitee organisiert haben? Die mit einem selbst gebackenen Kuchen, Geschirr, Bettbezeug und der Motivation beim Auspacken zu helfen auf euch gewartet haben? Auch wenn der Gedanke von 12 neugierigen Augen, die über den Kofferinhalt herfallen, euch Sorgen bereitet haben. Meint ihr diese haben es einfach gehabt? << Lara/Lars >>Natürlich, gerade beim Auspacken. Ich habe meine Klamotten nach Wochentagen und Wetter sortiert. <<

Martha/Matthäus >> Nein, ich glaube Bärbel/Björn meint die Herausforderung  eine (noch) nicht polnisch sprechende/ fremde Person in die Schule und ferner in die Gesellschaft zu integrieren. Oh Himmel, all das ist so aufwendig und ich bin eigentlich nur eine Belastung…*schnief*…und so<<

Sandy/Andy >> …zuversichtlich, dass ich mich für all die Bemühungen revangieren kann? Ich mein Bestes geben werde und diese Zeit ein gesundes Maß an Geben und Nehmen entwickle? <<

Sabine/Dimitri simuliert einen kreischenden Fan

Veronika/Vincent >>…und ich die Welt verändere? <<

Sarah/Sven >> Wow. Einen Schritt nach dem anderen. Du bist erst seit ein paar Tagen 19. Und auch mit 91 hast du vielleicht noch nicht die Macht dazu.<<

Bärbel/Björn >> Außerdem hast du erst 10 Tage hinter dir. 6 Tage davon bist du im Urwald gewesen. Fernab all der Zivilisation, von einem Netzempfang und vor allem deiner Tätigkeiten als Freiwillige im Deutschunterricht. Neben Holz hacken, Wasser aus dem Brunnen holen, durch Sümpfe marschieren, mit Kompass und Karte den Weg zurück zu der Scheune, eurem „Zuhause“ finden – und nach jahrelangem Vegetarier Dasein Ameisen zu probieren…hast du vielleicht über deine Muttersprache Zugang zu einigen Lernenden aufbauen können…aber es gibt noch viel zu tun. Sehr viel<< 

Lara/Lars >> Genug um eine Langzeitstrategie zu entwickeln, um jeden einzelne*n Schüler*in intensiv zu fördern und…<<

Sabine/Dimitri >> …trotz all der Arbeit nicht den Spaß (am Lernen) zu vergessen? Das ist doch viel wichtiger – für beide Seiten. <<

Alle 7 weiteren Insassen denken nach. Letztlich nicken alle anerkennend. Du kannst es kaum erwarten, was euch im 2. Stock erwarten wird.

 

 

 

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