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Meine Damen und Herren,

Ladies and Gentlemen!

Witajcie w Kabarecie Kit Kat!

 

Die Wolke über dir zerrinnt wie die Zeit in einer Sanduhr. Deiner Sanduhr. Du bist zu spät.

Deiner Verspätung noch nicht bewusst kämpfst du dich blind durch die wässrigen Fadenvorhänge.

Große rote Neonletter weisen dir den Weg. Ergeben 2 Wörter. Ergebenen einen Kontext. Teatr Dramatyczny

Wie auf einer Wasserrutschmatte schlitterst du förmlich in das Gebäude und kommst abrupt zum Stillstand.

Der Empfangsaal ist wider deines Erwartens leer. Ein Blick auf die Uhr genügt. Nun bist auch du dir der späten Stunde bewusst.

Den Mantel noch wie eine zweite, glitschige Haut auf dir tragend nimmst du immer 2 Stufen der Treppe und findest den Saaleingang.

Oben angekommen atmest du geräuschvoll aus. Wegen der kurzen Sporteinheit. Aber auch, da die Vorstellung noch nicht begonnen hat.

Die Theaterbesucher tummeln sich noch zwischen den Haupt-, Vor und Nebenräumen und scheinen erst am Anfang ihrer Unterhaltungen zu stehen.

Dein herumschweifender Blick verfängt sich plötzlich. In Mitten der Menge. Deine Atmung normalisiert sich.

Gleich mehrere vertraute Augenpaare fordern dich auf sich ihnen zu nähern und unter ihnen Platz zu nehmen.

Mit einem Seufzer lässt du dich in den Sitz sinken. Rechts und links empfängst du Gesprächsfetzen. Gesten, die die Freude über dein Kommen signalisieren.

Du widmest dich den Menschen und ihren Messages bis ein Geräusch sämtliche Stimmen einschließlich deiner abschneidet.

Ein Klingen hallt an den Wänden nach. Erstickt nicht nur die Unterhaltungen sondern auch das Licht. Unerwartet schnell herrscht Nacht im Saal.

Du blinzelst irritiert als auf deine Pupillen wieder grelle weiße Scheinwerferstrahlen und die ersten Worte im Stück fallen.

„Willkommen, Willkommen meine Damen und Herren“

Du runzelst die Stirn. Deine Augen nehmen den halbnackten Mann wahr. Grinsend wiederholt er die Begrüßung.

„Welcome, Welcome Ladies and Gentelmen.“

Von einer Sekunde auf die andere wechselt er nun wieder in eine andere Sprache und bleibt dieses Mal dabei.

Ein polnischer Monolog. Was er wohl dem Publikum für Anweisungen gibt? Das bleibt für dich ein Geheimnis.

Genauso wie die Lieder, Dialoge und schriftlichen Mitteilungen die über die Bühne gehen und dich dennoch in den Bann reißen.

„Vaterland, Deutsche Grenzkontrolle, Nazis“. Deutsche Wörter, die auch du verstehst. Mehr oder weniger aber gar nicht verstehen willst.

Nach etwa 130 Minuten fällt der Vorhang. Das ersehnte Happy End bleibt aus. „Magic Mike“, der die Vorstellung eröffnete beendet sie auch wieder.

Dir wurde nicht zu wenig von dem sehr beliebten Anti-Musical „Carparet“ versprochen – eine polnische Inszenierung zu dem Roman „Leb wohl Berlin“ von Christopher Isherwood

 

Zusammenfassung des Stückes „Carparet“

Der amerikanische Schriftsteller Cliff Bradshaw lernt während einer Zugfahrt einen ausländischen Professor kennen. Beide Männer verbindet sofort eine Sache: Ihr Zielort – Berlin. Die Stadt, die während der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts repräsentativ für das „Zentrum der Welt“ stand. Eine Platz für jederman also – Künstler und Kleinunternehmer, Prostituierten und Professoren. Der Schein einer perfekten Bühne hält aber nicht für die Ewigkeit – zumindest für den jungen Juden. Dessen Sterne stehen nämlich zunehmend nicht mehr so gut. Cliff verliebt sich in die Tänzerin des Kit Kat Kabaretts Sally, jene wird von ihm schwanger möchte das Kind jedoch abtreiben, er verliert den Blick für das wichtige im Leben und zu allem Übel tretet sein Freund von der Zugfahrt den Nazis bei…

 

Wo findet man wirklich das Glück? Diese Frage steht im Zentrum des Geschehens – In einem Bordell, wo man Geld gegen Glück tauschen kann?

Oder draußen in der Welt, auf dem Nollendorfplatz in Berlin, wo man selbst im Tausch gegen eines der beiden Existenzängste haben muss.

 

Christopher Isherwood

https://www.google.de/search?source=hp&ei=UgYIWquWA4nm6ASgkLKQDA&q=christopher+isherwood+leb+wohl+berlin&oq=christopher+lebwohl+be&gs_l=psy-ab.3.0.0i22i10i30k1.1103.9551.0.11097.22.22.0.0.0.0.858.3752.0j15j2j6-1.18.0….0…1.1.64.psy-ab..4.18.3742…0j0i13k1.0.BNB8qm_ZkD0

Links:

https://www.youtube.com/watch?time_continue=7&v=ZBe2iqnS2Oc

http://www.warszawa.pl/kultura/cabaret-musical-w-dramatycznym/

Film (1972)

https://en.wikipedia.org/wiki/Cabaret_(1972_film)

https://www.youtube.com/watch?v=I8P80A8vy9I

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