Diesen Montag hat mich, ähnlich wie alle anderen kulturweit Freiwilligen der Ausreise September 2019 die erschütternde Nachricht erreicht, dass unser Freiwilligendienst aufgrund der weltweiten COVID 19 Situation vorzeitig beendet wird und wir sobald wie möglich nach Deutschland zurückkehren müssen. Diese Nachricht hat mich, sowie sicherlich alle anderen Freiwilligen und meine Freunde hier in Uruguay wie ein Schlag getroffen. Zwar wussten wir, dass am Montag eine solche Nachricht kommen würde, aber ich glaube ähnlich wie ich haben doch viele gehofft, dass wir bleiben können. Nach der Nachricht begann ich gemeinsam mit meinen Eltern nach einem Rückflug zu suchen, bis jetzt vergeblich, Callcenter und Websites der Airlines sind überlastet und natürlich sind die meisten Stellen, an die man sich, um Unterstützung bittend, wendet, ebenfalls überlastet, oder wissen auch nicht mehr als man selbst. Das bedeutet, dass ich noch in Uruguay bin und weiter versuche nach Deutschland auszureisen. Seid sicher mir geht es gut, Uruguay hat bis heute (20.03.2020) 110 bestätigte Infizierte, gleichzeitig hat der Staat umfassend reagiert und Grenzen geschlossen, das öffentliche Leben runter gefahren um die Ausbreitung einzudämmen. Seit heute arbeiten wir nun auch nicht mehr in der Welterbestätte, was ich schade finde aber verstehen kann.
Diese globale Krise zerstört viel. Ich denke so ganz ist das Ausmaß dieser Krise auf die internationale Zusammenarbeit und insbesondere internationale Freiwilligendienste, Austauschprogramme noch nicht ganz in der Öffentlichkeit angekommen und das ist ok! Momentan gibt es wichtigeres als über diese Dinge zu sprechen, aber vergessen darf man sie auf keinen Fall! Ich hatte bis jetzt zweimal in meinem Leben, dank wunderbaren internationalen Programmen, für längere Zeit die Möglichkeit im Ausland zu leben und dafür bin ich unglaublich dankbar. Diese Programme, seien sie noch so klein oder unbekannt, verändern nachhaltig Leben, kulturweit, das Parlamentarische Patenschaftsprogramm, Erasmus und viele mehr, die ich jetzt nicht alle aufzählen kann, verändern nachhaltig Leben, Weltsichten, Persönlichkeiten, kurzum unsere Gesellschaft. Ich denke das ist nicht übertrieben, denn immer mehr junge, aber auch ältere Menschen verbringen Teile ihres Lebens im Ausland und kehren dann zurück und verändern mit ihrem Handeln, ihrer Weltsicht, ihren Ideen und der Weitergabe dieser die Gesellschaft, hin zu einer weltoffeneren, toleranteren, bewussteren, inklusiveren, respektvollen, aufmerksameren, reflektierteren Gesellschaft.
COVID19 hat es, wie keine Regierung, vermocht diese Programme, zum mindest für dieses Jahr, an den Rande des Abgrunds zu bringen, Austauschschüler, Studenten, Praktikanten, Freiwillige und viele mehr müssen wunderbare Erfahrungen beenden, nicht weil irgendeine Person das von uns verlangt, sondern weil die aktuelle Krisensituation es von uns verlangt. Wir alle als Alumni haben meiner Meinung nach den Auftrag dafür zu sorgen, dass diese Programme weiterbestehen und auch weiterhin denen, die nach uns kommen offen stehen. Momentan scheint es, als ob wir dafür nicht viel tun können, ohnehin fühlen sich viele in diesen Tagen machtlos, doch wir können etwas tun! Wir können den Menschen, die uns von kulturweit, oder unserer jeweiligen Organisation oder Programm unterstützen sagen, dass wir ihnen zutiefst dankbar sind für die Arbeit, die sie für uns in der zurückliegenden Zeit getan haben und die sie zurzeit für uns tun und damit diese ganzen wunderbaren Erfahrungen ermöglicht haben. Sie in ihrem Tun bestärken ist jetzt bitter nötig, damit auch diese sich aufgefangen fühlen. In Zeiten der Krise freut sich jede*r über eine gute, entgegenkommende Behandlung und oft auch einfach über ein: „Danke, das hat mir geholfen.“ Wir als die Gemeinschaft, die diese internationalen Möglichkeiten, die uns geboten werden entgegennehmen, sollten gemeinsam mit denen, die uns diese Möglichkeit ermöglichen zusammenstehen und für das kämpfen, was wir, wenn auch nicht so lange wie geplant, (er)leben durften. Ich hoffe, was ich sagen möchte ist angekommen, es geht darum diese Programme nach der Krise beim „Wiederaufbau“ der „üblichen“ Strukturen nicht zu vergessen, zu viele Programme sind bereits gekürzt worden oder existieren nicht mehr. Ich bin optimistisch, dass diese globale Krise den meisten Menschen klar gemacht hat, dass es ein „Das passiert/interessiert/geht uns nichts an“ nicht mehr existieren kann! Wir brauchen nach ihr mehr solcher Programme wie kulturweit, keinesfalls weniger. Es ist schade, dass erst diese Krise kommen musste um es so eindrücklich zu zeigen, aber wir müssen als Welt nach dieser Krise enger zusammenrücken, die Welt ist eng vernetzt. Sicherlich müssen wir darüber nachdenken, wie wir diese Strukturen ändern, um sie Krisensicherer zu machen, aber meiner Meinung nach gibt es dabei, auch im Interesse der Völkerverständigung und des internationalen Austauschs, eine Richtung nämlich näher zusammen und fair verteilt. Über das WIE dieses Zusammenrückens könnte ich einen eigenen Blogeintrag schreiben, deshalb lasse ich das jetzt nur angedeutet.
Zum Schluss möchte ich mich bei kulturweit, dem Auswärtigen Amt und allen anderen, die mir diese wunderbare, lehrreiche, verändernde Erfahrung, für die ich lange gekämpft habe, geschenkt haben, bedanken. Macht weiter so! Lasst euch von diesem Rückschlag nicht unterkriegen! Ich werde diese Erfahrung für immer in meinem Herzen tragen, sie hat mich geprägt und mir neue Türen geöffnet und hat mir vor allen Dingen neue liebenswerte und wirklich enge Freunde in einem anderen Land geschenkt. Auch diesen Menschen, meinen Freunden, möchte ich danken, dafür, dass sie mich so liebenswert aufgenommen haben und mich zu einem Teil ihrer Gemeinschaft machten.
Ganz zu allerletzt an alle die das Lesen: Unterstützt in diesen schweren Zeiten, diejenigen, die es nicht so leicht haben wie ihr, der Bäcker um die Ecke, der Pleite geht, wenn ihr nicht mehr kommt, oder das medizinische Personal, was weit über der Belastungsgrenze arbeitet, schenkt diesen Menschen ein Lächeln, ein Danke. In diesen Zeiten muss nicht nur die Welt enger zusammenrücken und zusammen arbeiten, sondern auch wir als Gesellschaft, egal wer wir sind, woher wir kommen, wie wir aussehen, was wir glauben.
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