Rudern, ein unglaublich schöner, aber auch anstrengender Sport und ein Sport der in Hamburg leider weitestgehend, ähnlich wie in Großbritannien, der Elite vorbehalten ist. Hier in Uruguay ist dies zum Glück nicht so, vielmehr gibt es hier in Fray Bentos eine öffentliche Ruderschule, zu der jeder gratis kommen kann und das Rudern erlernen und trainieren kann.
Einer der Trainer ist mein Freund und Arbeitskollege Nico, er führt gemeinsam mit meinem anderen Freund Joe die Ruderschule. Gemeinsam haben die beiden anknüpfend an ihre eigenen Erfolge beim Rudern (Joe, war bei den Olympischen Spielen in Athen als Ruderer dabei) in den zurückliegenden Jahren eine wunderbare Ruderschule aufgebaut. Mit ein wenig Startkapital kauften sie erste Boote und über die Jahre bekamen sie einige gespendet und kauften weitere Boote, sodass sie heute eine stattliche Anzahl an Booten haben, die von Anfänger- bis Profibooten reicht.
Direkt an einem meiner ersten Arbeitstage lud mich Nico ein mit zum Rudern zu kommen, ich willigte ein und seitdem bin ich mittlerweile jeden Tag nach der Arbeit im Ruderclub und trainiere dort. Es ist eine großartige Erfahrung diesen Sport, der in Hamburg auf der wunderschönen Alster auch einen großen Raum einnimmt, nun endlich betreiben zu können. Das schöne an diesem Sport ist, dass man während des Trainings auch immer in Kontakt mit der Natur ist, nämlich dem Fluss. Manchmal, wenn ich so von Wasser umgeben rudere vergisst man alles und kann wirklich komplett abschalten, dabei ist mein Leben hier in Uruguay eh schon relativ entspannt, verglichen mit den letzten Monaten in der Schule. Trotzdem tut es gut nach der Arbeit einfach mal alles hinter sich lassen zu können, wenn man alleine oder zu zweit nur auf den nächsten Ruderschlag konzentriert ist.
Wie ein Ruderer, der eine sehr lange Distanz rudert kann man auch meinen Auslandsaufenthalt hier sehen, wenn das Wasser ruhig ist, der Ruderer eine gute Technik an den Tag legt und das Boot so nicht bremst kommt er in Windeseile voran und lässt dabei aber auch das Schöne schnell hinter sich, ähnlich wie das Gefühl, dass etwas schönes viel zu schnell vergangen ist. Wenn das Wasser aber unruhig wird, dann kommt auch der beste Ruderer nicht allzu schnell voran, denn er muss sehen, dass sein Boot nicht von einer Welle erfasst wird und sinkt, was bei den schmalen und tief liegenden Booten schnell passieren kann, so fühlen sich auch die Durstphasen während des Aufenthaltes an, man sieht, dass man durchkommt ohne „unterzugehen“. Das gute ist, dass das ruhige flache Wasser überwiegt und die unruhigen Phasen kurz sind und schnell hinter sich gelassen werden können.
Vom Abstrakten zurück zum Konkreten, dieses Wochenende war die erste Ruderregatta hier in Fray Bentos, die ich natürlich mit dem ganzen Team vom Club Remeros Fray Bentos verfolgt habe. Am zweiten der zwei Regattatage, war es zu windig und das Wasser zu unruhig um zu rudern, zahlreiche Boote gingen unter noch bevor sie gestartet waren, also wurde der Start abgesagt, wir genossen noch ein wenig das schöne Wetter am Strand und machten uns dann auf den weg zurück.