Seit einer guten Woche bin ich jetzt bereits hier in Fray Bentos und habe somit auch schon erste Menschen kennengelernt, denen ich gerne einen kleinen Eintrag widmen möchte.
Ein Freund und Arbeitskollege erzählte mir, als ich mit ihm über Eigenheiten der Uruguayos sprach, dass man einen Uruguayo daran erkennen könne, dass er immer und überall Mate trinkt. Nach meiner jetzigen Wahrnehmung stimmt das für den Großteil der Menschen, auch wenn es natürlich Ausnahmen gibt, so wird hier auf der Arbeit kaum Mate getrunken.
Der Mate kann aber trotzdem als eine Eigenheit der Uruguayos bezeichnet werden, denn mit ihm verbunden ist nicht einfach das Trinken der Infusion/des Aufgusses, sondern vielmehr auch die Geselligkeit, in der der Mate herumgereicht wird. Natürlich weiß ich aufgrund meiner argentinischen Wurzeln, dass es diese geselligen Runden auch dort gibt und in weiten Teilen im Süden Südamerikas ist der Mate ein Thema, jedoch ist er hier in Uruguay in seiner wahrscheinlich pursten Form zu finden, denn die Menschen nehmen nur die yerbas (Kräuter) und heißes Wasser, das nicht gekocht haben darf und die Bombilla (Metallstrohhalm) zum trinken. In anderen Teilen des Kontinents ist die Matekultur sehr unterschiedlich zu der hier in Uruguay. Beispielweise in Córdoba, Argentinien trinkt meine Familie Mate mit Zucker am Nachmittag und dort wird das Wasser auch gerne zum kochen gebracht und nicht kurz vorher runter genommen.
Die Geselligkeit, die der Mate mit sich bringt durfte auch ich schon erleben, als ich mich am Wochenende nachmittags mit meinem Arbeitskollegen und noch anderen Bekannten an der Rambla traf, um Mate zu trinken. Als ich dort unten an der Rambla saß, den Sonnenuntergang beobachtete, der hier in Fray Bentos wunderschön und jeden Tag anders ist, überkam mich das Gefühl zu merken, dass ich langsam ankomme und das erreiche, was ich mir für meinen Freiwilligendienst vorgenommen hatte, nämlich die Leute und ihre kulturellen Praktiken nicht nur kennenzulernen, sondern Teil davon zu werden und diese Praktiken aus erster Hand zu erleben und zu genießen.
Wer mehr über Mate wissen möchte findet bei diesem Link ein paar Informationen : https://turismo.gub.uy/index.php/uruguay-es/mate
Eine weitere Eigenheit, die auf jeden Fall nennenswert ist, ist die Herzlichkeit und Aufgeschlossenheit, die hier fast jedem entgegengebracht wird. Das liegt in meinem Fall wahrscheinlich auch daran, dass die Stadt relativ klein ist und sich gefühlt jeder kennt, aber trotzdem ist es bemerkenswert, wie herzlich und freundlich ich in den meisten Fällen behandelt wurde und werde. Natürlich wird das in meinem Fall durch meine Spanischkentnisse erleichtert, denn wenn man sich verständigen kann bekommt man natürlich nochmal eine andere Ebene der Herzlichkeit mit, als nur ein Lächeln zum Beispiel. Ein weiterer Grund dafur ist aber auch leider immer noch das koloniale Erbe, ich als Europäer werde offen empfangen, aber ein Freund erzählte mir, dass das ganze etwas anders wäre, wenn ich nicht aus Europa käme.
Ich würde wohl noch Tage hier sitzen und müsste vorher, in den Augen manch eines Lesers, wohl auch erst ein Studium absolvieren um ein ganzheitliches Bild zu geben, aber das ist gar nicht das Anliegen dieses Eintrags, er will einfach nur den Leuten und ihren Eigenheiten einen Platz in diesem Blog geben und ich denke, das ist gelungen. Die Leute sind und das sollte man zuletzt nicht vergessen, mir sehr ähnlich in vielen Dingen, sie haben ähnliche Bedürfnisse und Interessen, denn letzten Endes sind wir doch alle miteinander verbunden egal, wo auf der Welt wir uns befinden oder wo wir herkommen.