Mein Plan fürs Wochenende: Serah etwas Gutes tun, weil sie so gut für mich sorgt
Da Serah ja Kenianerin ist, aber noch nie in Nanyuki war, habe ich ihr angeboten sie einmal mitzunehmen, wenn wieder nach Nanyuki fahre um Pater Winfried zu besuchen. Am Samstag war es dann soweit.
Wir sind zusammen um neun Uhr aufgebrochen, weil ich bis 11 Uhr im Benediktiner Kloster in Nanyuki sein wollte, da uns Pater Winfried eingeladen hat eine kenianische Hochzeit mitzufeiern. Leider kamen wir erst um halb elf in Nanyuki an und da Serah zu Fuß nicht die Schnellste ist hatte ich schon bald die Hoffnung aufgegeben pünktlich zum Gottesdienst zu erscheinen, zumal der Fußweg zum Kloster eine Stunde beträgt, wenn man zügig läuft. Aber gut, auch egal, in Kenia fängt eh nichts wirklich pünktlich an.
Auf unserem Weg fuhr ein Auto nach dem anderen vorbei, aber kein Fahrer erbarmte sich unser und fragte ob er uns nicht mitnehmen soll. Schließlich kam ein Autokonvoi, der verdächtig nach Hochzeitsgesellschaft aussah, weil jedes Auto mit bunten Bändern dekoriert war. Mir wurde es zu doof, weil wir nach einer halben Stunde noch nicht einmal die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten rief ich kurzentschlossen einem Fahrer ein verzweifeltes: „Excuse me!“ zu. Und wir hatten Glück, der Fahrer hielt und ich fragte, ob sie auf dem zum Kloster zur Hochzeit seien. Ja, waren sie. Welch ein Segen und es war auch noch Platz für uns im Auto (ich bin vor Freude in den Kofferraum gekrochen, weil die Rückbank sonst zu voll gewesen wäre, war ein Kombi, also hatte ich mehr als genug Platz). So legten wir die restliche Strecke innerhalb von 10 Minuten zurück und kamen pünktlich zur Hochzeit.
Eine kenianische Hochzeit ist ein Großereignis, ich sollte allerdings besser schreiben: Diese kenianische Hochzeit war ein großes Ereignis, denn ob jede Hochzeit so abläuft kann ich so nicht sagen und es ist mit Sicherheit auch immer von den finanziellen Verhältnissen abhängig. Diese Hochzeit war also ein Großereignis und es ist wohl auch üblich, dass sich unter die unzähligen geladenen Gäste auch ungeladene Gäste mischen (wobei irgendwie waren wir ja auch eingeladen :)). Vom Ablauf der Hochzeitszeremonie unterscheidet es sich zu dem was ich aus Deutschland kenne nicht viel, sollte auch nicht, denn es war eine katholische Hochzeit. Einzig bei der Gabenbereitung wurden neben Wein und Wasser und den Hostien auch noch Gaben wie Eier, Kohl, Kartoffeln, Klopapier usw. gebracht (ich glaube das sind Geschenke für das Kloster gewesen). Ach ja und der Gottesdienst hat nicht in der Kirche stattgefunden, sondern draußen unter Zelten, da die Kirche für die Zahl der Gäste nicht ausreichend gewesen wäre. Nach dem Gottesdienst ging es dann zum Feiern in eine Hotelanlage und da es schließlich bei der Menge an Gästen nicht auffiel wenn noch zwei mehr dabei sind, sind wir einfach wieder in unser Taxi gestiegen und mitgefahren…
Nebenbei noch ein kleiner Wetterbericht. Bei unserem Start in Meru sah es so aus, also ob es ein wirklich schöner Tag wird. Bei unserer Ankunft in Nanyuki zeigten sich schon die ersten großen Wolken und während der Hochzeitszeremonie fing es dann auch leider an zu regnen und es hörte für die nächsten zwei Stunden nicht auf. Das führte dazu, dass einfach alles matschig war, aber vom Wetter soll man sich ja schließlich nicht die Laune verderben lassen.
Auf der Hotelanlage waren auch Zelte aufgebaut, unter den Zeltdächern Tische und Stühle für die Gäste und zwei Essenszelte, hier stellte man sich an und bekam seinen Teller vollgeladen mit Reis, Fleisch, Chapati, Salat, Bohnen und einer nicht wirklich definierbaren Pampe. Platzkarten gab es keine, also haben Pater Winfied, Serah und ich uns einfach einen freien Tisch gesucht und unser verspätetes Mittagessen, es war bereits 14:30 Uhr, zu uns genommen. Da das Wetter immer noch nicht besser war, und es nicht so angenehm ist draußen zu sitzen, wenn es feucht und nass ist und da die Hochzeitsgesellschaft immer noch nicht eingetroffen war, suchte Pater Winfried nach einer Ausrede, wie wir uns von dieser Veranstaltung entfernen konnten. Ich glaube er hat Serah und mich als Ausrede gebraucht um einen Fahrer zu bekommen, der uns erst nach Nanyuki und dann wieder ins Kloster gefahren hat.
In Nanyuki verabschiedete ich mich von Serah, die wieder nach Meru fuhr. Ich blieb ja über Nacht im Kloster (war von Vorteil, denn in Meru hatte ich mal wieder kein Wasser im Bad). Zurück im Kloster hab ich mich dann ins Bett verkrochen, zwei Stunden geschlafen, zu Abend gegessen und während des Abendessens wurde mir Pater Gregor ein Comboni-Missionar aus Deutschland vorgestellt, der für Exerzitien in Nanyuki im Kloster ist und sonst im Südsudan arbeitet.
Mit Pater Gregor saß ich dann am Abend noch zusammen und er hat mir von seinem Leben im Südsudan erzählt, er ist dort als Priester tätig. Am Sonntag hat er mir noch ein paar Bilder gezeigt und ich kann euch sagen, dass ich sehr froh bin in Kenia zu sein. Kenia ist im Vergleich zum Südsudan ein sehr entwickeltes Land, in dem Frauen Rechte haben und Kinder ein Anrecht auf Bildung haben.
Im Südsudan suchen die Eltern, bzw. vermutlich wohl eher der Vater, den Mann für die Frau aus. Ein Mann darf dort durchaus mehrere Frauen haben, wenn er es sich leisten kann. Denn um eine Frau heiraten zu dürfen, muss er an den Vater der Braut zwischen 30 und 50 Kühe zahlen. Gesprochen wird zwischen den Eheleuten wohl eher kaum. Die Frauen sprechen mit den Frauen, die Männer mit den Männern. Auf dem Marktplatz gib es einen Baum unter dem die Frauen sitzen und einen Baum unter dem die Männer sitzen. Selbst im Gottesdienst sitzen Männer und Frauen getrennt. Ehepaare sitzen auch nicht zusammen und Zweck der Ehe ist die Fortpflanzung. Je mehr Kinder desto besser. Schulbildung wird nicht als wichtig angesehen und die Mädchen werden meist mit 14/15 Jahren verheiratet. Gehen die Kinder doch zur Schule und wird Schulgeld benötigt, so wird in den seltensten Fällen eine Kuh verkauft, eher wird das Kind von der Schule genommen. Traurig aber wahr.
Die Comboni-Missionare versuchen so vielen Kindern wie möglich wenigstens die grundlegende Fähigkeiten wie lesen, schreiben und rechnen beizubringen. Aber dafür, dass sie für 100 000 Menschen verantwortlich sind und davon 50 000 unter 15 Jahre alt sind und nur ca. 700 eine Schule besuchen, ist das wie ein Tropfen Wasser auf dem heißen Stein. Aber andererseits denke ich mir, wenn man es nicht versucht, wird sich erst recht nichts ändern.
Am Sonntag war ich dann noch im Gottesdienst und wollte dann eigentlich zu Fuß nach Nanyuki laufen, aber der Regen hat mich davon abgehalten und so blieb ich im Kloster bis halb fünf, schaute auf den Mt. Kenia,
beobachtete das Wolkenspiel um den Gipfel, hörte den Schülerinnen zu, die eine Chorprobe hatten und lies mich dann von Pater Winfried nach Nanyuki fahren. Um halb sechs ist dann auch mein Matatu Richtung Meru losgefahren, das war höchste Zeit, weil es um sieben dunkel ist und ich vor Beginn der Nacht doch gerne ankommen wollte. Deshalb konnte auch nicht die schöne Landschaft und das eigenartige Licht, das die Landschaft verzauberte, meine Unruhe vertreiben.
Um halb sieben bin ich dann in Meru ankgekommen, schnell zum Taxistand gelaufen und kurz vor sieben, mit dem letzten Licht des Tages, erreichte ich das Schulgelände.
Schoen wars!