Islas Ballestas & Huacachina – Reisebericht Teil 1/3

Ich würde nicht behaupten, dass ich bisher in meinem Leben jemals etwas wie Heimweh gespürt hätte. Doch jetzt, nach mehr als einem halben Jahr im Ausland macht sich wohl etwas in dieser Art breit. Und gerade rechtzeitig, um dieses Gefühl ein wenig zu überbrücken, kamen meine Eltern auf die Idee, ein Stück Heimat zu mir zu bringen. Als nachträgliches Geburtstagsgeschenk, statteten sie mir einen Besuch ab, um mein Leben in Lima kennen zu lernen, sowie mit mir gemeinsam eine weitere zweiwöchige Reise zu unternehmen! Auch wenn gerade die Route während der zweiten Woche sich ein bisschen mit meinem ersten größeren Roadtrip in den Süden Perus deckte, so hatte jedoch jedes Reiseziel nochmal seine neuen Extras, was für frischen Wind sorgte! Und so berichte ich hier einige Monate nach der Reise im Rückblick von den neuen Erfahrungen.

Aufgrund des Raubs meiner Kamera ca. einen Monat vorher, verfügte ich während der Reise lediglich über die kleine familiäre Digitalkamera und meine GoPro, welche ja für Standbilder auch eher zu wünschen übrig lässt... Dennoch glaube ich, dass einige gute Schnappschüsse zusammen gekommen sind!
Alle Fotos (über 100) der Tour findet ihr im entsprechenden Fotoalbum.

Huacachina
Der kleine Ort Huacachina liegt in der Provinz Ica an der peruanischen Pazifikküste als ein fruchtbares Tal zwischen den umliegenden Dünen der peruanischen Wüste. Am ersten Tag unserer Reise kamen wir nach ca. 8 Stunden Busfahrt von Lima in dieser Oase unter – der einzigen Oase des südamerikanischen Kontinents!
Es war beeindruckend, in den Innenhof des Hotels zu blicken, den Blick über den Pool schweifen zu lassen und plötzlich eine riesige, steile Düne zu sehen, die sich direkt hinter dem Zaun aufbäumt. Und auch auf die Temperaturen war ich alles andere als vorbereitet… Nach Monaten deprimierendem Nieselregen-Winterwetter in Lima war es wie eine Offenbarung, sich plötzlich am Poolrand sonnen zu können und wieder zu wissen, wie es ist, zu schwitzen!

Islas Ballestas
Für den ersten Programmpunkt ging es aber erstmal wieder ein Stück weit raus aus der Sandpfanne und ab auf den Pazifik. Etwa 1 Stunde Bootsfahrt von der Küste Icas entfernt liegen die „Islas Ballestas“. Schon auf der Hinfahrt wurden wir von einer kleinen Delfin-Familie eskortiert, die mit unserem Boot ein wenig spielten.
Die Inselgruppe selbst besteht aus schroffen Felsen, die Naturschutzgebiet und Heim für eine vielfältige Tierpopulation sind. Die Fahrt ging vorbei an sich räkelnden Seelöwen-Familien, Humboldt-Pinguinen und Nistplätzen vieler anderen Wasservögel, durch natürliche Höhlen und Torbögen, die Wasser & Wind über die Jahrhunderte in das Landschaftsbild gefräst haben.
Für mich war dieser Streifzug über den Pazifik wieder ein Paradebeispiel für die unglaubliche Vielseitigkeit dieses Landes und seiner Landschaften. Es war für mich das erste Mal, dass ich mich wirklich auf dem offenen Ozean bei Peru begeben habe und ich sah mich durch sofort in die raue, nass-kalte Umgebung der Nordsee versetzt. Und das nun einmal gefühlt Meter von einer Oase, in der man kurz vorher noch ordentlich geölt hatte…

Sandboarding
Nachmittags am selben Tag schwangen wir uns auf den Dünen-Buggy, der uns zwischen die mächtigen Sanddünen rund um Huacachina trug. Ohne so richtig zu wissen, worauf wir uns einließen, begann plötzlich eine regelrechte Achterbahnfahrt, mit steilen Abfahrten, scharfen Kurven und Freiflugphasen über die rampenartigen Dünenkämme! Zwischen diesen Strecken, die uns ordentlich durchrüttelten, hatte der Adrenalinspiegel aber auch nicht wirklich Zeit, sich zu setzen. Denn einmal auf dem Gipfel einer Düne zum Stehen gekommen, hieß es Abfahrt mit dem Sandboard.
Das ganze muss man sich im Grunde wie Snowboarden vorstellen, nur eben mit Sand statt Schnee als Untergrund. Und wenn die Boards einmal gewachst waren, diente dieser tatsächlich als erstaunlich gutes Ersatz. Neben dem Spaß an der Sache trägt das Sandboarden aber auch die selben Schattenseiten mit sich, wie seine alpine Entsprechung. Der Wiederaufstieg gen Gipfel nach erfolgreicher Abfahrt war beispielsweise fast noch nervtötender bzw. anstrengender als im Schnee. Denn wer je im Leben mal eine Düne hochgewandert ist, weiß, dass man bei jedem Schritt so sehr im Sand versinkt, dass der Aufstieg eher Sisyphusarbeit gleicht…
Gerade, als wir dachten, dass die Tour nach 2-3 kleineren Dünen zu Enden war, holte unser Fahrer nochmal die letzten Pferdestärken seines Buggys hervor, um auf eine der riesigen Dünen zu klettern, wie die, die hinter unserem Hotel aufragte. Da ich keinerlei Snowboard-Erfahrung hatte und die potenzielle Verletzungsgefahr bei einem Sturz verringern wollte, wählte ich für diese Abfahrt die Schlitten-Variante: Bauch auf Brett, Kopf voraus. Und so ging es hinab, schätzungsweise 50 Meter bei 30-40 km/h, die spätestens am Fuß der Düne, wo der unebenere Sand begann, ordentlich in den Bauchmuskeln zu spüren waren.
Nach diesem letzten sehr geilen Adrenalin-Kick reservierten wir uns dann die besten Plätze, um den Tag mit einem Sonnenuntergang über der Wüste ausklingen zu lassen. Wenn man das Bild sonst nur vom Desktop-Hintergrund kennt, haben die organischen Schattenspiele und dazu die von den Dünen gedämmten Geräusche etwas faszinierend friedliches. Ein toller Tagesabschluss, nach dem es dann aber auch Zeit wurde, sich möglichst schnell wieder ins Tal zu begeben. Denn ab dem Moment, in dem die Sonne untergegangen ist, wird es schlagartig kalt zwischen den wenig speicher-fähigen Sandriesen.

Dies war Teil 1 von 3 des Reiseberichts.
Den nächsten Teil über Arequipa und den Colca Canyon findet ihr hier!
Zu den über 100 Fotos der gesamten Tour geht es hier.

2 Gedanken zu „Islas Ballestas & Huacachina – Reisebericht Teil 1/3

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