Salar de Uyuni & Nationalpark Bolivien – Reisebericht Teil 4/4

Dies ist Teil 4 eines mehrteiligen Reiseberichts.
Zu Teil 1 über Puno, den Titicaca-See und die Islas de los Uros gelangt ihr hier.
Durch Klick auf die Bilder in diesem Beitrag gelangt ihr zu deren Großansicht.

Irgendwann legten sich die politischen Krawalle an den Grenzen des Distrikts La Paz, diese wurden wieder geöffnet und wir konnten endlich, wenn auch mit Verzögerung, die letzte Etappe unserer Reise antreten. Hierzu ging es für 3 Tage ins Hochland von Bolivien, wo sich unter anderem die größte Salzwüste der Welt, die „Salar de Uyuni“ erstreckt.

Eisenbahnfriedhof & Salzmuseum:
Der erste Halt jedoch lag zunächst am Rande der Stadt Uyuni, wo es einen Eisenbahnfriedhof zu betrachten gab. Große Flächen Schrott, verlassene Schienen und verrostete Fahrzeuge sorgten für einige schicke Motive, bevor es dann sofort weiter ging in das „Salzmuseum“, welches man aber wirklich in Anführungsstriche setzen muss. Denn viel mehr als die Methode, wie die Arbeiter hier mit Flammen die zum Verkauf bestimmten Salztüten zuschweißen, gab es hier nicht wirklich zu sehen. Interessanter waren da schon eher die teilweise sehr kreativen Salz-Souvenirs: Schmuck, Aschenbecher, Spielzeuge, Töpfchen – alles gefertigt aus einer Mischung aus Salz und weißem Zement, der das Material zusammen hält. Teilweise wirklich schöne Andenken, auch wenn wir an dieser Stelle der Tour vor allem auf das warteten, was als nächstes kommen sollte.

Salar de Uyuni:
Die 10.000 Quadratkilometer Salzkruste waren einst ein riesiger Salzsee auf einer Höhe von knapp 4.000 Metern, der vor Jahrtausenden austrocknete und diese nun einzigartige Landschaft hinterließ. In meinem Leben habe ich noch nie eine vergleichbar anmaßende Landschaft gesehen, wie hier! Es hat etwas unwirklich schönes, dabei aber auch merkwürdig beängstigendes, bis zum Horizont über eine komplett weiße Ebene zu blicken. Eine endlose Landschaft, aber mit nichts und niemandem in Sicht – wie die Oberfläche eines anderen Planeten…

Besonders stark entfalten sich diese Gedanken, wenn man die Salzfläche von einer inmitten dieses Landstriches aufragenden Insel aus überblickt. Statt auf der Wasseroberfläche sitzt dieser kleine Hügel völlig aus dem Kontext gerissen inmitten des Sees und beherbergt Jahrhunderte alte, riesige Kakteen, die abermals zu dem unwirklichen Bild beitragen. Wenn man sich umblickt, fühlt man sich wie in einer kleinen Oase, aber nicht umgeben von Sanddünen, sondern von nichts anderem als dem blendenden Weiß des Salzes…

Eine der bekanntesten Aktivitäten in der Salar de Uyuni ist die sogenannte „Forced Perspective Fotografie“. Bei dieser Technik benutzt man den verschiedenen Abstand von Objekten oder Personen zur Kamera, um diese größer oder kleiner wirken zu lassen, als sie es in Wirklichkeit sind und somit Bildobjekte anders miteinander kombinieren zu können. Das bekannteste Beispiel sind wohl die berühmten „An-den-Turm-lehnen“-Bilder aus Pisa. Dadurch, dass der Turm wesentlich weiter von der Kamera entfernt ist, als das menschliche Subjekt, kann man surreale Motive zaubern.
Auch die Salar de Uyuni eignet sich sehr gut dafür: der homogene Hintergrund der durchgängig weißen Fläche mit meist wolkenlosem Himmel sorgt für wenige Punkte, an denen man Perspektivunterschiede bemerken könnte – beste Voraussetzungen für Forced Perspective! So hat sich diese Aktivität als eine Art Standardprogramm bei einem Besuch der Salzwüste entwickelt und ist jetzt eigentlich Teil einer jeden touristischen Führung. Und auch wenn wir nicht Teil einer solchen waren, versuchten wir uns selbst auch daran. Diese zwei Fotos hier sind ein paar der gelungeneren Beispiele. Tatsächlich muss nämlich viel Vorbereitung und Ausprobieren mit Kamera-Einstellungen in solche Motive fließen, bevor man die perfekten Schnappschüsse hin bekommt.

Wüste Siloli & die Lagunen des Nationalparks:
Nach unserer Tour durch die Salzwüste und einer Übernachtung in einem der vielen hier verfügbaren Salzhotels überfuhren wir dann die Grenze zum Nationalpark Bolivien, der vor allem durch seine wunderschönen Lagunen besticht.
Die flachen Gewässer, zu dieser Uhrzeit noch an den Rändern von einer dünnen Eisschicht aus der kalten Nacht überzogen, schillern in den verschiedensten Farben und sind Heim für riesige Flamingo-Kolonien, die durch die Lagunen waten und Kleintiere und Plankton aus dem schwefelhaltigen Wasser filtern.

Die bekannteste Lagune ist die „Rote Lagune“ (Laguna Colorada), an die man zwar aufgrund des Umweltschutzes nicht nah heran treten darf, die aber schon von weitem wunderschön zu betrachten ist. Die knallrote Wasseroberfläche entsteht durch fluoreszierende Algen, die weißen Stellen sind Sulfat-Ablagerungen und das natürliche, blaue Wasser ist übersäht von den unzähligen Flamingos, die sich hier in der größten aller Lagunen niedergelassen haben.
Auch sehr schön ist die „Grüne Lagune“ (Laguna Verde; siehe oben), in dessen namensgebenden grünen Schimmer wir zu Mittag aßen. Was die Aussicht hier besonder schön macht, ist der im Horizont sichtbare chilenische Vulkan Licancabur. Der Nationalpark liegt nämlich nah an der Grenze zu Chile, weswegen zusammen mit den Vulkanen Boliviens auch chilenische Vulkane das Panorama des Hochlands bestimmen.

Aus eben diesem vulkanischen Gestein besteht auch die Wüste Siloli, die sich zu großen Teilen im und um den Nationalpark erstreckt. Das rote Gestein hat teilweise durch Jahrhunderte lange Korrosion durch Wind wunderschöne Formen angenommen. Riesige Felsen mit Wellenstruktur, die wir teilweise für eine Sicht über die Wüste erklommen haben, oder der „Árbol de Piedra“ (Felsbaum), der inmitten einer großen leeren Fläche aufragt und die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Wenn man durch die Wüste fährt, begegnet man außerdem einer Vielzahl an Tierarten, unter anderem wilden Lamas oder Vicuñas, die aufgrund ihrer engen Verwandtschaft dem Lama sehr ähneln, aber eher gazellenartig durch die Steppengräser hüpfen. Außerdem konnte ich auch einige Aufnahmen von zwei Nandus machen, Laufvögel, die man auf den ersten Blick für Strauße hält, die aber, was eine nachträgliche Recherche ergeben hat, zu ihnen tatsächlich keinerlei Verwandschaft haben.

Die Geysire und Thermalbäder:
Die wirklich letzte Etappe unserer Reise sollte dann noch einmal etwas zum Staunen und schließlich auch zum Entspannen werden. Dafür fing die Tour am diesem Tag allerdings ungemütlich früh an – Frühstück um 4:30 Uhr, anschließend Sachen auf das Dach des Jeeps laden und 5:00 Uhr Abfahrt. Auch hier im Nationalpark war das bekannte Wüstenphänomen der eiskalten Nächte zu spüren, so dass wir uns in unzähligen Schichten eingepackt auf den Weg machten und während der Fahrt immer mehr dieser ablegten, während die ersten Sonnenstrahlen das Eis von den Fenstern schmolz.

Aber der frühe Start, den uns unserer Fahrer Walther nahe gelegt hatte, lohnte sich tatsächlich, da wir so unter den ersten waren, die die mondgleiche Landschaft des Geysirfeldes von „Sol de Mañana“ (Morgensonne) betraten. Als hätten wir diesen Urlaub nicht schon genug einzigartige Ausblicke genossen, so standen wir jetzt inmitten von riesigen Dampfwolken, die von der krater-übersähten Landschaft aufstiegen und durch die tiefstehende Sonne hell erleuchtet wurden. Ich kam gar nicht mehr raus aus dem Staunen und war so sehr ins Knipsen vertieft, dass ich tatsächlich auch einmal nach einem Fehltritt mit einem Fuß bis zum Knöchel im Schwefelschlamm versank! Die zahlreichen Becken mit teilweise kochend heißem Wasser tauchen die ganze Fläche in Nebelschwaden, die von der Wasseroberfläche aufsteigen und dazu stoßen die natürlichen Geysire gleichermaßen vulkanisch erhitzten Wasserdampf, aber mit dabei extrem hohen Geschwindigkeiten aus.

Nach diesem tollen Start in den Tag sollte es aber noch besser werden, als wir uns auf zu den heißen Quellen machten, wo wir ebenfalls mit wenigen anderen Besuchern die einzigen waren. Es kostete unheimlich Überwindung, sich bei ca. null Grad Außentemperatur auszuziehen, in die Badehose zu schlüpfen und barfuß über den eiskalten Steinboden zum Thermalbad zu laufen. All das jedoch lohnte sich letztendlich doppelt und dreifach, als man dann in das vulkanisch auf fast 40 Grad erhitzte Becken stieg. Das Becken selbst ist aus natürlichem Fels, die Wände überzogen von einer weichen Alge, die zusätzlich zum ständigen Austausch des Wassers dafür sorgt, dass dieses trotz der Temperatur glasklar und hoch mineralisiert bleibt.
Mit abwechselndem Abkühlen an der eiskalten Umgebungsluft und danach wieder Eintauchen in das natürliche Badewasser konnte man förmlich spüren, wie man seinen Kreislauf in Wallung brachte und nach ca. 45 Minuten in den mineralhaltigen Heilgewässern zog man sich um und war noch Stunden danach tiefen-entspannt und erfüllt mit einer Wärme bis zum Kern, wie man es sich sonst nur nach einem kompletten Wellness-Wochenende vorstellen könnte.

Beste Voraussetzungen, um von dort aus die ca. 3 Stunden Rückfahrt nach Uyuni zu bestreiten und damit den Urlaub als beendet zu erklären.
Denn von hier aus ging es letztendlich nur noch zurück nach La Paz, weiter an die peruanisch-bolivianische Grenze, wo wir nach der Migration von unserem Taxifahrer der Hinfahrt abgeholt und zurück nach Puno gefahren wurden. Nach einer letzten Stärkung dort sagten Lina und ich den beiden anderen lebwohl, die erst einen Tag später nach Trujillo zurück kehren würden und reisten selbst mit dem Flugzeug zurück nach Lima.


Es war ein grandioser Roadtrip und er hat mir gezeigt, was für ein unglaublich vielseitiges Land Peru und seine umliegende Landschaft ist! Vom Hochland, über den Regenwald, ans Wasser und durch nicht einzuordnende wunderschöne, einzigartige Landschaften. Gerade dieses letzte Kapitel der Reise würde ich jedem empfehlen, der sich auf diesen Fleck der Erde begibt. Und ich hoffe, nein ich weiß, dass diese Reise eine von vielen über diesen Kontinent sein wird!

Ich lege euch wirklich nah, einmal die komplette Fotoreihe dieser Reise zu genießen und noch einmal chronologisch sämtliche Eindrücke, samt der Beschreibungstexte unter den Fotos mitzunehmen! Selbst wenn ihr nur das Album grob durchstöbert, ohne dabei jedes Bild zu öffnen – ihr verpasst wirklich was, wenn ihr es nicht tut! Den Link zum Album findet ihr in der Box unten:

Dies war Teil 4 von 4 des Reiseberichts.
Zum Anfang des Berichts gelangt ihr hier.
Zu den über 200 Fotos der gesamten Tour geht es hier.

Ein Gedanke zu „Salar de Uyuni & Nationalpark Bolivien – Reisebericht Teil 4/4

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