Copacabana, Isla del Sol & La Paz – Reisebericht Teil 3/4

Dies ist Teil 3 eines mehrteiligen Reiseberichts.
Zu Teil 1 über Puno, den Titicaca-See und die Islas de los Uros gelangt ihr hier.
Durch Klick auf die Bilder in diesem Beitrag gelangt ihr zu deren Großansicht.

Copacabana:
Während unserer Tour machten wir zuletzt auch einen kleinen Abstecher nach Bolivien, dessen Grenze wir halb illegal überquerten. Als bei unserer Ankunft mit dem Taxi an der Grenze die Migrationsstelle schon geschlossen hatte, wanderten wir zu Fuß auf die andere Seite und holten die offizielle Migration am nächsten Morgen nach. Wir fühlten uns tatsächlich wie Grenzübergänger der Mexiko-USA Grenze, da wir auch nicht die Einzigen waren, sondern auch einige Peruaner begleiteten, die ihrerseits ihren Besitz über die Grenze schulterten. Letztendlich verlief unsere Ankunft im Land aber reibungslos und mit Stempel im Pass als Beweis.
Und somit waren wir hier: auf der sonnigen Halbinsel und gleichzeitig Hafenstadt Copacabana, am bolivianischen Ufer des Titicaca-Sees. Begrüßt wurden wir erstmal mit einem fast ganztägigen Stromausfall, der dafür sorgte, dass wir kein bolivianisches Geld abheben konnten. Und noch viel schlimmer: eine leckere, wohlverdiente Tasse Cappuccino gab es natürlich dementsprechend auch nicht. So lebten wir also zunächst ohne Kaffee im System und von dem bisschen Geld, welches ich bereits in Peru eingetauscht hatte. So hatten wir aber tatsächlich hier einmal Zeit zum aufatmen! Diese zwei Tage waren wir mal nicht auf der Piste, hatten keinen Abenteuer-Urlaub, sondern endlich mal Urlaub-Urlaub. Sprich: lecker Fisch essen, Coca-Tee trinken, Karten spielen und sich bei all dem die Sonne auf den Pelz scheinen lassen. Tatsächlich bewirkte die Höhe Copacabanas, dass die starke Sonne einem ordentlich einheizte, während im Schatten Eiseskälte herrschte. Das sorgte gelegentlich für eigenartige Bilder, wenn wir zu viert am selben Tisch saßen, die eine Hälfte im T-Shirt, die andere eingepackt in ihre Winterjacke…Copacabana selbst bestach in unserer Situation durch wunderschönes Wetter, auch wenn die Stadt an sich extrem touristisch ausgelegt ist und damit für uns weniger interessant war. Dennoch ist die Hafenstadt ein idealer Ausgangspunkt, um die wunderschönen Inseln des Titicaca-Sees zu besuchen:

 

 

Isla del Sol & Isla de la Luna:
Früher war die Isla del Sol Heim für den gerade aktuellen Inka-Herrscher und seine Familie, während im Kloster auf der wesentlich kleineren, 40 Bootsminuten entfernten Isla de la Luna ihre persönlichen Geistigen wohnten und arbeiteten.
Heute sind beide Inseln Sehenswürdigkeiten, zwei Stunden vom Hafen Copacabanas entfernt, mit wunderschönen Landschaften und einem unglaublichen Blick über den Titicaca-See, dessen glitzerndes Wasser sich endlos wie das Meer erstreckt. Dabei wirkt das Bild fast unwirklich, wenn am Horizont plötzlich schneebedeckte Berge aufragen – ein paar der größten Boliviens!

Während unseres Besuches auf der wirklich winzigen Isla de la Luna gab es nicht viel mehr zu sehen, als die paar verbliebenen Klosterruinen. Aber bei dem tollen Wetter inmitten ihrer dank des UNESCO-Schutzes unberührten Natur zu stehen und in der Stille den Blick über das Titicaca-Panorama zu genießen, waren eh die bessere Attraktion!

Auf der Isla del Sol verbrachten wir hingegen einige Zeit, angefangen mit einem Mittagessen auf einer gemütlichen Sonnenterasse. Anschließend ging es auf etwa 90 Minuten Wanderung über den langen Inka-Pfad ins Insel-Innere, vorbei an Lehmhäusern, alten Trampelpfaden und Packeseln, die diese entlang trotteten. Alles inkl. des tollen Blickes über etwas, was auch genau so gut das Mittelmeer hätte sein können, so dass alles einen extrem mediterranen Flair besaß. Daran sieht man wieder einmal, welche landschaftliche Vielfalt Peru und sein Nachbarland Bolivien einem bieten können. Um den Tag erfolgreich ausklingen zu lassen, ließen wir uns abends auf einer Panorama-Terrasse nieder und verbrachten die letzten Sonnenstunden bis in den spektakulären Sonnenuntergang hinein mit Karten Spielen und einem kleinen Fotoshooting, um die tolle Aussicht fest zu halten. Mit dem Untergang der Sonne wurde es aber natürlich dank der Höhe wieder schlagartig eiskalt, weswegen wir uns zuletzt noch mit einem warmen Abend-Menü belohnten, bevor wir dann für die Nacht in einem Hostel einkehrten. Tatsächlich konnte man in dieser Nacht auch dank des wenigen Kunstlichts einen wunderschönen, klaren Sternenhimmel betrachten. Mangels entsprechenden Equipments konnte ich diesen leider nicht erfolgreich festhalten, aber was soll’s, das Wichtige war, dort gewesen zu sein und das Bild auf seiner Hirnrinde statt auf einer SD-Karte zu speichern!

Auf dem Weg zum Frühstück am nächsten Morgen war es einfach ein unglaublich schönes Gefühl, schon die ersten Sonnenstrahlen warm auf der Haut zu spüren und abermals über den riesigen See um einen zu blicken. Etwas, wofür man anderorts drauf bezahlt, was wir hier aber in einem erschwinglichen Paket obendrein bekamen.
Schon relativ zügig nach dem Frühstück mussten wir uns auf den Rückweg machen, da wir um 10:30 Uhr für die erste und einzige Rückfahrgelegenheit ans Festland am Bootssteg sein mussten. Zum Glück geht der Rückweg die Inka-Treppen hinab wesentlich schneller, weswegen wir schon wenig später wieder auf dem Wasser waren. Dabei ließ ich mich diesmal auf dem Dach des Bootes nieder um ließ mir so gleichzeitig zu der wärmenden Sonne und meiner Lieblingsmusik im Ohr auch den Fahrtwind um die Nase wehen. Sowas verleitet automatisch dazu, einmal die Gedanken schweifen zu lassen und während der zweistündigen Fahrt hat man dazu auch viel Zeit. Solche ruhigen Momente sind immer sehr angenehm, werden aber umso kostbarer, wenn man sich sowieso gerade weit ab von Heimat und den Liebsten befindet und dann noch auf einem Trip, der einem wenige Momente bietet, sich einmal fallen zu lassen.

Aber irgendwann kamen wir am Festland an und dort stand neben einem kurzen letzten Essen vor allem Sachen packen auf dem Programm, um dann um 18 Uhr weiter nach La Paz zu reisen. Während der etwa vierstündigen Fahrt war das einzige etwas besondere Event das Übersetzen über einen Ausläufer des Titicaca-Sees, für das wir den Bus verlassen und getrennt mit dem Boot das Wasser überqueren mussten, um auf der anderen Seite mit dem Bus und unserem Gepäck wiedervereint zu werden. Da wir vor der Abfahrt in Copacabana nichts von einer derartigen Unterbrechung gehört hatten, war es schon etwas merkwürdig, als plötzlich im Bus die Lichter angingen und uns jemand bat, den Bus zu verlassen und unseren Besitz zurückzulassen. Aber schnell war klar, dass es sich nicht um irgendeine Horrorgeschichte, sondern eine ganz normale Routine handelt und schon bald konnten wir die Fahrt wieder fortsetzen. Kurz vor Abfahrt gönnte ich mir noch einen kleinen Coca-Tee zum mitnehmen, den ich unbedingt fotografisch festhalten musste (siehe oben): So sieht wohl „Tee zum Mitnehmen“ bei den Bolivianern aus, oder zumindest bei der Straßenverkäuferin, die mir diesen hier kurzerhand eintütete…

La Paz:
Eigentlich ist es kein gutes Zeichen, dass La Paz einen eigenen Absatz in diesem Beitrag erhält, wenn man bedenkt, dass wir uns hier ursprünglich nur wenige Stunden für die Durchreise aufhalten wollten. Wir kamen am späten Abend an, buchten uns in ein Hostel ein, machten uns gleich am nächsten Morgen nach dem Frühstück auf zu einer Agencia, um unsere Tour in der Salar de Uyuni zu buchen und sollten noch an diesem Abend die 12 Stunden Fahrt dorthin antreten. Tatsächlich funktionierte auch fast alles komplett reibungslos, bis wir am Busterminal saßen. Wir hatten für die bereits relativ kostspielige Tour einen standardmäßigen Touristenbus gebucht, der uns für schlappe 80 Bolivianische Dollar, also etwa 10€ nach Uyuni bringen sollte, anstatt für den in der Tour eigentlich beinhalteten Exklusivbus 80€ hinzublättern. Zunächst dachten wir, dass dies der Fehler gewesen war, als wir am Busterminal saßen und sich irgendwann nichts mehr bewegte. Es sollte sich aber raus stellen, dass nicht nur unser Bus Schwierigkeiten hatte, sondern das Problem ein viel größeres war. Immer mehr Zeit floss ins Land, die wir eigentlich nicht hatten. Für unsere dreitägige Tour in Uyuni sollten wir nun mal allerspätestens zu dessen Beginn um 10 Uhr am nächsten Morgen da sein und angesichts der 12-stündigen Fahrt wurden wir schon relativ unentspannt, als sich gegen 9 Uhr abends immer noch nichts tat.

Irgendwann sickerte die Information durch, dass der Bus das Terminal heute nicht mehr verlassen würde, wir aber im Bus übernachten könnten, um am nächsten Morgen abzufahren. Über diese Nachricht waren wir ziemlich geschockt und wir wussten nicht wirklich, was wir sagen oder tun sollten, sondern nur, dass das definitiv keine Option für uns war. Also forderten wir von der Agencia unser Geld zurück, was glücklicherweise problemlos klappte. Alle anderen Busagenturen hatten schon zu, weswegen wir als nächstes unser Glück bei den Taxifahrern vor dem Terminal versuchten, die auch absagten, aber uns wenigstens endlich sagen konnten, was das Problem war: offensichtlich war es an dem Hauptverkehrs-Knotenpunkt an der Grenze von La Paz zu Krawallen politischer Gruppierungen gekommen, die dazu geführt haben, dass der ganze Distrikt La Paz abgeriegelt wurde und nun niemand mehr auf dem Landwege rein oder raus konnte.

Die nächsten Stunden und irgendwann Tage verbrachten wir also shoppend, essend, vor allem aber wartend, ohne dass sich an dem Zustand etwas veränderte, was unseren Unmut über diese Stadt, die uns so viel Probleme bereitete, immer mehr wachsen ließ. Tatsächlich gab es nämlich einige Dinge, die uns an der Stadt nicht gefielen – zum Beispiel das absolute Verkehrschaos, das den Verkehr von Lima wie den einer verträumten Vorstadt wirken lässt und auch sonst die generelle Unordnung der Stadt, die wunderbar in dessen Kabelmanagement (siehe rechts) manifestiert wird. Oder die Tatsache, dass an jeder Straßenecke tote Lama-Föten verkauft werden, die hier als Glücksbringer gelten, dabei aber das Straßenbild nicht besonders aufwerten…
Vielleicht muss man der Stadt aber auch nur mehr Zeit und eine zweite Chance geben, denn irgendein Grund muss es ja haben, dass sie von der UNESCO selbst als eine der schönsten Städte der Welt betitelt wird.

Als nach der zweiten Nacht in einem viel zu teuren Hostel immer noch keine Besserung in Sicht war und wir uns schon langsam sorgen darüber machten mussten, überhaupt zu unserem Rückflug nach Lima zu gelangen, fuhren wir einfach mal auf gut Glück zum Busterminal. Und siehe da: wie durch ein Wunder wurden auf einmal die Grenzen geöffnet, pünktlich zu unserer letzten Chance, bevor die Tour tatsächlich mit unserem Flug kollidiert hätte.
So fuhren wir dann tatsächlich zwei Nächte später als geplant, aber diesmal wirklich (und darüber überglücklich) im Bus über die ruckeligen Straßen von Bolivien, um unsere Tour bei Uyuni zu bestreiten!

Dies war Teil 3 von 4 des Reiseberichts.
Den nächsten Teil über die Salzwüste und den Nationalpark Bolivien findet ihr hier.
Zu den über 200 Fotos der gesamten Tour geht es hier.

3 Gedanken zu „Copacabana, Isla del Sol & La Paz – Reisebericht Teil 3/4

  1. Pingback: Reisebericht Peru: Cusco, Santa Teresa & Machu Picchu

  2. Eike

    Toller Reisebericht und sehr schöne Bilder! Ich habe die Route ähnlich im März diesen Jahres von Kolumbien (Bogotá-Lima) aus gemacht und hatte dann auch Probleme meinen Rückflug (Lima – Bogotá – Frankfurt) zu erreichen 😀 Grund waren Überschwemmungen…

    LG von einer Ehemaligen

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