Die letzten drei Tage fand in Pazardzhik das Schultheater-Festival „Vorhang auf für Deutsch“ statt, bei dem zwölf deutschsprachige Theatergruppen aus Bulgarien ihre Stücke zum Thema „Grün denken und handeln“ gezeigt haben. Ich hatte das Glück, ein Teil der Jury sein zu dürfen.
Schon im Vorfeld mussten wir als Jury tätig werden, um auszuwählen, welche Gruppen wir zu dem Festival nach Pazardzhik einladen. Dazu musste uns jede Gruppe ein kurzes Video ihres Stückes zuschicken. Zu dem Zeitpunkt hätte ich nicht erwartet, dass wir so gute Stücke sehen werden.
Am Donnerstag Nachmittag war dann die Eröffnung des Festivals. Ich hatte glücklicherweise zuvor vergessen, dass es meiner Angsterkrankung in letzter Zeit oft große Schwierigkeiten bereitet hat, in einem Saal mit vielen Menschen zu sitzen – erst recht, wenn man ganz vorne sitzt. Das ist mir erst wieder eingefallen, als ich die Ängste körperlich spüren konnte. Zum Glück wurden sie mit der Zeit weniger und sobald das erste Stück begonnen hatte, konnte ich mich auf das Geschehen auf der Bühne konzentrieren. Am zweiten Tag hat sich die Angst dann nicht mal mehr in meine Gedanken geschlichen.
Die zwölf Theaterstücke zu dem Thema „Grün denken und handeln“ waren alle sehr verschieden und es war interessant sie anzuschauen. Theater fasziniert mich doch immer wieder! Wir haben nach fünf Kriterien bewertet: thematische Angemessenheit, Dramaturgie, Sprachkompetenz, szenisches Spiel und theatrale Gestaltungsmittel. Ich fand es irgendwie schwierig Punkte zu vergeben – vielleicht auch, weil ich so etwas noch nicht so häufig gemacht habe – und war ganz froh, dass beim Zusammenrechnen meiner vergebenen Punkte auch das Ergebnis rauskam, das meine empfundene Rangfolge widergespiegelt hat.
Am Samstag war dann nur noch die Preisverleihung. Und für mich ein Moment, in dem ich (wieder) in starken Selbstzweifeln versunken bin. „Willst du auch einen Preis übergeben?“, fragte mich eine Mitjurorin. Ich schüttelte nur den Kopf. Nein, möchte ich nicht – obwohl das so nicht ganz stimmt: Wollen würde ich es schon, sehr gerne sogar, aber ich kann es nicht. Und das ärgert mich sehr. Ich versteckte mich also hinter meiner Fotokamera, während in meinem Kopf die Gedanken rum schrien (und es auch immer noch tun): „Jetzt denken die anderen schlecht über mich. Spätestens jetzt denken sie, dass es ein großer Fehler war, mich mit in die Jury zu nehmen. Dass man sich nicht auf mich verlassen kann. Dass ich hier nichts zu suchen habe“ bis hin zu „jede andere Freiwillige hätte das gemacht und locker hinbekommen. Sie bereuen sicherlich, mich überhaupt als kulturweit-Freiwillige an ihr Institut gelassen zu haben.“ Wahrscheinlich werden sie es nicht ganz so dramatisch denken, hoffe ich zumindest. Mein größtes Problem dabei ist also wohl nicht (nur) die Sorge, dass meine Kolleginnen all das über mich denken, sondern vor allem dass ich es selbst tue.
Aber trotz all dieser Gedanken und dem Ärger darüber, dass mir die Ängste immer wieder im Weg stehen und mir so viele schöne Dinge erschweren, freue ich mich, dass ich bei dem Schultheater Festival dabei sein durfte.
Sei nicht so hart zu dir! :* Ich kenne mindestens eine Person (bestimmt noch mehr, auf die das theoretisch auch zutreffen würde), die, auch wenn sie eigentlich sehr selbstbewusst wirkt, bei unserem Wettbewerb im Kino lieber im Hintergrund bleibt und die anderen reden und die Preise verteilen lässt, und da kommt man ja auch nicht auf den Gedanken, dass sie hier nichts zu suchen hat und so 😉
Für dich persönlich kann ich verstehen, dass es dich ärgert, aber mach dir keine Gedanken wegen der anderen, die werden sich nämlich vermutlich auch gar keine machen und wenn doch keine schlechten :*
Vielen Dank für deine lieben Worte.?❤