Schon bevor ich nach Bulgarien gereist bin, hatte ich den Wunsch, zu einem bulgarischen Volkstänze-Kurs zu gehen. Schließlich ist es immer spannend, etwas Neues zu lernen und wenn es ums Tanzen geht erst recht. Ob ich mich das vor Ort dann wirklich trauen würde, war eine andere Sache.
Nachdem ich mich zum Glück recht schnell überwinden konnte, zu einem Dance Center zu gehen, um dort (anfangs Contemporary und jetzt nur noch) Ballett zu tanzen, lag es nahe mich nun an die nächste Herausforderung heranzutrauen und einen народни танци Kurs zu besuchen. Leider war der aber zur selben Zeit wie unser Bulgarisch-Sprachkurs. Ehrlich gesagt fand ich das nicht immer wirklich schade, denn mir steht auch dabei viel Angst im Weg. Jetzt war es aber so, dass wir den Sprachkurs auf einen anderen Tag legen konnten, also gab es für mich keine Ausrede mehr, es nicht wenigstens einmal auszuprobieren.
Ich war schon den ganzen Tag über sehr aufgeregt und habe die ganze Zeit überlegt, ob ich wirklich hingehen soll oder nicht. »Ich kann auch noch nächste Woche damit anfangen«, habe ich versucht die Situation mal wieder zu verschieben und zu vermeiden. Ich bin dann aber doch hingegangen. Als ich das Tanzstudio betreten habe, sah ich auch noch meine Ballettlehrerin im Aufenthaltsbereich sitzen. »Oh je, wie unangenehm, dass sie mich sieht.« Ich setzte mich an die Seite und schaute der Gruppe zu, die sich gerade aufzuwärmen schien. Aber der Kurs sollte doch erst in zehn Minuten beginnen?! Unfähig nachzufragen oder irgendetwas zu tun, saß ich einfach nur da. Ich spürte, wie die Ängste immer stärker wurden und wünschte mir, einfach irgendwie zu verschwinden. Irgendwann sprach mich die vom Empfang an und sagte mir, ich solle einfach zu der Gruppe hinzu gehen. Wenn das so einfach wäre. Aber mir blieb wohl nichts anderes übrig, denn jetzt war ich in der Situation gefangen. Was für eine blöde Idee, hier herzukommen.
Ich ging ein paar Schritte weiter Richtung Tanzsaal und jetzt bemerkte mich der Lehrer zum Glück auch. Nachdem eine Teilnehmerin gefunden wurde, die für mich dolmetschen konnte, durfte ich an der Stunde teilnehmen und mich in die Tanzgruppe einreihen. Schon völlig geschafft von der Aufregung und dem blöden Start folgte eine Stunde der völligen Überforderung. Die anderen Kursteilnehmer*innen waren alles Bulgar*innen, die schon seit über einem Jahr diesen Kurs besuchen. Deshalb sagte der Lehrer auch nur kurz den Tanz an, stellte sich an die Spitze der Tanzreihe, machte die Schrittfolge zweimal mit und danach waren alle auf sich allein gestellt. Mir blieb also nichts anderes übrig, als irgendwie zu versuchen, mitzuhüpfen und irgendwelche Schritte zu machen. Erleichtert war ich, als zwischendurch ein neuer Tanz gelernt wurde, bei dem der Lehrer die Schritte gezeigt hat. So hatte ich auch eine Chance wenigstens bei einem Tanz mal mit meinen Füßen hinterherzukommen. Als dann aber die Musik angemacht wurde, kamen leider plötzlich noch ganz andere Schritte hinzu und ich hatte wieder keine Ahnung, was ich tun soll.
Als die anderen Teilnehmer*innen gehört haben, dass ich aus Deutschland komme, wirkten sie sehr begeistert davon und ich sollte versprechen, beim nächsten Mal wiederzukommen. Ich ließ den Lehrer fragen, ob das okay sei und hoffe, dass sein »Добре« auch wirklich so gemeint war. Auch der Kommentar meiner Ballettlehrerin, dass sie beeindruckt von mir sei, machte mir etwas Mut, nicht direkt nach dem ersten Versuch aufzugeben. Ich bin da wohl (viel) zu kritisch mit mir, denn wie hätte man es besser machen sollen, wenn man ohne Erklärungen direkt in die Tänze hineingeworfen wird.
Ich gebe dem ganzen auf jeden Fall noch eine Chance. Mal schauen, wie es morgen wird. Da ich jetzt weiß, dass sie immer eine Viertelstunde früher anfangen als auf dem Plan steht, werde ich dieses Mal auf jeden Fall schon mal pünktlich kommen. Also kann es ja nur besser werden.
Ein Gedanke zu „Neue Herausforderung: Bulgarische Volkstänze“
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