Alle diejenigen, die beim Vorbereitungsseminar ein Seminar mit mir hatten – vor allem die Menschen in meiner Homezone – werden gemerkt haben, wie unsicher ich bin. Wie stark mich meine Ängste vor allem in Bezug auf soziale Situationen einschränken. Alle anderen, die mich nur am letzten Abend haben tanzen sehen, werden es vielleicht nicht so stark gemerkt haben.
Bei der Arbeit merke ich immer mehr, dass es mir trotz großer Anstrengung nicht gelingt, meine Unsicherheit und Ängste zu verstecken. Und irgendwie verunsichert mich das noch mehr, weil ich nicht einschätzen kann, wie die Anderen darüber denken und weil in meinem Kopf natürlich ganz stark die Annahme ist, dass sie direkt schlecht von mir denken.
Aber ich gebe mir wirklich Mühe. Ich gehe zu den Kolleginnen hin und stelle Fragen. Ich telefoniere (wenn es sich nicht per Email umgehen lässt). Es geht zwar immer ein großes Zögern voraus, aber das sieht zum Glück niemand. Häufig überrascht es mich, dass ich es meistens irgendwie hinbekomme. Und noch mehr überrascht es mich, wie ich manche Situationen überstanden habe, in denen ich plötzlich in eine Angstsituation hineingeworfen wurde. Wenn ich an die letzten Wochen denke, sind mir besonders diese beiden Situationen im Kopf hängen geblieben:
- Es gab eine Stehrunde, bei der alle Mitarbeiter*innen im Flur zusammengekommen sind und kurz erzählt haben, was in den nächsten zwei Wochen so ansteht. Als eine Kollegin die Broschüre erwähnte, an deren Erstellung ich mitgewirkt habe, kam sie leider auf die Idee, dass ich etwas dazu sagen könne. Darauf war ich nicht vorbereitet. All die Menschen, die darauf warten, dass ich etwas sage. Da hat sich mein Gehirn direkt in den Panik-Modus geschaltet, ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und nur ein schnelles »Die wird hoffentlich bald fertig« stammeln.
- Direkt nach dieser Stehrunde ging es damit weiter, dass ich gebeten wurde, zusammen mit dem Praktikanten durch die Sprachkurse zu laufen und eine Veranstaltung zu bewerben. Da ich irgendwie auch schlecht hätte sagen können, dass mir das zu viel Angst bereitet, musste ich da wohl irgendwie durch. Auf wackligen Beinen gingen wir also ins andere Gebäude und noch in der Hoffnung, nicht selbst etwas sagen zu müssen, klopfte ich mit meiner zittrigen Hand an die erste Tür. Ich war ganz froh, Flyer zu haben, die ich in der Hand halten konnte, um nicht ganz verloren zu wirken. Leider wurde aus meinem Plan stumm zu bleiben nichts und auch ich musste in einem der Kurse das Reden übernehmen. Mit leiser, brüchiger Stimme brachte ich einige Sätze hervor und noch Stunden später konnte ich die Angstreaktionen in meinem Körper spüren.
Jetzt im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, was ich denken soll. Ob es gut war, weil ich gesehen habe, dass ich auch solche Situationen irgendwie überlebe. Oder ob es nicht gut war, weil ich auch jetzt noch die Angst spüren kann und viele negative Gedanken auftauchen, wenn ich mich an die Situationen zurück erinnere.