Die letzte Woche in Deutschland und die Anreise nach Mendoza – oder: Ein Kulturweit-Freiwilliger reist selten allein!

Nach dem interessanten, informativen, sehr lehrreichen und auch spaßigem Vorbereitungsseminar am Werbellinsee, bei dem man eine Menge toller Leute kennengelernt hat, fühlte ich mich gut auf mein halbes Jahr Argentinien vorbereitet. Man hat uns Sichtweisen aufgezeigt, über die man viel nachdenken kann und die einem den Aufenthalt im Ausland auch nicht als selbstverständlich sehen lassen.

Meine Mentorin meldete sich nicht – aber warum auch, dachte ich. Es sind ja sicher noch Ferien in Argentinien, und immerhin bin ich ja erst in sechs Tagen da. Also keine Panik, wenn das mit dem Abholen und der Unterkunft noch nicht geklärt ist. Aber es sollte doch noch ein wenig anders kommen.

Ich rief Verena, meine Vorgängerin am Colegio Konrad Lorenz in Mendoza, am Sonntagabend an und ließ mir von ihr berichten, dass es meine Mentorin leider nicht mehr gibt. Sie hatte bereits im Dezember gekündigt. Das war ein wenig ärgerlich, weil sie die einzige war, zu der ich in Mendoza Kontakt hatte. Also musste ich Valentina, der Direktorin, schreiben. Sie spricht aber nur Spanisch. Da mussten Google Translater, ein Spanischwörterbuch und meine geringen Spanischkenntnisse herhalten, um mich vorzustellen, zu sagen, dass ich gern am Samstag abgeholt werden möchte und ich irgendeine Unterkunft brauche.

Ich kann sagen, dass ich echtes Glück hatte. Valentina hat sich sofort um alles gekümmert, hat mich ein wenig beruhigen können und hat mir echt liebe und tolle Mails geschrieben. Da habe ich mich gleich noch mehr gefreut.

Nachdem das dann alles geklärt war, konnte ich mich in Ruhe den wichtigen Dingen des Lebens widmen, meine lieben Freunde und die Familie noch mal zu treffen. Genau geplant war alles, jede Stunde des Tages gut genutzt, Kaffee, Mittag und Abendgestaltung mit immer anderen Leuten, damit man niemanden vergisst. Schön war’s gewesen. Danke an

Am Freitag sollte es dann losgehen, aber natürlich mal wieder nicht wie geplant. Die Lokführer streikten, also war die Anreise nach Frankfurt per Bahn nicht möglich, zumindest nicht, wenn ich vorhatte, meinen Flieger zu bekommen. Nach langem Überlegen mit Antje und David blieb schließlich nur noch die eine Lösung: Mietwagen. Das kostet war ca. 100 Euro mehr als die Bahn, aber man kommt auf jeden Fall nach Frankfurt. Das hat dank Europcar auch geklappt.

Am Flughafen in Frankfurt angekommen, hab ich das Gepäck abgegeben, Anna getroffen, die mit kulturweit nach Namibia geht, noch mal telefoniert mit Familie und Freunden, und mit einer Verspätung von einer Stunde ging es dann nach Madrid. Da dieser Flughafen doch noch etwas größer ist, brauchte ich zu meinem Gate fast 30 min, aber der Weg hat sich gelohnt. Denn dort saß Helena. Helena geht nach Punto Arenas in Chile und wir kennen uns vom Vorbereitungsseminar. Ich habe nur die „Argentinier“ gefragt, wann sie denn fliegen, und da war niemand dabei, den man hätte treffen können. Aber auch die „Chilenen“ fliegen wahrscheinlich über Santiago de Chile. Demnach konnten wir dann zusammen auf den Flug warten, der übrigens wieder über eine Stunde Verspätung hatte, und auch auf dem Flug gaben wir uns gegenseitig das Gefühl von Sicherheit und Nicht-Alleinsein. Das war schön. Zufällig hatten wir auch noch zwei Plätze hintereinander, was ein großer Zufall ist bei einer Sitzplatzzahl von mind. 200. Das Essen im Flugzeug war übrigens ganz ok, schlafen konnte man auch. Nur die Filme habe ich verpasst.

In Santiago haben Helena und ich dann noch 3 Stunden zusammen gewartet, dann mussten wir uns verabschieden, weil Helena Migrantin in Chile war und sich also anmelden musste, ich war nur Transitreisender und musste mein Ticket nach Mendoza besorgen.

Pünktlich eine Stunde zu spät startete dann das Flugzeug in Mendoza, bei dem man sich nicht abschnallen durfte, weil die Landung direkt nach dem Start wieder begonnen hatte. Der Flug dauerte also nur knapp 40 Minuten. Länger dauerte das Anstehen bei den Behörden, man ist ja nun selbst auch Migrant. Versüßt wurde mir die Wartezeit in der Schlange durch ein brasilianisches Pärchen vor mir. Sie: hyperaktiv, rumspringend, laut rufend, ihn ständig überall – JA! Überall – anfassend, küssend.  Er: alles hinnehmend. Und nein, ich bin nicht neidisch gewesen, nur ein wenig genervt von dieser sprühenden Energie, die mir fehlte nach nun 32 Stunden Reise.

Mein Gepäck kam heil an, auch wenn mir die Beamten am Flughafen nicht glauben wollten, dass da nichts Verbotenes drin ist. Also hieß es Koffer auspacken. Außer Gummibärchen für die Schüler und Dankeschön-Schokolade für die Leute hier in Mendoza war aber nichts zu finden.

So konnte ich dann endlich am Flughafen abgeholt werden. Lucia, die Tochter von Valentina, der Direktorin, und Andrés, ein Deutschlehrer des Colegios, bei dem ich nun auch erst einmal wohne, standen schon mit einem Namensschild da und warteten auf mich. Beide sehr freundlich und lieb, brachten mich dann zu Andrés Haus. Er hat mir dann schon das wichtigste zu Mendoza erzählt, ich habe mir dann den Weg zum Supermarkt angeschaut.

Nun heißt es, alles zu entdecken, was es zu entdecken gibt! Dazu habe ich nun über 5 Monate Zeit!

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