Montag, Dienstag, Mittwoch … – Oder: Was man in einer Woche so macht!

Es war keine aufregende, aber auch keine langweilige Woche. Sie war nicht außergewöhnlich, aber auch nicht normal. Eigentlich wie jede Woche, dennoch wusste ich schon am Montag, dass es sich lohnen könnte, über diese Woche zu schreiben. Dann mal los …

Montag – Deutsch und doch kein Deutsch

9.20 Uhr – Der Deutschunterricht der Sekundarstufe beginnt. Es folgen: Drei Stunden Deutsch für die Schüler und die Lehrer. Auch wieder für mich. Nur diese Woche schaue ich nicht nur zu, sondern habe nun meinen eigenen Deutschkurs. Angeblich Niveau B1. Pablo, der Lehrer – eigentlich Architekt – hat nun eine richtige Stelle bekommen und muss die Zeit nicht mehr mit Deutschunterricht überbrücken. Er hat mir gesagt, ich würde einen sehr netten Kurs übernehmen. Recht hat er, nur nützt nett sein nichts, wenn man keine Lust hat Deutsch zu lernen. Die Schüler erzählen mir, sie lernen teilweise seit 8 Jahren Deutsch. Natürlich können sie mir das nur auf Spanisch sagen, denn nach 8 Jahren hat man ja noch nicht so viele Kenntnisse. Zunächst freue ich mich, dass ich eine feste Aufgabe an der Schule habe. Mal sehen, wie lang die Freude anhält.

Dienstag – Ich zieh dann mal um …

Nach über drei Wochen bei Deutschlehrer Andrés geht es nun nach Godoy Cruz. Das hat viele Vorteile. Meine Mitbewohner sprechen kein Deutsch, vom Haus sind es nur 20 min mit dem Bus in die Schule und man muss nicht immer durchs Zentrum, wenn man nach Hause will und kauft nicht ständig ein.

Die Sachen sind schnell gepackt, wenn auch jetzt schon zwei Taschen mehr umziehen, als angekommen sind. Aber gut, das liegt daran, dass ich mir beim Packen nicht so viele Mühe gegeben habe. Lucia holt mich ab und wir fahren zusammen nach Godoy Cruz, wo mich Nati und Graci schon erwarten. Nach 15 min ist dann auch das Zimmer sauber gemacht und ich kann mich wohlfühlen. Fred, der Franzose, kommt ein wenig später und begrüßt mich. Nur Gerardo fehlt, er kommt erst nächste Woche.

Mittwoch – Deutsch, Klappe die Zweite! Und: Felíz Cumpleaños, Nati!

Wieder darf ich meinen Deutschkurs unterrichten. Freude! Ich hab mir vorgenommen erst einmal zu schauen, was die Schüler denn können. Nur haben da die 13 bis 18 Jahre alten Schüler wenig Lust drauf. Nach einem Bingo-Spiel, bei dem die Schüler ihre Lehrbücher gewinnen konnten, sollte der Test beginnen. Letztendlich haben wir von den 80 Minuten Unterricht effektiv 10 Minuten gearbeitet. Ich bin sauer! Nur eine Standpauke auf Deutsch bringt wenig, wenn sie nichts verstehen. Auf Spanisch krieg ich das noch nicht hin! Ich versuche es trotzdem. Am Ende der Stunde entschuldigen sich alle bei mir für ihr Fehlverhalten – „Perdone, Herr!“ Nicht einmal das können sie auf Deutsch. Aber nett sind sie immer noch.

BrillentauschWenigstens gab es am Abend einen Grund zur Freude. Nati, meine neue Mitbewohnerin feiert in ihren Geburtstag. Wie zu einem Kinderfest wird alles vorbereitet. Luftballons, Girlanden, Krönchen, Mickeymouse-Ohren … Um acht sollte es losgehen. Die ersten Gäste kommen 22.00 Uhr. Wir sind in Argentinien!

Kathi, Gael, Nati, Ich und GiovannaWieder lerne ich interessante Leute kennen. Gael aus Frankreich stellt sich vor mit: „Hallo, ich bin Gael!“ (Aufgabe für den Leser: Sprecht den Satz laut vor euch hin und ahnt, was ich und vor mir alle anderen Deutsch verstanden haben!) Kathi ist aus den USA und arbeitet hier. Giovanna kommt aus England. Und es gibt auch ein paar Argentinier auf der Feier.

Um zwölf wird dann laut gesungen. Jeder darf in seiner Muttersprache „Happy Birthday“ singen. Nati kommt in einem weißen Kleid aus ihrem Zimmer, Graci hat eine große Geburtstagstorte besorgt. Es läuft „An der schönen blauen Donau“ und jeder Mann muss mit Nati Walzer tanzen. Ein tolles Fest. Nur muss ich um zwei ins Bett, da ich am nächsten Tag ja schon wieder in die Schule muss.

Donnerstag – „Der Mann, der Deutsch spricht!“

Heute muss ich nicht selber unterrichten, sondern darf mal wieder zuschauen. In der ersten Klasse. Vielleicht sollte ich doch Grundschullehrer werden. Die freuen sich noch über den Deutschunterricht. Die kleine Emily sieht mich im Zimmer stehen und fängt an zu weinen, sie will nicht ins Zimmer und hat Angst: „Das ist doch der Mann, der Deutsch spricht.“ Sie ist aus der Schweiz und hat sich wohl zu sehr ans Spanische gewöhnt. Vanina, die Deutschlehrerin kann sie doch noch überreden. Aber die kleine taut schnell auf, beim Morgenkreis mit einem deutschen Lied will sie sofort an meine Hand. Dann wird gebastelt. Wir basteln Handpuppen mit denen wir uns vorstellen. Ich habe den meisten Spaß beim Basteln! Dann gibt’s ein Foto. Am Ende der Stunde schauen wir noch ein paar Folgen der „Maus-Clips“ (Sendung mit der Maus mit der Gans und dem Elefanten). Die mögen die Kinder.

Freitag – Deutsch, III. Und: Lomo, Lomo, Lomo!!!

Heute: Besuch der vierten Klasse. Aber wie immer geht es nicht pünktlich los. Heute versammeln sich die Schüler auf dem Hof und müssen singen. Denn am 2. April ist wieder mal ein Feiertag. Vor den Fahnen Argentiniens und Mendozas wird der „Marcha de Las Malvinas“ gesungen. Die Kinder bewegen ihren Mund zur Marschmusik und wissen sicher nicht, warum sie da singen. Lehrer gehen durch und hören genau, wer mitsingt und wer nicht. Das hat alles schon mit sehr viel Patriotismus zu tun. Aber interessant ist es, wenngleich auch für mich nicht immer zu verstehen.

==> Marcha de Las Malvinas (Hier klicken!)

Ja, ihr ahnt es. Ich unterrichte wieder meinen Kurs. Ich habe Hoffnung, dass es zwei gute Stunden werden. Aber auch dieses mal wird nicht viel. Aber macht nichts. Ich ärgere mich nicht mehr. Warum auch? Weil 10 von 13 die Hausaufgaben nicht machen? Weil sie das Verb „Sein“ im Präsens nicht konjugieren können? Oder weil sie Deo in den Ventilator sprühen? Nein. Das ist alles kein Grund.

Ab Montag wird ein anderes Regiment aufgefahren! Dann wird alles anders – oder nicht? Ich werde berichten.

Am Abend hab ich Verena – meine Vorgängerin, die im Moment zu Besuch ist – und Diego getroffen, zusammen mit ihren Freunden ging es zum Lomo essen. Das ist eine Art Sandwich oder Hamburger, aber mit Rinderfilet. Echt lecker. Ich habe das hier oft schon gegessen. Aber die Lomos bei Papito sind wohl die Besten. Da sind wir uns alle schnell einig. Und natürlich essen wir nicht vor elf. Das wäre gegen den argentinischen Rhythmus. Bei Gesprächen über Krematorien, Leichenbeschauung und Seebestattung lassen wir den Tag ausklingen. Ich verstehe nicht alles, aber Verena kann zum Glück immer ein bisschen übersetzen.

Samstag – Fortbildungen sind nicht nur langweilig. Und: Endlich Nutella!

8.45 soll es losgehen. Fortbildung in der Schule zum Thema Sicherheit. Und das zum Samstag, zum Nationalfeiertag! Da gibt es Widerstand in der Lehrerschaft. Aber es nützt alles nichts. Sie müssen trotzdem kommen. Ich komme erst um zwölf dazu, weil es danach ein gemeinsames Mittagessen geben soll.

Ich mit Nico (Deutsch-), Rodrigo (Musik-) und einem Mathelehrer (Name vergessen ;-))

Natürlich Asado. Also wird gegrillt. Alle haben viel Spaß, wenn auch nur noch ca. 20 Lehrer da sind, von mind. 50 Lehrern. Es wird viel gegessen, viel erzählt. Und natürlich, wie fast immer, gesungen. So waren die anstrengenden 6 Stunden Informationen zu Feuerschutz und Katastrophenalarm schnell vergessen.

Zu Hause angekommen, ging es dann endlich in den Supermercado „Jumbo“. Da soll es angeblich Nutella geben, was ich schon seit Wochen verzweifelt suche. Irgendwie hab ich mich daran zu sehr in Deutschland gewöhnt. Aber bevor ich die Nutella finde, komme ich zu einem deutschen Stand. Und was passt besser zu Deutschland, wenn nicht Erdinger Weißbier und Wiener.

Nutella gab es schließlich auch und ich kann glücklich das Wochenende ausklingen lassen, in freudiger Erwartung auf den Montag und meinen Deutschkurs und viele weitere spannende und weniger spannende Erlebnisse.

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4 Antworten zu Montag, Dienstag, Mittwoch … – Oder: Was man in einer Woche so macht!

  1. Anika sagt:

    Ich schmeiß mich gleich weg. Erinnert mich genau an meine Erfahrungen in Frankreich. 8 Jahre Unterricht und nicht mal ein „Ich heiße so und so“ bekommen sie raus :-D. Na wenigstens sind deine noch nicht so frustriert, dass sie mit Federtaschen werfen… Wirst sehen, die kleinen können bald viel besser Deutsch als die älteren Schüler! Da ist man dann ganz gerührt, wenn sie sich Mühe geben. ^_^
    Ich wünsche dir auf jeden Fall noch eine wunderschöne Zeit!

  2. Christine Lamm sagt:

    Hallo lieber Felix! Habe mich gefreut,das es von dir wieder etwas zu lesen gab.Und du dich schon etwas eingelebt hast,und es dir gefällt.Auch das du dein Nutella bekommen hast und somit das Wochenende gerettet ist für dein Frühstück.Schön das du auch die ersten Schulischen Eindrücke bekommen hast,und wie heißt ein Sprichwort.,,Andere Länder,andere Sitten“aber du wirst es schon alles hinbekommen.So das war mein Kommendar zu deinem neuen Bericht.Allso dann bis bald und sei ganz lieb gegrüßt von deiner Tante Christine & Onkel Bernd

  3. Beke sagt:

    Hey Felix, das ist ja lustig, war dieses Wochenende bei mir in der Ecke in Puerto Monttt im Jumbo und konnte es auch kaum fassen, was es dort an typisch deutsche Sachen gibt von sämtlichen Haribosorten, orginal Post its, Nutella und Milka…;-)!

  4. Manuela Richter sagt:

    Wenn du deutsche Produkte vermisst, dann schreib mal was du brauchst und ich schicke es Dir.

    Liebe Grüße Manu

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