Colonia in Uruguay und Bs As- Oder: Wie man Arbeit und Urlaub verbindet 03.-11.Juni 2011

Wie ich feststellen durfte, liegt wohl der letzte Eintrag eine ganze Weile zurück. Das ist natürlich schade, weil euch Informationen fehlen. Andererseits besteht auch so die Gefahr, dass ich viele Sachen, die ich erlebt habe, vergesse und daher versuche ich mich mal wieder etwas zu schreiben.

Passiert ist eine ganze Menge. Ich habe ja noch nicht mal vom Zwischenseminar berichtet. Das ganze ging recht chaotisch los, weil ich ganz fest der Meinung war, dass das Seminar an einem Samstag beginnt und ich auch so die Busreise gebucht habe. Das war wohl ein Irrtum, den ich glücklicherweise schon ein paar Tage eher bemerkt habe. Also hieß es schon am Donnerstagabend los fahren, um dann 16 Stunden später am Freitag in Buenos Aires zu sein. Über Nacht wurde der Bus dann in einen Unfall verwickelt, weshalb es dann hieß: Bus wechseln. Nur sagte keiner etwas, dass ich das Gepäck auch wechseln müsse. Das wiederum habe ich nicht vorher gemerkt, sodass ich in Bs As ohne Gepäck dastand und die folgenden 5 Tage in Uruguay nur mit einem geringen Satz von Klamotten auskommen musste. Ich kann sagen, es ging auch! 😉 Aber angenehm ist es nicht, denn die Kleidung wurde auch nicht so schnell trocken nach dem Waschen.

Nun aber zum Seminar: Das war sehr gut! Schön war, dass wir uns mit allen Freiwilligen getroffen haben, uns ausgetauscht haben, private Gespräche führen und  Spaß haben konnten. Gleichzeitig war es uns auch vergönnt Colonia del Sacramento in Uruguay kennenzulernen, eine kleine Stadt am Hafen des Rio de La Plata, malerisch gelegen, mit Strand, kleinen Häuschen, Kaffees, und einer interessanten Geschichte. Spanier und Portugiesen haben sich wohl immer ein wenig um diese Stadt gestritten. Wieder zurück zum Seminar: Die Themen waren vielfältig. Wir mussten uns und unsere Arbeit selbst reflektieren, überlegen, welche Rolle wir im Gefüge des Freiwilligendienstes peilen, Probleme in Standbildern darstellen. Gleichzeitig war das Programm auch kulturell geprägt. Den Kulturabend haben alle Freiwilligen gestaltet. Die Leute aus Bs As haben eine Szene in der Subte (U-Bahn) nachgestellt, die sich ein paar Tage später für mich als ziemlich realistisch herausstellte. Anschließend gab es eine Reise mit dem imaginären Bus durch MIsiones und wir durften Typisches aus Uruguay und Paraguay kennenlernen. Ich habe gemeinsam mit Ricarda, die in der Nachbarprovinz San Juan ist, eine „Wer wird Weinionär“-Sendung gestaltet, weil wir beide immer ziemlich viel mit Wein zu tun haben. Anica aus Cordoba war unsere Kandidatin und hatte es besonders schwer bei der Frage, bei der wir vergessen hatten, drei falsche Antwortmöglichkeiten aufzuschreiben. Schließlich hat sie echten Wein aus Mendoza, natürlich im tetrapak, gewonnen.

Der Abschlussabend war auch gut organisiert. Für die Trainer gab es ein Highlight, sie durften Begriffe, die im Laufe des Seminares gefallen sind als Standbilder darstellen und mussten sie selbst erraten, so z.B. Jutebeutelszene, Mennoniten, Gender, Transfererwartungskompetenzhaltung (oder so ähnlich, ich erinnere mich nicht mehr ;-)). Anschließend haben wir noch in den Geburtstag von Laura und mir hineingefeiert. Die Trainer haben mir, passenderweise ein T-Shirt von Colonia geschenkt, was ich, nicht nur aus Mangel an anderer Kleidung, direkt angezogen habe ;).

Nach der Verabschiedung in Uruguay ging es dann für mich noch ein paar Tage nach Bs As. Untergekommen bin ich bei Lynn, wofür ich ihr noch sehr dankbar bin. Auch wenn sie ein bisschen krank war, hatten wir schöne Tage. Ich habe das „Wichtigste“ von Bs As gesehen und entspannt war es auch, weil wir uns viel Zeit für Kaffeetrinken, gutes Essen und einfach nur rumhängen genommen haben.  Das war nach 3 Monaten Arbeit, und 5 Tage Seminar von morgens bis abends auch gut nötig. Highlights waren San Telmo, einem netten Viertel von Bs As mit richtig gutem und gesunden Essen gemeinsam mit Anna und Lynn, das zufällige Treffen der Trainer Roberto und Kathi in einem Kaffee auf dem Weg von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit, das Steak am Abend in einem netten Restaurant mit 10 anderen Freiwilligen und der Tag in Recoleta mit Friedhof, Feria (Kunsthandwerkermarkt) und einfach auf der Wiese liegen und über das Leben als Freiwilliger zu philosophieren, um gleichzeitig festzustellen, wie absurd es ist, dass man jetzt zusammen am anderen Ende der Welt in einer Stadt wie Bs As auf der Wiese liegt, dafür auch noch bezahlt wird, gemeinsam mit anderen Deutschen, die dann wieder alle ungefähr 10-15 Stunden Bus fahren, um wieder in Argentinien und Uruguay weiterzuarbeiten. So auch ich. Also hieß es zurück nach Mendoza! Da wartete dann wieder die Arbeit …

Veröffentlicht unter Allgemein | Kommentare deaktiviert für Colonia in Uruguay und Bs As- Oder: Wie man Arbeit und Urlaub verbindet 03.-11.Juni 2011

Landesweite Tagung 2011 – Oder: Wie man deutsche Schulen in Argentinien unter einen Hut bringt

Durch die Geschichte der Beziehungen zwischen Deutschland und Argentinien, lässt es sich begründen, dass es viele Schulen hier gibt, in denen Deutsch gelernt werden kann oder in denen auf Deutsch unterrichtet wird. Diese Schulen haben sich 1965 zur AGDS (Arbeitsgemeinschaft Deutsch-Argentinischer Schulen zusammengeschlossen. Seit einigen Jahren gehört auch das Colegio Konrad Lorenz dazu, an dem ich hier arbeite. Jährlich veranstaltet die AGDS die „Landesweite Tagung“, welche in diesem Jahr hier in Mendoza vom 5.-8. Mai stattgefunden hat.

Wie passend, dass da gerade ein deutscher kulturweit-Freiwilliger an der Schule ist, der da gut helfen konnte und das auch gern getan hat.

Die Aufregung im Vorfeld war ziemlich groß. Immerhin sind wir eine der kleinsten Schulen unter den Mitgliedern und Mendoza liegt nun auch nicht gerade zentral in Argentinien. Dennoch kann ich vorweg nehmen, dass alles wunderbar geklappt hat und ich und auch die Teilnehmer tolle Tage hier in Mendoza hatten.

Am Donnerstag wurde die Tagung eröffnet. Bei der Einschreibung und der Ordnung der Tagungsmappen durfte ich natürlich helfen. Nachdem ich einige wichtige Leute kennenlernen durfte (z.B. die Vorsitzende der AGDS, Schulleiter und Fachleiter anderer Schulen und Christiane Drasdo, die Fachberaterin der ZfA in Argentinien), begann die Tagung mit der Sitzung der Fachleiter Deutsch. Da wir im Moment an der Schule niemanden haben, musste ich vertreten. Nach Eröffnung und Vortrag über Gewalt an Schulen (Natürlich alles auf Spanisch! – Ich habe viel verstanden, war aber anschließend froh über jedes deutsche Wort) gab es leckere Häppchen und Wein, Einladung des Deutschen Botschafters.

Höhepunkt der Tagung war für alle der Samstag. Denn die Schule hatte zum Mittagessen geladen und ein musikalisches Programm vorbereitet. Glücklicherweise war es warm, denn das Essen war in unserem „Park“ geplant. Kurzfristig musste ich einen Teil der Eröffnungsrede halten – auf Spanisch natürlich! Ihr könnt wohl glauben, dass ich ziemlich aufgeregt war. Aber mit einem Schluck Rotwein aus Mendoza ließ es sich doch viel einfacher reden. Für das Mittagessen wurde ganz schön aufgefahren: Es wurden extra Sofa, Sessel und Tische herangefahren und im Park aufgestellt, eine Bühne mit großer Technik wurde aufgebaut und es gab ein Buffet vom Feinsten. Mit einer Wok-Station und asiatischen Nudeln, Riesenplatten mit Wurst und Käse und andere Leckereien. Nicht zu vergessen, die Torten und den Kuchen im Anschluss. Aber ich konnte nicht nur essen: Beim Programm habe ich mit dem Chor gemeinsam deutsche Lieder gesungen. Soledad, die Musiklehrerin hat dirigiert und gemeinsam haben wir die Proben im Vorfeld geleitet. Ich habe die Aussprache geübt, sie das singen. Die Kinder hatten aber eine Menge Spaß und wir auch. Die Musiklehrer haben dann noch weitere Duette gesungen. Der Vater einer Schülerin hat auf dem Akkordeon deutsche Lieder gespielt, z.B. Rosamunde oder In München steht ein Hofbräuhaus, dazu tanzte dann auch ein älteres Pärchen

Im Anschluss an diesen wunderbaren Nachmittag ging es zum Arbeiten in eine Bodega, also ein Weingut. Und wo könnte man besser lernen und arbeiten als in einer Bodega. Nach einer Führung auf dem wunderschönen Gelände mit dem wohl schönsten Ausblick auf die Berge, und nach der Degustation von Wein und Verkostung von Olivenöl und Schinken, gab es einen Workshop, indem wir darüber reflektiertenm, was und wie wir in der Bodega gelernt haben und wie wir daraus Ideen für das Lernen unserer Schüler ableiten können. Eine tolle Idee und interessant war es auch.

Alles in allem bin ich aber auch froh, dass es vorbei ist. Denn es war wirklich ziemlich viel Arbeit! Aber diese hat sich auf jeden Fall gelohnt!

Weitere Fotos gibt es hier:  http://www.facebook.com/media/set/?set=a.1539747714196.61924.1850017962

Veröffentlicht unter Allgemein, Freiwilligenarbeit, Gastland, Sprache, ZfA | Ein Kommentar

Kultur in Argentinien – oder: Wie man Ostern in Mendoza verbringen kann

Hinter mir liegt eine Osterwoche, die voll von kulturellen Höhepunkten war. Es gab viele Konzerte, ich war zwei mal im Kino, mehr oder weniger schick essen und nun ist Sonntag und ich kann das ganze nochmal Revue passieren lassen.

Am Sonntag war ich mit Matías, einem Freund,  in Villavicencio. Das liegt in den Bergen. Dort gab es ein Konzert an einem ehemaligen Hotel bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel. Nachteil ist nur, dass es in den Bergen kalt ist, also mussten auch wir sehen, wie wir uns an der Musik erfreuen konnten, damit uns die Kälte nicht zu sehr einholt. Zu Hören gab es klassische Musik aus Europa, aber eben auch aus Argentinien, denn das Konzert ist Teil des Veranstaltungszyklus „Musica Classica por el Camino de Vino“, also klassiche Musik entlang des Weinweges. Aufregend war es vor allem vor dem Konzert, nachdem wir auf der Hälfte der Strecke nach Villavicencia bemerkt haben, dass  wir die Eintrittskarten vergessen haben, die man zuvor erhalten konnte, indem man eine Packung Milchpulver abgegeben hatte. Also sind wir zurück, um dann eine Stunde später am Ort des Geschehens einzutreffen. Wie zu erwarten war in Argentinien, hatte es aber noch nicht begonnen und die Eintrittskarten brauchten wir auch nicht, denn der Platz war frei zu betreten. (Nur gut, dass sich Matías bei der Stadt Mendoza beschwert hat, denn dadurch konnten wir am Freitag kostenlos zum nächsten Konzert.)

Ich in Villavicencio in den Bergen

Ich in Villavicencio in den Bergen

Villavicencio - Konzert in einem ehemaligen Hotel

Villavicencio - Konzert in einem ehemaligen Hotel

Weiter mit einem Konzert ging es am Mittwoch. Da wurde ich von zwei Kollegen der Schule eingeladen, weil sie dort als Solisten gesungen haben. (Wir arbeiten sonst zusammen im Chor der Schule und studieren gerade deutsche Lieder ein.- Dazu später mehr!) Das Konzert fand in der Kirche San Lorenzo statt und war wirklich sehr schön. Begleitet von der Orgel haben die beiden Stücke der europäischen Barockmusik gesungen. Ich war hellauf begeistert. Und die Kirche war auch sehr schön. Zufällig trifft man dort natürlich dann wieder auf Bekannte, dieses mal die Direktorin meiner Schule.

Am Freitag dann das Highlight: Das Requiem von Mozart im Theater Independencia. Gesungen hat der Chor der Universität, begleitet von der Philharmonie der Uni. Wer das Stück schon mal gehört hat, wird wissen was ich meine: Man bekommt schon eine Gänsehaut, wenn der Chor anfängt zu singen. Echt toll gewesen! Aber ich will auch niemanden langweilen mit Details.

Chor der Uni Cuyo Mendoza beim Konzert

Chor der Uni Cuyo Mendoza beim Konzert

Dann habe ich in dieser Woche das Unikino zweimal besucht. Sehr günstig kann man für umgerechnet 1 Euro gute Filme sehen. Am Dienstag gab es „Baario“, ein italienischer Film über eine Stadt in Italien und eine Familie, die dort in drei Generationen lebt und die Geschichte des 20. Jh. mitmacht. Am Donnerstag lief „El Cisne negro“ (Black Swan). Wirklich beeindruckend dieser Film, ich war echt erstaunt, dass der so gut ist. Interessant ist, dass die ganzen internationalen Filme nicht synchronisiert werden, alle haben nur spanische Untertitel und sind in der eigentlichen Sprache. Die Filmtitel werden aber übersetzt. In Deutschland ist es ja anders, da behält man oft den englischen Titel bei, obwohl der Film auf Deutsch ist. Ich werde wohl öfters ins Kino gehen, das hilft beim Sprachelernen.

Am Samstagmorgen hieß es früh aufstehen. Die Stadt Mendoza hat kostenlose Führungen im Naturpark Divisadero Largo angeboten. Da bin ich natürlich dabei. Auch wenn ich jetzt nicht so für Naturphänomene zu begeistern bin, war das wirklich sehr interessant. Es gab viel zu erfahren über geologische Abläufe, Flora und Fauna. Ich habe sogar eine ganze Menge verstanden, nur bei den chemischen Erläuterungen musste ich abschalten. Dafür gab es hinterher eine kleine Veranstaltung mit typischen Folkloretänzen Argentiniens, z.B. die Cueca, der Gato (was so viel heißt wie Katze) und die Chacarera. Dazu gab es einen mendozinischen Gitarristen, der wieder mal schön gesungen hat.

Folkloretänze im Divisadero Largo

Folkloretänze im Divisadero Largo

Divisadero Largo - eine Führung

Divisadero Largo - eine Führung

Hier mal ein Eindruck eines solchen Liedes und Tanzes:

Folkloretanz (LINK!!! Hier klicken)

So, mehr Kultur geht in einer Woche wirklich nicht! Vor allem auch nicht so günstig, aber hoffentlich gibt es weitere Höhepunkte von denen ich berichten kann.

Veröffentlicht unter Allgemein | Ein Kommentar

Montag, Dienstag, Mittwoch … – Oder: Was man in einer Woche so macht!

Es war keine aufregende, aber auch keine langweilige Woche. Sie war nicht außergewöhnlich, aber auch nicht normal. Eigentlich wie jede Woche, dennoch wusste ich schon am Montag, dass es sich lohnen könnte, über diese Woche zu schreiben. Dann mal los …

Montag – Deutsch und doch kein Deutsch

9.20 Uhr – Der Deutschunterricht der Sekundarstufe beginnt. Es folgen: Drei Stunden Deutsch für die Schüler und die Lehrer. Auch wieder für mich. Nur diese Woche schaue ich nicht nur zu, sondern habe nun meinen eigenen Deutschkurs. Angeblich Niveau B1. Pablo, der Lehrer – eigentlich Architekt – hat nun eine richtige Stelle bekommen und muss die Zeit nicht mehr mit Deutschunterricht überbrücken. Er hat mir gesagt, ich würde einen sehr netten Kurs übernehmen. Recht hat er, nur nützt nett sein nichts, wenn man keine Lust hat Deutsch zu lernen. Die Schüler erzählen mir, sie lernen teilweise seit 8 Jahren Deutsch. Natürlich können sie mir das nur auf Spanisch sagen, denn nach 8 Jahren hat man ja noch nicht so viele Kenntnisse. Zunächst freue ich mich, dass ich eine feste Aufgabe an der Schule habe. Mal sehen, wie lang die Freude anhält.

Dienstag – Ich zieh dann mal um …

Nach über drei Wochen bei Deutschlehrer Andrés geht es nun nach Godoy Cruz. Das hat viele Vorteile. Meine Mitbewohner sprechen kein Deutsch, vom Haus sind es nur 20 min mit dem Bus in die Schule und man muss nicht immer durchs Zentrum, wenn man nach Hause will und kauft nicht ständig ein.

Die Sachen sind schnell gepackt, wenn auch jetzt schon zwei Taschen mehr umziehen, als angekommen sind. Aber gut, das liegt daran, dass ich mir beim Packen nicht so viele Mühe gegeben habe. Lucia holt mich ab und wir fahren zusammen nach Godoy Cruz, wo mich Nati und Graci schon erwarten. Nach 15 min ist dann auch das Zimmer sauber gemacht und ich kann mich wohlfühlen. Fred, der Franzose, kommt ein wenig später und begrüßt mich. Nur Gerardo fehlt, er kommt erst nächste Woche.

Mittwoch – Deutsch, Klappe die Zweite! Und: Felíz Cumpleaños, Nati!

Wieder darf ich meinen Deutschkurs unterrichten. Freude! Ich hab mir vorgenommen erst einmal zu schauen, was die Schüler denn können. Nur haben da die 13 bis 18 Jahre alten Schüler wenig Lust drauf. Nach einem Bingo-Spiel, bei dem die Schüler ihre Lehrbücher gewinnen konnten, sollte der Test beginnen. Letztendlich haben wir von den 80 Minuten Unterricht effektiv 10 Minuten gearbeitet. Ich bin sauer! Nur eine Standpauke auf Deutsch bringt wenig, wenn sie nichts verstehen. Auf Spanisch krieg ich das noch nicht hin! Ich versuche es trotzdem. Am Ende der Stunde entschuldigen sich alle bei mir für ihr Fehlverhalten – „Perdone, Herr!“ Nicht einmal das können sie auf Deutsch. Aber nett sind sie immer noch.

BrillentauschWenigstens gab es am Abend einen Grund zur Freude. Nati, meine neue Mitbewohnerin feiert in ihren Geburtstag. Wie zu einem Kinderfest wird alles vorbereitet. Luftballons, Girlanden, Krönchen, Mickeymouse-Ohren … Um acht sollte es losgehen. Die ersten Gäste kommen 22.00 Uhr. Wir sind in Argentinien!

Kathi, Gael, Nati, Ich und GiovannaWieder lerne ich interessante Leute kennen. Gael aus Frankreich stellt sich vor mit: „Hallo, ich bin Gael!“ (Aufgabe für den Leser: Sprecht den Satz laut vor euch hin und ahnt, was ich und vor mir alle anderen Deutsch verstanden haben!) Kathi ist aus den USA und arbeitet hier. Giovanna kommt aus England. Und es gibt auch ein paar Argentinier auf der Feier.

Um zwölf wird dann laut gesungen. Jeder darf in seiner Muttersprache „Happy Birthday“ singen. Nati kommt in einem weißen Kleid aus ihrem Zimmer, Graci hat eine große Geburtstagstorte besorgt. Es läuft „An der schönen blauen Donau“ und jeder Mann muss mit Nati Walzer tanzen. Ein tolles Fest. Nur muss ich um zwei ins Bett, da ich am nächsten Tag ja schon wieder in die Schule muss.

Donnerstag – „Der Mann, der Deutsch spricht!“

Heute muss ich nicht selber unterrichten, sondern darf mal wieder zuschauen. In der ersten Klasse. Vielleicht sollte ich doch Grundschullehrer werden. Die freuen sich noch über den Deutschunterricht. Die kleine Emily sieht mich im Zimmer stehen und fängt an zu weinen, sie will nicht ins Zimmer und hat Angst: „Das ist doch der Mann, der Deutsch spricht.“ Sie ist aus der Schweiz und hat sich wohl zu sehr ans Spanische gewöhnt. Vanina, die Deutschlehrerin kann sie doch noch überreden. Aber die kleine taut schnell auf, beim Morgenkreis mit einem deutschen Lied will sie sofort an meine Hand. Dann wird gebastelt. Wir basteln Handpuppen mit denen wir uns vorstellen. Ich habe den meisten Spaß beim Basteln! Dann gibt’s ein Foto. Am Ende der Stunde schauen wir noch ein paar Folgen der „Maus-Clips“ (Sendung mit der Maus mit der Gans und dem Elefanten). Die mögen die Kinder.

Freitag – Deutsch, III. Und: Lomo, Lomo, Lomo!!!

Heute: Besuch der vierten Klasse. Aber wie immer geht es nicht pünktlich los. Heute versammeln sich die Schüler auf dem Hof und müssen singen. Denn am 2. April ist wieder mal ein Feiertag. Vor den Fahnen Argentiniens und Mendozas wird der „Marcha de Las Malvinas“ gesungen. Die Kinder bewegen ihren Mund zur Marschmusik und wissen sicher nicht, warum sie da singen. Lehrer gehen durch und hören genau, wer mitsingt und wer nicht. Das hat alles schon mit sehr viel Patriotismus zu tun. Aber interessant ist es, wenngleich auch für mich nicht immer zu verstehen.

==> Marcha de Las Malvinas (Hier klicken!)

Ja, ihr ahnt es. Ich unterrichte wieder meinen Kurs. Ich habe Hoffnung, dass es zwei gute Stunden werden. Aber auch dieses mal wird nicht viel. Aber macht nichts. Ich ärgere mich nicht mehr. Warum auch? Weil 10 von 13 die Hausaufgaben nicht machen? Weil sie das Verb „Sein“ im Präsens nicht konjugieren können? Oder weil sie Deo in den Ventilator sprühen? Nein. Das ist alles kein Grund.

Ab Montag wird ein anderes Regiment aufgefahren! Dann wird alles anders – oder nicht? Ich werde berichten.

Am Abend hab ich Verena – meine Vorgängerin, die im Moment zu Besuch ist – und Diego getroffen, zusammen mit ihren Freunden ging es zum Lomo essen. Das ist eine Art Sandwich oder Hamburger, aber mit Rinderfilet. Echt lecker. Ich habe das hier oft schon gegessen. Aber die Lomos bei Papito sind wohl die Besten. Da sind wir uns alle schnell einig. Und natürlich essen wir nicht vor elf. Das wäre gegen den argentinischen Rhythmus. Bei Gesprächen über Krematorien, Leichenbeschauung und Seebestattung lassen wir den Tag ausklingen. Ich verstehe nicht alles, aber Verena kann zum Glück immer ein bisschen übersetzen.

Samstag – Fortbildungen sind nicht nur langweilig. Und: Endlich Nutella!

8.45 soll es losgehen. Fortbildung in der Schule zum Thema Sicherheit. Und das zum Samstag, zum Nationalfeiertag! Da gibt es Widerstand in der Lehrerschaft. Aber es nützt alles nichts. Sie müssen trotzdem kommen. Ich komme erst um zwölf dazu, weil es danach ein gemeinsames Mittagessen geben soll.

Ich mit Nico (Deutsch-), Rodrigo (Musik-) und einem Mathelehrer (Name vergessen ;-))

Natürlich Asado. Also wird gegrillt. Alle haben viel Spaß, wenn auch nur noch ca. 20 Lehrer da sind, von mind. 50 Lehrern. Es wird viel gegessen, viel erzählt. Und natürlich, wie fast immer, gesungen. So waren die anstrengenden 6 Stunden Informationen zu Feuerschutz und Katastrophenalarm schnell vergessen.

Zu Hause angekommen, ging es dann endlich in den Supermercado „Jumbo“. Da soll es angeblich Nutella geben, was ich schon seit Wochen verzweifelt suche. Irgendwie hab ich mich daran zu sehr in Deutschland gewöhnt. Aber bevor ich die Nutella finde, komme ich zu einem deutschen Stand. Und was passt besser zu Deutschland, wenn nicht Erdinger Weißbier und Wiener.

Nutella gab es schließlich auch und ich kann glücklich das Wochenende ausklingen lassen, in freudiger Erwartung auf den Montag und meinen Deutschkurs und viele weitere spannende und weniger spannende Erlebnisse.

Veröffentlicht unter Allgemein | 4 Kommentare

„Wochenend und Sonnenschein“ – oder ein Sonntag auf dem Land

„Wir fahren zu Freunden auf dem Land. Magst du mitkommen?“, fragte mich Andrés, der Deutschlehrer, bei dem ich wohne. Gerne nehme ich ein solches Angebot an und so ging es heute los. Im Auto mit Griselda, seiner Freundin, ihrer Mutter und ihrer Tante, waren wir für alles gerüstet.

Ein wenig hatte mir Andrés schon erzählt von der Lebensweise seiner Freunde. Aber ich war dann doch ein positiv überrascht, als wir ankamen. Sylvana und Hugo leben auf einer Art „Farm“, bei der sie alles selbst anbauen, was sie essen. Der Strom kommt von der Sonne und das Wasser aus dem Brunnen. Die Dusche ist im Freien und auch die Toilette funktioniert auf ihre eigene Weise. Gekocht wird über dem Feuer und der Backofen ist aus Lehm, wie man das aus den Märchen noch kennt.

Griselda und Andrés vor dem selbstgebauten HausBackofen

Wie immer in Argentinien, wird man natürlich herzlich begrüßt, alle freuen sich, wenn man kommt. Nur leider kann ich mir die Namen der Leute immer so schlecht merken. Zunächst musste erst einmal bei der Zubereitung der Speisen geholfen werden. Es gab Empanadas (gefüllte Teigtaschen mit Schinken und Käse; mit Mais, Feigen und Käse; und mit Hackfleisch), Salate (mit Reis, Granatäpfeln, Käse, Möhren) und Locro, ein typisch argentinischer Eintopf, dessen Zutaten sich mir nicht erschlossen haben beim Essen, aber lecker war es. Dazu selbstgemachter Trauben und Birnensaft, frisch gepresst und natürlich Wein.

Zufällig war auch Verena da, meine „kulturweit“-Vorgängerin, die gerade zu Besuch in Mendoza ist, und auch ein Freund von ihr kennt Hugo und Sylvana. Das war eine Überraschung. Da waren gleich zwei Deutsche bei einem argentinischen Mittagessen.

Nach dem Essen gab es argentinische Musik. Zwei Leute, die professionell auch Musik machen, hatten die Gitarre dabei und spielten argentinische Weisen. Viele Argentinier konnten mitsingen, bei mir musste es beim Zuhören bleiben, auch wenn alle gewollt haben, dass ich ein typisch deutsches Lied singe. Zu meiner Schande gestehe ich, dass mir keines eingefallen ist. Vielleicht wollte ich auch einfach nicht singen vor 30 Argentiniern. Wer weiß?!

Ein Lied hat es mir besonders angetan. Nicht nur die beiden „Cantantes“ haben gesungen, sondern alle kannten den Text und haben leise mitgesungen bei dem Lied „luna tucuman“. Jetzt werde ich wieder poetisch, aber es war so, als ob sie uns Gäste in ihre Geheimnisse einweihten, an ihren Gedanken teilhaben ließen und als ob sie uns ihre Geschichte erzählten. Wunderschönes Gefühl! LINK –>  Luna Tucuman

Dafür haben die Australier, die sich auf der „Farm“ von Hugo und Sylvana als Freiwillige aufhielten, etwas zum Besten gegeben. Die beiden haben drei Jahre in Großbritanien gelebt und haben nun, bevor sie nach Australien zurückkehren, zwei Wochen auf dieser Farm gearbeitet und gelernt, was es heißt, bewusst und nachhaltig zu leben. Wieder sehr interessante Menschen!

Singende Australier

Nach diesem großartigen Fest ging es für mich noch weiter. Wir fuhren noch nach „El Carrizal“. Das ist ein Stück Meer im Land. Ein großer See, an den viele Leute mit dem Auto ranfahren. So auch wir. Bei Mate (wie immer!) und Kuchen ließen wir es uns noch richtig gut gehen.

El Carrizal

Immer wieder bin ich begeistert von der Gastfreundlichkeit hier. Und ja, ich kann sagen, dass ich mir wirklich gut vorstellen kann, die nächsten 5 Monate hier zu verbringen. Und heute hatte ich so richtig das Gefühl hatte angekommen zu sein!

Veröffentlicht unter Allgemein | 8 Kommentare

Die letzte Woche in Deutschland und die Anreise nach Mendoza – oder: Ein Kulturweit-Freiwilliger reist selten allein!

Nach dem interessanten, informativen, sehr lehrreichen und auch spaßigem Vorbereitungsseminar am Werbellinsee, bei dem man eine Menge toller Leute kennengelernt hat, fühlte ich mich gut auf mein halbes Jahr Argentinien vorbereitet. Man hat uns Sichtweisen aufgezeigt, über die man viel nachdenken kann und die einem den Aufenthalt im Ausland auch nicht als selbstverständlich sehen lassen.

Meine Mentorin meldete sich nicht – aber warum auch, dachte ich. Es sind ja sicher noch Ferien in Argentinien, und immerhin bin ich ja erst in sechs Tagen da. Also keine Panik, wenn das mit dem Abholen und der Unterkunft noch nicht geklärt ist. Aber es sollte doch noch ein wenig anders kommen.

Ich rief Verena, meine Vorgängerin am Colegio Konrad Lorenz in Mendoza, am Sonntagabend an und ließ mir von ihr berichten, dass es meine Mentorin leider nicht mehr gibt. Sie hatte bereits im Dezember gekündigt. Das war ein wenig ärgerlich, weil sie die einzige war, zu der ich in Mendoza Kontakt hatte. Also musste ich Valentina, der Direktorin, schreiben. Sie spricht aber nur Spanisch. Da mussten Google Translater, ein Spanischwörterbuch und meine geringen Spanischkenntnisse herhalten, um mich vorzustellen, zu sagen, dass ich gern am Samstag abgeholt werden möchte und ich irgendeine Unterkunft brauche.

Ich kann sagen, dass ich echtes Glück hatte. Valentina hat sich sofort um alles gekümmert, hat mich ein wenig beruhigen können und hat mir echt liebe und tolle Mails geschrieben. Da habe ich mich gleich noch mehr gefreut.

Nachdem das dann alles geklärt war, konnte ich mich in Ruhe den wichtigen Dingen des Lebens widmen, meine lieben Freunde und die Familie noch mal zu treffen. Genau geplant war alles, jede Stunde des Tages gut genutzt, Kaffee, Mittag und Abendgestaltung mit immer anderen Leuten, damit man niemanden vergisst. Schön war’s gewesen. Danke an

Am Freitag sollte es dann losgehen, aber natürlich mal wieder nicht wie geplant. Die Lokführer streikten, also war die Anreise nach Frankfurt per Bahn nicht möglich, zumindest nicht, wenn ich vorhatte, meinen Flieger zu bekommen. Nach langem Überlegen mit Antje und David blieb schließlich nur noch die eine Lösung: Mietwagen. Das kostet war ca. 100 Euro mehr als die Bahn, aber man kommt auf jeden Fall nach Frankfurt. Das hat dank Europcar auch geklappt.

Am Flughafen in Frankfurt angekommen, hab ich das Gepäck abgegeben, Anna getroffen, die mit kulturweit nach Namibia geht, noch mal telefoniert mit Familie und Freunden, und mit einer Verspätung von einer Stunde ging es dann nach Madrid. Da dieser Flughafen doch noch etwas größer ist, brauchte ich zu meinem Gate fast 30 min, aber der Weg hat sich gelohnt. Denn dort saß Helena. Helena geht nach Punto Arenas in Chile und wir kennen uns vom Vorbereitungsseminar. Ich habe nur die „Argentinier“ gefragt, wann sie denn fliegen, und da war niemand dabei, den man hätte treffen können. Aber auch die „Chilenen“ fliegen wahrscheinlich über Santiago de Chile. Demnach konnten wir dann zusammen auf den Flug warten, der übrigens wieder über eine Stunde Verspätung hatte, und auch auf dem Flug gaben wir uns gegenseitig das Gefühl von Sicherheit und Nicht-Alleinsein. Das war schön. Zufällig hatten wir auch noch zwei Plätze hintereinander, was ein großer Zufall ist bei einer Sitzplatzzahl von mind. 200. Das Essen im Flugzeug war übrigens ganz ok, schlafen konnte man auch. Nur die Filme habe ich verpasst.

In Santiago haben Helena und ich dann noch 3 Stunden zusammen gewartet, dann mussten wir uns verabschieden, weil Helena Migrantin in Chile war und sich also anmelden musste, ich war nur Transitreisender und musste mein Ticket nach Mendoza besorgen.

Pünktlich eine Stunde zu spät startete dann das Flugzeug in Mendoza, bei dem man sich nicht abschnallen durfte, weil die Landung direkt nach dem Start wieder begonnen hatte. Der Flug dauerte also nur knapp 40 Minuten. Länger dauerte das Anstehen bei den Behörden, man ist ja nun selbst auch Migrant. Versüßt wurde mir die Wartezeit in der Schlange durch ein brasilianisches Pärchen vor mir. Sie: hyperaktiv, rumspringend, laut rufend, ihn ständig überall – JA! Überall – anfassend, küssend.  Er: alles hinnehmend. Und nein, ich bin nicht neidisch gewesen, nur ein wenig genervt von dieser sprühenden Energie, die mir fehlte nach nun 32 Stunden Reise.

Mein Gepäck kam heil an, auch wenn mir die Beamten am Flughafen nicht glauben wollten, dass da nichts Verbotenes drin ist. Also hieß es Koffer auspacken. Außer Gummibärchen für die Schüler und Dankeschön-Schokolade für die Leute hier in Mendoza war aber nichts zu finden.

So konnte ich dann endlich am Flughafen abgeholt werden. Lucia, die Tochter von Valentina, der Direktorin, und Andrés, ein Deutschlehrer des Colegios, bei dem ich nun auch erst einmal wohne, standen schon mit einem Namensschild da und warteten auf mich. Beide sehr freundlich und lieb, brachten mich dann zu Andrés Haus. Er hat mir dann schon das wichtigste zu Mendoza erzählt, ich habe mir dann den Weg zum Supermarkt angeschaut.

Nun heißt es, alles zu entdecken, was es zu entdecken gibt! Dazu habe ich nun über 5 Monate Zeit!

Veröffentlicht unter Allgemein, Deutschland, Erlebnis, Freiwillige, Menschen | Kommentare deaktiviert für Die letzte Woche in Deutschland und die Anreise nach Mendoza – oder: Ein Kulturweit-Freiwilliger reist selten allein!

Single Storys – oder wie man alle ‚über einen Kamm schert‘

Das Konzept der Single Storys ist ganz einfach: Immer wieder werden einzelne Geschichten über ein Volk, ein Land, eine Kultur erzählt, die stellvertretend für alle stehen sollen. An diesen Geschichten ist natürlich immer etwas dran, aber sie vermitteln ein unvollständiges Bild. So steht oft ein kleines farbiges Kind, was in armen, fast unmenschlichen Verhältnissen lebt, stellvertretend für unser Bild zu Afrika. Darüber haben wir in einem Workshop nachgedacht und einmal so einige bekannte Single Storys für unser Einsatzland bewusst einfach nur reproduziert. Diesen kleinen Vortrag habe ich euch hier verschriftlicht.

„Bring Fleisch und Wein mit!“ So die Aussage vieler Freunde, Bekannter und Verwandter. Was soll dieses Land, in das ich gehe, auch sonst zu bieten haben!

Dazu kann man sich ja im Vorfeld in verschiedenen Büchern – von Reiseführern über Reisebeschreibungen etc. – informieren. Ich habe zum Beispiel das Buch „Gebrauchsanweisung für Argentinien“ von Christian Thiele gelesen, welches voll von solchen ‚Single Storys‘ ist.

Natürlich geht es auch da um Fleisch: „Wenn Sie vor einem Grillrost stehen, auf dem eine halbe tote Kuh geröstet wird, und der Gastgeber sagt: ‚Ich weiß nicht, ob das für uns beide reicht‘, dann sind sie in Argentinien!“ Aber auch das Essen generell spielt eine Rolle. Man is(s)t in Argentinien, wenn „man bei Einheimischen zum Abendessen eingeladen ist und um Mitternacht die Vorspeise abgeräumt und so langsam der Hauptgang aufgetragen wird.“

Aber auch auf die Menschen freut man sich, wenn man liest, dass „sich die Fußgänger und Taxifahrer beim Passieren einer Kirche oder eines Straßenaltars bekreuzigen – und gleichzeitig über ‚diesen Hurensohn von Präsidenten, diesen arschfickenden River-Verteidiger oder die Fotze deiner Schwester‘ sprechen, als wären dies Liebkosungen.“

Auch das ist nicht alles. Wenn man sagt, dass man nach Argentinien geht, dann stimmen viele ein Lied an: „Don‘ cry for me, Argentina“ von Madonna aus dem Film „Evita“. Evita Peron ist in Argentinien wohl geliebt und gehasst, bezeichnet als die „Heilige der Hemdlosen“. Wer weiß, ob die Argentinier den Film kennen und was würden sie wohl zu ihm sagen.

Als einen „getanzten traurigen Gedanken“ kann man den wichtigsten Tanz in Argentinien sehen – den Tango. Man verbindet mit ihm Leidenschaft und Zärtlichkeit. Wahrscheinlich können alle Argentinier schon direkt nach der Geburt Tango tanzen. Oder auch nicht?!

Weniger Leidenschaftlich geht es im Bereich der Wirtschaft zu, auch wenn ich das nicht mit vielen Fachbegriffen beschreiben kann.  „Argentinien ist eine Weltmacht, die es immer wieder schafft, ihr enormes Potenzial zu verspielen.“ Keine Konjunktur, sondern eher eine Großmacht im Konjunktiv/-tief. An die Wirtschaftskrise von 2001 denken auch viele Deutsche, wenn sie Argentinien hören.

Ein Problem ergibt sich, wenn man sich ein Bild von Argentinien machen will. Die Frage danach, wer dieses Bild prägt. Es sind die portenos, die Bewohner von Buenos Aires. Sie selbst finden sich wohl ziemlich wichtig. Den Speckgürtel um die Stadt herum sehen sie als ziemlich unwichtig, die Provinzen sind für sie vollkommen unwichtig. Umso mehr freue ich mich, dass ich in Mendoza bin, in einer Provinz und mir meine eigenen Single Storys zu einem Bild zusammenflicken kann.

* Die Informationen und Zitate entstammen aus: Gebrauchsanweisung für Argentinien. Von Christian Thiele. München 2010. Auch wenn, wie beschrieben, viele Vorurteile aufgemacht werden und lauter Single Storys erzählt werden, ist es ein guter und interessant geschriebener erster Zugang zum Land.

Veröffentlicht unter Allgemein, Deutschland, Geschichte, Gesellschaft, kulturweit, Menschen, Mentalität, Politik, Sprache | Kommentare deaktiviert für Single Storys – oder wie man alle ‚über einen Kamm schert‘

Bienvenido!!!

Viele Grüße aus Argentinien!

Ich bin Felix, 21 Jahre alt, und ich bin mit „kulturweit“ und dem PAD in Mendoza. Dort bin ich an dem Colegio Inglesaleman Konrad Lorenz und unterrichte Deutsch, unterstütze die Deutschlehrer bei der Arbeit, übe Lesen und Aussprache mit den Kids und schaue mir für mich auch ein bisschen den spanischen Unterricht an.

In Vorbereitung auf die Reise gab es ein Seminar von „kulturweit“ in Brandenburg. Da hatte ich folgenden lyrischen Erguss in der Schreibwerkstatt mit Matze, den ich euch nicht vorenthalten möchte.

Zuvor hoffe ich natürlich noch, dass ihr alle fleißig diesen Blog verfolgt und kommentiert. Für mich hoffe ich, dass ich ihn auch regelmäßig vervollständige.

Liebe Grüße

Felix

Wozu das alles?

Ich geh durch einen grasgrünen Wald

und höre die Vögelein singen. Vielleicht!

Aber es ist nicht der Wald meiner Heimat.

Denn ich bin dann mal weg.

Aber wozu das alles, frage ich mich.

Im Ausland muss man gewesen sein. Warum nicht auch ich?

Wie? Du bist 21 und warst noch nie weg?

Ok ok, dann geh ich eben mal.

Aber wozu das alles, frage ich mich.

Interkulturelle Kompetenz und so. Was sonst!

Dazu gehe ich nach Argentinien.

Das Land es Steaks, des Weines, des Tangos.

Aber wozu das alles, frage ich mich.

Ach ja, richtig! ein bisschen an einer Schule arbeiten.

Dabei und nebenher Land und Leute kennenlernen.

Spanisch sprechen.

Aber wozu das alles, frage ich mich?

Sprachen sind wichtig in dieser globalisierten Welt,

Fremde Kulturen kennen auch.

Man muss doch mitreden können?!

Aber wozu das alles, frage ich mich.

Freunde reden schon viel mit: Don’t cry for me, Argentina! Singen alle.

Sie freuen sich für mich.

Bring uns allen was mit und melde dich mal.

Aber wozu das alles, frage ich mich?

Was bring ich mir denn mit? Mehr Freunde bei Facebook vielleicht.

Ein Stück Argentinien?!

Zu melden gibt es sicherlich genug.

Aber wozu das alles, frage ich mich?

Für mehr Interesse

Für mehr Eindrücke

Für mehr Offenheit

Für mehr Kultur

Für mehr Selbstständigkeit

Für mehr Erfahrung

Für mehr Vertrauen.

Aber wozu das alles?
ALLES FÜR MICH!

Veröffentlicht unter Allgemein | Ein Kommentar