Mal was Neues sehen.

In dem Moment wo sich vier verschiedene Währungen im Portemonnaie befinden, fühlt man sich wie jemand, der viel reist. Zwar lässt sich in Namibia – oh, welch Wunder – auch mit südafrikanischem Rand bezahlen, aber aus den Geldautomaten kommen einem meist eher namibische Dollar entgegen. Nicht ganz so bunt wie der Maloti und der Rand, aber genauso viel Wert. Ich habe es auch schon mal geschafft, dem Kassierer in Bloemfontein M20 für den Kaffee in die Hand zu drücken. Seine Verwunderung stand ihm ins Gesicht geschrieben und so realisierte ich ziemlich schnell, dass ich wohl einen anderen Schein zücken muss. Abgesehen von diesem kleinen Zwischenfall habe ich mich aber schnell an die vielen Scheine im Portemonnaie gewöhnt. Fühlt sich im Urlaub ja ohnehin immer so an, als ob man mehr Geld zum Ausgeben hat. Namibia ist zudem auch noch ziemlich teuer. Als die anderen Freiwilligen, mit denen ich mich in Windhoek traf, mir erzählten, wie viel Miete sie für ein Zimmer in ihrem schnuckeligen grünen Haus hinblättern müssen, war ich erstmal geschockt. Fast das Doppelte von dem, was ich für mein Zimmer in Maseru zahle. Diese Woche sind die drei aber mit viel Herzschmerz in eine günstigere Unterkunft umgezogen. Danke nochmal für die Bleibe in Windhoek ♡ die Zeit war wirklich schön!

Am Flughafen wollten Alina und ich unseren Toyota Corolla (oder ähnlich), wie gebucht und schon bezahlt, abholen. Daraus wurde nur leider nichts. Begründung: „Euer Wagen ist gerade weggefahren. Nun haben wir nur noch einen Opel Corsa für euch. Aber der ist sehr spritsparend.“ Ach, danke für den Tipp auch! Wir fragten uns beim Betrachten des Kofferraums, wo wir die zwei überdimensionalen Backpacks, vier weitere Taschen, zwei Zelte, Isomatten, Campingausrüstung, Kühlbox und Proviant für fünf Tage unterbringen sollten. Den Kerl von der Bidvest Autovermietung schien dies nicht zu interessieren. Er bot uns demonstrativ noch den Polo daneben an, wir lehnten dankend ab und fuhren dank langer Diskussionen um den teurer als im Vertrag angegebenen Deposit mit Verspätung los Richtung Stadt und zum grünen Haus. Dort wurden wir erstmal mit einem Sundowner erwartet. Gleich vergaßen wir unseren Stress am Nachmittag und freuten uns auf den bevorstehenden Roadtrip mit den Mädels. Abends trafen wir uns noch zum Essen in einem typisch namibischen Lokal mit einigen anderen Freiwilligen. In der deutschen Blase – wie war es auch anders zu erwarten. Im Anschluss sollte es noch zum Karaoke ins Warehouse gehen. Da sind wir auch gelandet, aber lange bleiben konnten wir trotzdem nicht. Entweder war das Essen nicht in Ordnung oder das Fliegen hat Alina und mir so zugesetzt, dass wir erstmal beide mit Magenproblemen zu kämpfen hatten. Die Anderen hatten natürlich Verständnis für unser fehlendes Wohlbefinden und machten sich noch mit uns auf die Socken, bevor IHR Lied überhaupt gespielt wurde. Am nächsten Morgen ging es uns dann glücklicherweise besser und wir konnten uns bei Fanny, die wir zuvor noch bei ihr zu Hause einsammelten, mit dem Gepäckproblem beschäftigen. Wir sahen relativ schnell ein, dass wir die Kühlbox und den Gaskocher wohl zurücklassen mussten. Dank Fannys Einsatz bekamen wir den Rest gerade so unter. Dafür gönnten wir uns in der Mall dann erstmal einen Pie mit Champignon-Hühnchen und zum Nachtisch einen Pfannkuchen mit Zimt & Zucker und luden den Einkaufswagen voll haltbarer Lebensmittel. Danach machten wir uns auf den Weg…

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KALAHARI

Das erste Ziel war die Bagatelle Game Ranch nahe Mariental in der Kalahari Wüste. Dorthin waren es rund 260km und dreieinhalb Stunden Fahrtzeit. Die Straßen waren gut ausgebaut. Meistens sehr lang und gerade. Unterwegs stoppten wir beim Tropic of Capricorn, dem südlichen Wendekreis der Sonne. Kurz bevor ich mich nach dem kurzen Fotoshooting wieder ans Steuer setzen wollte, wurde der Wind ganz plötzlich so stark, dass der ganze hochgewirbelte Sand an meinen Körper prasste. Wie ich kurze Zeit später realisierte, stand ich mitten in einem kleinen Tornado. Die anderen drei durften das Spektakel aus dem Auto betrachten, schlossen schnell die Türen damit nicht der ganze Staub in den Sitzen hängen bleibt. Davor wurden wir bei der Autovermietung ausdrücklich gewarnt. Uns wurde sogar mit einer Reinigungsgebühr von 40 Euro gedroht. Aber es ist alles gut gegangen. Bis auf die Tatsache, dass ich die Sandkörner Stunden später noch nicht los war. Selbst nach der ausgiebigen Dusche nicht.

Da wir Windhoek leider erst mit African time verlassen hatten, riefen wir die Lodge vor unserer Ankunft an, um uns über die angebotenen Aktivitäten zu erkundigen. Wir einigten uns schließlich darauf den Sundowner Drive zu reservieren. Bei Ankunft fanden wir heraus, dass es sich um eine kombinierte Tour handelt, weil die anderen Gäste gerne das Cheetah Feeding sehen wollte. Diese Tour hätte 14 Euro mehr gekostet. Nach einer kurzen Diskussion mit den Angestellten wurde uns angeboten, dass wir die Tour mitmachen könnten, da gerade noch so vier Plätze frei waren, aber nur den Preis unserer reservierten Tour zu bezahlen. Klar, das machen wir doch J Das Highlight des Abends war definitiv der Sonnenuntergang auf der Düne. Mit Snacks und Hunters Gold. Und der anschließenden Doppelkopfrunde mit einem Martini Bianco auf Eis. Hierfür wurden wir sogar mit dem Geländewagen von den Guides vom Campingplatz abgeholt und wieder zurückgebracht, als wir müde wurden. Der Springbock, den ihr auf den Bildern seht, wurde von der Lodge großgezogen und ist sehr zahm. Aber auch ziemlich frech. Beim Frühstück klaute er einfach mal den Zucker vom Tisch, zur Belustigung der Gäste. Bevor wir aufbrachen, wollten die anderen Mädels noch eine Runde reiten. Ich nutzte die Zeit, um ein paar Nachrichten an Freund und Familie zu versenden. Hier unser Abenteuer in Bildern (nicht neidisch werden, da könnt ihr doch auch nochmal hinreisen!):

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SOLITAIRE

Auf der Strecke nach Solitaire hielten wir bei einem einsamen, aber süßen Café an und gönnten uns (bzw. ich mir) eine kleine Pause. Ich brauchte dringend einen kalten Drink und die Mädels hatten nichts dagegen einzuwenden. Mir lagen 170km auf einer Schotterpiste bevor, was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste… Auf dem Grundstück gab es auch eine Halle gefüllt mit Kunsthandwerk. Für mein Verständnis aber sehr überteuert. So schauten wir uns nur die hübschen Gegenstände an und fuhren dann weiter zu unserem nächsten Campingplatz. Vorher mussten wir aber natürlich noch die Trommel ausprobieren, um unsere Getränke zu bestellen und uns im Schatten der Bäume etwas abzukühlen.

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Nach einer sehr langen Fahrt kamen wir schließlich in dem kleinen Örtchen (fast übertrieben!) an, in dem es angeblich eine Tankstelle geben sollte. Wie sich bald herausstellen sollte, war die Wahl der Unterkunft ein echter Glücksgriff. Genialer Pool! Offene Duschen! Super leckeres Essen! Tee am Morgen umsonst! Nachts bekamen wir allerdings Besuch auf dem Campingplatz… seht selbst.

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Die Gäste waren also nur zwei Hunde der Anlage, die uns nachts beschützt haben (und vor unseren Zelten schliefen) und ein paar Perlhühner.

WALVIS BAY

Über den Vogelfederberg ging es am nächsten Morgen weiter nach Swakopmund, unser letztes Ziel bevor es am Sonntag wieder zurück nach Windhoek gehen sollte. Neben zwei kürzeren Pinkelpausen (öhm, wo halten wir denn hier jetzt an, hier ist weit und breit nix?) war dies unser einziger Stopp auf der Strecke. Wie wir dann herausfinden mussten, gab es hier sogar ein kleines Toilettenhäuschen. Mist! Konnte man ja nicht ahnen. Man beachte zudem die Aufschrift des Schildes: „Permit required“. Ach pappelapapp, wir sind hier in Afrika. So schnell kann es gehen, bis man eine solche Mentalität entwickelt. Den überraschend vielen Autos zufolge haben sich dies wohl auch die Anderen gedacht.

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In Walvis Bay angekommen verspürten wir den starken Wunsch, uns in ein Fischrestaurant am Meer zu setzen. Gesagt, getan! Die frische Brise tat mir, die sich den Abend davor eine schöne Erkältung von der Zeit am Pool eingefangen hatte, nicht besonders gut. Also schnell ab ins Warme und einen leckeren Milo schlürfen. Das ist eine Art heiße Schokolade, aber irgendwie anders. Als ich die Bedienung zum ersten Mal als ich eine Tasse davon in Südafrika bestellte fragte, was denn bitte der Unterschied sei fand darauf weder er noch seine Kollegin darauf eine Antwort. Aber macht ja nichts, es schmeckt mir trotzdem. Im Café fingen wir dann alle an, fleißig auf unseren Handys zu tippen und die Fotos der vergangenen Tage zu begutachten. Auf dem Foto sieht man sogar auch, dass mich die Erkältung wirklich voll erwischt hat. Blass, aber gut für das Wetter angezogen – nämlich mit meinem Poncho, den ich mir eigentlich für die kühlen Wintertage in Lesotho gekauft hatte.

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SWAKOPMUND

Schon bald nach unserer Mittagspause zogen wir weiter nach Swakopmund. Die Straßen waren teilweise so mit Sand bedeckt, dass man den Asphalt nicht mehr sehen konnte. Links und rechts standen Palmen. Ich fühle mich wie in eine andere Welt versetzt, wo wir doch kurz zuvor noch mit dem Auto durch die Wüste fuhren. Als wir schließlich unser Vierbettzimmer für die nächsten zwei Nächte bezogen, teilten wir alle unsere Freude über die bequemen Betten. Der Boden auf den Campingplatzen war doch recht hart. Auch wenn es eine tolle Erfahrung war mitten in der Wüste auf einem privaten Campingplatz mit luxuriösen Duschen zu übernachten. Dies hab ich bisher nur so in Namibia vorgefunden. Ob es in Südafrika auch so tolle Campingplätze gibt weiß ich nicht, Papa. Aber dort ist man mit Hostels auch wirklich gut bedient und sicher untergebracht. Ich freu mich schon sehr auf unseren gemeinsamen Urlaub und darauf, euch ein paar nette Plätze zu zeigen!

Den Tag ließen wir am Meer ausklingen. In einem edlen Restaurant welches auf Stelzen im Wasser stand. Der Boden wankte leicht mit den Wellen, was aber nicht weiter störte. Ich bestellte mir eine leckere Orange-Butternut Suppe und die anderen drei entschieden sich für ein Glas Weiswein.

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Am nächsten Morgen sollte es für uns direkt in die Sanddünen gehen. Und das auf Quads. Es war nicht mein erstes Mal, dass ich auf einem solchen Gefährt saß, aber damals war ich auf Ausschau nach wilden Tieren. Hier gab es stattdessen weit und breit nichts. Man konnte (oder sollte) sich also vollkommen aufs Fahren konzentrieren. Nach einer kurzen Einweisung fuhr unser Guide volle Fahrt voraus und wir sollten ihm folgen. Bei einer Gefahrensituation (in Form einer abfallenden Düne), gab er uns ein Zeichen. Auch dann, wenn wir Gas geben sollten, um nicht in der Düne stecken zu bleiben oder eher langsamer werden sollen, um nicht den Abhang mit zu viel Geschwindigkeit runterzufahren. Es hat Spaß gemacht, hätte aber ruhig noch etwas schneller sein können. 🙂

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Samstag kamen dann auch die anderen Freiwilligen aus Windhoek nach Swakop. Sie hatten für die Tage keinen Urlaub bekommen. Kurz nach Ankunft machten wir uns auf den Weg zum Strand. Auf dem Weg gab es erstmal ein Eis. Schon wieder dieses Urlaubsfeeling. Es sollte auch die kommende Woche noch weiter anhalten. Zum Schluss machten wir noch halt auf einem Craft Market. Beim Besuch solcher Märkte ist es immer hilfreich die ‚Preise‘ zu kennen. So lässt es sich besser verhandeln. Ich besorgte ein kleines Mitbringsel für zwei meiner Arbeitskolleginnen, weil ich mich irgendwie dazu genötigt fühlte nachdem mir ‘Me Lintle erzählte, dass Mareike (ehemalige kulturweit-Freiwillige in Lesotho) ihr einen wunderschönen Schlüsselanhänger vom Zwischenseminar mitgebracht hätte. Nun ja, sie hat sich tatsächlich sehr über meine Aufmerksamkeit gefreut. Abends ließen wir das Wochenende vor dem Zwischenseminar gemeinsam bei gutem Essen ausklingen. Über das Seminar selbst lest ihr dann im nächsten Blogeintrag!

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2 Gedanken zu „Mal was Neues sehen.“

  1. Wunderschööööön und schaut nach ner Menge Spaß aus 🙂 Wahnsinn und die Bilder kommen mir teilweise bekannt vor. Mein papa war vor ein paar Jahren auch in Namibia unterwegs!
    Ich freu mich schon auf den Eintrag zum Seminar 😀 Ich beneide euch echt um die warmen Temperaturen, wenn das hier auch echt gut auszuhalten ist! Sommer wäre mir lieber 😀 :*

  2. Hallo Mareike,
    habe gerade Deinen Blog gelesen und die wunderschönen Fotos bestaunt. Was für ein herrliches Wetter. Der große bunte Vogel auf der Baumspitze mit dem blauen Himmel, einfach toll. Sehr cool finde ich das Foto mit Euch in der Wüste auf den vierrädrigen Gefährten. Auf der Tour habt Ihr wirklich viel erlebt.
    Laß` es Dir weitrhin gut gehen.

    Liebste Grüße
    Oma

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