schlechte news und ein wochenende in warszawa pt. 1

Cześć meine Freunde,

ein glückliches Vivi ging am Freitag morgen ausgeschlafen (weil freitags erst ab 12 Uhr Unterricht) in die Schule, denn heute sollte das erste „Deutsch-AG“-Treffen mit den Kids stattfinden.

Doch es sollten sie schlechte Neuigkeiten erwarten.

Jeden Donnerstag werden in Polen Konferenzen abgehalten, wie sich die Situation mit Corona entwickelt (und das tut sie ja bekanntlich momentan ziemlich krass in eine schlechte Richtung hier in Polen).

So wurden also nach mehr als 10 000 neuen Corona-Fällen pro Tag hier, neue Maßnahmen beschlossen. und das is gar nich schön für mich.

Das bedeutet: Treffen nur mit maximal 5 Personen, überall Maske Tragen, Restaurants Bars und Cafés haben geschlossen, Kinder unter 17 Jahren dürfen von 9:00-16:00 einfach nicht alleine raus 😮 und das allerschlimmste:

Nur noch Online Unterricht für die Klassen 4 bis 12… und damit ist meine Anwesenheit hier an der Grundschule, wo die Kinder erst ab der vierten Deutsch lernen quasi ziemlich nutzlos.

AAAber wir wollen hier erst gar nicht in Selbstmitleid versinken denn ich bin Optimist und werde das beste aus der Situation machen, auch wenn ich von Maxi, meinem Goethe-Institut Koordinator jedes Mal geraten bekomme ich soll doch lieber nach Hause fahren, es kommt noch ein Lockdown und ich würde Depressionen bekommen wenn ich hier in meinem kleinen Ort den ganzen Tag rumsitze. Tja so denkt wohl ein Warschauer von dem kleinen Końskie.

Tatsächlich höre ich dauernd nur Leute die mich bemitleiden, dass ich in so einem kleinen Ort mitten im Nirgendwo gelandet bin, aber tatsächlich macht mir das echt überhaupt nichts aus.

Ich finds sogar besonders schön hier und bin echt oft echt froh dass ich hier so langsam fast jeden kenn (Vorsicht!! Übertreibung), mich überall auskenn, und ein wunderschönes großes gemütliches Zimmer habe und nicht so eine Mini-Hochhaus-Studenten-WG, die ich mir mit 10 anderen teile.
Klar das hat auch seinen Charme, aber eigentlich bin ich sehr zufrieden mit meiner Wohnsituation hier.
und Końskie im Herbst ist sowieso das allerschönste, hier sind so unendlich viele Bäume die gerade bunt werden und es is echt wunderschön.

das wunderschöne Konskie

Ich hab also schon ein paar Ideen wie ich auch im Online Unterricht etwas halbwegs cooles für die Schüler anbieten kann. Die hassen den Online Unterricht btw auch. Und sogar die Lehrer wissen dass dabei am Ende nix rauskommt, sondern währenddessen nur Among Us gespielt wird.
Ich hab für die Fünfte mal so n Animationsvideo erstellt (die lernen grad Lebensmittel in Deutsch) und dann so n Quiz auf kahoot. Mal gucken wie das ankommt.

Das Treffen mit den Kids diesen Freitag wolle ich auf keinen Fall absagen. Immerhin hat das ja eigentlich gar nichts mit der Schule zu tun. Also habe ich das ganze zu mir nach Hause verlegt. Immerhin wollen wir auch was cooles zu Halloween machen, und selbst das ist ja hier in Polen verboten. und das hat nichts mit Corona zu tun. why tho?!

Das erste Treffen am Freitag, war super schön.

Auch mein Polnisch geht sehr gut voran, ich lern echt immer mehr Ausdrücke und versuch das auch echt anzuwenden.

Besonders schön ist es dass ich mittlerweile sogar ein Gespräch (wenn auch in sehr sehr gebrochenem Polnisch) mit den Wilks (also dem Ehepaar mit denen ich lebe) führen kann.

Das ist so ein tolles Gefühl, glaubt mir, wenn man sich immer mehr gegenseitig versteht und ich auch endlich mal ausdrücken kann wie dankbar ich ihnen bin dafür, dass sie so oft für mich kochen, ich alles benutzen darf, von Waschmaschine bis zum Fahrrad, und tatsächlich glaube ich auch, dass sie tagsüber manchmal das Bad und die Wohnung generell für mich putzen, und das is schon echt n Luxus.
Ich hasse putzen nämlich.

Nur mein Zimmer, das betreten sie gar nicht. Sie wollen wahrscheinlich meine Privatsphäre respektieren, obwohl ich da ja eigentlich nicht so pingelig bin (hab auch einfach ganz dreist meine Unterwäsche bei denen im Keller aufgehängt hahaha).
Das ist schon süß.
Heißt aber wahrscheinlich auch, dass ich mein Zimmer irgendwann selber putzen muss, meh :/

Naja Online-Unterricht heißt also auch, dass etwaige Handball und Basketball Trainings, die mir letzte Woche so viel Spaß gemacht haben, abgesagt sind.
Und da mir der Morgensport nicht genug ist musste ich mich um noch irgendwas kümmern, wo ich meine Energie entladen kann.

Also habe ich nochmal die Idee mit dem Fußball Training aufgenommen.

Das wurde nicht verboten, weil’s draußen ist und weil hier Fußball auch ziemlich wichtig ist glaub ich. Die Mannschaft hier spielt in ner echt hohen Liga, also das Niveau ist nicht schlecht.

Und weil Anna einfach alles für mich hinbekommt um was ich sie bitte…
(das ist einfach das schönste, sie ist so busy, jetzt noch mehr wegen Online Unterricht, und trotzdem kümmert sie sich immer direkt um die Sachen die ich frage oder brauche. Ich bin so so dankbar, dass ich sie habe. Hoffentlich kann ich ihr das noch zurückgeben.)

… durfte ich also heute zu meinem ersten Fußball Training hier gehen.
Mit Jungs die angeblich 15 und 16 sind, aber wow die sind schon groß und stark,
so hatte ich die Jungs in meinem Alter damals nicht wahrgenommen.
Die könnten locker 18 sein mit denen ich heut trainiert hab.

Obwohl ich also mal wieder kein Wort vom Trainer verstand,
(der Trainer wirkte eigentlich auch nicht wirklich berührt von meiner Anwesenheit und hat nicht mal versucht mich anzusprechen oder mir die Übungen zu erklären,
dafür waren einige der Jungs echt süß und haben mir jede Übung auf Englisch erklärt und – bestimmt auch aus Mitleid und „sozialem Druck“ sag ich mal – mich echt mitmachen lassen, mir den Ball zugespielt und joa… ich hab mich sehr wie ein Teil gefühlt, was ich super fand.)
hatte ich n riesen spaß!
Wird definitiv weiter gemacht.

Die ersten paar Tage Online Unterricht sind also gar nicht so schlimm wie gedacht, ich fühle mich sogar mehr beschäftigt als davor. Meine ganze Woche ist schon durchgeplant mit Treffen mit lieben Kids, Kaffee trinken mit einer super lieben „Kollegin“, dem Halloween-Treffen am Freitag, uuuuund am Wochenende sollen wieder ein paar Verwandte ins Haus kommen (und wir wissen wie cool das letztes Wochenende war), denn am Samstag geht’s auf den Friedhof zu Allerheiligen, was hier sehr groß gefeiert wird.
Man besucht seine verstorbenen Verwandten und die Friedhöfe sollen echt schön aussehen. Man sieht schon jetzt wie massenweise Blumen und Lichter zum Gräber schmücken verkauft werden.
Ich freu mich riesig das zu sehen.

Über mein Wochenende in Warschau erzähle ich in einem zweiten Post. 🙂

Bis dahin,
miłego wieczoru!

Vivi