„Želim poslato paket u njemačku“ – Ich möchte ein Paket nach Deutschland verschicken. Diesen Satz spuckt der Google-Übersetzer aus, als ich in der Schlange vor dem Post-Office stehe. Brav habe ich eine Nummer gezogen und schaue dem Schalterangestellten dabei zu, wie er eine Armada an Briefmarken abstempelt. „Bam, bam, bam“ geht das Stakkato des Stempels. Dann bin ich dran: D007 zu Schalter Nummer fünf. Der Angestellte vor mir legt seinen Stempel weg und schaut mich erwartungsvoll an. „Želim poslato paket u njemačku“, sage ich mein Sprüchlein auf und schiebe hinterher: „But I need a box“. Soviel also zu meinen Sprachkenntnissen. Als Nächstes krame ich ein Sammelsurium an kleinen Päckchen hervor. „Christmas calendar“ nuschle ich entschuldigend und reiche sie ihm eins nach dem anderen über die Theke. „Zack, zack, zack“ landen sie im Pappkarton und ich frage mich unwillkürlich, wie meine Basteleien am Ende ankommen werden. Während ich die Adresssticker ausfülle, wird das Paket feinsäuberlich in Klebeband eingehüllt. Und dann die Kirsche auf der Torte: Die Briefmarken. Goldene Weihnachtsbriefmarken sind es. Und zwar ganz schön viele davon. „Der arme Mann“ denke ich, als der Beamte die rund 30 Marken kunstvoll auf dem Paket festklebt. Nurnoch eine weitere Lage Klebeband und das Werk ist vollbracht. Wehe, der Empfänger freut sich nicht!
Als ich hinaus ins Freie trete schaue ich auf die Uhr: Kaum 12 Uhr und mein Tagesziel schon erfüllt! Angesichts dieses Erfolgs packt mich der Übermut: Ich beschließe endlich den überfälligen Hafenspaziergang anzutreten. Schließlich strahlt die Sonne und bis zur nächsten Unterrichtsstunde ist es noch lang. Ich umrunde also die Yachten und schließe mich all den jungen Familien, Studierenden und Rentern an. Sie alle haben nur ein Ziel: Den Hafenwall von Rijeka. Ist der anfangs noch von einem Cafe gesäumt, bleibt der Rest des Weges doch recht simpel: Links die Mauer, rechts die Boote und vor einem die schnurgerade Straße. Ich passiere einen Gitarrenspieler, zahlreiche Angler und ein paar Fischer, die ihre Netze flicken. Immer weiter zieht sich der Weg, die Boote und Schiffe bleiben hinter mir zurück und ich habe freie Sicht auf den Bahnhof und die Industrieanlagen.
Der Pier wird schmaler und über eine Treppe geht es hoch auf den Damm. Die volle Wucht des blauen, glitzenden Meeres blendet mich. Noch ein paar Meter, dann habe ich das Ende der Strecke erreicht. Eine ältere Dame macht Dehnübungen, ein Herr marschiert mit seinen Errungenschaften vom Markt hin und her. Vor uns dümpeln drei Fischerboote, am Horizont liegt ein Frachter vor Anker. Ich setze mich hin und würde gerne bis zum Sonnenuntergang bleiben. Aber so viel Zeit habe ich leider nicht. Langsam laufe ich also zurück und betrachte dabei den Hafen, wie er sich Stück vor Stück vor mir öffnet. Noch ein kurzer Abstecher zum Bahnhof, dann geht es an die Arbeit.