Markt in Meru oder wie man hier Taxi fährt

So, es ist mal wieder an der Zeit etwas zu schreiben. Bilder sprechen lassen ist auch schön (vor allem einfacher als einen Text zu schreiben), aber mit Bildern lässt sich eben nicht alles zeigen. Zum Beispiel der Markt hier, er lässt sich nicht fotografieren, da ich viel zu viel Angst um meinen Foto habe.

Aber nun von Anfang an. Ich wusste von Serah und Cyrus, dass es hier in Meru einen Wochenmarkt gibt, der immer Montag und Freitag stattfindet. Diesen wollte ich das erste Mal nicht alleine besuchen, also habe ich Serah gefragt, ob wir nicht gemeinsam gehen können, das war gar kein Problem. Vorher hat sie mich mehrmals vor den Taschendieben gewarnt und mir gesagt, dass ich nichts, aber auch gar nichts außer ein wenig Geld und eine Tüte mitnehmen soll. Diesen Tipp habe ich auch brav befolgt, bloß kein Risiko eingehen.

Zum Markt ging es nicht zu Fuß, sondern mit dem Pickup, der die Schule mit meinem Lieblingsgemüse Nr. 1 (Kohl) beliefert. Da saßen wir dann zu dritt dort, wo eigentlich nur zwei Menschen Platz finden und auf der Ladefläche fanden sich noch zwei Kenianer ein, die wohl bei dem Gemüsehändler arbeiten. Es ging aber nicht direkt zum Markt, sondern erst noch zum Samen- und Düngerhändler, weil Serah am nächsten Tag Bohnen und Mais anpflanzen wollte. Vor der Ladentüre waren einige Straßenjungen unterwegs, mit komischer Flüssigkeit in Flaschen und das wollte ich ja schon die ganze Zeit wissen was die in ihren Flaschen haben, laut Serah ist es Klebstoff. Hätte ich mir ja denken können. Es wird wohl geschnüffelt und gelutscht, ich weiß es nicht so genau, aber der Gedanke daran führte dazu, dass mir ein Schauer über den Rücken lief. Naja gut, wieder etwas gelernt. Also auf, weiter zum Markt, ich will ja schließlich noch dort ankommen 😉

Und dann standen wir an der Anhöhe und schauten auf den Markt hinab, der sich vor unseren Füßen erstreckte. Es war voll, so viele Menschen auf einem Haufen, es war bunt, so viele verschiedene Dinge, es war staubig, wie es hier so oft ist, es war laut, weil viel gesprochen und gearbeitet wurde, es roch gut, nach Ananas und Mango, es stank, weil es auch öffentliche Toiletten hier gab, es war einfach unbeschreiblich, schwer in Worte zu fassen. Das hier war mein Versuch. Ich werde mit meiner Schwester und Simon den Markt besuchen, vielleicht können sie es besser in Worte fassen, dann dürfen sie sich auch hier verewigen.

Es gibt wenige Marktstände, meistens sitzen die Händler/innen auf dem Boden, haben ihre Waren vor sich auf einer Unterlage ausgebreitet, zu Häufchen geschichtet und dann verhandelt man über den Preis. Da ich ja weiß bin und einfach auffalle und Serah von allen gefragt wurde wer ich bin, hat sie denen einfach kurzerhand erzählt, dass ich Schülerin in Kaaga bin, 16 Jahre alt und meine Eltern haben mich hier her geschickt, dass ich mein Englisch verbessern kann. Und wenn dann die Frage kam, weshalb ich keine Schuluniform trage, war die einfache Erklärung: Ihr wurde aufgetragen diese auszuziehen und Straßenkleidung anzuziehen, weil sie mit Serah auf den Markt geht. Die Idee hinter meiner Verjüngung ist folgende: Schülerinnen haben nicht so viel Geld, also wird mir hier nicht mein Geld aus der Tasche gezogen (Schüler haben bekanntlich nicht so viel Geld wie eine Weiße reisende Frau) und außerdem wurde ich so nicht angebettelt.

Meine Ausbeute auf dem Markt war eine Ananas (die habe ich mir am Sonntag gegönnt und sie schmeckte fantastisch), eine Avocado (auch die hab ich gegessen, aber wird jetzt nicht mein Liebling) und dann viel wichtiger: ganz viele Maracujas, für die würd ich durch den größten Staubhaufen laufen 🙂 und die sind hier so billig.

Serah hat dann noch für sich ca. 10 Kürbisse gekauft, keine Ahnung was sie damit vorhat, aber wir waren auf jeden Fall so bepackt, dass wir nicht zurücklaufen wollten und daher haben wir ein Taxi genommen. Taxifahren hier ist günstig und einfach. Man sucht das Taxi, dass in die gewünschte Richtung fährt, einfach die Richtung nennen und dann sagen die schon: Steig ein, oder ne ist nicht meine Richtung. Ein Taxi am Markt fährt allerdings erst los, wenn es voll besetzt ist und voll besetzt heißt bei einem Fünfsitzer nicht fünf Insassen, sondern sieben Insassen. Funktioniert wie folgt, der Fahrer hat seinen Platz, den muss er sich nicht teilen, aber der Beifahrersitz wird doppelt belegt und auf der Rückbank saßen wir dann zu viert. Ja, da saß ich nun, wir warteten darauf, dass vorne sich noch ein Passagier findet und als der dann endlich gefunden war ging es los. Und auf einmal musste ich lachen, ich lachte einfach los. Situationskomik, es ist einfach Kenia, oder Meru, ich weiß es nicht, aber Taxi fahren hier ist echt das Beste. Und weil es so viel Spaß macht, hab ich es gleich am Samstag wieder getestet, als ich auf dem Weg zur Post war, diesmal waren wir auch zu viert auf der Rückbank, vorne war es aber nicht doppelt belegt. Manchmal fährt man aber auch alleine, eben dann, wenn sich keine Mitfahrer mehr finden, da muss man dann aber nicht mehr bezahlen.

Und jeder der jetzt denkt, oh Julia hast du keine Angst? Dem kann ich sagen: Am Anfang war ich skeptisch, aber es funktioniert wirklich so und wenn man sich an den Straßenrand stellt, hält auch nicht jedes Auto, die Autos die Taxis sind hupen um auf sich aufmerksam zu machen. Und ich frage euch: „Ist es sicherer sich alleine durch die Straßen zu bewegen, oder in einem Taxi zu sitzen, in dem weitere Passagiere sind und dessen Türen während der Fahrt verriegelt sind?“

Also dann auf bald. Ab Freitag werde ich Besuch haben und dann ein wenig in Meru und Umgebung unterwegs sein. Die allerbesten Grüße in die Heimat, eure Julia.

 

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Heute vor vier Wochen

Heute vor vier Wochen habe ich mich früh auf den Weg gemacht um am Abend Richtung Kenia die Heimat zu verlassen. Jetzt sind die ersten vier Wochen in einem fremden Land vergangen und es kommt mir vor als wäre ich gestern erst angekommen. Nicht weil alles neu ist, sondern weil die Zeit so schnell verging. Ich fühle mich hier heimisch, angekommen. Am Morgen in den Deutschraum zu gehen, Unterricht mitzugestalten, nach der Schule im Deutschraum sitzen, mit den Schülern sprechen, es ist Alltag geworden. Es wurde so schnell zum Alltag, dass ich es nicht mehr interessant finde darüber zu berichten, aber es gibt mit Sicherheit viele Dinge die ihr euch fragt. Ich werde die Fragen auch beantworten, ihr müsst sie mir nur stellen.


Und obwohl nicht viel passiert schreibe ich jeden Tag in mein Notizbuch und das erste ist auch schon voll. Nach nur drei Wochen…

 

 

Aber nicht alles ist Alltag, natürlich gibt es ab und auch neue Eindrücke und Erlebnisse und heute wird dies der Besuch des Marktes in Meru sein. Darauf bin ich schon gespannt und worauf ich mich auch freue und was nicht selbstverständlich ist finde ich, ist die Einladung der neuen Deutschlehrerin Frau Egesa, die seit Sonntag in Meru und seit Montag an der Schule ist. Sie hat mich für Samstagnachmittag zu sich nach Hause eingeladen. Ich kann mir nicht vorstellen wie sie lebt, da sie erst am Sonntag mit ihren ganzen Sachen und ihren Kindern nach Meru gezogen ist. Ich bin neugierig und werde mich überraschen lassen.
Mittlerweile bin ich schon soweit in Kenia angekommen, dass ich mir über den nächsten Tag erst Gedanken mach, wenn ich aufgestanden bin und der Tag bereits da ist. Denn Pläne machen ist nicht so sehr von Vorteil, da sich vieles einfach innerhalb von Stunden ändern kann. So hatte ich gestern vor mal wieder Wäsche zu waschen. Schließlich hatte ich am Morgen Wasser in meinem Bad, aber am Nachmittag wars damit schon wieder vorbei… Dieses Mal hat mich das aber nicht davon abgehalten, ich hab dann eben mein Wasser aus der Küche im Gästehaus geholt und mit dem Wasserkocher warm gemacht… umständlich, aber ich wollte waschen. Vor drei Tagen hab ich das Waschen dann einfach bleiben lassen… Aber nicht dass jetzt ein falscher Eindruck entsteht, ich wasche mich natürlich regelmäßig und komischerweise ist in der Küche vom Gästehaus immer Wasser, allerdings nur kaltes Wasser, aber eine Katzenwäsche ist immer möglich und geduscht wird eben jedes Mal, wenn Wasser da ist, also spätestens jeden zweiten Tag 😉 und wenn keine weiteren Gäste im Gästehaus sind, dann kann ich das andere Bad nutzen, das komischerweise auch fast immer Wasser hat. Zu dieser Tatsache passt auch das Sprichwort: „Europäer haben die Uhr, Afrikaner haben die Zeit.“

Es ist eben nicht so wichtig, wann man wäscht, ob man Wasser hat oder nicht. Meine Schwester hat das gleich genutzt und so die Aufgabe für Kunst gelöst. (Male, Gestalte etwas zu einem Sprichwort)
Soweit die News von heute. Es grüßt euch aus Meru, eure Julia.

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Gottesdienst

Liebe Leser, viele von euch wissen, dass ich in der katholischen Kirche zuhause bin. Ich besuche regelmäßig den Gottesdienst, war lange Zeit Ministrantin und ich studierte auch Theologie. Das ist das was ich über mich selbst auch weiß. Was ich nicht wusste ist, dass mir der katholische Gottesdienst fehlte. Ich war heute mit den katholischen Schülern in der Meru High School, wo ein Priester in der großen Halle mit vielen Schülern und auch Lehrern die katholische Sonntagsmesse feierte. Als ich diese Halle betrat und das Pult sah, welches ich als Ambo identifiziert habe, den Tisch, der mit einer schönen Tischdecke bedeckt war und als Altar diente, die Kerzen, die auf diesem Tisch standen, das Kreuz das ebenfalls dort stand, das Bild von Jesus, das dahinter an der Wand hing, musste ich weinen. Ja, ich weinte, weil mich das an zuhause erinnerte, wenn wir Gottesdienst im Freien feiern. Ich muss auch jetzt weinen, während ich euch diese Worte schreiben. Ich weiß nicht ob es der wöchentliche Heimwehschub ist, der eben einmal in der Woche anklopft, oder ob es die Freude ist, dass auch hier katholische Messen so gefeiert werden wie ich sie kenn. Natürlich nicht in deutscher Sprache, aber ich bin ja des Englischen so halbwegs mächtig. Und auch die Lieder kenne ich nicht, da Kisuaheli gesungen wird, aber das macht alles nichts. Ich habe einen Ort gefunden, der mir wichtig ist und mir ist der wöchentliche Gottesdienst so wichtig, dass es mich überwältigt hat und ich immer noch weinen muss, wenn ich daran denke.

Der Gottesdienst ist nur insofern anders, dass er zwei Stunden dauert, man für die Kollekte nach vorne geht und die Halle voll ist und es keinen freien Sitzplatz mehr gibt. Ja, das ist das schöne, dass katholische Messfeiern überall auf der Welt gleich sind.

Ich werde jetzt noch den Tag genießen, hoffentlich nicht mehr weinen, weil eigentlich geht es mir gut und dann schreibe ich noch einen Bericht über meinen Spaziergang gestern, der mich nach Meru town führte. Zeitlich gesehen hätte ich den Bericht über den Gottesdienst hinten anstellen müssen, aber es hat mich einfach so überwältigt, bitte verzeiht mir das.

Liebste Grüße, eure Julia.

 

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Alltag oder was in der letzten Woche passiert ist

Ja, ich habe leider schon länger nichts mehr von mir hören lassen, das liegt nicht daran, dass es mir nicht gut geht, sondern eher daran, dass ich mich in den Alltag eingefunden habe und die täglichen Dinge für mich keine Besonderheit mehr darstellen. Dennoch glaube ich, dass gerade diese alltäglichen Dinge für euch interessant sind, weil es eben doch anders ist als zu Hause.

Ich erwähnte in einem meiner letzten Artikel den Sporttag der Schülerinne. Das ist im Grunde nichts anderes als die uns bekannten Bundesjugendspiele, nur dass hier die einzelnen Häuser gegeneinander antreten. (Die Häuser der Schülerinnen sind die Räume in denen sie Schlafen, da sind sie glaub ich von Form 1 bis Form 4 bunt gemischt.) Die Disziplinen waren: Laufen (verschiedene Distanzen), Springen, Speerwurf und Kugelstoßen. Erstaunlich war für mich die Tatsache, dass viele Schüler barfuß zum Laufen angetreten sind, manche sind aber auch mit Flip-Flops unterwegs gewesen. Aber egal wie, sie waren alle richtig schnell, da bin ich eine Schnecke dagegen. Und vor allem war es an diesem Tag nicht gerade kalt, sondern sehr warm.

Am Wochenende war ich dann bei der Post, im Supermarkt und in der Kirche. Diesmal hab ich den Gottesdienst in der Schule besucht, vom Ablauf her war der aber nicht anders als letzten Sonntag. Lieder singen, Bibelstelle hören, lange Predigt und die war mir dann echt zu lang und ich bin gegangen. Vor allem war das total das komische Gelaber (entschuldigt den Ausdruck, aber für mich war es so). Da bin ich dann lieber über den Sportplatz gelaufen und hab für mich gesungen und gebetet, erschien mir sinnvoller. Am Nachmittag gab es besuch aus anderen Schulen und die Schüler haben sich gegenseitig verschiedene Tänze und Sketche aufgeführt. Das fand ich ganz nett, so konnte ich mich auch darüber hinweg trösten, das ich seit Freitagabend keinen Kontakt mehr nach Deutschland hatte, da es mal wieder zur Abwechslung, kein Internet gab. Das sollte sich erst wieder am Dienstag ändern.

So und nun versuche ich mich kurz zu fassen und die restlichen Tage in ein paar Worte zu packen, weil ich heute noch Meru erkunden will.

Am Montag hatte ich meine erste Kisuahelistunde. Ich kann jetzt grüßen und fragen wie es jemandem geht… es ist mühselig, aber da muss ich durch… Sonst war normaler Unterricht, eigentlich jeden Tag, mit Ausnahme des Mittwochs, da musste ich den Deutschlehrer vertreten, weil er nach Nairobi musste und am Donnerstag war dann Fit in Deutsch 1, für die Form 3 Schülerinnen. Es haben alle Schülerinnen das Examen bestanden und sie sind für ihre guten Briefe, die sie geschrieben haben, gelobt worden. Also hatte mein Üben doch Früchte getragen. Noch kurz am Rande, die Unterlagen für das German Cultural Festival sind gekommen, das ist wohl ein Fest, dass vom Goethe Institut (GI) veranstaltet wird und zu dem jede Klassenstufe einen Beitrag abliefern darf/kann. Es dürfen 20 Schülerinnen teilnehmen. Form 1 muss ein Lied singen (Alle Vögel sind schon da… das führte bei mir zu einem Ohrwurm…), Form 2 darf ein Gedicht vortragen, Form 3 einen Rap und Form 4 darf entweder Schneewittchen und die sieben Zwerge auf die Bühne bringen oder einen Sketch, der Steigerungsformen enthält. So hat jede Klasse eine Aufgabe und Cyrus und ich müssen dann die besten Schülerinnen auswählen, die dann nach Thika fahren dürfen. Ich darf natürlich auch mit.

So ich bin der Meinung das fast meine Woche recht gut zusammen, sollte jemand ausführlicher Informationen wollen, so wende er sich an Simon, meine Mama, oder an mich per Mail 😀

Liebste Grüße und auch euch ein schönes Wochenende und wie ich so mitbekommen habe ist der Frühling in Deutschland angekommen, also genießt die Sonne.

 

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Bitte beachten!

Liebste Leser meines Blogs,

ich möchte euch darauf aufmerksam machen, dass das was Ihr hier lesen könnt, meine eigenen subjektiven Eindrücke und Erfahrungen wiederspiegeln. Falls ich Verallgemeinerungen schreiben sollte, so seht mir dies nach. Ich kann keinen objektiven Tatsachenbericht liefern, da immer meine eigenen Emotionen, Erfahrungen und Wahrnehmungen meine Berichte beeinflussen.

Ich weise darauf hin, weil uns das beim Vorbereitungsseminar sehr ans Herz gelegt wurde, dass wir fair berichten sollen!

Also dann bis bald, wenn es wieder etwas spannendes zu berichten gibt.

Liebste Grüße, Julia.

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