Córdoba – Südamerika mal anders – November 2019

25. November 2019…
Die ganze letzte Woche über war ich auf Zwischenseminar in Argentinien mit den anderen peruanischen Freiwilligen. Verrückt, wie schnell die Zeit vergeht und es nächste Woche einfach schon Dezember ist. Apropos Dezember… die Peruaner fangen schon fleißig an, ihre Geschäfte und Wohnungen weihnachtlich zu dekorieren. Überall werden Plastiktannen verkauft, spanisches „Stille Nacht, heilige Nacht“ schallt durch die Lautsprecher und die Weihnachtskugeln gibt es in den buntesten Farben. Für mich alles etwas komisch, da ich nicht glaube bei durchgängig 25 Grad noch in Weihnachtsstimmung zu kommen. Aber das ist nicht schlimm, denn ich freue mich auch mal zu sehen, wie andere Kulturen Weihnachten feiern.

Jetzt aber wieder zurück zu Argentinien. Unser erstes Wochenende haben wir in Córdoba, einer Stadt ungefähr 8 Stunden westlich von Buenos Aires verbracht. Der Unterschied zu Peru war gigantisch und irgendwie hatte ich nicht damit gerechnet, dass sich südamerikanische Länder so stark voneinander unterscheiden können. Natürlich kann ich nicht für ganz Argentinien sprechen, sondern nur für die Städte, die ich selbst gesehen habe.
Der erste Kontrast war, dass alles direkt so viel grüner war als an der staubigen, sandigen Küste Perus. Überall Palmen, Wiesen und Bäume und ich habe gemerkt, wie ich es vermisst habe mal wieder etwas Grünes zu sehen. Córdoba war in meinen Augen ziemlich modern, ich habe mich teilweise so gefühlt wie auf den Straßen Barcelonas. Das lag wahrscheinlich unter anderem auch mit daran, dass die Leute viel größer, heller und europäischer aussahen als in Peru. Dort bin ich es nämlich mittlerweile gewöhnt angestarrt zu werden oder dass mir hinterhergepfiffen wird und Taxis neben mir immer langsamer werden. Somit tat es mir die Woche über wirklich gut nicht großartig aufzufallen.
Übrigens gab es in Córdoba nur die offiziellen, gelben Taxis mit einem richtigen Taxameter, wobei es in Peru mehr oder weniger nach dem Motto „Sobald du ein Auto besitzt, bist du ein Taxi“ geht.
Generell war es die Woche über ziemlich heiß, gut und gerne über 30 Grad, allerdings hat es auch 2 Tage lang durchgeschüttet. Wer mich kennt, der weiß, dass ich es liebe dem Regen zuzuhören und so war auch das eine willkommene Abwechslung, nachdem ich zuletzt Regen in Deutschland mitbekommen habe.
Innerhalb des ersten Wochenendes sind wir kreuz und quer, hoch und runter, von links nach rechts durch die ganze Stadt – und haben jeweils stolze 15 Kilometer pro Tag zurückgelegt. Wir haben unglaublich viele schöne Gebäude gesehen, Kathedralen und Parks. Die argentinischen Städte fallen durch viel mehr rote Backsteinhochhäuser auf als die Peruanischen, denn Hochhäuser sieht man dort eher selten.
Die ganze Atmosphäre der Stadt hat mich fasziniert und das Wochenende war wie ein kleiner Urlaub für mich. Denn das ganze Angestarrt-werden und Auffallen ist anstrengender als man vielleicht denkt.
Besonders gut an Córdoba hat mir sein Viertel „Güeme“ gefallen, ein sehr künstlerisches Viertel mit vielen kleinen und süßen Geschäften, Bars mit Dachterrasse und einem Straßenmarkt, auf dem allerlei Sachen verkauft wurden. Das einzige Problem hierbei war, dass wir kein Geld abheben konnten, da der argentinische Peso zurzeit ziemlich instabil ist und wir deshalb alles nur mit Visa-Karte zahlen konnten. Außerdem entspricht 1 Euro ungefähr 65-70 Pesos (je nachdem wie der tägliche Wechselkurs ist) und somit war ich einen Großteil der Zeit damit beschäftigt, die Währungen umzurechnen.
Die ersten Abende waren wir also immer in den Bars in Güeme und haben uns durch die Cocktails durchprobiert. Ganz bekannt für Córdoba ist anscheinend auch „Fernet Cola“, hat für mich wie eine Art aus Jägermeister mit Cola geschmeckt, leider nicht ganz so meins, aber dafür war der Mojito umso leckerer. Was in der vergangenen Woche auch keinesfalls fehlen durfte, waren „Medialunas“ und „Empanadas“. In Peru essen wir auch viel Empanadas, aber Medialunas sind mir hier noch nie über den Weg gelaufen. Das sind kleine, halbmondförmige Croissants mit einer Glasur und wir alle haben pro Tag bestimmt immer mindestens 4 dieser Medialunas gegessen, also auf jeden Fall eine Empfehlung die mal auszuprobieren!

Von Montag bis Freitag fand dann das Seminar in einem Ort ungefähr 2 Stunden von Córdoba entfernt statt, nämlich in Villa General Belgrano. Diese Kleinstadt wird vornehmlich von Nachkommen deutscher, österreichischer und schweizerischer Einwanderer bewohnt – unter anderem von Überlebenden des im Zweiten Weltkrieg vor Montevideo versenkten Kriegsschiffes Admiral Graf Spee. Somit gilt Villa General Belgrano als Enklave. Das war super interessant durch die Stadt zu laufen, da überall Schilder mit „Biergarten“ oder „Oktoberfest“ und bayrische Flaggen hingen. Einmal im Jahr findet dort ein Fest namens „la Fiesta de la Cerveza“ (Bierfest, also nachgemachtes Oktoberfest) statt. Innerhalb von 10 Tagen hat das Dorf 100 000 Besucher, eine Riesenzahl!

Innerhalb der fünf Tage Seminar haben wir uns sehr häufig mit unseren Privilegien beschäftigt, mit Postkolonialismus und uns über unsere Erfahrungen ausgetauscht. Es war schön zu hören, dass es vielen schonmal ähnlich erging und sie viele Situationen genauso auch schon erlebt hatten.
Am Donnerstag hat die gesamte Gruppe noch einen Ausflug nach „La Perla“ gemacht. Da die Geschichte von „La Perla“ hier zu lang wäre, habe ich einen Link, der alles nochmal genauer erklärt.

Argentinien und die Suche nach den verlorenen Enkelkindern der Militärdiktatur

Die letzte Woche war also total schön für mich und ich habe die Zeit sehr genossen. Meine Vorfreude auf die großen Sommerferien steigt mit jedem Tag mehr. Ich freue mich so aufs Reisen, neue Orte zu sehen und ganz besonders freue ich mich auf meine Familie, die über Weihnachten zu mir kommt. Jetzt geht es aber erstmals in den Endspurt, noch 4 Wochen Schule stehen an und ich werde es nochmal genießen, viel Zeit mit den Kindern zu verbringen.
Genießt die Weihnachtszeit, esst Lebkuchen und trinkt den ein oder anderen Glühwein für mich mit!
Hasta luego !

One thought on “Córdoba – Südamerika mal anders – November 2019

  1. Hola Miss Liony ?
    me encantan tus relatos. Las fotos son muy bonitas, aunque no reflejan seguramente lo bonito que es el pais.
    Cuídate mucho.
    Saludos
    Javi snappychatty ?

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