Heute musste ich schon um 10.30 Uhr in die Schule, da meine Gastschwester Musikschule hatte.
Da hieß es dann, ich soll eine 8.Klasse im Informatikraum beaufsichtigen. Die Lehrerin sei gerade in Deutschland und einen Ersatz gibt es nicht. Gesagt, getan, die Schüler_innen erledigten (mehr oder weniger) ihre Aufgaben, als plötzlich eine andere Schülerin in den Raum gestürmt kam, etwas auf Russisch brüllte und auf einmal alle aufsprangen und aus dem Klassenzimmer rannten. Ich habe natürlich nichts verstanden und bin auf das Mädchen zugegangen und habe sie gefragt, was passiert sei. Leider verstand sie kein Deutsch und konnte mir demnach nicht wirklich behilflich sein. Zwei Minuten später kamen alle wieder in den Raum und setzten sich auf ihre Plätze. Was das für eine Aktion war, habe ich bis heute nicht in Erfahrung bringen können.
Danach war ich kurz in der 3g, die Mathematik hatte. Zu Beginn der Stunde müssen immer alle aufstehen und dann wird zusammen die kasachische Nationalhymne gesungen. Während der Stunde habe ich der Deutschlehrerin der 4g im Vorbereitungsraum geholfen, ihre nächste Deutschstunde mit dem Thema „Streit und Vertragen“ vorzubereiten. Die Schüler_innen haben die Kurzgeschichte „Herr Böse und Herr Streit“ gelesen, eine sehr schöne, wenn auch für 10 jährige kasachische Schüler recht anspruchsvolle Geschichte, wie ich finde.
Im Anschluss daran hatte ich dann die angekündigte Vertretungsstunde mit der 7.Klasse meiner Ansprechpartnerin. So richtig wusste ich nicht, was ich machen sollte, also haben wir die Hausaufgaben verglichen und ein paar Aufgaben in ihrem Arbeitsbuch gelöst. Normalerweise ist die Klasse in 2 Gruppen geteilt (ca 12-13 Schüler pro Gruppe), da es, laut den Lehrern, sonst zu laut im Klassenzimmer werden würde. Ich hatte allerdings alle 25, die nicht einmal in den Raum passten, es waren zu wenig Tische vorhanden. Trotzdem haben die Schüler_innen die Situation gut gemeistert und zum größten Teil auch gut mitgemacht.
Danach habe ich, überraschenderweise, noch zwei andere siebte Klassen gehabt, die keinen Lehrer hatten. Man hat schon einen Unterschied zu der Klasse gemerkt, die erweiterten Deutschunterricht hat. Für die gleiche Aufgabe hat die „g“-Klasse 5 Minuten, die anderen Klassen 15 Minuten gebraucht. Die Schüler sind sehr diszipliniert, sie stehen grundsätzlich auf, wenn sie etwas sagen oder wenn jemand den Raum betritt und zum Gruß zu Beginn der Stunde stehen sie auch auf. Am Ende der Stunde verabschieden sie sich ganz höflich mit „Auf Wiedersehen!“. Außerdem sind sie sehr engagiert, was die Mitarbeit betrifft. Wenn jemand etwas weiß, meldet er sich oftmals nicht nur, sondern kommentiert seine Wortmeldung noch mit Sätzen wie „Darf ich“ oder „Ich weiß es“, gefolgt von Schnipsen oder Stampfen mit dem Fuß, um auch ja die korrekte Antwort geben zu dürfen. Schüler, die vor den anderen fertig werden, kündigen dies auch grundsätzlich an und am Ende der Stunde fragen alle nach Hausaufgaben – darin unterscheiden sich wohl die Schüler sehr von denen in Deutschland 😉
Zu guter Letzt war ich noch einmal in der 5g, die ihren gestrigen Test wiederbekommen hat und dann noch eine kleine Aufgabe im Arbeitsbuch lösen musste.
Ein paar russische Wörter habe ich schon von meiner Gastschwester gelernt, ich freue mich schon sehr auf meinen Sprachkurs in Astana. Dorthin werde ich vermutlich am 2. oder 3.10. fahren, je nach dem, wann noch ein Platz im Zug frei ist. Am Samstag werden mir die Mädchen aus der 11. Almaty zeigen und am Sonntag findet von 14 bis 18 Uhr ein „Café Europa“ statt. Dort präsentieren sich die meisten europäischen Länder mit einem Stand, Deutschland ist dort auch immer gut vertreten und ich wurde dazu eingeladen, diesen Stand mit zu betreuen. Morgen ist erstmal von 14 bis 18.15 Uhr Schule, am Samstag muss ich hier netterweise nicht arbeiten, obwohl die Schüler und Lehrer in die Schule müssen.
Ihr seht, ich habe hier also gut zu tun.
Bis demnächst
Laura